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Kerstin Heinemann: re:publica

Ein schallendes Happy Birthday oder warum wir 'trotzdem' gefordert sind!

Eigentlich setzt die Pubertät erst so mit zwölf Jahren ein. Und eigentlich ist die Pubertät auch nur der Beginn und nicht das Ende des Prozesses erwachsen zu werden. Aber in Zeiten der Digitalisierung ist wohl alles schneller. Und so ist es kein Wunder, dass die größte Digitalkonferenz Europas 2016 nicht nur ihren zehnten Geburtstag feiern konnte, sondern nun auch endgültig bewiesen hat, dass sie erwachsen geworden ist. Aus den 700 nerdigen Bloggerinnen und Bloggern der ersten re:publica sind dieses Jahr über 8.000 Teilnehmende geworden. Auf 17 Stages wurden 500 Sessions mit 770 Sprecherinnen und Sprechern aus 60 Ländern angeboten – fast die Hälfte davon Frauen, fast die Hälfte in englischer Sprache. Diskutiert wurde die Breite der gesellschaftspolitischen Themen unter den Bedingungen der Digitalisierung: Überwachung, Big Data, Verschlüsselung, Netzneutralität, Coding, digitale Bildung, Integrations- und Migrationsfragen, HealthApps und ihre Risiken, die Frage nach digitalen Vermarktungsstrategien, digital Storytelling und neuen Medienformaten, Arbeit 4.0 und natürlich Snapchat.

Das Nischenthema Internet ist zum Querschnittsthema geworden und was jetzt in der Übersicht vielleicht als Buzzword-Bingo daher kommt, wurde zumeist mit großer Expertise und auch manchem Augenzwinkern referiert und diskutiert. Ein Großer war dieses Jahr nach einjähriger Pause wieder dabei: Sascha Lobo. Sein schon traditioneller Rant trug den Titel „TROTZDEM“. Lobo peitschte sein Publikum durch all die Missstände des Digitalen der letzten Jahre, verschonte es nicht mit den Versäumnissen und musste selbstkritisch feststellen, dass er selbst etwa 82 Artikel gegen die Vorratsdatenspeicherung geschrieben hatte und sie trotzdem eingeführt wurde. Und als er dann noch feststellte, dass die AfD mit 237.000 Facebook-Fans genauso viele Fans hätte, wie die großen Parteien zusammen, wurde es endgültig nachdenklich in der Halle und Lobos Appell schlug durch: Mehr einbringen, mehr produzieren, weniger konsumieren. Wir dürfen das Netz nicht den Rechten überlassen!

www.re-publica.de


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