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Günther Anfang: Olympiade der Kunst

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Zur Person

Als eine der ältesten Kunstausstellungen der Welt – erstmals fand sie 1895 statt – steht die Biennale dieses Jahr erneut einem kunstbeflissenen Publikum von Anfang Juni bis 24. November in Venedig offen. Unter dem Motto „Palazzo Enciclopedico“ und unter der künstlerischen Leitung von Massimiliano Gioni versammelt diese 55. Biennale 155 Künstler und Künstlerinnen aus 88 Nationen. Zehn Länder sind dabei zum ersten Mal dabei, unter anderem Kuwait, Paraguay, Bahamas, der Vatikan und Angola. Angola hat auch gleich den Preis für den besten Pavillon abgestaubt, der vor zwei Jahren an Deutschland für seine Schlingensief-Installation ging. Somit ist diese Olympiade der Kunst nicht nur eine Schau der neuesten und interessantesten Kunstentwicklungen, sondern immer auch eine Leistungsschau der Kunst in den verschiedenen Ländern. Damit diese Leistungsschau aber auch etwas zurückgenommen wird, wurde mit dem Motto bewusst auf eine enzyklopädische Gesamtkunst abgezielt, die nicht die Einzelwerke in den Vordergrund stellt, sondern die Vielfalt und Vollständigkeit künstlerischen Schaffens. Dass dieses Ansinnen in einer Zeit des vergoogelten Weltwissens nur bruchstückhaft gelingt, war den Ausstellungsmachern durchaus bewusst. Doch gerade deshalb haben sie dieses Motto gewählt. Als Ausstellungsbesucherin oder -besucher muss man somit viel Zeit mitbringen. Denn um alle Kunstwerke in den Giardini und im Arsenale sowie in ganz Venedig einigermaßen erfassen zu können, braucht man Zeit.

Gerade die Videoinstallationen dauern häufig 30 und mehr Minuten, sind zum Teil auf mehrere Leinwände verteilt und wirken erst in der Gesamtschau wie zum Beispiel eine Installation im türkischen Pavillon zum Thema Körperinszenierung. Aber auch Gerüche müssen von den Besucherinnen und Besuchern in ihrer Vielschichtigkeit erfasst und eingefangen werden wie im lateinamerikanischen Pavillon, in dem Hunderte von Gewürzmischungen aufgetürmt und wie im Basar in ihrer bunten Farbenpracht präsentiert werden. Da träumt man sich schnell in eine orientalische Welt und will erst einmal ein bisschen dort verweilen. Doch weiter geht es, durchs Arsenale Gelände, vorbei an vielen interessanten Installationen bis zum Italienischen Pavillon, der dieses Jahr jedoch wenig überzeugt. Somit bleiben als weitere Station die Giardini im Stadtteil Castello, wo sich 28 Länder in ihren nationalen Pavillons präsentieren. Hier haben schon in den Anfängen der Biennale die verschiedenen Länder zum Teil imposante Kunstpavillons gebaut. Der Hässlichste ist übrigens der Deutsche, der ursprünglich 1909 erbaut, jedoch 1938 von den Nazis verunstaltet wurde. Dieses Jahr haben die Franzosen und die Deutschen jedoch ihren Pavillon getauscht, somit fand die Ausstellung der deutschen Kunst im französischen Pavillon und die der Franzosen im Deutschen Pavillon statt.

Um die Besucherinnen und Besucher noch mehr zu verwirren, sind außerdem im Deutschen Pavillon keine ursprünglich deutschen Künstlerinnen und Künstler zu sehen, sondern auf Einladung von Susanne Gaensheimer Arbeiten von Ai Weiwei, Romuald Karmakar, Santu Mofokeng und Dayanita Singh. Doch was soll´s, Hauptsache dem Publikum gefällt es. Und Ai Weiwei konnte mit einer Installation von dreibeinigen Stühlen durchaus Eindruck erzeugen, auch wenn sie stark an seine Installation auf der documenta vor fünf Jahren erinnerte. Was bleibt, ist auf alle Fälle ein vielschichtiger Eindruck von dieser 55. Biennale und die Gewissheit, dass die künstlerischen Ausdrucksformen unermesslich sind. Und in einem Ambiente wie Venedig einfach großartig zur Wirkung kommen.

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