Eric Müller: Hintz, Arne/Dencik, Lina/Wahl-Jorgensen, Karin (2018). Digital citizenship in a datafied society. Cambridge: Polity. 180 S., 65,90 €
Zur Person
Hintz, Arne/Dencik, Lina/Wahl-Jorgensen, Karin (2018). Digital citizenship in a datafied society. Cambridge: Polity. 180 S., 65,90 €.
Digitale Technologien sind integraler Bestandteil unseres Alltags geworden. Indem wir mit WhatsApp kommunizieren, über Amazon unsere Konsumwünsche befriedigen, uns mit Google-Maps durch den Alltag manövrieren, über Health-Apps unseren Körper überwachen und über Facebook in politischen (Teil-)Öffentlichkeiten agieren, werden digitale Technologien für uns zu einem Werkzeug zur gesellschaftlichen Teilhabe. Gleichzeitig produzieren wir riesige Datenmengen, die durch kommerzielle Unternehmen und staatliche Institutionen gesammelt, analysiert und nutzbar gemacht werden.
In diesem Spannungsfeld gehen Hintz, Dencik und Wahl-Jorgensen der Frage nach, wie aus überwachten Subjekten, Konsumentinnen und Konsumenten emanzipierte Bürgerinnen und Bürger einer digitalisierten Welt werden können. Am Beispiel Großbritanniens zeigen sie, dass die Zivilgesellschaft weitgehend aus der politischen Debatte ausgeschlossen wird. Denn indem die Auseinandersetzung über die Regulierung von Überwachungstechnologien auf die Frage der öffentlichen Sicherheit enggeführt wird, kann eine Ausweitung der Datenüberwachung politisch legitimiert werden. Dabei wurden das Recht auf Privatsphäre und die Kontrolle über die eigenen Daten beschnitten und eine öffentliche Debatte weitgehend erstickt. Erst die Snowden-Leaks haben eine öffentliche Debatte zum Umgang mit Daten eröffnet.
In Digital Citizenship in a Datafied Society argumentieren die Autorinnen und Autoren pointiert, wie sich das Machtverhältnis zwischen Staat und Zivilgesellschaft durch das Sammeln von Daten verfestigt. Bürgerinnen und Bürger einer digitalisierten Welt müssen wissen, welche Informationen über sie zu welchem Zweck gesammelt werden, um einen bewussten Umgang mit digitalen Technologien zu entwickeln und eine kritische Öffentlichkeit zu mobilisieren.
Hier ergeben sich direkte Ansatzpunkte für die handlungsorientierte Medienpädagogik. Kinder und Jugendliche brauchen eine Auseinandersetzung darüber, welche Daten über sie gesammelt werden und welchen Zweck sie verfolgen. Mit den vielfältigen Mitteln der Artikulation in digitalen Medien eröffnet sich ein Weg, wie sie sich an der Debatte beteiligen können.