Wagner, Ulrike (2011). Medienhandeln, Medienkonvergenz und Sozialisation. Empirie und gesellschaftswissenschaftliche Perspektiven. München: kopaed. 210 Seiten, 18,80 €.
Mit Medien zur Teilhabe?
Die veränderten Handlungs- und Partizipationsmöglichkeiten mit und über Medien eröffnen Jugendlichen neue gesellschaftliche Zugänge und verändern die Auseinandersetzung mit der sozialen, kulturellen und politischen Welt. Medienhandeln ist Teil ihres Alltags und ein wichtiger Sozialisationsfaktor. Insbesondere im Hinblick auf den Mediengebrauch Jugendlicher, können sie auch als „Gestaltungs-, Produktions- und Lebensräume“ (S. 123) betrachtet werden.
Veränderungen im Hinblick auf Medienproduktion und Medienkonsum sind Teil einer zunehmenden Mediatisierung der Lebenswelt, die, insbesondere für den Alltag Jugendlicher, prägend ist. So stellt sich die Frage „auf welche Art und Weise die vielfältigen Möglichkeiten sich mit und über Medien mit der sozialen Welt auseinanderzusetzen, in die alltäglichen Lebensvollzüge von Heranwachsenden eingebunden sind“ (S. 13).
Der jugendliche Manga-Fan, der nicht nur keine Serienfolge und keinen Film verpasst, sondern seine Vorliebe auch durch den Kleidungsstil nach außen demonstriert, der im Kreise der Freunde längst die Anerkennung als Experte erworben hat und seine Regale neben DVDs mit einem umfassenden Spektrum an Produkten, die der Medienmarkt mit Manga und Anime verbindet, füllt, illustriert beispielhaft die Problematik, der sich Ulrike Wagner annimmt. Um eine begrenzte Medienausstattung in der Familie zu umgehen, wird das Konsolenspiel beim Nachbarn ausprobiert und beim Malen der fantastischen Figuren finden persönliche Auseinandersetzungen ihren Ausdruck. Die kreative Arbeit wird bei der Teilnahme an Wettbewerben wieder einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Beispiel zeigt den Zusammenhang zwischen Medienhandeln und der Lebenswelt, die ineinandergreifen.
Ulrike Wagner erschließt mit ihrer Arbeit die Frage, wie das Handeln mit und über konvergente Medieninhalte und -strukturen in den Prozess der Sozialisation eingebunden ist. „Die grundlegende These lautet, dass die erweiterten Interaktionsmöglichkeiten der Medien die Formen und Möglichkeiten der Teilhabe an der sozialen Welt verändern und Auswirkungen auf die Sozialisation von Heranwachsenden haben.“ Sie setzt sich mit ihrer Veröffentlichung das Ziel, „die Bedeutung des Handelns mit und über konvergente Medien und konvergente Medienstrukturen im Rahmen der Sozialisation von Heranwachsenden zu differenzieren und dieses Handeln im Hinblick auf die Teilhabe an Gesellschaft zu interpretieren“ (S. 14). Hierzu geht sie im Kern auf „empirische Ergebnisse zum Medienumgang Heranwachsender ab dem beginnenden Jugendalter bzw. dem Ende der Kindheit (ab ca. elf Jahren)“ ein (S. 15). Zentral ist dabei die Studie „Neue Wege durch die konvergente Medienwelt“, die bereits 2005 erhoben wurde, dahingegen jedoch kritisch in aktuelle Kontexte eingeordnet wird.
Die Studie, die am JFF – Institut für Medienpädagogik durchgeführt wurde, zeigt, wie sich Jugendliche in einer Medienwelt bewegen, die durch Phänomene der Medienkonvergenz gekennzeichnet ist und macht damit Wege der Aneignung nachvollziehbar (vgl. S. 107). Darauf aufbauend werden theoretische Überlegungen, die das konkrete Medienhandeln von Heranwachsenden vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und medialer Entwicklungen in Bezug zu sozialisationstheoretischen Ansätzen setzt, formuliert.Ulrike Wagner führt letztendlich die Bezugspunkte der Sozialisation, des Medienhandelns und der Partizipation mit und über Medien zusammen, um das Medienhandeln von Heranwachsenden in Hinblick auf ihre Teilhabemöglichkeiten mit und über Medien einschätzen zu können (vgl. S. 177).
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