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Thiele, Martina/Thomas, Tanja/Virchow, Fabian (Hrsg.) (2010). Medien – Krieg – Geschlecht. Affirmationen und Irritationen sozialer Ordnungen. Wiesbaden: VS Verlag. 363 Seiten, 34,95 €.

Medien und Krieg

Berichte über Konflikte und Kriege finden regelmäßig ihren Weg in die Medien. Der Zusammenhang von Kriegen und den Medien wurde auch immer wieder zum Gegenstand der Forschung – der Genderaspekt fand allerdings bisher kaum Beachtung. Die Herausgeberinnen und der Herausgeber von Medien – Krieg – Geschlecht wollen dies nun ändern. Allen Beiträgen des Herausgeberwerkes liegt die These zugrunde, dass Kriege und Konflikte und vor allem die Berichterstattung darüber Gesellschaften sowie die in diesen Gesellschaften vorherrschenden Geschlechterordnungen verändern. Laut den Autorinnen und Autoren wirken sich diese Veränderungen wiederum auf folgende Kriege, mediale Geschlechterrepräsentationen sowie die tatsächlichen Geschlechterkonstellationen aus. Dabei steht eine veränderte Rollenzuschreibung, etwa durch Frauen im aktiven Militärdienst, einer Verfestigung klassischer Rollenbilder gegenüber, wie sie etwa durch die Rechtfertigung kriegerischer Einsätze durch die Befreiung von Frauen aus autoritär- patriarchalen Verhältnissen entsteht. Diese Grundthese wird durch verschiedene Beiträge aus unterschiedlichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen beleuchtet, die damit das Themenfeld interdisziplinär und umfassend darstellen.

Die Publikation lässt sich in fünf Teile gliedern. Die Beiträge im ersten, „Ausgangspunkte“ benannten, Teil des Buches, nähern sich der Thematik von der theoretischen Seite an. Hier werden theoretische Grundlagen gelegt, Aspekte der Forschung dargestellt sowie die Darstellung und Integration von Frauen im Militär seit Beginn des 21. Jahrhunderts thematisiert. Die Autorinnen und Autoren im zweiten Teil von Medien – Krieg – Geschlecht setzen sich mit den „Bilderpolitiken“ auseinander und damit etwa mit medial vermittelten Stereotypen oder der Bildauswahl in führenden deutschen Nachrichtenmagazinen. Neben dem Printbereich finden aber auch filmische Darstellungen wie Robert Redfords Lions led by lambs erfreulicherweise eine Erwähnung. Das Kino findet sich auch im dritten Teil „Narrationen“ wieder, in dem etwa die mediale Konstruktion von Kriegertypen im Gegenwartskino behandelt wird. Doch das Herausgeberwerk zeigt nicht nur in den Beiträgen mit sehr aktuellem Bezug wie den Kriegen in Afghanistan und im Irak seine Stärken, sondern gerade auch in der Auseinandersetzung mit der Geschichte. So bieten die Beiträge zum Unterhaltungstheater oder den ersten Journalistinnen im Ersten Weltkrieg ebenso interessante Aspekte. Der Genderaspekt findet sich vor allem im vierten Teil der Publikation „Artikulationen“ wieder, in dem sich die Beiträge etwa mit Genderrepräsentationen in der medialen Darstellung von Soldatinnen oder auch dem Protest der amerikanischen Country-Band Dixie Chicks gegen Präsident Bush befassen. Der letzte Teil des Herausgeberwerkes „Standpunkte“ setzt sich dann vor allem mit der tatsächlichen Kriegsberichterstattung vor Ort auseinander und stellt etwa den Wandel des Berufsbilds von Kriegs- und Krisenberichterstatterinnen und -berichterstattern vor oder portraitiert eine Journalistin im Irak-Krieg.

Die Stärke der Publikation besteht vor allem im interdisziplinären und deshalb sehr vielfältigen und abwechslungsreichen Blick auf die Thematik. Die Beiträge sind allesamt sehr angenehm zu lesen und bieten sowohl Journalistinnen und Journalisten, Medien- und Kommunikationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie Genderforscherinnen und -forschern eine interessante und informative Lektüre.


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