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Günther Anfang: „Das Unbewusste der digitalen Kultur bewusst machen“

    Zur Person

    Stiegler, Christian/Breitenbach, Patrick/Zorbach, Thomas (Hrsg.) (2015). New Media Culture. Mediale Phänomene der Netzkultur. Bielefeld: transcript. 299 S., 29,90 €.

    Shitstorm, Selfies, Big Data, Gamification – wir alle kennen diese Begriffe der ‚New Media Culture‘. Woher sie kommen und wie sie einzuordnen sind, ist vielen aber nicht klar. Welche Auswirkungen die Netzkultur auf unsere tagtägliche Wahrnehmung von Kommunikation auf Arbeitsbedingungen, soziale Beziehungen und ästhetische Entwürfe haben kann, erläutert der Sammelband New Media Culture von Christian Stiegler, Patrick Breitenbach und Thomas Zorbach, die alle aus dem Umfeld der Karlshochschule in Karlsruhe kommen. Insgesamt 15 Phänomene der Netzkultur werden darin von verschiedenen Autorinnen und Autoren behandelt. Unter anderem von Judith Ackermann das Phänomen der Avatare als Identitäten und digitale (Ab-)Bilder im Netz. Auf Selfies und Selfie-Sticks als Automedialität des digitalen Selbstmanagements geht Christian Stiegler ein. Alle Artikel sind in der Publikation in ihrer Struktur ähnlich aufgebaut, um eine gemeinsame Basis für die sehr unterschiedlichen Phänomene und Sichtweisen zu bieten. Nach einleitenden Worten ist jedem Kapitel eine theoretische Einführung vorangestellt, die es ermöglichen soll, Begriffsdefinitionen zu erläutern und das jeweilige Phänomen in einen diskursiven Zusammenhang zu stellen.

    Praxisbezüge machen in einem nächsten Schritt das jeweilige Phänomen greifbar(er) – auch durch die Einbindung von Anwendungsmöglichkeiten. Abschließend werden perspektivische Entwicklungen aufgezeigt und Literaturtipps zur eigenen weiteren Recherche gegeben. Ein grundlegender Einführungsartikel zu Digitalen Medientheorien führt in die Thematik ein und zeigt auf, dass der von Marshall McLuhan formulierte Begriff der neuen Medien bzw. New Media immer nur in Abgrenzung der alten Medien zu sehen ist. Die Bezeichnung New Media ist somit irreführend, denn was McLuhan 1960 darunter verstanden hat ist heute etwas ganz anderes als damals, und wird morgen wieder etwas anderes sein. So wird aktuell das Netz mit dem Begriff New Media gleichgesetzt – allerdings nur solange es kein neueres Medium gibt, das alle zuvor existierenden Medien in sich einschließt, inklusive der für das Internet charakteristischen ausgeprägten sozialen, digitalen Lebenswelt. Digitale Medientheorien haben dann aber auch Auswirkungen auf die Praxis und erfordern die Entwicklung digitaler Kompetenzen. Dazu gehört die Fähigkeit, kompetent und reflektiert mit digitalen Informationen und neuen Medien umzugehen, sich Zugang zum Netz zu verschaffen, sich dort eigenständig zu bewegen, eine partizipatorische Teilhabe wahrzunehmen und Informationen zu kreieren, zu verbreiten und zu evaluieren.

    Ein Weg dazu ist auch, sich mit den Ausformulierungen der ‚New Media Culture‘ auseinanderzusetzen und Phänomene der Netzkultur aus akademischer und praktischer Sicht zu überdenken und zu hinterfragen. In New Media Culture wird also mit der Aufbereitung von 15 Phänomenen der Netzkultur ein Grundstein für ein besseres Verständnis gelegt. Dieser liefert sowohl Studierenden und Lehrenden der Kultur- und Medienwissenschaften als auch Praktikerinnen und Praktikern wertvolle Erkenntnisse, sich mit diesen Phänomenen (weiter) auseinanderzusetzen und im praktischen Diskurs mit den sogenannten Digital Natives zu erörtern. Nur ein reflektierter Umgang mit den Phänomenen der digitalen Kultur kann gewährleisten, dass wir nicht zum Spielball, sondern zur Akteurin bzw. zum Akteur dieser Kultur werden. Dazu will die Publikation beitragen oder wie es Mitherausgeber Christian Stiegler in einem Interview formuliert: „‚New Media Culture‘ will das Unbewusste der digitalen Kultur bewusst machen“ (transcript 2015).

    Literatur:

    transcript (2015). Autoreninterview mit Christian Stiegler. www.transcript-verlag.de/978-3-8376-2907-1/new-media- culture-mediale-phaenomene-der-netzkultur [Zugriff: 05.08.2015].

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