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Heitmeyer, Wilhelm/Mansel, Jürgen/ Olk, Thomas (Hrsg.) (2011). Individualisierung von Jugend. Zwischen kreativer Innovation, Gerechtigkeitssuche und gesellschaftlichen Reaktionen. Weinheim, Basel: Beltz Juventa. 290 S., 24,95 €.

Nachdem im Jahr 1990 der Band Individualisierung von Jugend. Gesellschaftliche Prozesse, subjektive Verarbeitungsformen, jugendpolitische Konsequenzen eine Bestandsaufnahme des damaligen Individualisierungsprozesses lieferte sowie weitere mögliche Entwicklungen prognostizierte, soll das aktuelle Herausgeberwerk der Reihe Jugendforschung Individualisierung von Jugend. Zwischen kreativer Innovation, Gerechtigkeitssuche und gesellschaftlichen Reaktionen klären, inwieweit die Prognose zutreffend war und was heutzutage „Individualisierung von Jugend“ bedeutet. Schon damals wurden sowohl die Sonnen-, als auch die Schattenseiten dieses fortlaufenden Prozesses benannt und somit die Ambivalenzen aufgezeigt, die zum einen durch eine Zunahme der Handlungsmöglichkeiten für junge Menschen und zum anderen durch einen Zuwachs von Risiken durch gesteigerte Anforderungen, wie beispielsweise die Bewältigung stets komplexer werdender Lebensaufgaben, entstehen. Der aktuelle Band beleuchtet Individualisierungsprozesse in Lebensbereichen und Handlungsfeldern, die für Jugendliche heute bedeutsam sind und betrachtet zwei Neujustierungen des Individualisierungskonzepts: die Verdichtung der leistungsbezogenen Ansprüche und die Vernichtung jugendgerechter Experimentierräume beispielsweise durch die Verkürzung der Schulzeit. Das Werk beinhaltet Beiträge zu den Chancen und Risiken im Bildungsbereich sowie im Arbeitsumfeld. Es werden zudem neue Möglichkeiten der Identitätsentwicklung in Freizeit, Kultur und Medien behandelt und auf das Thema „Gewalt als Reaktion auf Hoffnungslosigkeit im Dschungel der Optionen“ eingegangen.

Des Weiteren wird ein Blick in die Zukunft der Jugendforschung geworfen – aus historischer, sozialstruktureller und handlungstheoretischer Sicht. Durch eine breit gefächerte Herangehensweise gelingt den Autorinnen und Autoren, die aus unterschiedlichen Fachbereichen, wie der Soziologie oder der interdisziplinären Konflikt- und Gewaltforschung, hauptsächlich jedoch aus der Erziehungswissenschaft stammen, eine theoretisch und empirisch fundierte Situationsanalyse der aktuellen Lage und der Veränderungen der letzten Zeit. Der Sammelband ist daher für Interessierte aus Sozial- und Geisteswissenschaften, sowie für alle, die mit jungen Menschen zu tun haben, lesenswert.


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