Ritzer, Ivo (2011). Fernsehen wider die Tabus. Sex, Gewalt, Zensur und die neuen US-Serien. Berlin: Bertz + Fischer. 136 S., 9,90 €.
Manchmal lässt sich Erkenntnisgewinn auf einen ganz einfachen Nenner reduzieren. Lang und breit setzt sich Filmwissenschaftler Ivo Ritzer (Uni Mainz) in diesem handlichen Büchlein mit den lustvollen Tabubrüchen auseinander, an denen man sich seit einigen Jahren in amerikanischen Serien erfreuen kann. Da ist viel von Kunst und von innovativem Fernsehen die Rede, die Komplexität der Produktionen wird gewürdigt, Koryphäen werden ausführlich zitiert.
Eigene Thesen bleibt der Autor allerdings schuldig. Er liefert zwar sehr allgemein gehaltene psychologische Ansätze, aber eine soziologische Erklärung für die expliziten Sex- und Gewaltszenen gerade in Serien wie True Blood oder Spartacus: Blood and Sand hat er nicht zu bieten. Kein Wunder: Es gibt sie nicht. Eher kleinlaut und beiläufig rückt er schließlich mit der Wahrheit raus: Die plastisch beschriebenen und durch entsprechende Fotos illustrierte Beispiele sind samt und sonders Produktionen des amerikanischen Bezahlfernsehens. Die Pay-TV-Sender sind aus ökonomischen Gründen gezwungen, sich vom frei empfangbaren Fernsehen zu unterscheiden; und wenn schon nicht durch Kunst, dann durch eine Drastik, die bei den großen Networks nie möglich wäre.
Als Hommage an die auch in den genannten Serien durchaus vorhandene künstlerische Qualität ist das Buch dennoch lesenswert.
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