Graphic Novels (2015). kjl&m, 67 (3), 96 S., 11€
Graphic Novels stellen ein beliebtes Format in der aktuellen Literaturszene dar: Sie erhalten jüngst nicht nur verstärkt mediale Aufmerksamkeit, sondern stehen auch vermehrt im Fokus der Wissenschaft. Im allgemeinen Verständnis werden darunter Comichefte zusammengefasst, die sich an ein erwachsenes Lesepublikum richten und einen scheinbar höheren thematischen sowie narrativen Anspruch als konventionelle Comics aufweisen. Was jedoch im Detail hinter der Begrifflichkeit Graphic Novel steckt, erläutert die Ausgabe Graphic Novels der Zeitschrift kjl&m, herausgegebenen von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM): Eine Vielzahl an interdisziplinären Fachartikeln setzt sich darin mit den literarischen und ästhetischen Merkmalen von Graphic Novels auseinander. Der Beitrag von Bernd Dolle-Weinkauff leitet mit einer definitorischen Abgrenzung und grundlegenden Terminologien in das Thema ein und arbeitet literarische und künstlerische Tendenzen der Graphic Novels mittels verschiedener Beispiele heraus. So nimmt er eine Verortung der Graphic Novel anhand einzelner Kriterien vor und befreit diese von ihrem Ruf einer inhaltslosen Begriffsneuschöpfung.
Andreas Seidler befasst sich mit literarischen Texten und deren Adaption als Graphic Novel. Am Beispiel der Adaptionen von Werken Franz Kafkas verdeutlicht er die ästhetischen Anreicherungen, indem er diese als visuelle Neuschöpfungen von rein verbalsprachlichen Texten hervorhebt. Wie zum Teil auch schwierige Themen von Heranwachsenden (Sexueller Missbrauch, Amok, Mobbing etc.) in grafischer Form umgesetzt werden, beschreibt Heidi Lexe am Beispiel der Comingof-Age Graphic Novel Vakuum von Lukas Jüliger. Die weiteren Beiträge beschäftigen sich mit grafischen Künstlerbiografien, Graphic Novels im Kontext der politischen Bildung und literarischem Lernen im Schulunterricht sowie der Darstellung von ökologischen Problemfeldern. Die Zeitschriftenausgabe Graphic Novels führt also in Begrifflichkeiten ein, verortet das Format und spezialisiert sich anschließend auf verschiedene Fachbereiche. Diese Aufbereitung erweist sich als sehr gelungenen Herangehensweise, ein sehr breites Publikum anzusprechen. Somit ist die Ausgabe sowohl für Interessierte ohne Fachkenntnisse als auch für Literaturund Medienwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler geeignet. Zudem finden Literaturkritikerinnen und -kritiker sowie pädagogische Fachkräfte, die sich im Rahmen der Tätigkeit mit Graphic Novels auseinandersetzen, hilfreiche theoretische und auch methodische Zugänge.
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