Koll, Horst Peter/Messias, Hans (Hg.) (2011). Lexikon des internationalen Films: Filmjahr 2010. Marburg: Schüren. 600 S., 22,90 Euro.
Alles mit einem Griff
Die Kritiker vom katholischen film-dienst sind gern mal beckmesserisch, wenn es um grundlegende Werte geht, aber das ist interessant: Diverse TVKrimis, die ARD und ZDF um 20.15 Uhr ausgestrahlt haben, bekommen die Empfehlung „ab 16 Jahren“. Wäre das eine FSK-Bewertung, dürften die Filme erst ab 22 Uhr im Fernsehen laufen. Nicht nur aus diesem Grund lohnt sich der neue Ergänzungsband zum Lexikon des internationalen Films auch aus Sicht der TV-Nutzenden: Im Gegensatz zu früheren Jahren, als gegenüber den Fernsehproduktionen ein deutlicher Dünkel zu spüren war, sind die Kurzkritiken mittlerweile ähnliche fundiert wie die Besprechung der Kinofilme. Einige lesen sich allerdings nach wie vor wie eine Zusammenfassung der Inhaltsangabe. Dennoch und auch trotz diverser Internet-Datenbanken ist das umfangreiche Buch mit seinen über 2.000 Kritiken beinahe unverzichtbar für jeden, der sich beruflich oder aus Passion mit Film und Fernsehen beschäftigt, schließlich berücksichtigt es nach Angaben der Herausgeber jeden Film, der 2010 neu in den Kinos und im Fernsehen gelaufen oder auf DVD erschienen ist. Außerdem erwirbt man mit dem Kauf des Buches den Zugang zur Internet-Datenbank der Zeitschrift „film-dienst“; allerdings nur für ein Jahr.
Reine Nabelschau sind wie stets die 25 Seiten Selbstbespiegelung der Filmkritiker. Deren Leidenschaft für den Gegenstand ihrer Arbeit hat Joachim Król kürzlich treffend charakterisiert, als er die Stimmung nach einer Pressevorführung beschrieb: „Da denkt man, die Oma sei gestorben. Kein Gemurmel, kein Applaus. Nur professionelle Stille.“ Immerhin: Was Regisseur Andres Veiel („Wer wenn nicht wir“) über Fragetechniken und seinen Umgang mit Interviews zu sagen hat, ist recht interessant. Die obligate Jahres-Chronik ist wie stets ebenso informativ wie lehrreich. Klare Konsequenz aus dem ökonomisch und künstlerisch unbefriedigenden Kinojahr: Nicht Aufnahme- und Projektionstechnik, die Geschichten müssen mehrdimensional sein.
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