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Jana Schröpfer: Historische Filmclips online neu zum Leben erwecken

  • Film

Zur Person

Vistarena GmbH (Hrsg.) (2015). historixx: Filmgeschichte zum Selbermachen. Bildungsportal. www.historixx.de, kostenfrei oder kostenpflichtiges Premiumabonnement.

Moderner Medienumgang und deutsche Zeitgeschichte schließen sich aus? Spannende Filmclips drehen und nebenbei für Geschichte pauken ist nicht möglich? Falsch gedacht! Die virtuelle Filmwerkstatt historixx bringt diese scheinbar unvereinbaren Gegensätze zusammen: Auf einer Bildungsplattform, die von Schülerinnen und Schülern, pädagogischen Fachkräften oder Geschichtsinteressierten gleichsam genutzt werden kann; sei es, um geschichtliche Themenbereiche in Eigeninitiative aufzubereiten, das Geschichtswissen der Schützlinge interaktiv zu vertiefen, kultur- und medienpädagogische Projekte anzustoßen oder sich kreativ auszuleben. Das Online-Angebot der Vistarena GmbH wird unter anderem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt und ist Teil der Förderinitiative Ein Netz für Kinder der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Ziel der Initiative ist es, mehr kindgerechte und qualitativ hochwertige Internetangebote zu schaffen und deren Auffindbarkeit im Netz zu erhöhen. Die Inhalte der Homepage richten sich an eine breite Altersklasse von technikaffinen Kindern und interessierten Jugendlichen über Studierende bis hin zu Erwachsenen – am ehesten eignen sie sich jedoch für Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe I.

Die Kernidee von historixx besteht darin, dass die Nutzenden auf ein reich bestücktes Archiv historischer Filmclips zugreifen und diese in einem Online-Schnitttool individuell bearbeiten können. Dadurch entstehen sowohl lehrreiche als auch kreative Geschichtsvideos. Um dieses Konzept herum bietet historixx noch zahlreiche Zusatzfunktionen. Neben historisch bedeutsamen Filmsequenzen sind auch thematisch sortierte Bilder, Originaltöne und Audioaufnahmen vorhanden. Die Themenbereiche setzen sich aus geschichtlichen Epochen – wie ‚Erster Weltkrieg‘ oder ‚Zwei Deutsche Staaten‘ –, wichtigen Ereignissen oder allgemeineren Kategorien – wie ‚Kindheit und Familie‘ oder ‚Rund um die Welt‘ – zusammen. Einige Bereiche werden durch ‚Lehrmaterialien‘ ergänzt: Erklärungstexte zu den Geschichtsthemen, inspirierende Vorlagentexte oder sogar ganze Storyboards. Diese sollen dabei helfen, Ideen für den eigenen Filmclip zu entwickeln. Das Archiv lädt daher nicht nur zum Browsen und Schmökern ein, sondern nimmt eine der größten Sorgen potenzieller Clip-Produzierender gleich vorweg – nämlich: Was mache ich, wenn ich keine Idee habe? Weiter geht es mit der Speicherung von geeignetem Material, das nach einer kostenlosen Registrierung in der eigenen Projekt-Mediathek abgelegt werden kann. In diese lassen sich ferner private Audio-, Musik-, Film- und Bildaufnahmen hochladen, was eine perfekte Individualisierung des späteren Clips ermöglicht. Im Schnitttool kann das eigene Projekt nach Herzenslust zusammengefügt werden. Die Schnittbühne bietet hierfür einiges: schneiden, trimmen, beschleunigen und allerlei Effekte. Ob die Filmemachenden nun einen Kommentar zu einer Stummfilmsequenz einsprechen, eine historische Rede mit eigenen Gedanken untertiteln oder aber einen ‚Iris-Übergang‘ zwischen zwei Filmclips einblenden möchten – nahezu alles ist möglich. Was die Werkstatt- Nutzenden hinterher mit ihren kreierten Kurzfilmen anfangen, bleibt ihnen selbst überlassen: Die Endprodukte können offline gespeichert, in sozialen Netzwerken geteilt oder aber im homepageeigenen ‚Schaufenster‘ zugänglich gemacht merz medienreport werden, um anderen historixx-Mitgliedern bei der Ideenfindung zu helfen. Wer mal eine Pause vom ‚Cutten‘ braucht oder sein neugewonnenes Geschichtswissen überprüfen möchte, kann eines der vielen kniffligen historixx-Rätsel lösen. Unter ‚Quiz‘ lassen sich zum Beispiel Filmclips in die richtige Reihenfolge ‚puzzeln‘, um den Verlauf von geschichtlichen Ereignissen nachzustellen. Oder die Geschichtsbegeisterten werden aufgefordert, sich nach der Sichtung verschiedener Clips zu entscheiden, welcher wohl die richtige Antwort zu der Frage „Wer waren die Suffragetten und was haben sie gemacht?“ bereithält. Die genannten Portalfunktionen gehören zur frei zugänglichen Basisversion – zum Erstellen eines eigenen Videos bedarf es jedoch einer kostenlosen Registrierung. Mit der zahlungspflichtigen Premiumvariante von historixx ist hingegen noch viel mehr möglich. Das Archivmaterial erweitert sich immens, neue Themenbereiche kommen hinzu und Lehrkräfte können Lehrfilme sowie didaktische Unterrichtsmaterialien herunterladen oder sogar Klassenprojekte samt Hausaufgaben und Bewertungsmechanismen anlegen. Das virtuelle Geschichtsportal bietet dadurch auch interessante Lehrpakete für Schulen und sogar Universitäten an.

Alles in allem ist historixx ein vielseitiges und bereicherndes Bildungsangebot. Auch wenn die Startseite zunächst etwas ‚erschlagend‘ wirkt und es einige Zeit benötigt, sich über die vielen verschiedenen Funktionen zu informieren, lohnt es sich, das Anwendungspotenzial von historixx auszuschöpfen. Pädagogischen Fachkräften erleichtert das Portal die Unterrichtsvorbereitung, die -durchführung kann attraktiver gestaltet oder spannende Medienprojekte angestoßen werden. Zweifelsfrei erfüllt historixx seinen Zweck und ermöglicht jungen Menschen, sich auf spannende Art und Weise mit deutscher Zeitgeschichte auseinanderzusetzen. Durch die erlebte Interaktivität und die Verwendung von Bewegtbildern wird spielerisches Lernen samt einhergehender Medienkompetenzförderung ermöglicht. Die (Schnitt-)Funktionen der Plattform sind für ‚Medienungeübte‘ zwar nicht unbedingt geeignet, Nutzende werden aber mit übersichtlichen Leitfäden oder Erklär-Videos versorgt. Vor allem die Quiz-Sammlung bereichert nicht nur Jugendliche, sondern bietet eine Beschäftigung für die ganze Familie. Bei all dem Spaß wird aber auch auf rechtliche Richtlinien geachtet und beispielsweise genau über das Urheberrecht informiert. Bevor ein Video einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden kann, wird es ferner vom historixx-Team geprüft, um möglichen Geschichtsverfälschungen vorzubeugen. Langfristig und optimal ist die Bildungsplattform wohl am ehesten über den kostenpflichtigen Premiumzugang nutzbar. Wünschenswert wäre, dass historixx noch partizipativer und die ‚Schaufenster‘-Funktion von mehr Clip-Produzierenden genutzt wird, um einen Austausch unter den jungen (und auch älteren) Geschichte-Begeisterten herzustellen. Abschließend bleibt zu sagen: Film ab und Geschichte lebendig werden lassen!

Jana Schröpfer ist studentische Hilfskraft am JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis und bei merz | medien + erziehung. Derzeit studiert sie den Masterstudiengang Internationale Public Relations an der Ludwig-Maximilians- Universität München.

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Herausgeber*in

Kathrin Demmler | Prof. Dr. Bernd Schorb
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Rechtsträger

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