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Das Handy – Faszination und Fluch

Günter Burkart (2007). Handymania. Wie das Mobiltelefon unser Leben verändert hat. Frankfurt/Main: Campus Verlag GmbH. 224 S., 24,90 €

Petra Grimm/Stefanie Rhein (2007). Slapping, Bullying, Snuffing! Zur Problematik von gewalthaltigen und pornografischen Videoclips auf Mobiltelefonen von Jugendlichen. Berlin: VISTAS Verlag GmbH. 223 S., 17 €Thilo von Pape (2008).

Aneignung neuer Kommunikationstechnologienin sozialen Netzwerken. Am Beispiel des Mobiltelefons unter Jugendlichen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 305 S., 39,95 €

Das Handy ist sozusagen nicht nur ‚das‘ Aushängeschild unserer Gesellschaft, sondern auch ein wichtiger Teil der heutigen Jugendkultur. Es ist nicht nur das am weitesten verbreitete Kommunikationsinstrument, sondern eben auch Prestigeobjekt und ein ‚Muss‘ auf dem Schulhof, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Fußgängerzone. Denn mal im Ernst, muss nicht jeder von uns wichtige Anrufe von unterwegs erledigen, die nicht warten können, bis man zuhause oder am Arbeitsplatz angekommen ist? Wie das Mobiltelefon Einzug in unser Leben gefunden hat und dieses beeinflusst, steht im Mittelpunkt des Buches Handymania.

Wie das Mobiltelefon unser Leben verändert hat des Soziologen Günter Burkart. Der Autor erläutert in vier Hauptteilen die Bedürfnisse unserer modernen Gesellschaft und definiert den kulturellen Stellenwert und die Einflüsse des Gerätes auf Individuen, unsere sozialen Beziehungen und die Gesellschaft. Nach einer kultursoziologischen Sichtweise von Technik und den Auswirkungen der Handynutzung auf soziale Beziehungen, Störungen der Kommunikation und Kontrollmöglichkeiten, sollen die Funktionen des Handys und letztendlich die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die gesellschaftliche Entwicklung gerichtet werden.Burkart geht der Frage nach, ob das Mobiltelefon ein postmodernes Kulturobjekt ist, und wagt einen Blick in die Zukunft. Das Handy entwickelt sich fortwährend weiter und ermöglicht immer weitere Nutzungsmöglichkeiten – sei es durch das Aufnehmen und Versenden von Bildern, das Speichern von Dateien oder das Herunterladen von Inhalten aus dem Internet um nur einige der wichtigen Innovationen der letzten Jahre zu nennen.Thilo von Pape beschäftigt sich in seinem Buch Aneignung neuer Kommunikationstechnologien in sozialen Netzwerken. Am Beispiel des Mobiltelefons unter Jugendlichen mit den Innovationen des Mobiltelefons und legt dabei den Schwerpunkt auf jugendliche Nutzerinnen und Nutzer, denn die Wirtschaft hat klar erkannt, dass Jugendliche eine hohe Marktmacht besitzen. Nach einer Einführung in das Nutzungsverhalten Heranwachsender, folgt eine Vorstellung relevanter Theorien. Der Autor zieht Ansätze der Diffusionstheorie und der Mediennutzungsforschung heran.

Die im Buch vorgestellte Studie soll zu einem besseren Verständnis der Innovationsentwicklungen nach dem Verlassen des Entwicklungslabors dienen. Papes Erkenntnisinteresse liegt in der Frage, in welcher Form der persönliche Kontakt innerhalb sozialer Netzwerke den Prozess, in dem sich Nutzerinnen und Nutzer neue Kommunikationstechnologien aneignen, prägt. Die Studie kommt zu interessanten Ergebnissen, die Raum für neue Forschung bieten und lohnen, einen Blick in die Veröffentlichung zu werfen. Innovationen, wie beispielsweise eine Konvergenz von Mobiltelefon und Computer bei den heutigen Smartphones entwickeln nicht nur Potenziale. Die schnelle Verbreitung und auch Aneignung von Innovationen bei Jugendlichen, erhöht auch das Gefahrenpotenzial für Kinder und Jugendliche rasant. So sind Schlagwörter wie Happy-Slapping und Bullying nicht mehr nur unter Medienpädagoginnen und Medienpädagogen bekannt, sondern auch ein gesellschaftlich relevantes Thema. Denn durch die ständige Nutzung des Gerätes durch Heranwachsende erhöht sich folglich die Gefahr, dass dieses auch als Vermittlungs- und Empfangsplattform für unerwünschte aber auch jugendgefährdende Inhalte herhalten muss.

Auf diesen Themenkomplex geht die Studie Slapping, Bullying, Snuffing! Zur Problematik von gewalthaltigen und pornografischen Videoclips auf Mobiltelefonen von Jugendlichen von Petra Grimm und Stefanie Rhein ein, die als erster Band in der Schriftenreihe der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein erschienen ist. Die qualitative und quantitative Untersuchung widmet sich der unterschiedlich motivierten Erstellung, Verbreitung, Nutzung und den Auswirkungen von gewalthaltigen und pornografischen Inhalten auf Handys von Jugendlichen. Das Buch bietet einen guten Überblick in die verschiedenen Arten und Verbreitungswege von gewalthaltigen Inhalten und erörtert auch die rechtliche Problemlage und Handlungsoptionen der Gesetzgeber. Den spannenden Ergebnissen folgen hilfreiche pädagogische Anregungen für den Praxisalltag.Diese kleine Auswahl an Literatur zeigt, dass das Medium Handy den Weg in die Forschung gefunden hat. Durch die Konvergenz der Medien und dem Handy als Teil der Jugendkultur darf der Stellenwert von Mobiltelefonen in der medienpädagogischen Debatte nicht unterschätzt werden.Daniela Hilkert


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