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Anika Bonitz: The Help

Eine liebenswerte Geschichte über Courage, Ausgrenzung und Freundschaft

The Help erzählt die Geschichte von Eugenia ‚Skeeter‘ Phelan, die es sich in den Kopf setzt, die afroamerikanischen Dienstmädchen in den USA zu interviewen und ihre Unterdrückung damit öffentlich zu machen. Sie kündigt damit nicht nur ihre Freundschaften aus Kindertagen auf, sondern erntet auch auf Seiten der Hausmädchen Skepsis. Jackson, Mississippi Anfang der 60er Jahre: Die Frauen der Oberschicht tragen bunte Haarbänder und Perückenfrisuren, sie haben das Sagen im Haus und dienen der Dekoration an der Seite ihrer Männer. Sie verbringen ihren Tag mit Kartenspielen, Klatsch und Tratsch und der Organisation des Haushalts, zu der ihnen das persönliche Hausmädchen den Tee reicht.

Change begins with a whisper

In diese Welt kehrt Skeeter (Emma Stone) nach ihrem Abschluss an der Ole Miss University zurück, unverheiratet, idealistisch und unkonventionell. Während ihre Mutter, gespielt von Allison Janney, nichts anderes im Kopf hat, als ihre Tochter hübsch zu kleiden und zu frisieren, um sie endlich unter die Haube zu bringen, träumt Skeeter davon, Journalistin oder Schriftstellerin zu werden. Sie gehört zu den Menschen, die um die Anerkennung ihrer Überzeugungen kämpfen, frei heraus, den Konventionen der spießbürgerlichen Oberschicht will sie sich nicht anpassen. Damit wird sie schnell zu einer unabhängigen Außenseiterin. Doch voll gesunder Naivität spricht Skeeter ohne eine gute, vorweisbare Referenz bei einer Zeitung vor. Gleichzeitig erfährt sie vom mysteriösen Verschwinden des Hausmädchens der Familie. Dies ist ein Schicksalsschlag für Skeeter, die liebevoll von ihr großgezogen wurde. Das Erlebnis bewegt sie dazu, afroamerikanische Dienstmädchen über ihre erniedrigende Lebenssituation zu interviewen.

Dafür erntet sie keineswegs Anerkennung. „Wenn ich mitmache, kann ich mein Haus auch gleich selber anzünden“, klärt Aibileen (Viola Davis), eines der Hausmädchen, sie auf. Sie ist selber vom Leben hart gelehrt worden. Doch gewissenhaft und liebevoll zieht auch sie die kleinen Kinder der ‚erwachsenen Kinder‘ groß und sie brät die besten Hühnchen für die Herrschaft. Hier existieren zwei Welten nebeneinander, zwischen denen Skeeter steht. Die schicken und hysterischen Püppchen auf der einen Seite und die rechtlosen und doch lebensbejahenden, schwarzen Dienstmädchen auf der anderen Seite. Sie zollen den Hausherrinnen trotz allem stummen Gehorsam. Hilly Holbrook (Bryce Dallas Howard) hat das Sagen in der eingeschworenen Frauenclique des Ortes. Sie ist wie Skeeter ein Mensch, der unerschütterlich in seinen Überzeugungen ist. Sie versteht es andere mitzureißen. Sie hat jedoch nie etwas anderes gelernt, als dass Schwarze zur dienenden, schmutzigen Klasse gehören. So wird sie zu einer vielschichtigen Gegenspielerin für Skeeter, die fürchten muss, dass ihre Arbeit an dem Buch, das die Lebenslage der Hausmädchen öffentlich macht, entdeckt wird. Die diskriminierende Denkweise von Hilly spiegelt wider, wie die gesellschaftlich anerkannten Überzeugungen in den Köpfen der Menschen funktionierten. Maßnahmen, wie das Einrichten einer gesonderten Außentoilette für die Dienstmädchen als hygienische Notwendigkeit, klingen für Hilly nicht mehr absurd Es ist undenkbar, ein ungehorsames Dienstmädchen im Haushalt zu beschäftigen, ohne dabei selber sein Gesicht in der Gemeinde zu verlieren.

Be Courageous. Share Your Story

Über den Gerechtigkeitskampf Martin Luther Kings, den Marsch auf Washington und die Freedom Riders haben uns die Geschichtsbücher unterrichtet, doch die Menschlichkeit, die darin steckt, einem Irrglauben zu folgen, der von der großen, unbekannten Gesellschaft bis in die eigene Familie hinein anerkannt ist, haben sie uns nicht erklärt. Der Film ist ein anrührender Ausgangspunkt, um über Rassendiskriminierung, amerikanische Geschichte, Freundschaft und Mut oder gesellschaftliche Denkmuster nachzudenken. Die erfolgreiche literarische Vorlage von Kathryn Stockett und das Thema selber können auch zu eigenen, mutigen Geschichten inspirieren. Es ist jedoch empfehlenswert, jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauern die Umstände der damaligen Zeit schon im Vorhinein bewusst zu machen. Damit werden sie für geschichtliche Anspielungen und die Lage der Hausmädchen sensibilisiert.

Ein berührender Film zum Nachdenken und Schmunzeln

Regisseur Tate Taylor hat sich mit spürbarer Begeisterung der literarischen Vorlage Gute Geister von Kathryn Stockett angenommen. Dafür musste die über 400 Seiten lange Bestsellervorlage einige Kürzungen ertragen. Mit der charakterstarken Darstellung und der Liebe zum Detail geht die charmant erzählte Geschichte jedoch keineswegs verloren. Die besondere, exzentrische Eigenart der Bewohner, die Kulisse der authentischen Drehorte und nicht zuletzt auch die mit besonderer Sorgfalt hergerichteten Originalspeisen, erwecken die Geschichte auch auf der Leinwand zu einem kurzweiligen Filmerlebnis. In Deutschland wird der Film ab dem 8. Dezember 2011 in den Kinos gezeigt. Am Ende, so viel sei verraten, lässt die gewissenhafte Aibileen ihre berühmten, gebratenen Hühnchen doch anbrennen.

The Help (2011)
USA
Regie: Tate Taylor
Darsteller: Emma Stone, Viola Davis
FSK: noch nicht geprüftDreamworkswww.thehelp-film.de


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