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Jana Schröpfer: Nutzung digitaler Medien – ein Grundbedürfnis für jugendliche Flüchtlinge

Digitale Medien(-dienste) sind für die soziale und bildungsbezogene Teilhabe junger Flüchtlinge hochrelevant, jedoch sind sie in deutschen Versorgungeinrichtungen nur erschwert und oftmals ohne Aufklärung oder Anleitung zugänglich. Das zeigt die empirische Studie Internet ist gleich mit Essen der Universität Vechta und des Deutschen Kinderhilfswerks, die die Nutzung digitaler Medien durch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vor, während und nach der Flucht untersucht hat. Die im Studientitel zitierte Aussage eines Interviewten – „Internet ist gleich mit Essen“ – zeigt bereits, dass vor allem die Internetnutzung bei der Bewältigung fluchtspezifischer Herausforderungen von großer Bedeutung ist. So nutzen die unbegleiteten Jugendlichen digitale Medien, um nach Fluchtetappen Kontakt mit ihren Familien aufzunehmen, Notrufe abzugeben, Kontakt mit Schleuserinnen und Schleusern herzustellen oder um Informationen über Fluchtwege zu erhalten. Nach ihrer Ankunft in Deutschland spielt die Kommunikation mit der Familie und den Peers weiterhin eine wichtige Rolle, digitale Medien werden aber auch zur Orientierung und zur Nachrichtensuche genutzt oder gar zum Erlernen der deutschen Sprache.

Die Mediennutzung hat demnach nicht nur verbindende Funktionen, sondern auch eine Brückenfunktion, da sich die Jugendlichen in der Aufnahmekultur orientieren und mit neuen Peers sowie Fachkräften verbinden können. Allerdings berichten die jungen Flüchtlinge über einen erschwerten Zugang zu digitalen Medien in ihren Einrichtungen oder über restriktive Regeln bezüglich des Internetzugangs. Oftmals gäbe es nicht einmal ausreichend Computer für das Erledigen von Schulaufgaben. Ein anderes Problem zeigt sich darin, dass die Jugendlichen nur mangelhaft über Datenschutzmaßnahmen informiert und ihnen eigens für sie konzipierte Dienste unbekannt sind. Hier kristallisieren sich folglich erste Indikatoren für einen Handlungsbedarf heraus. Die explorative Studie basiert auf 17 Einzelinterviews und einer Gruppendiskussion mit Flüchtlingen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Die Ergebnisse sind online kostenfrei abrufbar.

www.dkhw.de


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