Elisabeth Jäcklein-Kreis: stichwort Live-Streaming-Apps
Echt, echter, Live-Streaming. Wem Scripted Reality-Formate zu fiktiv sind und Facebook zu dezent ist, für den gibt es nun Hoffnung: Per Live-Streaming-App lässt sich das Leben der Anderen nicht nur in Text und Bild, sondern live und in Farbe beobachten. Die Smartphone-Kamera macht’s möglich, die beste Freundin oder den liebsten Feind, den begehrtesten Star oder die gelangweilte Nachbarin live zu begleiten, auf Schritt und Tritt. Viel braucht es dazu nicht: Man nehme ein Smartphone, installiere eine Live-Streaming-App wie Meerkat (der Vorreiter) oder Periscope (aus dem Hause Twitter) und los geht die Show. Senden kann dabei jede und jeder, es genügen eine aktivierte Kamera und ein kurzer Einleitungstext, schon wird das eigene Leben zur Reality-Show.
Noch einfacher hat es nur das Publikum: Einfach die App öffnen und kucken, wer so sendet. Über eine Synchronisation der Twitter-Kontakte kann man so alten Bekannten ins Wohnzimmer schauen oder aber nach berühmten, spannenden oder sonst interessanten Streams suchen. Bietet eine Live-Streamerin bzw. ein -Streamer nicht die gewünschte Aktion, kann sie bzw. er per Kommentar oder Chat angesprochen werden – etwa wenn der Bildausschnitt nicht zufriedenstellen wirkt. Ein Traum für Unzertrennliche oder Unersättliche, Stalker und Helikopter-Eltern – oder doch nur die ernüchternde Erkenntnis, dass anderer Leute Alltag auch kein Dauer-Adrenalin-Schock ist? Der Blick in die Periscope-Kanäle jedenfalls fördert deutlich mehr ‚Chillin‘ on the Couch‘-Streams als ‚Skydiving over the Niagara-Falls‘.
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