Zum Hauptinhalt springen

Cornelia Pläsken: Rechtsextremismus online

Im August wurde der Bericht Rechtsextremismus online – beobachten und effektiv bekämpfen von jugendschutz.net veröffentlicht, der sich mit Ergebnisse von Recherchen sowie Maßnahmen aus dem Jahr 2013 beschäftigt. Es zeigte sich, dass das Social Web für Rechtsextremisten mittlerweile das wichtigste Mittel zur Ansprache von Jugendlichen ist. Circa 70 Prozent der entdeckten Webangebote sind darin vertreten. Verschiedene Akteurinnen und Akteure sind dort auffindbar. Diese nutzen immer öfter auch mobile Angebote, um Kinder und Jugendliche zu ködern. Problematisch ist die große Reichweite der Propaganda, die mithilfe von Teilen und Liken erreicht wird. Die Mehrzahl der rechtsextremen Websites (58 %) läuft über inländische Server. Dagegen wurden 93 Prozent der Social-Web-Beiträge aus dem Ausland geschaltet. Im Vergleich zu 2010 (20 Sender) wurden 2013 nur noch zehn Online-Radiosender registriert.

Das zentrale Radioportal hat es allerdings geschafft, eine feste Stellung einzunehmen und sein Angebot durch Videopodcasts noch zu erweitern. Die Formen der Beeinflussung und die angesprochenen Themen sind weitreichend. Mithilfe von grausamen Darstellungen soll beispielsweise die Angst vor Muslimen verstärkt werden. Innerhalb von Gewaltvideos wird durch martialische Darstellungen die Hetzjagd gegen Homosexuelle geschürt. Mittlerweile hat die rechtsextreme Szene auch das Guerillamarketing für sich entdeckt. Twitter-Einträge mit rassistischen Hintergründen werden mit Hashtags versehen, die eigentlich aus Anti-Rassismus Kampagnen stammen. QR-Codes werden ebenfalls missbraucht, indem die Codes auf großen Plakaten von Hollywoodfilmen mit eigenen Codes überklebt werden, um so Filminteressierte manipulativ auf rechtsextreme Seiten zu locken.

Ein häufiges Erkennungsmerkmal von rechtsextremen Kampagnen ist zum Beispiel das Krümelmonster. Es wurde von der Szene zweckentfremdet und findet in diversen Aktionen Anwendung, weil es einen gewissen Spaßfaktor innehat, verharmlosend wirkt und von den meisten Jugendlichen wiedererkannt wird. Bei Betrachtung der Verstöße zeigt sich, dass 2013 mit 1.842 Fällen ein neuer Rekord an dokumentierten Jugendschutzverstößen erreicht wurde. Besonders die Zahl der strafbaren Beiträge im Social Web ist von 1.170 im Vorjahr auf 1.460 weiter angestiegen. 78 Prozent der unzulässigen Inhalte werden über ausländische Server ins Internet gestellt. Bezüglich des Social Web wurden noch höhere Werte erzielt: 97 Prozent der dort verbreiteten jugendgefährdenden und strafbaren Beiträge hatten ihren Ursprung im Ausland. In 66 Prozent der Verstöße konnten ansatzweise Löschaktivitäten festgestellt werden. Für die endgültige Löschung von Inhalten war der direkte Kontakt zu den Anbietern in 94 Prozent der Fälle am erfolgversprechendsten. Nur bei russischen Diensten (z. B. VK, Rutube) gibt es eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten, da bisher nur bei extrem gewalthaltigen Darstellungen vereinzelte Löschungen vorgenommen wurden.

Auch zukünftig ist ein großer Bedarf an Wissen bezüglich Rechtsextremismus online vorhanden. Es werden weitere präventive Konzepte für die schulische und außerschulische Arbeit benötigt. Die Rekrutierungsmöglichkeiten im Internet sind vielfältig und fortwährend ein Problem. Deshalb ist es notwendig, dass besonders die Userinnen und User des Social Web bezüglich der Auseinandersetzung mit rechtsextremen Inhalten gestärkt und sensibilisiert werden.

www.hass-im-netz.info


Zurück