Elisabeth Jäcklein-Kreis: stichwort OER
Bildung für alle – frei, gleich, kostenlos. So oder so ähnlich ließe sich die Vision vielleicht zusammenfassen, die hinter dem Phänomen OER, Open Educational Ressources, steht. Wissen, Informationen, (Lern-)Materialien sollen – wenn es nach OER-Befürworterinnen und -Befürwortern geht– jederzeit und für jedermann frei zugänglich sein, sowohl in der Nutzung als auch in der Weiter-Bearbeitung. Konkret bedeutet das: Literatur, Veröffentlichungen, Unterrichtsmaterialien, aber auch Bilder, Filme, Arbeitsmaterialien sollen nicht exklusiv über Verlage oder Distributoren angeboten und nur an Kaufwillige weitergegeben werden, sondern im besten Fall im Internet auffindbar sein, mit einer freien (Creative Commons-)Lizenz versehen sein und von dort aus nach Lust und Laune verbreitet und bearbeitet werden können. Von Fachkräften, von Lehrkräften, aber auch von Lernenden selbst.
So soll Lernen flexibler und individueller gestaltet werden können, so soll befördert werden, dass aktuelle Lernmaterialien auch einen Weg in die Schulen (und freien Bildungsangebote) finden und Pädagoginnen und Pädagogen nicht vor zu hohen Kosten zurückschrecken – und so sollen Fachkräfte motiviert werden, selbst Bildungsmaterialien zu schaffen und zur Verfügung zu stellen, um einen großen und immer wachsenden Pool qualitativ hochwertiger Angebote zu gestalten. Das zumindest wünschen sich die Befürworterinnen und Befürworter, etwa die UNESCO. Auf der anderen Seite stehen natürlich die Befürchtungen, dass Autorinnen und Autoren der Materialien nicht mehr von ihrer Arbeit leben können, wenn alles zum ‚Allgemeingut‘ erklärt wird.
Dass Fachkräfte gar nicht die Zeit haben, OER-Portale im großen Stil zu befüllen – weder in Schulen, wo Stundenpläne die Tage takten, noch in der freien Pädagogik, wo die Finanzierung traditionell kein Selbstläufer ist. Dass eine zu große Freiheit in der Gestaltung auch die Fehlerwahrscheinlichkeit erhöht. Bislang ist der Pool an Materialien (und Vertreterinnen und Vertretern) in Deutschland eher überschaubar; unter OERcommons.com etwa lässt sich suchen, was es bisher zu finden gibt. Doch die Bewegung wächst – und gerade für Akteurinnen und Akteure der (informellen) Medienpädagogik bleibt es spannend, wie sich dieses Thema in Zukunft entwickelt – sowohl in Hinblick auf die Nutzung, als auch auf die Erstellung von Bildungsmaterialien.
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