McLuhan, Marshall (1968). Die magischen Kanäle. Understanding Media. Düsseldorf/Wien: Econ-Verlag.
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60 Jahre merz Buchklassiker
(Ehemalige) merz-Redakteurinnen und -Redakteure empfehlen medienpädagogische Klassiker: Dazu haben sie jeweils eine ihrer liebsten, interessantesten, herausforderndsten, wichtigsten ... Publikationen aus dem Regal gezogen, aus der sie heute noch Gewinn und Anregungen ziehen.
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1964 im englischen Original erschienen beschreibt dieser spekulative und analytische Text die Transformationen durch die globale Medialität geradezu prophetisch als ‚Extension of Man‘ – ‚Erweiterung der menschlichen Sinne und Kommunikationen‘. McLuhan prägte medienrelevante Begrifflichkeiten, die bis heute Faszination ausüben undRelevanz haben: bereits 1962 in seiner ‚Gutenberg-Galaxie‘. 1968, als Die magischen Kanäle erstmals auf deutsch erschienen, faszinierten sie – auch im damaligen gesellschaftlich-pädagogischen Veränderungsinteresse – sofort mit der Ansage: Das Zeitalter der Buchdominanz ist vorbei. Ein Abschied von 500 Jahren Buchkultur. Das Vorwort zur deutschen Ausgabe prognostiziert dazu: „Und das ist doch mit das Wesentlichste und Bedeutendste, was ich bisher über die Welt, die ich sehe und in der ich lebe, gelesen habe.“ Es geht um neue kommunikative und sich transformierende Verhältnisse der menschlichen Sinne und Wahrnehmungen sowie der medialen Apparate und Netze: Medien als ‚Ausweitung‘. Die zentrale Ansage ist gleich die Überschrift des ersten Kapitels: „Das Medium ist die Botschaft“ (S. 13).
Alles Weitere ist eigentlich Illustration und Beweisführung: Worte, Auge, Zahl, Kleidung, Geld, Zeit, Comics, TV, Presse, Auto, Sport, Telefon, Grammophon, Kino, Radio et cetera.Es ist das Medium, das Inhalt, Meinung, Ausdruck vermittelt, das Kommunikation bedeutet, mit welchen Interessen auch immer: gut und schlecht, sozial und herrschaftlich, individuell und kollektiv. Es geht um die Art und Weise, die Form – und neu deren globale Vermittelbarkeit, maschinenbedingt und massenrelevant, aber auch kontrolliert, prinzipiell von/für/mit allen. Eine Konsequenz: „Wenn die gestaltende Kraft bei Medien die Medien selbst sind so ergibt sich darauf eine Vielzahl von Fragekomplexen“ (S. 28). Diesen geht McLuhan auf 380 Seiten nach. Der großartige ‚Schock‘ des Buches ist eigentlich eine ästhetisch-künstlerisch-kulturelle Binsenweisheit – und zugleich ein maximaler Treffer: Dass die Form selbst Inhalt ist, Inhalte definieren und dominieren kann. Richtung 2000 (damals) global, technologisch, maschinell und potenziell von/für/mit allen und alle existentiellen menschlichen Kontexte betreffend: Sozusagen ‚magisch‘. Das war (damals) befreiend und faszinierend. Zu Recht.
Dr. Wolfgang Zacharias ist Vorstand des Vereins Pädagogische Aktion/SPIELkultur e. V. sowie Honorarprofessor für Kultur- und Spielpädagogik an der Hochschule Merseburg. Seine Schwerpunkte sind Kinder- und Jugendkultur sowie Kulturelle Bildung. Von 2004 bis 2006 war in der Redaktion von merz| medien + erziehung tätig.
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