Antje Müller: kurz notiert
Zur Person
Fürst, Michael (2017). Emersive Bilder. Paderborn: Wilhelm Fink. 348 S., 49,90 €
Das Werk Emersive Bilder von Michael Fürst befasst sich intensiv mit spezifischen Wirkweisen von Bewegtbildern. Das Bild trägt dabei unterschiedliche Intentionen der Kunstsprache in sich und macht die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt bewusst. Im Mittelpunkt des Interesses stehen daher die Entwicklungen eines spezifischen Verhältnisses zum Zuschauenden – von der Kontaktaufnahme bis hin zur Überschreitung der Bildgrenze, indem sich das Bild zum Betrachtenden hinzubewegen scheint. Solch emersive Bilder finden sich oft in Horrorfilmen, deren ‚Bildattacke‘ auf die Zuschauenden eine ganz eigene Lebendigkeit und Körperlichkeit entfaltet, nicht zuletzt, da sie die Zuschauenden zur Handlung auffordern. Am Beispiel von King Kong, Poltergeist und Videodrome untersucht Fürst dieses Eigenleben emersiver Wirkungen, welche im Resultat durch ein Zusammenspiel narrativer wie auch bildästhetischer Mittel gekennzeichnet sind und in enger Verbindung mit der Figur eines Monsters oder monströsen Erscheinungen stehen.
Im Vergleich zu früheren audiovisuellen Produktionen unternehmen ‚Überwältigungsstrategien‘ der neuen digitalen Bildwelten so den Versuch, ihren Status als Bilder zugunsten eines stärkeren Realitätseindrucks zu überspielen.Emersive Bilder schafft einen spezifischen Zugang zu neueren filmtheoretischen Überlegungen, die im Einbezug zahlreicher Beispiele einen detailreichen, hoch analytischen Blick auf die reflexiven Wirkweisen von Bewegtbildern, insbesondere in Horrorfilmen, eröffnen. Trotz mühevoller Aufarbeitung theoretischer, historischer und aktueller Wissensbestände der audiovisuellen Mediendispositive Kino, Fernsehen und Video verfestigen sich nur einige Momente, während andere – auch aufgrund einer hohen sprachlichen Komplexität und häufigen inhaltlichen Repetition – ab und an die Spur verlieren lassen.
Der Band eignet sich insbesondere für Filmschaffende und Filmwissenschaftlerinnen sowie -wissenschaftler. Aber auch (medien-)pädagogische Fachkräfte im Bereich Film und Fernsehen können sich aus den präsentierten Studienergebnissen Anregungen für ihre Arbeit in Bezug auf Vermittlung von Wirkweisen und Stärkung kompetenter Nutzweisen herausziehen.