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Ebert, Michael/Abend, Sandra (2014). Fotografieren für Kinder. Kinder entdecken die Welt der Fotografie und wie man die Welt fotografiert. 2., erweiterte Auflage. Heidelberg: dpunkt. 192 S., 24,90 €.

Die Welt der Fotografie und wie man die Welt fotografiert

Auch wenn der Titel Fotografieren für Kinder eher danach klingt, als ginge es um Tipps dafür, wie man tolle Fotos FÜR Kinder macht, entpuppt sich das Buch beim Lesen doch als etwas anderes: nämlich als ein übersichtliches, gut strukturiertes und informatives Buch für Kinder, die Interesse am Thema Fotografie haben und sich kreativ austoben wollen. Eine Altersempfehlung gibt es nicht. Wegen der Fülle der Informationen ist es aber doch eher erst ab neun oder zehn Jahren geeignet, es sei denn, Eltern und Kinder lesen gemeinsam. Der Inhalt ist solide aufgebaut, bietet wenige inhaltliche Überraschungen, dafür aber viele handfeste Tipps zum Fotografieren sowie viele Bildinspirationen durch abgedruckte Fotos, die zum großen Teil von der Autorin und dem Autor kommen. Fotos, die auch von Kindern gemacht wurden, wären hier wünschenswert gewesen, zumal es ja mittlerweile viele Wettbewerbe und Veröffentlichungsformen gibt, die einen legitimen Zugriff auf tolle Fotos von Kindern ermöglichen.Sandra Abend und Michael Ebert liefern viele Ideen, was man mit einer Fotokamera machen kann, wie man sie einsetzt und wohin man sie überall mitnehmen kann. Dabei lassen sie den Kindern viel Freiheit und geben möglichst wenig vor. So zum Beispiel durch den Tipp, sich nicht zu leicht beeinflussen zu lassen, sondern einfach zu fotografieren, was einem wichtig ist und gefällt. Oder durch die Idee, das Motiv in Farbe und in Schwarz-Weiß zu fotografieren und dann zu entscheiden, was sich besser eignet.

Ein Einblick in die Geschichte der Fotografie wird auch kurz und übersichtlich geliefert, auch wenn die Idee, ein Fotoshooting frei nach Lewis Hine zu gestalten, etwas eigenartig anmutet. Der Lehrer und Sozialarbeiter hatte Anfang des 20. Jahrhunderts in Fabriken arbeitende Kinder fotografiert, die daraus resultierend körperliche und seelische Leiden entwickelten. Die Idee, dass Kinder sich heute genauso verkleiden in alten Fabriken posieren sollen, mag einen Hintergrund haben, der jedoch beim Lesen unklar bleibt. Geeignet wäre hier der Bezug gewesen, dass Fotografie ein Medium ist, mit dem man auf soziale Missstände aufmerksam machen kann, aber nicht, indem man Szenen von vor einhundert Jahren nachstellt, sondern indem man sich selbst auf die Suche danach begibt oder eigene Unzufriedenheit fotografisch festhält.

Schließlich mündet Fotografieren für Kinder in Speicher- und Veröffentlichungsmöglichkeiten für Fotos. Hier werden Internetseiten wie Facebook und Flickr vorgestellt, die definitiv noch nicht für die Zielgruppe des Buches geeignet sind, auch wenn das Autorenteam darauf aufmerksam macht, dass sich nicht alles für die Veröffentlichung auf diesen Seiten eignet. Ebenso fehlt der heute so wichtige Hinweis auf das Recht am eigenen Bild an vielen Stellen des Buches, an denen immer wieder dazu angeregt wird, andere Menschen zu fotografieren. Alles in allem eine durchaus empfehlenswerte Publikation für fotobegeisterte Kinder, dem aber leider einige medienpädagogische Informationen fehlen, die zum Thema Fotografie einfach dazugehören. Vielleicht liefert diese eine dritte, erweiterte und überarbeitete Auflage.


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