Ottersbach, Béatrice/Schadt, Thomas (Hrsg.) (2010). Filmproduzenten-Bekenntnisse. Konstanz: UVK Verlag. 296 S., 24,90 €.
Niemand, der ins Film- und Fernsehgeschäft will, träumt von einer Karriere als Produzent. Kein Wunder: Eine Produktion zu stemmen, sagt Karsten Aurich (Berlin Calling) in Anlehnung an Werner Herzogs Film Fitzcarraldo, sei das Gleiche, als wolle man auf schlammigem Boden und mit schlechten Seilen ein Schiff über einen Berg ziehen. Trotzdem versichern die 19 Autorinnen und Autoren, sie hätten ihren Traumberuf gefunden. Unbequeme Wahrheiten, gerade solche über ihre Partner, die Fernsehredakteurinnen und -redakteure, sprechen sie hingegen eher selten aus, weshalb das Interview mit Georg Feil (Die Krupps) umso lesenswerter ist.
Nicht nur in Sachen Freitagsfilme der ARD-Tochter Degeto („künstlerischer Wert nicht mehr messbar“) findet Feil deutliche Worte. Auch Nico Hofmann bietet keine Nabelschau, sondern beschreibt sehr anschaulich, wie der Alltag des Produzenten aussieht. Offen und ehrlich spricht er über den „Raubbau an sich und anderen“, ohne den man in dem Beruf nicht weit komme. Ebenso amüsant wie bezeichnend sind diverse Anekdoten, etwa Doris Kirchs Sprung aus dem ersten Stock, um der Zustellung einer einstweiligen Verfügung zu entgehen. Viele Beiträge verdeutlichen, dass zu diesem Beruf neben Idealismus auch eine gewisse Neigung zum Masochismus gehört; erst recht, wenn man mühsam zwanzig verschiedene Geldgeber gefunden hat und ein Film kaum Publikum findet. tpg
Zurück