Daniela Kloock
Zur Person
Medien- und Kulturwissenschaftlerin in BerlinBeiträge in merz
- Kloock, Daniela/Spahr, Angela (2012). Medientheorien. Eine Einführung. Paderborn: Wilhelm Fink. 301 S., 16,99 €.
Kloock, Daniela/Spahr, Angela (2012). Medientheorien. Eine Einführung. Paderborn: Wilhelm Fink. 301 S., 16,99 €.
Sind sie gut? Sind sie böse? Müssen wir mehr Regeln dafür haben? Oder mehr Kompetenz? Sind die Inhalte ausschlaggebend? Oder das Gerät?Über Medien gibt es zahlreiche Theorien und so lange es die Medien gibt – also spätestens seit Gutenberg im 15. Jahrhundert angefangen hat, seine Lettern zu sortieren – streiten sich die Geister darüber, wie man mit ihnen umgehen darf, soll oder muss.Um in das Theorieknäuel etwas Ordnung zu bringen, haben Daniela Kloock und Angela Spahr den ambitionierten Versuch unternommen, ‚die‘ Medientheorien zwischen zwei Buchdeckel zu packen und eine grundlegende Einführung dazu vorzulegen. Die Autorinnen beschäftigen sich mit Film- und Medien- bzw. Kulturwissenschaften und wählen auch ihre Medientheorien aus einer medienwissenschaftlichen, teils auch scheinbar kommunikationswissenschaftlichen Perspektive aus – Medienpädagogik bleibt außen vor.Insgesamt acht Kapitel umfasst das Buch, von denen sich die ersten sieben jeweils einem ‚Kopf‘ der Medienwissenschaften widmen und diesen ausführlich vorstellen: Benjamin und McLuhan, Flusser und Postman, Virilio, Kittler und Weaver sind die Protagonisten im Hauptteil des Buches. Diese werden der Leserschaft jeweils umfassend nähergebracht, man bekommt einen guten Einblick in ihre Hintergründe und ihre Denkweisen, die Ansichten ihrer Zeit und die Einflüsse ihrer Weggefährten, ihre grundlegenden Überzeugungen und vor allem natürlich die Grundzüge, Inhalte und Konsequenzen ihrer wichtigsten Theorien.
Man wird in die Gutenberg-Galaxis mitgenommen, lernt, dass das Medium die ‚Message‘ ist, fragt mit Virilio nach der Ethik der Medien und darf bei Weaver in die abstrakten Welten der mathematischen Theorie und die Kreismodelle mit Sendern, Empfängern und allem, was sich dazwischen abspielt, eintauchen.Das achte Kapitel schließlich bricht diese Struktur auf und stellt ein Thema in den Vordergrund, nämlich die Schrift. Hier werden verschiedene Ansätze zur Schriftforschung vorgestellt und kurz erläutert.So gewinnt man beim Lesen durchaus einen fundierten Einblick in die Denkwelten verschiedener Medientheorien und kann auch neue Ansätze und Bemühungen gut einordnen bzw. eigene Denkrichtungen daran abgleichen und schärfen. Die einzelnen Kapitel sind großteils verständlich und sinnvoll aufgebaut und geschrieben, die Theorien werden schlüssig eingeordnet und umfassend erläutert, auch wenn man sich hin und wieder klare Worte statt allzu komplexer Gedankengänge wünscht, zumal in einer Einführung.Klar muss der Leserschaft gleich sein, dass ‚Medientheorien‘ in dem Fall gleichbedeutend ist mit ‚Theorien der Medien-/Kommunikationswissenschaft‘, Ansätze etwa aus der Medienpädagogik werden, wohl absichtlich, komplett außen vor gelassen.Gewinnbringend ist das Werk allemal, für Leserinnen und Leser, die sich neu oder wieder in die großen Theorien rund um die Medien vertiefen wollen und McLuhan, Flusser, Postman und Co. relativ kurz und übersichtlich kennenlernen möchten, ohne sich gleich selbst in die ganze Gutenberg-Galaxis zu stürzen.
Elisabeth Jäcklein-Kreis studierte Medien & Kommunikation M. A. Sie ist Redakteurin bei merz | medien + erziehung.
Beitrag aus Heft »2012/05: Medienkonjunkturen - Medienzukunft«
Autor: Daniela Kloock
Beitrag als PDF - Kloock, Daniela: Zukunft Kino. The End Of The Reel World.
Kloock, Daniela: Zukunft Kino. The End Of The Reel World.
Die Digitalisierung werde das Kino stärker verändern als jede andere technische Innovation, sagen die einen; die anderen gehen davon aus, dass auch in Zukunft nicht die Bilder, sondern die jeweilige Geschichte über Erfolg oder Misserfolg eines Films entscheiden. Tatsache ist jedenfalls, dass eine Ära zu Ende geht, wenn Filme nicht mehr auf riesigen Spulen, sondern in digital komprimierter Form kursieren. Herausgeberin Daniela Kloock gab ihrer Aufsatzsammlung daher den spielerischen Untertitel The End Of The Reel World (Das Ende der Rollenwelt).
Zukunft Kino heißt das Buch, was ja durchaus eine gewisse Zuversicht vermittelt. Nicht alle Autorinnen und Autoren teilen diese Haltung, wobei die größte Skepsis interessanterweise im Interview mit einem künstlerischen Handwerker zur Sprache kommt: Der vielfach ausgezeichnete Kameramann Benedict Neuenfels, bekannt geworden durch seine Bildgestaltung verschiedener Filme von Dominik Graf (Der Skorpion, Der Felsen), fürchtet um den „sinnlichen Zugang“ etwa zu den Gesichtern der Schauspielerinnen und Schauspieler; er glaubt, digitalen Bildern mangele es an „Spirit“. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie in einer Diskussion zwischen Neuenfels und Peter Greenaway (Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber) zwei unversöhnliche Standpunkte aufeinander prallten: Der Regisseur spricht in seinem Beitrag von der „Tyrannei der Kamera“ und möchte das Gerät am liebsten abschaffen; und die Darstellerinnen und Darsteller gleich mit. Unter solchen Bedingungen wäre es um die Zukunft des Kinos dann doch eher schlecht bestellt. Aber so weit wird es ohnehin nicht kommen; zumindest nicht so rasch. Dafür sorgen nicht zuletzt Bücher wie dieses, das schon allein durch die Aufmachung große Lust auf Kino weckt. Vierhundert große und kleine Fotos quer durch alle Genres und Zeiten sorgen dafür, dass man nie vergisst: Film ist ein Bildmedium, das erst durch die Komposition seinen großen Reiz entfaltet.
17 Autorinnen und Autoren, unter ihnen einige der namhaftesten Filmtheoretiker (Thomas Elsaesser, Georg Seeßlen, Norbert Grob), versuchen, diesen Reiz zu erfassen und zu beschreiben. Ihnen gegenüber stehen die Praktiker: Geschickt mündet die Binnendramaturgie des Buches in die Befragung von Regisseuren wie Edgar Reitz (Heimat) oder Tom Tykwer (Lola rennt). Nur eine Spielerei, aber auch Ausdruck der Liebe zum Detail ist die grafische Gestaltung: Jedes der sechs Kapitel ist in einer anderen Farbe gehalten. Die einzelnen Bereiche bieten unter anderem eine Einführung in Historie und Technologie, suchen nach der Seele des Kinos, beschreiben die Wechselwirkung zwischen Film und interaktiven Bildschirmmedien (Spielekonsole, Computer) oder feiern das Kino als Ort soziokultureller Erlebnisse. Vieles ist Theorie, anderes Liebhaberei: Natürlich richtet sich das Buch vor allem an Menschen, die den Kinofilm nicht bloß als Mittel des Zeitvertreibs betrachten. Wem es relativ egal ist, dass das Medium durch die Digitalisierung „arbiträr manipulierbar“ ist, wird mit einigen Aufsätzen wenig anfangen können. Die Hommage von Norbert Grob an den ‚film noir’ oder Herbert Schwabs Liebeserklärung an das Kino der Effekte sind allerdings durchaus sinnliche und handfeste Beiträge.
- Daniela Kloock: Der Schriftgläubige
Daniela Kloock: Der Schriftgläubige
Neil Postman war kein Kulturtheoretiker im Sinne der Frankfurter Schule – wie jüngst in den vielen Nachrufen der Feuilletons zu lesen war. Seine Kapitalismuskritik war bescheiden, von psychoanalytischer Theorie wie von jedweder anderen Großtheorie hielt er gar nichts.
Die französischen Denker der Postmoderne beispielsweise waren ihm verhasst, er hielt sie samt und sonders für geisteskrank. Neil Postman bevorzugte einfache und leicht zu vermittelnde Ideen, denn er war vor allem eines: Pädagoge ...
(merz 06/2003, S. 34-36)
- Daniela Kloock: Von der Schrift- zur Bild(schirm)kultur
Daniela Kloock: Von der Schrift- zur Bild(schirm)kultur
Daniela Kloock untersucht in dem Band "Von der Schrift- zur Bild(schirm)kultur" gesellschafts- und kulturwissenschaftliche Theorien auf die Frage hin, welche Antworten sie hinsichtlich dem Verhältnis zu den Medien und den durch sie veränderten Kommunikationsabläufen geben.
Dabei behandelt sie Texte u.a. von Luhmann, Habermas, S.J. Schmidt, Kittler und Baudrillard und vergleicht die unterschiedlichen Ansätze in der Beurteilung von Schrift und Bild bei Postman, Flusser und Virilio. In ihrem Resumee macht sie den Bedarf deutlich, der hinsichtlich der Definition des Medienbegriffs ebenso besteht wie hinsichtlich der Untersuchung technischer Bilder als wichtigem Transportmittel der Weltvermittlung
(D. Kloock: Von der Schrift- zur Bild(schirm)kultur. Analyse aktueller Medientheorien. Wissenschaftsverlag Volker Spiess, Berlin 2003, 241 S., 24,50 Euro).