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Gojny, Tanja/Kürzinger, Kathrin S./ Schwarz, Susanne (2016). Selfie – I like it. Anthropologische und ethische Implikationen digitaler Selbstinszenierung. Stuttgart: Kohlhammer. 224 S., 32,00 €.

Eher Anhängerin bzw. Anhänger oder doch Gegnerin bzw. Gegner? Vielleicht sogar Selbstinszenierungskünstlerin bzw. -künstler oder lieber doch traditionelle Lichtbildlieb haberin bzw. Lichtbildliebhaber? Das Phänomen Selfie polarisiert und spaltet die Meinungen der Gesellschaft. Innerhalb kürzester Zeit haben es die digitalen Selbstportraits weltweit zum Massenphänomen geschafft.

Die Publikation Selfie – I like it nimmt das Phänomen etwas genauer unter die Lupe und diskutiert aus phänomenologischer, ethischer, medienwissenschaftlicher und religionspädagogischer Perspektive Themen wie Identität, Narzissmus oder ethische Urteilsfindung. So wird erläutert, dass die Allgegenwärtigkeit der Selfies die Grundfrage nach Identitätsbildung auf eine ganz neue Weise stellt. Betroffen sind dabei auch die Kommunikation und die Beziehungsaushandlung unter Heranwachsenden. So können die digitalen Selbstportraits als ein entscheidendes Element der visuellen Kommunikation sowie Aushandlungsprozesse unter Jugendlichen gesehen werden – und eignen sich gut als Zugang zu ihrer Lebenswelt. Das Werk ist in drei Teile aufgeteilt. Das erste Kapitel bietet einen umfassenden Forschungsüberblick und behandelt die Thesenentwicklungen, auf denen das Werk grundsätzlich basiert. Im zweiten Kapitel wird das Massenphänomen aus medienwissenschaftlicher, bildund ritualtheoretischer, ethischer sowie empirischer Perspektive erklärt. Das letzte Kapitel erkundet unterschiedliche thematische Aspekte von Selfies aus der Religionspädagogik.

Das Sprachniveau von Selfie – I like it ist teilweise sehr gehoben, bedient sich neben Fachbegriffen auch einigen Fremdwörtern und erfordert somit ein fundiertes fächerübergreifendes Fachwissen. Der leicht inflationäre Gebrauch von Fußnoten, die hin und wieder eine halbe Seite beanspruchen, erschwert gelegentlich den Lesefluss. Das Buch ist dennoch für medienpädagogische Fachkräfte und Interessierte in der Forschung wie auch in der Praxis eine Bereicherung. So kann Jugendlichen ein richtiger Umgang mit Selbstinszenierungsmitteln vermittelt werden. mt


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