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Monika Gesing: Desinformation im Kontext politischen Informationsverhaltens

Der Begriff ‚Desinformation‘ prägt zunehmend die öffentliche Diskussion. Er bezeichnet die gezielte Verschärfung gesellschaftlicher Spannungen und die Beeinflussung politischer sowie wirtschaftlicher Prozesse durch Falschinformation. Die Spanne reicht von völlig frei erfundenen Inhalten über absichtlich falsche Kontextualisierungen bestehender Inhalte bis hin zum bewussten Weglassen von Informationen. Inzwischen sind neben textuellen auch visuelle und audiovisuelle Inhalte von Desinformation betroffen, wie sogenannte Deepfakes, Verfahren zur Manipulation medialer Identitäten, mit denen Gesichter und Stimmen gefälscht werden können.

Vor dem Hintergrund ist Desinformation eine Gefahr für die Demokratie. Laut einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW, die das Informationsverhalten und die Wahrnehmung von Desinformation im Kontext von Wahlen und Wahlkämpfen untersuchte, glauben viele Befragte, dass Desinformation die Demokratie bedrohe und die Meinungen in der Bevölkerung beeinflusse. Insbesondere Menschen unter 25 Jahren sind besorgt, selbst auf Desinformation hereinzufallen. Ältere Menschen, deren Wahrnehmung von Desinformation ebenfalls gestiegen ist, nutzen vor allem das Fernsehen, gefolgt von (gedruckten) Tageszeitungen, als Hauptquelle für Informationen bei Wahlen oder Wahlkämpfen. Digitale Nachrichtenangebote und Soziale Medien wie TikTok gewinnen besonders bei den Unter-25-Jährigen an Bedeutung, Medien wie Fernsehen, Radio und (gedruckte) Zeitungen verlieren an Relevanz. Altersunterschiede liegen auch im Umgang mit Desinformation. Jüngere Personen sind deutlich aktiver als ältere und nutzen Fact-Checking-Seiten und die Meldefunktion der Plattformen. Insbesondere die Über-59-Jährigen ergreifen kaum Maßnahmen im Umgang mit Desinformation.

Die Wahrnehmung von Wahlwerbung in Sozialen Medien bewegt sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres, sei aber zunehmend schwieriger zu identifizieren, wenn nicht unmittelbar ein*e Politiker*in bzw. das Partei-Logo zu sehen ist. Insgesamt wünschen sich die Befragten mehr Maßnahmen, um gegen Desinformation im Netz vorzugehen, obgleich sich die geforderten Strategien je nach Altersgruppe unterscheiden.

Die Studie basiert auf einer Online-Befragung mit einem strukturierten Fragebogen im Juni 2023 und Mai 2024 von jeweils über 1.000 Internetnutzer*innen ab 14 Jahren.

https://medienanstalt-nrw.de 


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