2002/04: Medienpädagogik heute - Eine Diskussionsrunde
medienreport
Erwin Schaar: Magie oder Reflexion der Bilder?
Wer eine Präsentation von unzähligen Filmen im Jahr 2002 unter dem Motto "The Magic of Movies" verkauft, dem ist eher daran gelegen, einen Event zu gestalten, denn die Reflexion über Bilder, Inszenierung, Ästhetik des zeitgenössischen Films anzuregen. Obwohl, das muss gerechterweise gesagt werden, als randständiges Feigenblatt beim 20.Filmfest München auch ein Symposium " Tatort Bild" angeboten oder in der Sparte "VideoArt & Experimental Film" über die Magie der Bilder diskutiert wurde.Natürlich liegt es beim Zuseher, welche Auswahl er trifft, aber ein Publikumsfestival, als das sich das Münchner Filmfest bezeichnet, möchte kino doch mehr als zeitvertreibende Unterhaltung verstanden wissen denn als Auseinandersetzung mit einer inflationären Bilderwelt.
Clark Gable und Vivian Leigh auf dem Festivalplakat lassen eher die historische Sicht auf die Bilder ahnen als eine intelektuelle Begegnung mit einer Regisseurgeneration, der die Bilderflut Überlegungen abverlangt, welche Erzählform für welche Geschichte geeignet ist. Aber schliesslich muss ein Produkt wie es derSpielfilm ist vor allem verkauft werden und damit ist die Kommerziellste aller Künste auch wieder vor zu viel reflexiver Betrachtung geschützt, die eben dann doch wieder an die akademien verwiesen wird. Das Manko von Filmfestivals dürfte sein, dass diese Veranstaltungen mit ihrem Ende abgehakt sind, die Spuren sich im Sand verlaufen. Das Profil der dieses Jahr rund150 angebotene Titel wird zwar durch Reihen wie "World Cinema" oder "American Independents" gestaltet, aber trotzdem wird dies nicht über die örtlichen Grenzen hinausweisen.
Beitrag aus Heft »2002/04: Medienpädagogik heute - Eine Diskussionsrunde«
Autor: Erwin Schaar
Beitrag als PDFEinzelansichtMichael Bloech: Freundschaften wider Willen
„Ice Age“ ist im nicht mehr ganz so jungen Kinojahr 2002 einer der bisher kommerziell erfolgreichsten Filme in Deutschland. Lag es an der peppigen Trailer-Werbung, die raffinierterweise vor Blockbustern wie „Herr der Ringe“ geschaltet wurde? Der zweite Marketing Schachzug war die Idee, dabei keinen inhaltsleeren Trailer mit Versatzstücken der besten Szenen des Film anzubieten, sondern einen witzigen Kurzfilm, einen Teaser, zu präsentieren, mit einer in sich abgeschlossenen Handlung. Der dritte, raffinierte Trick war die Veröffentlichung dieses Kurzfilms im Internet, der ein häufiges Downloaden nach sich zog. Erstaunlich ist dabei, dass der Held dieses Kurzfilms - eine überaus hektisch agierende Kreuzung aus Eichhörnchen und Ratte - in dem Film lediglich als ‚Running Gag’ eingesetzt wurde. Die Illusion der prähistorischen Welt in „Ice Age“ lehnt sich nicht an Bilder einer realistischen Fernsehdokumentation an, sondern baut optisch eher auf die Tradition des klassischen Zeichentrickfilms. „Oscar“-Preisträger Chris Wedge, Regisseur von „Ice Age“, setzt dabei auf eine Reduzierung der Bildelemente und eine Konzentration auf das Wesentliche. Seine Figuren verkörpern ihre jeweiligen Charaktereigenschaften. So besitzt einer der beiden Protagonisten, das Mammut Manfred, ein aufwändig animiertes Fell, das durch seine bulligen Körperbewegungen und das jeweilig einfallende Licht zum Streicheln verführen soll. Die Bildhintergründe sind dreidimensional gestaltet und bestechen durch eine perfekt durchkomponierte Lichtdramaturgie. Die extremen Hell-Dunkel-Kontraste dürften dabei einer Zweitauswertung auf Video oder DVD nicht gerade förderlich sein.
Allerdings ist in diesem Zusammenhang erfreulich, dass hier eindeutig auf eine Kinoprojektion gesetzt wurde und keinerlei Kompromisse bei der Bildgestaltung eingegangen wurden. Ganz ähnliche Wege beschreiten - mit einer Verbeugung vor dem klassischen Zeichentrickfilm - Dreamworks und Produzent Jeffrey Katzenberg mit dem neusten Filmprojekt “Spirit – der wilde Mustang“. Werbewirksam bewegt sich „Spirit“ dabei im Fahrwasser des ebenfalls bei Dreamworks produzierten Oscarpreisträgers „Shrek“. Mutig wird versucht, die oft steril wirkende Computeranimation durch eine Verknüpfung der kalten Rechnerbilder mit Handzeichnungen aufzuweichen. Konkret wird dabei eine opulente computergenerierte, dreidimensional wirkende Hintergrundlandschaft mit seltsam flach wirkenden Handzeichnungen verschmolzen. Die Pferde und Menschen wirken merkwürdig zweidimensional und in ihren Bewegungen hölzern. Positiv gewendet könnte man dies als nostalgischen Effekt würdigen, dennoch passen die zwei Stilelemente, die jeweils die Handlungs- und Hintergrundebene miteinander verflechten, nicht harmonisch zusammen. Ein weiterer ziemlich mutiger Versuch bei „Spirit“ ist, die Filmwirkung permanent durch eine dominante, nahezu aufdringliche Musik zu untermauern. Im englischsprachigen Original ist das noch zu akzeptieren, denn hier verleiht Brian Adams rustikale und durchaus charismatische Rock-Stimme „Spirit“ eine gewisse ‚Power’. Bei der deutschen Synchronfassung misslingt dies vollends.
Zum einen wirken die Texte in ihrer Übersetzung rundweg platt, zum anderen ist Hartmut Engler, der Leadsänger der Rockgruppe PUR, mit seiner hohen Stimme hoffnungslos überfordert, die kernigen Durchhalteparolen des Films überzeugend zu transportieren. Ganz anders dagegen „Ice Age“: auf die bei Kindern meist so verhassten musicalartigen Tanz- und Gesangsszenen wird fast ganz verzichtet. Lediglich in einer Musikszene treten die tölpelhaften Dodo-Vögel auf; ihre mangelnde Intelligenz führte denn auch dazu, dass sie ausgestorben sind; ein feiner, intellektueller Seitenhieb auf Disneyproduktionen, die bekannterweise davon ausgehen, dass sich die Gesangszenen beim Publikum einer gewissen Beliebtheit erfreuen.Doch nicht nur die technische und ästhetische Machart, sondern die Story ist letzlich entscheidend für den Erfolg eines Films. „Ice Age“ erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen dem riesigen störrischen Mammut „Manny“ Manfred und dem trägen, schusseligen Faultier Sid. Während alle Tiere vor der drohenden Eiszeit in die Wärme flüchten, schlägt Manny trotzig die Gegenrichtung ein und trifft auf Sid, der von den anderen Tieren mutwillig vergessen wurde. Sid drängt sich Manny als Begleiter auf, um endlich einen großen starken Beschützer zu haben. D
och das riesige Ungetüm ist von Sids ständigem Gequassel genervt und will den Störenfried so schnell wie möglich los werden. Schließlich stoßen die beiden ungleichen Tiere auf ihrer Reise an einem Flussufer auf ein Neandertalbaby, das von seiner Mutter vor einer Gruppe Säbelzahntiger in Sicherheit gebracht werden sollte. Doch den Sturz in das eiskalte, reißende Wasser überlebte die Mutter nicht, so dass das Kleine allein auf sich gestellt den Gewalten der Natur ausgesetzt ist. Am Fluss nimmt aber auch der Säbelzahntiger Diego, der seinem Rudelführer Soto das Menschkind als Beute versprochen hat, dessen Witterung auf. Auf heimtückische Art überzeugt Diego das ungleiche Duo, dass er der ideale Fährtensucher sei, um das kleine Findelkind zurück zu dem neuen Lager der Menschen zu bringen. So ziehen die vier los, in eine Welt voller Abenteuer. Ganz nebenbei erfahren Kinder viel Wissenswertes über die katastrophalen Auswirkungen von gravierenden Störungen im Ökosystem Erde, die wie hier zu Klimaveränderungen führen.Einer der Höhepunkte des Films ist die Szene um Verrat und Läuterung, in der Diego erkennt, dass er sich zu entscheiden hat: entweder er führt seine neuen Gefährten ins Verderben oder aber er ändert seine Einstellung. Die gesamte Geschichte wird sehr warmherzig und emotional erzählt. Vergleichbar anderen Großproduktionen schlittert auch „Ice Age“ hier am schmalen Grat des Kitsches entlang.
Dennoch sind es genau die Themen des Films, die Kinder in ihrer Realität, ihrem Alltag bewegen: „Wer ist mein Freund, kann ich ihm vertrauen?“. Manny und Sid funktionieren dabei als ideale Projektionsflächen, sie haben Ecken und Kanten, sie sind nicht die perfekten Helden und bleiben dadurch sympathisch. Und auch Diego ist so angelegt, dass er eben nicht einfach nur der Böse ist, sondern sich durch Gruppendruck in seine negative Rolle drängen lässt. Dass sich die Geschichte zum Schluss ins Positive wendet, ist zwar absolut vorhersehbar, dennoch ist auch gerade diese Wendung für Kinder notwendig, denn wenn man sich nicht mehr auf seine Freunde verlassen kann, ihnen nicht trauen kann, wem dann? Aus der Erwachsenenperspektive lässt sich dies natürlich gar trefflich kritisieren, da komplexe „zwischenmenschliche“ Beziehungsstrukturen auf einfache Muster reduziert werden. Auch „Spirit“ bewegt sich am Rande des Kitsches. Schon die Zutaten der Filmstory deuten zumindest auf diese Gefahr hin. Ein stolzes Pferd, ein verständnisvoller, naturverbundener Indianer, eine liebevolle Stute, böse Soldaten und der Bau der Eisenbahn durch die unberührte Wildnis Amerikas, all dies sind Zutaten für die bewegenden Legenden und Mythen des wilden Westens. Erzählt wird die heldenhafte Geschichte des Mustangs Spirit, der im wilden Westen in die Gefangenschaft von weißen Soldaten gerät und sich dabei allen Zähmungsversuchen widersetzt.
Sein Antagonist ist ein Kavallerie Colonel, der mit aller Brutalität und Härte den Willen des Mustangs brechen will. Zusammen mit dem gefangengenommenen Indianer Little Creek gelingt ihnen schließlich die Flucht aus dem Fort. Im Indianerdorf angekommen versucht Little Creek, den stolzen Mustang zu zähmen - diesmal mit Liebe und einigen Tricks. Und dann ist da natürlich noch diese atemberaubende Stute Rain, die Spirit ein wenig aus dem Tritt bringt und in die er sich im Laufe der Geschichte unsterblich verlieben wird. Als das Indianerdorf schließlich von den Soldaten überfallen wird, nimmt der Film rasant Fahrt auf, denn der Mustang muss auf überaus dramatische Weise flüchten. Es folgen packende Situationen, bei denen „Spirit“ erkennt, dass es neben Freiheit und Unabhängigkeit auch Liebe, Freundschaft und Verantwortung gibt. In der Schlüsselszene des Films entscheidet sich Spirit seinen Freund Little Creek aufsitzen zu lassen, um so sein Leben zu retten. Dieses Plädoyer für Heldentum und der permanente unterschwellige Patriotismus wären dabei vielleicht ein wenig erträglicher, wenn wenigstens im Ansatz versucht worden wäre, diese Aussagen ironisch zu brechen. Zwar ist Spirit stellenweise amüsant, aber nur in kleinen winzigen Nebenhandlungen, z.B. dann, wenn der wilde Mustang in einer Koppel mit Gewalt gebändigt und gezähmt werden soll und sich trickreich dagegen wehrt. Dennoch und das ist wohl der eigentliche Mangel des Films, er glänzt nie durch selbstironische Momente.
So gesehen ist „Spirit“ ein etwas antiquierter Actionfilm, bei dem niemals über den Helden geschmunzelt werden darf. Ein raffinierteres Erzählmuster hätte dem Film durchaus gut getan, denn gegen sein Plädoyer für Freundschaft und Freiheit und gegen Unterdrückung ist nichts einzuwenden, aber in dieser pathetisch vorgetragenen Weise für Kinder letztlich unglaubwürdig.„Ice Age“ wirkt dagegen sehr viel moderner, zwar gibt es auch hier „knallharte“ Action, aber immer wieder findet sich dieser feine, hintersinnige Humor und ein Schuss Ironie. Beispielsweise dann, wenn die berühmte Bergwerkszene aus Steven Spielbergs „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ als Rutsch durch den Eisberg persifliert wird. Das Tempo des Films ist ansonsten nicht so dynamisch wie vielleicht erwartet. „Ice Age“ spielt eher mit Tempowechseln, auf langsame, nachdenklich machenden Stimmungen folgen lustige oder tempogeladene Actionszenen. Der Wortwitz zielt nicht auf ein erwachsenes Publikum, sondern ist im Umfeld präziser warmherziger Sprachkomik angesiedelt, die auch schon von älteren Kindern verstanden wird. Für intellektuelle Erwachsene mag das vielleicht zu wenig sein, aber hier ist „Ice Age“ ganz entschieden ein Film für Kinder.
Ice Age
Regie: Chris Wedge – Buch: Michael Berg, Michael J. Wilson und Peter Ackerman – Prdduction Design – Brian McEntee – Schnitt: John Carnochan – Musik: David Newman - Deutsche Stimmen: Arne Elsholtz, Otto Waalkes, Thomas Fritsch, Christian Brückner – Produktion: USA (Twentieth Century Fox) 2002 – Länge: 83 Minuten – FSK: ohne Altersbeschränkung – Prädikat: besonders wertvollSpirit – der wilde Mustang
Regie: Kelly Asbury & Lorna Cook – Buch: John Fusco – ProduzentInnen: Mireille Soria & Jeffrey Katzenberg - Musik: Hans Zimmer- Songs: Bryan Adams – Deutsche Stimmen: Steffen Wink, Gerrit Schmidt-Foß, Jürgen Heinrich – Produktion: USA (Dreamworks) 2002 – Länge 90 Minuten – FSK: ohne AltersbeschränkungBeitrag aus Heft »2002/04: Medienpädagogik heute - Eine Diskussionsrunde«
Autor: Michael Bloech
Beitrag als PDFEinzelansichtNadine Kloos: Prix Jeunesse International 2002
Aus Tansania und Brasilien, aus Russland und Finnland waren sie gekommen: vom 5. bis zum 11. Juni trafen sich Fernsehredakteure aus allen Ecken der Welt zum international bedeutendsten Festival für Kinderfernsehen. Einen besonderen Anlass gab es noch dazu, denn der Prix Jeunesse feierte in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. 1964 vom Bundesland Bayern, dem Bayerischen Rundfunk und der Stadt München ins Leben gerufen, werden seither jedes zweite Jahr international herausragende Kinder- und Jugendsendungen prämiert. Ganze 229 Sendungen, so viel wie nie zuvor, hatten Fernsehorganisationen aus 58 Ländern in diesem Jahr zum Münchener Wettbewerb geschickt. Einreichen kann ein Sender mehrere Beiträge, die insgesamt aber nur ein Maximum von bis zu 80 Minuten erreichen dürfen. Eine Vorauswahljury hatte die Qual der Wahl und aus dieser Fülle 89 Finalisten für die Endausscheidung nominiert. 12 Preise wurden an die Beiträge, in diesem Jahr von einer sehr guten Durchschnittsqualität, der teilnehmenden 86 Produzenten verliehen. Wie schon bei früheren Festivals auch kamen viele der Beiträge aus Skandinavien und den Beneluxländern, zum ersten Mal jedoch fanden sich deutlich mehr asiatische Produktionen in der Endrunde wieder als in den Jahren zuvor. Fernsehen für die KleinstenDie in der Kategorie Fiktion für Kinder bis sechs Jahren ausgezeichnete niederländische Sendung „Puppety“ erzählt mit geringem Aufwand und wenig Requisiten fantasievoll die Geschichten eines kleinen Mannes, einer Puppe eben, die von vier (menschlichen) Händen bewegt, die aberwitzigsten Abenteuer erlebt. Finalisten in dieser Kategorie waren allen voran öffentlich-rechtliche Produktionen aus Deutschland, die mit dem Film „Anders artig“ und der Zeichentrickserie „Petterson und Findus“ (beides ZDF-Produktionen) auf dem zweiten bzw. vierten Rang landeten.
Der Preis für die beste Sendung aus der nicht-fiktionalen Vorschulkategorie, die in diesem Jahr eher enttäuschte, ging wohlverdient an einen Filmbeitrag aus der „Sendung mit der Maus“ (WDR). „Können Schweine schwimmen?“ fragt sich Maus-Moderator Ralph Caspers und lässt in gewohnt witziger und unkonventioneller Manier nichts unversucht um das Rätsel zu lüften (Und für alle, die es noch nicht wussten: Schweine können tatsächlich schwimmen!). Aber dem nicht genug, der Maus wurde noch eine zweite Auszeichnung zuteil: den zum zweiten Mal ausgelobten „Web-Prize“ durfte die Redaktion für den Internet-Auftritt mit nach Hause nehmen. Bei der Entscheidung sollte u.a. ausschlaggebend sein, dass die Inhalte der Seiten den Bedürfnissen und Fähigkeiten der jeweiligen Zielgruppe angemessen sein sollten, dass das Design die Kinder anspricht und sie zum Erkunden und Ausprobieren anregt.Mit dem BMW-Spezialpreis für Low-Budget-Produktionen wurde ein weiterer Film für die Kleinsten ausgezeichnet. In dem Beitrag des mongolischen Fernsehens „Going for water“ wird eine Situation aus dem Alltag der kleinen Marla erzählt. In ihrer Familie ist sie zuständig für das Wasserholen am Brunnen, aber aus Angst vor einem Hund passiert ihr ein Missgeschick: der Wassereimer kippt um. Der beschwerliche Weg zum Brunnen beginnt für das Mädchen noch einmal von vorn.Auffallend an diesen drei ausgezeichneten Produktionen für Vorschulkinder ist, dass die Beiträge, im Vergleich zu anderen aus den Vorjahren, auf allzu aufdringliche Botschaften verzichten und pädagogisch nicht überladen sind.Interessantes für die MittlerenAls bester Film des gesamten Wettbewerbs und Gewinner in der Kategorie der fiktionalen Sendungen für die Sechs- bis 11-Jährigen ging eine Episode aus der ZDF-Reihe „Achterbahn“ hervor. Die 10-jährige Debbie möchte unbedingt an der Sendung „Die Spezialistenshow“ teilnehmen, denn wenn sie die enorme Gewinnsumme abkassieren könnte, wären die Geldsorgen ihrer Eltern im Nu verschwunden.
Die Sache hat allerdings einen Haken: das Zahlengenie ist noch zu jung, um an der Show teilzunehmen. Gemeinsam mit ihrer Schwester heckt Debbie allerdings einen Plan aus, wie sie doch noch an das große Geld kommen können.Gerade diese Kategorie wartete mit den meisten Beiträgen auf und wieder einmal hatten es die Festival-Teilnehmer schwer, unter so unterschiedlichen Formen wie Zeichentrickfilmen, Serien, Kurzfilmen oder gar Märchen ihren Favoriten zu finden. So unterschiedlich waren Produktionen von Inhalt und Genre her betrachtet, dass, so stellte eine amerikanische Teilnehmerin in einer Diskussionsrunde treffend fest, es ja fast so sei „als ob man Äpfel mit Schirmen“ vergleichen würde.An einen iranischen Kurzfilm aus dieser Kategorie ging auch der UNESCO-Spezialpreis. „Ponds of Mirror“ erzählt ohne Worte und in schlicht und einfach gehaltenen Bildern die Geschichte eines Jungen, der, als er ein Goldfischglas fallen lässt, regelrecht in die Bredouille gerät. Im Haus gibt es mal wieder kein Wasser und so bleibt dem verzweifelten Jungen nicht viel Zeit, den Fisch ins rettende Nass zu bringen.In der gleichen Altersklasse gewann die dänische Dokumentation „Der andere Weg“, die behutsam und feinfühlig von dem Jungen Nicki berichtet. Der möchte seine kriminelle Laufbahn hinter sich lassen und hat sich als Schauspieler für einen Film beworben. Hoffnungsvoll und gespannt wartet er jetzt, ob er die Rolle bekommt. Mal was anderes für die GrößtenFür die Altersklasse der 11- bis 15-Jährigen gewannen zwei niederländische Produktionen, die, zwar in alter Verpackung, mit einigen Tabus brechen.
Eine Episode aus der Reihe „Geheime Gedanken“, die Kinder mit ihren intimsten Gedanken, Träumen oder auch Problemen zu Wort kommen lässt, erhielt den Preis im Bereich der fiktionalen Beiträge. Die in München gezeigte Folge berichtet in einer den Niederländern eigenen, witzigen und äußerst unverkrampften Weise über die sexuellen Phantasien eines Jungen, der von einer Krankenschwester untersucht wird. Er kann der hübschen Frau in den Ausschnitt schauen und von da an gehen ihm ihre Brüste nicht mehr aus dem Kopf. Als die Schwester Elektroden an seinem Kopf befestigt, wird der Junge schließlich panisch, denn er fragt sich, ob die Krankenschwester jetzt wohl seinen Gedanken auf die Schliche kommt.Obwohl einer der am kontroversesten diskutierten Filme des Festivals, haben die Prix-Jeunesse-Teilnehmer die Dokumentation „Der Tag, an dem ich mich entschloss, Nina zu sein“ mit einem Preis ausgezeichnet. Im Mittelpunkt steht der 11-jährige Guido, der sich in Mädchenkleidern eigentlich schon immer viel wohler fühlte und viel lieber ein Mädchen wäre. Die Kamera begleitet Guido bis zu dem Tag, an dem er zum ersten Mal als Mädchen eine Party besucht.Der UNICEF-Spezialpreis wurde in dieser Kategorie an die philippinische Produktion „People Power II – Ruled by Kids!“ verliehen. Auf die Spuren der friedlichen Revolution in ihrem Land begeben sich drei jugendliche Reporter in diesem Beitrag und bringen allerhand über dieses Ereignis, über die Menschen und ihre Kultur in Erfahrung.
Eher enttäuschend als unterhaltend – Die Kategorie „Entertainment“Die Kategorie „Light Entertainment“ gab allerdings Anlass zur Enttäuschung. Eingeführt beim letzten Prix-Jeunesse war der Sinn dieser Rubrik nicht wirklich auszumachen. Die für die Endrunde nominierten Beiträge waren dergestalt unterschiedlich und oftmals aus dem Gesamtzusammenhang der Sendung gerissen, dass der Eindruck entstand die Beiträge seien wohl hier gelandet, weil man sie in den anderen Kategorien nicht unterbringen konnte. Das zeigte sich auch an der Bewertung durch die stimmberechtigten Teilnehmer des Festivals: Die für diesen Bereich ausgezeichnete Quizshow „Challenge! Ring the golden Bell“, ein Spektakel bei dem ein Team von 100 Schülerinnen und Schülern Fragen aus den verschiedensten Themengebieten beantworten muss, lag mit der erreichten Punktzahl weit hinter den Siegern der anderen Kategorien zurück. Interessanterweise gab es gerade in dieser Rubrik auffallende kulturelle Unterschiede, denn wie sich in den Diskussionsrunden zeigte, waren hier die Meinungen darüber, was „unterhaltend“ und „zum Lachen“ sei, mannigfach und verschieden. Was sagen die KinderNicht weniger interessant ist, als Gegenpart zu den Fachleuten, die aus nicht minder berufenem Munde stammende Wahl der Kinderjury. Die jungen Experten hatten allerdings ganz andere Favoriten als die erwachsenen Experten. „Lust auf mehr“, so die Kinder, mache die schwedische Serie „Die Kinder von Luna“, in deren Mittelpunkt vier verwaiste Geschwister stehen. Mit Mut, Zusammenhalt und Einfallsreichtum versuchen die Mädchen und Jungen mit ihrer neuen Lebenssituation umzugehen. Begeistert war der Fernsehnachwuchs auch von der englischen Sendung „Finger Tips“, die Kindern vom Basteln übers Backen kreative Anregungen zum Nachmachen bietet. Beide Produktionen hatten in der Alterklasse der Sechs- bis 11-Jährigen lediglich den zweiten bzw. fünften Platz bei den Erwachsenen belegt.
Beitrag aus Heft »2002/04: Medienpädagogik heute - Eine Diskussionsrunde«
Beitrag als PDFEinzelansichtEva-Maria Rüdiger: Kinderfernsehen mit dem "beeb"
Zwei große Trends bestimmen in zunehmendem Maße das Kinderfernsehen: Die Internationalisierung und die sparten- und zielgruppenspezifische Ausdifferenzierung durch spezielle Kinderkanäle. An den neuen digitalen Kindersendern der BBC lassen sich diese und andere Trends – auch im Vergleich mit dem deutschen Kinderfernsehen – beispielhaft aufzeigen .Was waren das für Zeiten, als Kinder ihre ersten Lesefähigkeiten intensiv an der Programmzeitschrift üben mussten, um zu erfahren, wann ihre liebsten Fernsehhelden zu sehen sein würden! Das, was für die jetzige Elterngeneration noch klaglose Selbstverständlichkeit war, ist für ihre Kinder heute der Schnee auf den Bildschirmen von gestern. Auf zahlreichen Kanälen finden sie jederzeit eine Vielzahl von Angeboten, die es ihnen ermöglicht, ihre Lieblingsfiguren täglich zur selben Zeit am angestammten Ort – sprich Programm – zu treffen. Und das sogar rund um den Globus: Große Sendernetzwerke, internationale Kooperationen und der allgegenwärtige Budgetdruck sorgen dafür, dass erfolgreiche Programme weltweit gehandelt werden und somit gleichzeitig den Kindern in Deutschland, Frankreich, Amerika und Australien zur Verfügung stehen. Kinderfernsehen muss deshalb immer stärker im Kontext zweier Trends gesehen werden, und zwar einerseits der Internationalisierung und andererseits der Ausdifferenzierung im Rahmen von Sparten- und Zielgruppenkanälen. Diese sorgen ihrerseits für einen immer größeren Bedarf an Programmen, der wiederum international gedeckt wird. Deshalb lohnt der vergleichende Blick über die Grenzen, der hier beispielhaft für das Kinderfernsehen in Deutschland und Großbritannien geleistet werden soll
. Vorreiter bei der Gründung der zielgruppenorientierten Kinderkanäle waren vor allem die kommerziellen Anbieter, insbesondere die großen „global player“ Disney / Fox, Nickelodeon und Cartoon Network, die erstmals das Interesse sowohl der jungen Zuschauer als auch der Werbekundschaft auf die Möglichkeiten der speziell auf die Bedürfnisse definierter Altersgruppen zugeschnittenen Angebote lenkten. Diese Kinderkanäle sind in zahlreichen Ländern, jedoch in der Regel nur als (digitales) Pay-TV zu empfangen. In den letzten Jahren zogen dann die nationalen Sender allmählich mit entsprechenden eigenen Angeboten nach, und zurzeit ist geradezu ein Boom an entsprechenden Ausgründungen und Umstrukturierungen zu verzeichnen: In Deutschland hat der KI.KA gerade seinen fünften Geburtstag gefeiert und nimmt als bislang einziger frei empfangbarer (und noch dazu werbefreier) Kinderkanal zurzeit noch eine Sonderstellung ein – die private Konkurrenz bietet z.T. zwar überwiegend, aber eben nicht ausschließlich speziell für Kinder produzierte Programme an. Ab 2003 nun „darf der KI.KA abends länger aufbleiben“, wie die clevere Jubiläums-Werbebotschaft aus Erfurt lautete: Nach der erfolgreichen Etablierung des Senders, aber auch angesichts der privaten Konkurrenz nach dem „Sandmännchen“, weitet der Sender sein Programmangebot nun auch auf die Abendschiene aus – ein logischer Schritt, trotz der vorhersehbar zunehmenden Konflikte um die Vorherrschaft an der Fernbedienung in Haushalten mit nur einem Fernsehgerät…
Dagegen will RTL II ab 2004 mit einem speziellen „Manga“-Sender punkten, der ausschließlich japanische bzw. asiatische Animationen wie „Pokémon“ und „Dragonball“ senden wird, sich dabei aber auch an junge Erwachsene richten soll .In Großbritannien hat sich vor einer Weile auch die altehrwürdige BBC zur Ausgründung spezieller Angebote entschlossen, um den zurzeit existierenden 14 kommerziellen reinen Kindersendern – die zumeist von den o.g. Networks getragen werden - die Stirn zu bieten. Während anfangs wie in Deutschland lediglich ein Sender für Kinder aller Altersgruppen geplant war, wurde schließlich eine Ausdifferenzierung nach dem Alter der Zielgruppe als notwendig erachtet . So gingen im Frühjahr 2002 neben mehreren digitalen Sender-Neustarts bzw. –Umstrukturierungen gleich zwei digitale BBC-Kinderkanäle „on air“, die ihre Zuschauerschaft nahtlos aneinander weiterreichen können: Während CBeebies Kinder im Vorschulalter, also bis 6 Jahre, bedient, richtet sich CBBC an die 6- bis 13-Jährigen. CITV, die Kinderabteilung des Privatsendersystems ITV, plante einen ähnlichen Schritt zur Verstärkung seiner Aktivitäten im Kinderprogrammbereich als Teil eines neuen, genrebasierten Netzwerks, doch wurden diese Pläne aufgrund von Budgetkürzungen nach einem drastischen Rückgang der Werbeeinnahmen zunächst zurückgestellt. Dies wurde von zahlreichen Akteuren der britischen Kinderfernsehszene - darunter „Teletubbies“-Erfinderin Anne Wood und BBC-Kinderprogrammchef Nigel Pickard - öffentlich bedauert, da der Wettbewerb mit der ITC als privater, aber ebenfalls qualitätsbewusster und von außen regulierter Konkurrenz zur BBC eine der wichtigsten treibenden Marktkräfte sei.
Dafür könnte demnächst im Pay-TV-Bereich ein neues Angebot für Vorschulkinder zu sehen sein: Disney plant für 2003 eine Ausgliederung und Erweiterung seines in die bisherigen Network-Sender integrierten Vorschulprogrammangebots „Disney Playhouse“ im Rahmen eines eigenen, zielgruppenorientierten Vorschulsenders .Doch zurück zu den aktuellen Neustarts der BBC, die dem leicht angestaubten Image des Mutterhauses bei den britischen Zuschauern aufhelfen sollen. Bei CBBC und CBeebies finden sich zahlreiche Parallelen zum deutschen KI.KA: Die neuen Sender sind gebührenfinanziert, werbefrei, den öffentlich-rechtlichen Qualitätsansprüchen ihres Mutterhauses verpflichtet und teilen sich ab 19 Uhr den Kanal mit einem Programm für Erwachsene, Ceebies z.B. mit dem Kulturkanal BBC 4. Zumeist verfügen sie über das Erstausstrahlungsrecht für neue Programme, die im Rahmen der Senderfamilie produziert oder angekauft wurden, und reichen einen Teil der bei ihnen ausgestrahlten Produktionen in die Kinderprogrammschienen der Vollprogramme BBC 1 und BBC 2 weiter. Ein Großteil des Programms wird jedoch, ebenfalls wie beim KI.KA, mit Wiederholungen der öffentlich-rechtlichen Kinderprogramm-Klassiker bestritten, die nun in neuem Rahmen von jungen, unverbrauchten Moderatoren präsentiert werden.
Die Präsentation fällt allerdings gemäß den Vorlieben der jeweiligen Zielgruppen unterschiedlich aus: CBBC darf sich bunter, frecher und flotter präsentieren als CBeebies, das in pastelligerem und weniger hektischem Gewand daherkommt und hauptsächlich animierte Puppencharaktere mit realen Moderatoren kombiniert. Inhaltlich betont CBeebies nach eigenen Angaben das spielerische Lernen durch Unterhaltung, während CBBC den bereits gewohnten Mix aus Fiktion, Nachrichten, Unterhaltung, Mitmachtipps, Allgemeinwissen und Cartoons aus dem bisherigen Kinderprogrammangebot der BBC übernehmen und ausbauen soll. Gegenüber dem expliziten Bildungsauftrag der BBC geht die Kinderabteilung jedoch vorsichtig auf Distanz – ihr Ziel scheint weniger „education“ als vielmehr „edutainment“ zu sein .Zwar verlief der Start der beiden Sender recht schleppend, doch gibt sich die BBC zuversichtlich: Nach den Plänen der Verantwortlichen sollen die beiden Sender bis zum Jahresende gemeinsam die Marktführerschaft bei den britischen Kinderkanälen übernehmen und innerhalb von fünf Jahren die größten Unterhaltungsmarken unter ihrem Dach vereinen.
Der digitale Zugang zu den beiden Programmen ist zwar teilweise umstritten (die gebührenfinanzierten Programme sind ohne zusätzliche Monatsbeiträge o.ä. empfangbar, doch müssen die Zuschauer ihr Gerät technisch aufrüsten oder Kunden bei Kabel- oder Satellitendiensten werden, was einmalige bzw. regelmäßige Extrakosten verursacht), doch bringt er zusätzliche Möglichkeiten mit sich, von denen die Interaktivität sicherlich die interessanteste ist: Bei CBBC bietet z.B. die Show „Xchange“ die Möglichkeit, über die Zugangstechnik zum digitalen Programm (sogenannte set-top-Boxen oder alternativ Satellitenanlagen), per e-mail oder auch verstärkt über SMS mit ihrem Programm zu interagieren. Damit liegt die BBC voll im Trend: Alle britischen Kinderprogrammanbieter scheinen etwa zur gleichen Zeit die Vorliebe der Jugendlichen für die Kommunikation per SMS entdeckt zu haben und integrieren allmählich entsprechende Kommunikationsmöglichkeiten in ihre Formate – zur Freude der Zuschauer, die sich auf Anhieb stark beteiligt haben, aber auch zum Unbehagen all derer, die Bedenken wegen der Kosten oder der Strahlenbelastung durch allzu häufigen Gebrauch des Handys hegen . Doch selbst CBeebies will nicht hinter dem Schwestersender zurückstehen und bietet seiner älteren Zielgruppe ebenfalls Interaktionsmöglichkeiten via SMS oder e-mail an, während die Angebote für die Jüngsten über die Fernbedienung auszuführen sind.
Letztere nutzen die beliebtesten Figuren des Programms und beziehen teilweise auch die Eltern mit ein, z.B. zum Vorlesen von Geschichten, über deren Fortgang der Nachwuchs dann per Knopfdruck entscheiden kann – ein pfiffiger Schritt, da ein solches Angebot bei weniger technologiefreundlichen Eltern sicherlich zunächst mit Stirnrunzeln aufgenommen wird… A propos Stirnrunzeln: Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass ein so plötzliches Wachstum des Kinderprogrammangebots gegenüber einem Teil der Eltern und Pädagogen der Rechtfertigung bedarf: Auf die Frage, ob denn Kinder dadurch noch zu zusätzlichem Fernsehkonsum ermuntert werden sollen (über die drei Stunden hinaus, die britische Kinder täglich im Schnitt vor dem Fernseher verbringen ) , finden CBBC und CBeebies eine ähnliche Antwort wie der deutsche KI.KA, die in Kürze lautet: Kinder schauen sowieso fern, wenn ihnen der Sinn danach steht, da der von Eltern strikt reglementierte Fernsehkonsum eher selbstbestimmten Sehgewohnheiten gewichen ist. Also sollten sie zumindest auf ein qualitativ hochwertiges Programmangebot zurückgreifen können. Die BBC bemüht sogar den Begriff des „neuen Goldenen Zeitalters“ im Kinderfernsehen .Doch lässt sich die Fragestellung auch durchaus mit Blick auf die Gesamtheit der Zielgruppen- und Spartenkanäle inklusive der kommerziellen Anbieter erweitern: Welche Vorteile bringt die permanente Ausdifferenzierung und Erweiterung des Kinderfernsehmarktes, insbesondere durch die Spartenkanäle? Darauf gibt es mehrere Antworten: Da ist zum einen die Ausweitung der Programmflächen, die Kindern mehr Auswahl bietet.
Während in Großbritannien die täglichen Kinderprogrammflächen der BBC durch die beiden neuen Sender sprunghaft von 5 Stunden in 2 Sendern auf 30 Stunden in 4 Sendern angewachsen sind , ist in Deutschland eine etwas gegenläufige Tendenz zu erkennen: Zwar bietet der KI.KA auch hier tagtäglich eine breite Programmschiene ausschließlich fürs Kinderprogramm, doch ist festzustellen, dass dafür die Kinderprogrammstrecken in den Vollprogrammen bereits seit Jahren allmählich rückläufig sind; es findet also eine schleichende Umschichtung zwischen den Sendern statt. International wird dies auch von den gleichen Produzenten bestätigt, die die gestiegenen Auswahlmöglichkeiten für Kinder loben: Spätestens, wenn die Reichweite der neuen Dienste einen gewissen Prozentsatz übersteigt (manche gehen von einem Schwellenwert von rund 70 Prozent aus), würden sich sowohl die Kinderfernsehproduzenten als auch die Zuschauer ausschließlich den Kinderkanälen zu- und von den Vollprogrammen abwenden, wird prophezeit . Zum anderen bieten die großzügigen Programmflächen jedoch auch mehr Durchsetzungschancen für viele ungewöhnliche oder „riskantere“ Produktionen, da die Sender über die Möglichkeit verfügen, Produktionen zu verschiedenen Tageszeiten zu erproben, bis sie ihr Zielpublikum gefunden haben. Deshalb können die Kinderkanäle bzw. –networks auch Produktionen ausstrahlen, die von den konventionellen Sendern abgelehnt werden, weil sie nicht in ihre Programmstrukturen zu passen scheinen. Z.B. haben die „Pokémons“, mittlerweile einer der größten kommerziellen Erfolge der letzten Jahre, erst dadurch ihren internationalen Durchbruch geschafft .
Zudem kann das Programmangebot insgesamt ebenfalls wie auch die einzelnen Produktionen besser auf spezifische Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten werden (zurzeit beginnt z.B. gerade eine weitere Ausdifferenzierung des Vorschulprogrammmarktes in die beiden Altersgruppen der 16-Monatigen bis Dreijährigen und der Drei- bis Siebenjährigen, wenngleich Programme für Kinder unter zwei Jahren noch eher sporadisch zu finden sind ). Und nicht zuletzt haben die beiden Sender mit dem „beeb“ (dem Spitznamen der BBC) im Namen die Kinderprogrammabteilung des Senders nach Jahren der Vernachlässigung wieder erstarken lassen: Mit verdoppeltem Budget und rund 90 neuen Mitarbeitern sollen rund 1000 zusätzliche neue Programmstunden produziert werden . Während beispielsweise der deutsche KI.KA sich bei Eigenproduktionen bemüht, nationale Standortförderung zu betreiben, darüber hinaus aber auch ausländische Produktionen ankauft und ausstrahlt, stützt die BBC mit ihrer neu gebündelten Produktions- und Finanzkraft vor allem den inländischen Markt: Aufgrund der starken Regulierung des britischen Fernsehmarktes sind die neuen Sender bereits mit der Maßgabe an den Start gegangen, zu mindestens 90 Prozent (CBeebies) bzw. 70 Prozent (CBBC) britische (oder zumindest europäische) Produktionen auszustrahlen, wobei auch ein recht hoher Anteil von Neuproduktionen festgelegt wurde .
So ging Cbeebies im Frühjahr tatsächlich mit einem rein nationalen Programm ohne jegliche amerikanische Animation an den Start . Im Gegensatz zur Strategie der internationalen Networks, die mehr auf hauseigene Produzenten setzen, bieten die neuen Sender damit auch kleineren und unabhängigen Produzenten zusätzliche Chancen . Gleichzeitig leiten sie aber auch einen neuen Trend zur Exklusivität ein: Die großen Networks verkaufen ihre Produktionen nach der Erstausstrahlung häufig an unterschiedliche Anbieter weiter, um eine möglichst breite Merchandising-Plattform zu erzielen; d.h. über die Monate bzw. Jahre kann die gleiche Serie auf unterschiedlichen Sendern zu sehen sein. Demgegenüber will die BBC alle Rechte an ihren Produktionen behalten, so dass mittelfristig auch ein deutlicheres Programmprofil erkennbar werden wird . Womit ein Stückchen der alten Kinderfernseh-Welt zurückkehrt – dass der Zuschauer an seinen Lieblingsfiguren zuverlässig erkennt, bei welchem Sender er sich gerade befindet…
Beitrag aus Heft »2002/04: Medienpädagogik heute - Eine Diskussionsrunde«
Autor: Eva-Maria Rüdiger
Beitrag als PDFEinzelansichtHeike Babisch: Spannung geboten: CD-ROMs für Kinder
Wer kennt das nicht, man verfolgt gebannt einen Krimi im Fernsehen, versucht selbst die Beweise zusammenzufügen, um den Täter überführen zu können...? Zumindest den kleinen Detektiven kann jetzt geholfen werden. Eine ganze Reihe CD-ROM-Spiele bieten für jeden Geschmack und jedes Können spannende Kriminalfälle. Wer sich mit Detektivspielen noch nicht so gut auskennt, dem sei „Der kleine Vampir 2 – Der verschwundene Sarg“ empfohlen. Der kleine Vampir 2 – Der verschwundene Sarg. Ravensburger Interactive, Ravensburg 2001, Windows 95/ 98, Macintosh, EUR 25,00Toni hilft seinem Freund, dem kleinen Vampir Rüdiger, dessen Sarg wiederzufinden. Tante Dorothee hat den Sarg versteckt und nun ist es Rüdiger peinlich, vor den anderen Vampiren ohne seinen Sarg dazustehen. Der Spieler schlüpft in die Rolle Tonis und folgt den Spuren und Ratschlägen, die ihm Anna und Rüdiger geben. Kommt Toni mal nicht weiter, dann hilft ihm Rüdiger mit kleinen Tipps. Falls man dann immer noch nicht so recht weiß, wie man zu Rüdigers Sarg gelangt, gibt es konkretere Hinweise. Kein Detektiv wird scheitern. Zwischendurch laden eine Reihe kleiner Spiele zum Zeitvertreib ein. Manchmal muss man sich auch einen Weg über den Bach oder vorbei am Wachhund Attila suchen.
Dafür sind Merkfähigkeit und Geschicklichkeit gefragt. Auf Tonis Computer können sich die Spieler in den Ruhepausen schon einmal eine gute Verkleidung für den nächsten Fasching ansehen oder Grußkarten an Freunde schicken. Trotz der einfachen Grafik sind am Friedhof, bei Toni zu Hause, in der Burg oder bei Herrn Geiermeier immer wieder ein paar kleine Überraschungen eingebaut und laden zum Erkunden des Bildschirms ein: klickt man z. B. auf einen Grabstein, dann wird er in Sekundenschnelle mit Efeu überwuchert.Klar, dass Friedhöfe nicht jedermanns Sache sind. Wem sie zu gruselig sind und wer lieber im fernen Orient sein Kamel mit der Tastatur geschickt durch die Wüste lenkt, ist als Assistent von „Kommissar Kugelblitz 3 – Fall Wüstenkönig“ richtig aufgehoben. Kommissar Kugelblitz 3 – Der Fall Wüstenkönig. Terzio, München 2002, Windows 95/98, Macintosh, EUR 26,00Grafisch ist der Kommissar ähnlich wie „Der kleine Vampir 2“ gestaltet, doch wesentlich farbenfroher, da man sich bei strahlendem Sonnenschein am Rande einer Oase bewegt und nicht spät abends zwischen Friedhöfen und Burgkellern recherchiert.
Der Kommissar mit der gelbgetupften Krawatte muss für seinen Freund, den Sultan von Jamei, einen gestohlenen Dolch wiederfinden und den Dieb überführen. Dabei bestimmen die sechs- bis zehnjährigen Spieler selbst das Tempo des Spiels und können in aller Ruhe die verschiedenen Läden, den Garten und den Palast besichtigen. Natürlich hilft der Kommissar seinem Assistenten bei Bedarf auf die Sprünge. Die Schauplätze sind mit vielen Details ausgeschmückt und bieten vom Flaschengeist bis zur Schlange im Korb alle möglichen Entdeckungen an. Freche Spieler können den Kommissar auch mal anklicken: dann grummelt er entweder „stups mich nicht, ich muss mich konzentrieren“ oder „wenn du mich kitzelst, kann ich nicht nachdenken“. Will man zwischendurch eine Pause auf der Suche nach dem Dieb einlegen, dann empfiehlt sich das Café. Dort kann man an Spielautomaten ein „Servierspiel“ spielen, bei dem es auf Geschwindigkeit ankommt oder Teppiche nach Farben und Mustern kombinieren. Um in den Ermittlungen weiter zu kommen, muss man ähnlich dem Spiel „Der kleinen Vampir 2“ seine Fähigkeiten im Erkennen von Formen unter Beweis stellen und eine Kopie von Schriftzeichen anfertigen. Wie „Der kleine Vampir 2“ wird auch der Kommissar durch Mausklick bewegt und das fördert den Umgang sowohl mit der Maus als auch mit der Tastatur. Eigentlich schade, dass man nach dem Spiel die Lösung schon kennt und auf den nächsten Fall von Kommissar Kugelblitz warten muss.Sollte es tatsächlich Detektive geben, denen der Orient noch nicht sonnig und warm genug ist und die selbst ein Schilfboot bauen möchten, so empfiehlt sich eine Reise zu Sethi nach Ägypten. Sethi und das Geheimnis des Pharaos. United Soft Media, München 2002, Windows 95/ 98/2000, Windows ME/XP, Macintosh, EUR 24,90Die Geschichte von „Sethi und das Geheimnis des Pharaos“ ist ähnlich spannend erzählt wie die der beiden zuvor beschriebenen. Um Ägypten vor einer Heuschreckenplage zu bewahren, muss Sethi die Krone, das Machtsymbol des Pharaos, finden und zu ihm zurückbringen.
Ein Vorteil gegenüber den anderen Spielen ist sicherlich, dass man am Anfang die Option hat, sich das Spiel und die Bewegung der Figur erklären zu lassen. Besonders für Kinder, die noch nicht so viele Erfahrungen im Krimispiel gesammelt haben, ist das eine Erleichterung. Sie müssen sich nicht von den Eltern die Bedienungsanweisung vorlesen lassen. Die komplizierten ägyptischen Namen der Götter, der Königin oder des bösen Priesters fordern von Anfang an die Merkfähigkeit der Sechsjährigen, doch keine Angst, man kann jederzeit mit einem Mausklick zu den Menschen zurückgehen und sie noch einmal befragen, falls man mal nicht ganz so konzentriert zugehört hat. Wunderschön ist, dass der Spieler mit Sethi unstrukturiert Orte besuchen und dort in aller Ruhe Hinweise entdecken kann, die im weiteren Spielverlauf nützlich sind. Am Ende müssen alle Symbole der Macht gefunden sein, doch eine feste Reihenfolge gibt es nicht. Dies ist allerdings die Schwierigkeit des Spiels. Zwischendurch erhält Sethi immer wieder neue Aufträge, die er ebenfalls auszuführen hat, will er dem Pharao auf der Suche helfen. Am Ende verliert vielleicht so mancher kleine Ägypter ein wenig den Überblick über das eigentliche Spielziel. Wie bei „Kommissar Kugelblitz 3“ und bei „Der kleine Vampir 2“ gibt es auch hier viele kleine versteckte Details in den einzelnen Bildern zu erkunden. Fährt man mit der Maus im Dorf über die Frau auf dem Dach, winkt sie und ruft „Hallo“, der Mann lässt die große Vase klirrend zu Boden fallen etc. Weiß man nicht weiter, so kann Sethis kleiner Freund Pepi an vielen Stellen einen guten Rat geben.
Insgesamt wird hier mehr eigenständiges Denken gefordert als bei „Kommissar Kugelblitz 3“ oder bei „Der kleine Vampir 2“, wobei manchmal die komplizierten Namen und am Ende der scheinbar endlose und nicht zu stoppende Abspann stören. Dafür ist das Erfolgserlebnis nach Lösung dieses komplizierten Falls umso größer. Das trifft bei dem Spiel mit der blonden Schönheit Barbie leider nicht zu.Barbie – Geheimagentin Barbie. Vivendi Universal Interactive, Langen 2002, Windows 95/98, Windows ME, EUR 25,60Schade, dass die Macher von „Barbie - Geheimagentin Barbie“ die Chance auf ein anspruchsvolles und spannendes Spiel rund um diese beliebte Puppe nicht genutzt haben. Bei einer Modenschau in New York wird die neue Kollektion von Barbies Freundin Teresa gestohlen. Darunter befindet sich ein Stoff, aus dem ein „Unsichtbarkeitsanzug“ hergestellt werden könnte, der seinen Träger eben unsichtbar macht. Man wird von Beckys nerviger Piepsstimme durch das Spiel gelotst. Der Spieler oder eher die Spielerin, da Jungen vergeblich nach einer Identifikationsperson suchen werden, muss nur den Wegen zur glitzernden Wolke folgen, sich an Wachmännern vorbeischleichen, über Dächer springen, etc. Nach Hinweisen suchen muss man nicht. Barbie findet eigentlich alles alleine. Die Spielerin darf zwischendurch nur ein paar Puzzle-Spiele lösen und das passende Outfit aussuchen. Auch echte Barbie-Liebhaber werden durch das ständige „Welches Outfit soll ich tragen?“ oder „Ich sollte mich umziehen!“ schnell genervt sein. Zwar ist das Spiel schon ab sechs Jahren, doch erfordert es eine recht genaue Handhabung der Tastatur.
Dies wiederum ist nicht einfach, da Barbie sich selbst nur ungenau lenken lässt. Dazu kommt die nötige Ausdauer sich durch ein Spiel zu spielen, dass eigentlich kaum mit neuen Überraschungen aufwartet und dem Spürsinn junger Detektivinnen keine Herausforderung bietet. Aus diesem „Stoff“ hätte mehr gemacht werden können als ein so eintöniges „Rumrennspiel“. „Rumrennen“ darf man dagegen bei den fünf Freunden eher wenig. Fünf Freunde – Geheime Mission M.A.G.–X.. Ravensburger Interactive, Ravensburg 2001, Windows 95/ 98/2000, Windows NT, EUR 25,00 Zwar ist die CD-ROM „Fünf Freunde – Geheime Mission M.A.G.-X“ (ab sieben Jahren) grafisch und inhaltlich eine Wohltat im Vergleich zu „Barbie“, doch auch hier kann leicht Langeweile aufkommen. Selbständiges Agieren ist nicht gefragt. In der Eingangsszene stürzt ein Flugzeug auf der Felseninsel ab. Bei ihrer Erkundung erfahren die fünf Freunde, dass der verletzte Pilot ein Geheimagent ist, dem sein wertvolles Funkgerät abhanden gekommen ist. Nun müssen die fünf Freunde dem verletzten Piloten auf der Suche nach dem Funkgerät helfen. Je nach Situation wählt der Computer aus, ob man sich als George oder Dick durch die Szene spielt. Schade ist, dass in jeder Szene jede Person immer etwas zu sagen hat. Oftmals sind die Kommentare wie „Ich bin schon ganz aufgeregt“ und „Los geht’s zum nächsten Abenteuer“ überflüssig und bringen das Spiel ins Stocken, da man immer warten muss, bis alle ausgesprochen haben. Selbst in spannenden Szenen stehen die fünf Detektive recht passiv und scheinbar unbeteiligt im Bild.
Anne neigt dazu, sich sehr häufig am Fuß zu kratzen, während Dick abwechselnd seine Hände in den Hosentaschen ruhen lässt oder sich am Kinn reibt. Befremdlich wirkt, dass man als Spieler als erster die Gruppe der Freunde verlässt, aber als letzter der Gruppe am neuen Ort des Geschehens ankommt. Da kommt trotz der genialen Grafik nicht richtig Spannung auf.Leider ist auch die Handhabung der Funktionen nicht einheitlich: mal muss man alles Werkzeug aus dem Rucksack nehmen, um es einsetzen zu können und mal kann man das Werkzeug schon im Rucksack benutzen. Der Spieler hat leider keine Möglichkeit, selbst die verschiedenen Orte des Geschehens zu untersuchen und zu erkunden. Sobald man die nähere Umgebung entdecken möchte, wird man von den Freunden zurückgehalten: „Oh nein George, so kommen wir aber nicht zum Strand“ oder „Dick, träum nicht, wir müssen jetzt los“. Die Bewegungsfreiheit und Entdeckerlust werden dadurch natürlich ganz schön eingeschränkt. Für jüngere Spieler hat dies aber den Vorteil, sie wissen, dass sie in der gezeigten Szene noch etwas zu erledigen haben und erst dann dem linearen Spielverlauf weiterfolgen können. Ein großes Plus des Spiels ist die Option, den gesprochenen Text am unteren Bildschirmrand anzuzeigen. Außerdem können durch die Zweisprachigkeit der CD-ROM erste Verständnisfertigkeiten für Englisch geübt werden.
Dem Spiel liegen viele gute Ideen zugrunde, unnötige Ungereimtheiten und die fehlende interaktive Erzählstruktur können einem jedoch leicht die Lust am Knobeln verderben.Ganz anders beim „Meisterdetektivpaket 2“: Hier sind gerade die nicht-lineare Erzählstruktur und die Knobelaufgaben für die Lösung des Falls wichtig. Das Meisterdetektivpaket 2 – Ein Fall für TKKG – Katjas Geheimnis/Ein Fall für Mütze & Co – Entführung in Rosenburg. Tivola, Berlin 2001, Windows 3.x/95/98/ME/NT/2000/XP, Macintosh, EUR 20,40 Das Problem, wie ein Spieler mehrere Personen durch das Spiel führen kann ohne dass dabei langwierige Dialoge entstehen, wurde bei „Ein Fall für Mütze & Co – Entführung in Rosenburg“ und „Ein Fall für TKKG – Katjas Geheimnis“ am besten gelöst. Bei beiden CD-ROMs kann man sich als Spieler einen der Detektive aussuchen und so z. B. bei „Ein Fall für Mütze & Co“ als Karin mit Hilfe der Maus die Leute befragen. Erhält man nicht die gewünschte Antwort oder ist der Meinung, die befragte Person könnte mehr wissen, dann schickt man einfach noch mal Billy oder Mütze dorthin, in der Hoffnung sie könnten mehr Indizien sammeln. Dadurch scheint sich zwar das Spiel in die Länge zu ziehen, aber man bekommt auch Lust, das Spiel nach Lösung des Falls gleich noch einmal zu spielen und zu testen, ob man nicht das nächste Mal schneller zum Ziel kommt. Bei „Ein Fall für Mütze & Co“ ist der Fall klar: Verbrecher haben Zak, Karins kleinen Hund, gestohlen und nun suchen Karin und ihre Freunde nach Spuren und Indizien, die sie zu den Tätern führen. Die Geschichte rund um „Ein Fall für TKKG“ ist etwas komplexer. Katja, eine Freundin von Tim, Karl, Klößchen und Gaby, ist verschwunden und nun müssen die Detektive scheinbar die ganze Stadt befragen, um Katja wiederzufinden. Doch wer glaubt, der Fall sei dann bereits gelöst, der irrt.
Denn plötzlich fehlt wieder jede Spur von dem Mädchen. Die Grafik ist wie bei den meisten Kinderspielen einfach, aber sehr übersichtlich gestaltet und besonders bei „Ein Fall für Mütze & Co“ gibt es wieder überall Möglichkeiten, Leute anzuklicken, die dann in der Nase bohren, einem die Zunge rausstrecken oder einem unerwartet vielleicht doch einen nützlichen Hinweis geben können. Bei „Ein Fall für TKKG – Katjas Geheimnis“ sind diese Möglichkeiten zwar ein wenig reduziert, doch verliert das Spiel dadurch nicht an Überraschungen und Spannung. Für achtjährige Detektive, die gerne in die Rolle anderer schlüpfen, sehr eigenständig ihre Umgebung entdecken wollen und noch dazu immer wissen, welche Frage sie ihren möglichen Zeugen stellen sollten, damit sie zur Lösung des Falls kommen, sind diese beiden Spiele eine spannende Herausforderung. Wer schon mehr Erfahrung in der Ermittlung von komplizierten Kriminalfällen hat, der sollte sich „Die Drei ??? – Gespensterjagd“ oder „Die Drei ??? – Alarm im Internet“ (ab zehn Jahren) zulegen. Die drei ??? – Gespensterjagd. United Soft Media, München 2001, Windows 95/98/2000/ME/XP, Macintosh, EUR 24,90Die drei ??? – Alarm im Internet. United Soft Media, München 2001, Windows 95/98/2000/ME/XP, Macintosh, EUR 24,90Aber Vorsicht: hier sind wahre Experten gefragt. Bei der Gespensterjagd erhalten die drei Detektive Peter Shaw, Justus Jonas und Bob Andrews Kassetten mit seltsamen Nachrichten. Wer genau den Anweisungen folgt und keine der Zeichen, die in Rocky Beach überall versteckt sein können übersieht, kommt schließlich hinter den Fall und wird erfahren, wer das Gespenst ist. Ganz anders in „Alarm im Internet“: hier müssen die drei ??? eingreifen, nachdem ein Virus ihren Computer lahmgelegt hat und die Gefahr besteht, dass die ganze Stadt von einer Flutwelle heimgesucht wird, da der Erpresser alle Gewalt über sämtliche Computersysteme der Stadt hat. Der Spieler erhält auditive Hinweise über Telefon, durch Kassetten, die an verschiedenen Orten gefunden werden müssen oder durch Gespräche mit anderen.
Die kniffligen Denkaufgaben müssen aber fast ohne Hilfestellung gelöst werden. Als erfolgreicher Detektiv muss man sich also in Rocky Beach auskennen, gut kombinieren und beobachten können, denn sonst wird man womöglich vom Täter überlistet. Überall könnten Hinweise versteckt sein. Manche Entdeckung wird erst nach einem Weilchen zu einem wichtigen Indiz für die Überführung des Täters. Doch auch hier ist Vorsicht angesagt: nicht alles, was man anklicken oder kaufen kann, wird auch wirklich benötigt! Wirklich toll ist, dass man das gesamte Spielfeld erkunden kann und sich nicht an eine chronologische Reihenfolge zu halten hat. Nur, wer den Fall schnell lösen will, sollte sich überlegen wofür man wann einen Beweis braucht, aber wer will das schon. Es gibt so viele Möglichkeiten des Einkaufens, Entdeckens und Faulenzens. Wenn doch nur in Rocky Beach nicht so seltsame Dinge passieren würden....Erst die Kombination aus einer spannend erzählten Geschichte, sinnvoll eingesetzten interaktiven Elementen und einer ansprechenden grafischen Umsetzung machen einen Krimi zu einem faszinierenden Fall. Kinder werden sich spielend begeistern lassen und auch manche Eltern könnten so von der einen oder anderen CD-ROM an den PC gefesselt werden.
Beitrag aus Heft »2002/04: Medienpädagogik heute - Eine Diskussionsrunde«
Autor: Heike Babisch
Beitrag als PDFEinzelansichtDaniela Berndl: Faszination World Wide Web
Täglich wird das World Wide Web von Millionen Menschen sowohl beruflich als auch privat genutzt. Da ist es nicht verwunderlich, dass selbst die Kleinsten auf den Geschmack gekommen sind, das Internet für ihre Zwecke zu gebrauchen. Ob „Pokemón“, die „Sendung mit der Maus“, die „Simpsons“ oder „Löwenzahn“ – um nur einige Beispiele zu nennen – sie alle sind im Internet auf vermeintlich kindergerecht gestalteten Seiten zu finden. Und von diesen Kinderseiten gibt es im Netz unzählig viele. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie gut diese Seiten denn wirklich für Kinder geeignet sind. Wer stellt die Seiten ins Netz und warum?Kinderseiten werden von vielen verschiedenen Personen und Institutionen ins Netz gestellt. So bieten fast alle Fernsehsender spezielle Seiten für Kinder an (www.kinderkanal.de ; www.kindernetz.de ; www.wdrmaus.de). Aber auch im Rahmen von Diplomarbeiten können Kinderseiten entstehen (www.kidsville.de). Nahezu alle Seiten haben ein Impressum, in dem man teilweise sogar die Entstehungsgeschichte nachlesen kann (in kindgerechter Mundart, versteht sich). Viele der Seiten haben schon den einen oder anderen Preis eingeheimst (Pädi in Gold, Silber oder Bronze; Deutscher Kinderkulturpreis; Giga Maus u.v.m.), auf den sie selbstverständlich aufmerksam machen.Hauptintention der Seiten ist es, den Kindern die Möglichkeit zu geben Wissensinhalte zu erschließen, aktiv zu sein und unterhalten zu werden. Obwohl die Anbieter darauf abzielen, den Kindern Medienkompetenz zu vermitteln, können sie nur Anregungen geben.
Auf dem Weg zur Medienkompetenz ist darauf zu achten, in welchem Maß das Kind selbst aktiv ist und wie es von Eltern und Pädagogen unterstützt wird. Was Kinder im Internet erwartenTrotz guter Absichten muss man den Focus darauf richten, ob die Seiten bei den Kindern auch gut ankommen. Denn wenn sich Kinder positiv über Internetseiten äußern, heißt das noch lange nicht, dass sie auch begeistert sind. Kinder verlangen im Netz nach Zeichentrick, Spielen, Comics, Musik und Stars. Eben danach, was sie in ihrem Alltag mit Medien erleben. Wissensinhalte stoßen im Allgemeinen auf weniger Interesse, was hauptsächlich an zu lang(weilig)en Texten oder uninteressanten Themen liegt. Viele Seitenanbieter haben sich an diesem Problem orientiert und bringen den Kindern Lerninhalte mittels spielerischer Handhabung näher. Diese Seiten sind für Kinder besonders attraktiv, da Spiele - gerade in einem Alter, wo viel Text sie überfordert – wichtigster Grund sind, sich im Internet aufzuhalten. (www.kindersache.de)Können Kinder beim Surfen allein gelassen werden?Genau aus diesem Grund stehen viele Eltern und Pädagogen dem virtuellen Raum skeptisch gegenüber. Die Angst, dass Kinder nur noch stur und passiv vor dem Computer sitzen, macht sie im Umgang mit dem Medium unsicher. Und dabei ist es besonders wichtig, dass gerade Anfänger während des Aufenthalts im WWW Unterstützung von Bezugspersonen haben. Viele Seiten, unter anderem das Internet-ABC (www.internet-abc.de), sind auf dieses Problem ausgerichtet und zielen auf Eltern, die sich selbst nicht sicher mit dem Internet sind. Anhand einer Elternseite wird ihnen ein intensiver Internetkurs verpasst, der sie dazu befähigen soll, zusammen mit ihren Kindern das Internet zu erforschen.
So wird es Eltern ermöglicht, ebenfalls Spaß im Netz zu erleben und mit ruhigem Gewissen ihre Kinder surfen zu lassen. Um sich keine Sorgen machen zu müssen, dass Kinder aus Versehen auf Seiten gelangen, die nichts für sie sind, findet man auf jeder Kinderseite, die etwas auf sich hält, Sicherheitstipps für das Surfen im Netz (unter anderem bei www.blindekuh.de). Eltern werden aufgefordert zusammen mit dem Kind die Gefahren des Internets zu besprechen und beim Entdecken von suspekten Seiten die zuständigen Behörden – natürlich via Web – zu benachrichtigen. In Punkto Sicherheit ist es vor allem wichtig zu wissen, dass keine anständigen Seiten (außer solche, die monatliche Gebühren verlangen, wie z.B. unter www.kindercampus.de) die Postadresse oder Telefonnummer – ja sogar äußerst selten die E-Mail-Adresse verlangen. Bei gebührenpflichtigen Seiten stellt sich übrigens die Frage, ob man Vergleichbares nicht auch auf „normalen“ Seiten findet. Die meisten kostenpflichtigen Seiten bieten zudem die Möglichkeit an, sich erst für ein paar Tage auf der Seite umzusehen, bevor man sich zu einem Abonnement entschließt.Werden bestimmte Fähigkeiten vorrausgesetzt? Obwohl viele Seiten einen Internet-Crash-Kurs oder intensive Kurse anbieten, gibt es auch solche, die Sicherheit im Umgang mit dem Netz voraussetzen (www.wasistwas.de). Da gerade Neulinge dort überfordert sein können, ist es ratsam sich als Verantwortlicher einen Überblick über geeignete Seiten zu verschaffen.
Im Allgemeinen reicht es, zu überprüfen, ob die Seite nicht aus zu langen und komplex gestalteten Teilen besteht, übersichtliche und beständige Leisten hat und man jederzeit zur Startseite zurückkehren kann. Wenn auch die Eltern Anfänger sind, kann man davon ausgehen, dass ihre Kinder sich genau so gut – wenn nicht sogar besser – auf der getesteten Seite zurechtfinden werden. Beim Suchen nach der richtigen Seite für das Kind, spielt es eine kleine, aber wichtige Rolle, für welches Alter die Seite zugeschnitten ist. Auch wenn Seiten für Kinder ab fünf geeignet und gefahrlos wirken, stellt sich die Frage, ob sie für ein 8-jähriges Kind noch geeignet sind. Es besteht die Gefahr, dass sich das Kind schnell langweilt, weil es unterfordert wird. Dann heißt es, eine andere, interessantere Seite (am besten zusammen mit dem Kind) zu suchen. Das Leid mit der WerbungTrifft man – was leider des öfteren vorkommt – auf Seiten, die vor Werbeflächen bzw. -fenstern nur so überquillen (so die Kinderseite von RTL2), sollte man schleunigst Reißaus nehmen. Die Seiten mögen vielleicht behaupten, dass sie sich so finanzieren, aber es gibt etliche Anbieter von Kinderseiten, die das auch ohne oder mit minimalen Werbeaktionen schaffen. Für Kinder ist es nicht nur spaßtötend, wenn sie bei jedem zweiten Click virtuelle Produkte angepriesen bekommen, sondern auch äußerst verwirrend. Denn es ist nicht selten, dass sich auf dem Bildschirm dank der Werbung fünf, sechs oder noch mehr Fenster öffnen, die es den Kindern unmöglich machen einen Überblick zu behalten.Kinder brauchen die Möglichkeiten aktiv sein zu könnenGute Kinderseiten zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Nutzer im größtmöglichsten Umfang aktiv sein lassen.
Die schönsten, buntesten und bewegtesten Bilder werden Kindern dennoch langweilig, wenn sie nur passiv rezipiert werden können. Kinder wollen etwas zu tun haben und die Seiten mitgestalten. Nur so bleibt ihr Interesse an der Seite bestehen und sie können sich intensiv mit den Vorgehensweisen auseinander setzen. Möglichkeiten diesem Bedürfnis entgegen zu kommen sind Spielboxen, Kontaktadressen, um Fragen stellen zu können, Online-Zeitungen, Initiativen, die auch im reellen Raum durchgeführt werden, Zeichen- und Malstudios und, und, und. Auch die Möglichkeit eine eigene Web-Site ins Netz zu stellen, wird von einigen Kinderseiten geboten. Besondere Bedeutung kommt aber sowohl für die Kinder selbst, als auch für den pädagogischen Inhalt, dem Austausch zwischen den einzelnen Internetusern zu. In sogenannten Foren und/oder Chaträumen, können die Kinder Erfahrungen austauschen, Ideen diskutieren oder sich gegenseitig auf besonders gute oder schlechte Zustände im Netz bzw. auf der entsprechenden Seite hinweisen. Die Anbieter der Seite können sich an diesem Austausch orientieren und Missstände verbessern. Portalseiten im InternetDas Internet ist unvorstellbar groß, und wie anfangs schon beschrieben, gibt es Hunderte von Seiten, die speziell für Kinder entworfen wurden. Da im World Wide Web die Vernetzung eine große Rolle spielt, müssen sich auch die Anbieter von Kinderseiten selbst einen Überblick über die verschiedenen Kinderseiten im Netz verschaffen, und diesen auch weiter vermitteln.
Eine gute Seite sollte deswegen genügend Links zu anderen Kinderseiten aufweisen können. Eine Seite, die das nicht tut, muss nicht unbedingt schlecht sein, aber da jedem Kind nach entsprechender Zeit auf immer der gleichen Seite langweilig wird, ist es auf einer Seite, die ihm die Möglichkeit gibt andere kindgerecht gestaltete Seiten aufzusuchen, besser aufgehoben. Diese sogenannte Portalfähigkeit der Seiten ist auch deswegen wichtig, da Kinder so gefahrlos im Internet surfen können. Sie kommen von einer geeigneten Seite auf die nächste und von dort wieder auf die nächste. Im Grunde genommen kann man sagen, dass die besten Kinderseiten alle miteinander vernetzt sind. Einen großen Überblick und viele, viele Links zu den verschiedensten Kinderseiten findet man unter anderem bei www.goere.de. (obwohl die Seite nicht mehr aktualisiert wird, sollte man trotzdem einen Blick riskieren), www.kidsclick.de und www.blindekuh.de.
Beitrag aus Heft »2002/04: Medienpädagogik heute - Eine Diskussionsrunde«
Autor: Daniela Berndl
Beitrag als PDFEinzelansichtMichael Kaden: Medienerziehug in Portugal
Aus einer mitteleuropäischen Perspektive betrachtet liegt Portugal peripher - was natürlich ein Trugschluss ist, wie jede andere einseitige Positionsbestimmung auch. Portugal steht im Zentrum. Das von knapp 10 Millionen Menschen bewohnte EU-Land ist ein Zentrum der lusophonen Welt.
Als ehemalige Kolonialmacht (die erste der europäischen Neuzeit übrigens) gehört Portugal zu einem kulturellen Spannungsbogen, der über Amerika (Brasilien), Afrika (Kapverden, Angola, Mosambik, Guinea Bissau, São Tomé e Príncipe) bis nach Asien (Timor, Indien/Goa, Südchina/Macau) reicht. 200 Millionen Menschen sprechen weltweit Portugiesisch. Und: Portugal hat es in den vergangenen Jahren blendend verstanden, seine vermeintlich periphere Lage als Standortvorteil zu nutzen. ..( merz 2002/04, S. 244 - 247 )
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Autor: Michael Kaden
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kolumne
Erwin Schaar: Recht als Entertainment
Das Nachmittagsprogramm der (privaten) Fernsehanstalten ist einmal an die Älteren gerichtet, die aber als Zielgruppe für die werbliche Ansprache weniger interessant sind. Die Forscher der Konsumgüterindustrie haben nämlich herausgefunden, dass die alten Menschen ein beharrendes Markenbewusstsein haben und weniger ansprechbar sind für spontanes oder sich änderndes Kaufverhalten. Es mangelt ihnen nicht an Geld, aber das stecken sie entweder in den Sparstrumpf oder stellen es der Enkelgeneration zur Verfügung. Und diese Enkel sind die andere Zuschauerschicht, die zudem für den Verkauf von Waren eminent wichtig ist. Deren eigenes Taschengeld ist meist gar nicht so gering, zudem wird es durch die Gaben der Grosseltern nicht unerheblich aufgepolstert.Der Rückschluss für die Programmgestalter kann also nur sein, ansprechende Sendungen für unseren Nachwuchs zu kreieren. Waren bis vor kurzem die Talkshows mit der Verhandlung allerlei intimer Themen die Renner, so stagniert dieses Gewerbe in letzter Zeit auffallend. Ausser ein paar Proll-Jugendlichen sind kaum vermarktbare Talk-Gäste zu finden, die Themen werden rar oder sind abgenudelt. Die Spannung ist raus.
Langsam aber sicher verschwinden die Artikulationsversuche und werden von einem neuen Genre besetzt: den Gerichtshows.Um die fiktionalen Gerichtsverhandlungen nicht nur den Gockeln vom Show-Business zu überlassen, wurden hochprofessionelle Vertreter des justizialen Gewerbes gewonnen, die für die Realität meist viel zu gut waren und die sich jetzt verdientermassen an das Nachmittagsprogramm, unseren Kindern gewidmet, verdingt haben. Nachhilfe in sozialer Kunde kann auch für die Bildung Gutes leisten.Beim Betrachten der Justiz-Shows tauchen aber dann doch Zweifel auf, ob unserem rechtstaatlichen System mit diesen Vorführungen richterlicher Unabhängigkeit gedient wird. In 45 Minuten werden zwei bis drei Fälle mit Zeugenvernehmung, Anklage, Verteidigung, Richterspruch durchgezogen. Dabei handelt es sich weiss Gott um keine Minimaldelikte, da sind Vergewaltigung, Raub, Zuhälterei im Spiel, was allein schon auf das Schielen auf die Neugierde des Publikums hindeutet. Das Spektakel im Schnelldurchlauf, das von diesen echten Richtern, Staatsanwälten und Verteidigern geliefert wird, kann den wenig Wissenden doch kaum vertrauensvoll auf das Bestreben der Wahrheitsfindung einstimmen.
Die Vorsitzende des Hamburgischen Richtervereins, Inga Schmidt-Syaßen, hat schon im März 2000 im Hmburger Abendblatt gewarnt: "Ich bin erschrocken, wie dort Verfahren im Zeitraffer zusammengeschnitten werden." Der unerfahrene Zuschauer werde über den ungeheuren Zeitaufwand für einen Richter durch Aktenstudium und Beweisaufnahme getäuscht. Und es darf hinzugefügt werden: die Gewichtung auf spektakuläre sexuelle Vergehen verbiegt den Blick auf die Gesellschaft. Die Talkshows am Nachmittag haben sich der gleichen Strategie bedient. (Im Übrigen haben diese trotz vieler Diskussionen bei den Landesmedienanstalten ihre Anzüglichkeit noch getoppt!)Das Auftreten eines Alexander Hold oder einer Barbara Salesch ( beide SAT 1) lässt zudem die Verteidiger nur als Randfiguren erscheinen, als ob sie in unserem Rechtsystem ein notwendiges Übel wären. Da wächst Vertrauen! Nicht ein starker Strafverteidiger vertritt den angeklagten Bürger, der Richter ist der alleinige Herr des Geschehens. Die vom Staatsdienst beurlaubten Roben-Stars erscheinen nahezu unfehlbar.
Die Show eskaliert in einer Überheblichkeit - Richter Schill wäre auch eine ganz gute Besetzung. Einzig Dr. Ruth Herz vom "Jugendgericht" (RTL) kann durch ihr zurückhaltendes Agieren wenigstens ein paar positive Punkte sammeln. Und jetzt sollen diese Shows noch vermehrt in den Programmen lanciert werden!Um auf unsere Heranwachsenden zurückzukommen, die das Zielpublikum des Nachmittags sind und denen soziales Leben nahegebracht werden soll: Mit Hans Wollschläger, der von einem "zerpoppten Geschichtsbewusstsein" der jungen Leute gesprochen hat, könnte hier die Förderung eines ebensolchen Rechtsbewusstseins konstatiert werden, wenn nicht gar eine Analphabetisierung in der rechtlichen Sichtweise.
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Autor: Erwin Schaar
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