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Klaus Lutz: Scannerkassen – Einkaufen 2.0

    Zur Person

    Zugegeben, ich bin im Herzen ein Leistungssportler. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die am Sonntagmorgen mal eine gemütliche Runde im Park joggen. Wenn ich die Joggingschuhe schnüre, ist auch immer die Uhr am Handgelenk, die mir Pulsfrequenz sowie Durchschnittstempo anzeigt und piept, wenn ich von meinem einprogrammierten Trainingsplan abweiche. Auch wenn ich mit meinem zweijährigen Sohn und seinem Laufrad zum Spielplatz unterwegs war, musste ich mich sehr zurückhalten, nicht jede Fahrt zu einem Wettrennen mit anschließender Siegerehrung im Sandkasten zu machen. Nun, da ich in die Jahre gekommen bin und meine Zeit als Fußballer und Marathonläufer der Vergangenheit angehört, gilt es, altersgerechte Herausforderungen zu suchen. Eine neue Challenge muss her.

    Viele Sportmedizinerinnen und -mediziner raten, man solle sportliche Aktivitäten in den Alltag einbinden, weil man dann am zuverlässigsten zu seinen Trainingseinheiten komme. Alltagskompa­tibilität ist bei mir zu 100 Prozent gegeben, wenn es wieder einmal heißt: Ich gegen die Scannerkasse.Die ersten Scannerkassen in den Supermärkten waren noch ziemlich träge bei der Erfassung des Strichcodes – ein mehrmaliges Ziehen über die Glasscheibe war erforderlich, bis das erlösende Piepen ertönte. Oft mussten die Kassenkräfte nach mehreren Fehlversuchen den Zahlencode mit der Hand eintippen. Währenddessen hatte man genügend Zeit, die Waren auf das Band zu ­legen, mit der Kassenschlangennachbarin oder dem -nachbarn zu quatschen und die Waren vor dem Bezahlen in den Einkaufswagen zurückzu­legen, Geldbeutel oder Kreditkarte zum Zahlen herauszunehmen und vielleicht auch noch das nötige Kleingeld zu suchen.

    Diese Zeiten sind vorbei. Die neuen Hochgeschwindigkeitsscanner machen kaum noch Fehler. Die Kassenkräfte sind dermaßen versiert, dass sie ohne hinzusehen wissen, wo sich das Etikett zum Scannen befindet; manche beherrschen sogar das beidhändige Scannen! Also gilt es, als Sieger beim Wettscannen hervorzugehen. Die Regeln sind einfach: Sobald die Kassenkraft den ersten Artikel in die Hand nimmt, ist die Einkaufsware im leeren Einkaufswagen oder der ökologisch korrekten Mehrwegtasche zu versenken. Für einen Sieg darf sich nach dem letzten Scanvorgang kein Artikel mehr außerhalb des Wagens befinden. Nach anfänglichen Niederlagen wurde meine Technik immer ausgefeilter: Ware in der späteren Einpack-Reihenfolge auf das Band legen; die Strichcodes möglichst ungünstig platzieren, große Abstände zwischen den Waren lassen. Aber es nützte nichts. Wenn man am Samstag auf die absoluten Scan-Profis trifft – oft studentische Aushilfskräfte zwischen 20 und 25 Jahren, die wahrscheinlich auch versierte Computerspielende sind –, ist man meist zweiter Sieger.

    Ich werde deshalb jetzt zu den Selbstscankassen wechseln. Hier kann ich wieder mein eigenes Tempo finden und als technischer Berater für Ungeübte agieren, praktisch ehrenamtlich als Medienpädagoge arbeiten. Aber es ist schon wieder eine neue Herausforderung in Sicht. Wie einst die erste Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth gefahren ist, nimmt wieder eine technische Innovation in Fürth ihren Anfang. Pepper ist da! Ein Einkaufsroboter, der die Kundschaft beraten soll, wo zum Beispiel bestimmte Waren zu finden sind. Wo andere das persönliche Erlebnis beim Einkaufen im Hofladen vorziehen, suche ich meine Herausforderungen doch lieber in der digitalen Welt. Nächste Woche werde ich Pepper besuchen. Bin gespannt, ob der Kerl bereit ist, sich einem Wettkampf um den schnellsten Weg zu den Posten meiner Einkaufsliste zu stellen. ­Einkaufen 4.0 – ich komme.

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    Kathrin Demmler | Prof. Dr. Bernd Schorb
    JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

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