Gapski, Harald (Hrsg.) (2015). Big Data und Medienbildung. Zwischen Kontrollverlust, Selbstverteidigung und Souveränität in der digitalen Welt. Schriftenreihe zur digitalen Gesellschaft NRW, Band 3. München: kopaed. 139 S., 14,80 €.
In nur einer Minute werden heutzutage über 200 Millionen E-Mails verschickt, es gibt wesentlich mehr internetfähige Geräte als Menschen auf der Welt und alle zwei Jahre verdoppelt sich das digitale Datenvolumen. Das Phänomen ‚Big Data‘ ist längst keine Neuheit mehr, dennoch bringt es immer neue gesellschaftliche Herausforderungen mit sich. Für das Bildungswesen zählen derzeit ‚Learning Analytics‘ zu den Zukunftsmöglichkeiten, die Entscheidungsprozesse über den Einsatz von Ressourcen und Lernangeboten erleichtern oder Lernprozesse prognostizieren und personalisieren können. Wie der Untertitel ‚Zwischen Kontrollverlust, Selbstverteidigung und Souveränität‘ des Herausgeberwerks Big Data und Medienbildung bereits suggeriert, muss der Big Data-Trend allerdings auch ethisch hinterfragt werden. Warum sich Medienpädagogik mit Big Data Analytics befassen sollte wird eingangs umfassend beantwortet und durch erste Handlungsempfehlungen ergänzt. Anschließend geht es um mögliche Konsequenzen für die erziehungswissenschaftliche Medienforschung und -praxis.
Wie Medienkompetenzförderung in einer Welt mit Big Data angepasst werden sollte, wird diskutiert, bevor anhand einer medienhistorischen Einordnung spezifische pädagogische Herausforderungen in den Blick genommen werden. In den darauf folgenden Kapiteln werden ethische Fragen behandelt und für personale Autonomie, eine Ethik für Algorithmen und eine Aufklärung über Datenschutz plädiert. Das Sammelwerk schließt mit Arbeitsmaterialien für die medienpädagogische Praxis ab: darunter beispielweise eine „medienethische Roadmap“ für Schülerinnen und Schüler oder das Planspiel „Start-up in Datarryn“. Von der Frage, ob eine Auseinandersetzung mit Big Data überhaupt relevant ist, über konkrete Phänomene und ethische Bedenken bis hin zu medienpädagogischen Materialien: Das Herausgeberwerk beleuchtet verschiedene Perspektiven des gesellschaftlichen Phänomens und wird dadurch dessen Komplexität gerecht. Es eignet sich vor allem für Akteurinnen und Akteure der Medienbildung und -pädagogik, die nicht nur nach Praxisempfehlungen suchen, sondern sich in erster Linie für eine wissenschaftliche Aufbereitung des Themenkomplexes interessieren.
Zurück