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Kirchner, Constanze/Kirschenmann, Johannes/Miller, Monika (Hrsg.) (2010). Kinderzeichnung und jugendkultureller Ausdruck. Forschungsstand – Forschungsperspektiven. München: kopaed. 555 S., 24,80 €

Kuhweiden und Handyfotos

Kinder zeichnen meistens begeistert – sei es der Familienausflug in den Tierpark, das Fußballspiel mit den Freundinnen und Freunden oder das Lieblingstier, vieles wird gerne und oft auf dem Papier festgehalten, mal hoch konzentriert sehr detailreich und genau, mal eben nebenher als rasche Skizze. Doch was steckt hinter dieser kreativen Art sich auszudrücken, haben die neuen Medien und ein veränderter Alltag die kreativen Ausdrucksweisen der Heranwachsenden verändert und was bedeutet das für die Kunstdidaktik? Diesen und ähnlichen Fragen haben sich die Herausgeberinnen und der Herausgeber von Kinderzeichnung und jugendkultureller Ausdruck angenommen, wobei unter ‚Kinderzeichnung‘ alle möglichen Ausdrucksformen bildnerisch-ästhetischen Verhaltens und auch jugendkultureller Ausdruck verstanden wird.

In vier umfassende Kapitel gegliedert befassen sich die Autorinnen und Autoren in verschiedenen Beiträgen mit der ganzen Bandbreite des Themas. Die Beiträge im ersten Kapitel setzen sich mit der Vorstellungsbildung bei Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit ihrem Darstellungsvermögen auseinander. Neben etwa dem Zusammenhang von Sprachentwicklung und Symbolbildung und der Beeinf lussung der Vorstellungsbildung durch zeichnerisches Handeln wird hier auch der Wandel kindlicher und jugendlicher Ausdrucksformen in den Blick genommen. Das zweite Kapitel der Publikation widmet sich im Folgenden dann aktuellen jugendkulturellen Phänomenen, weitet also den Blick von der reinen zeichnerischen Gestaltung hin zu digitalen Ausdrucksformen und neuen ästhetischen und kommunikativen Praxen jugendkulturellen Handelns. Im dritten Kapitel befassen sich die Autorinnen und Autoren dann mit Lehr- und Lernprozessen, also etwa den diagnostischen Fähigkeiten, die Lehrkräfte benötigen und der Verzahnung des bildnerischen Vermögens mit der Unterrichtspraxis. Abschließend richtet das vierte Kapitel den Fokus auf dringend erforderliche Forschungsaktivitäten zu spezifischen Themenbereichen. Hier werden auch neue Forschungsmethoden vorgestellt sowie Perspektiven für die innovative Weiterentwicklung begonnener Forschungsaktivitäten aufgezeigt.

Das Herausgeberwerk besticht neben den vielschichtigen und abwechslungsreichen Beiträgen vor allem auch durch die großzügige Bebilderung. So entlocken einige der farbigen Abbildungen mit Namen wie „Fetter Mann auf fettem Pferd“ oder auch eine liebevoll gezeichnete Kuhweide eines Zweijährigen den Leserinnen und Lesern zum einen ein Lächeln und verdeutlichen zum anderen die Anmerkungen in den Texten, die sich auf die Bilder beziehen. Neben klassischen Kinderzeichnungen finden sich aber auch digital bearbeitete Fotos oder Fotos, die mit dem Handy gemacht wurden. Durch dieses Einbeziehen aktueller Entwicklungen der Medienwelt sowie neuer Studienerkenntnisse ist das Werk auch nicht nur für Kunstlehrerinnen und -lehrer ein praktischer Zugewinn, sondern auch für Sozial-, Kunst und Medienpädagoginnen und -pädagogen sowie für interessierte Eltern und Laien eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre.


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