Heinrike Paulus
Beiträge in merz
- Dürnberger, Martin (Hrsg.) (2018). Öffentlichkeiten. Salzburger Hochschulwochen. Innsbruck, Wien: Tyrolia. 264 S., 21,00 €.
Dürnberger, Martin (Hrsg.) (2018). Öffentlichkeiten. Salzburger Hochschulwochen. Innsbruck, Wien: Tyrolia. 264 S., 21,00 €.
Dürnberger, Martin (Hrsg.) (2018). Öffentlichkeiten. Salzburger Hochschulwochen. Innsbruck, Wien: Tyrolia. 264 S., 21,00 €.
Die Digitalisierung wandelt das individuelle und gesellschaftliche Leben. In Zeiten von Facebook, YouTube oder Instagram verschwimmt die Grenze zwischen privat und öffentlich. Mediennutzende erstellen eigene Medienprodukte und konstruieren so ihre Identitäten. Gleichzeitig stellen Fake News nicht nur den Journalismus vor Herausforderungen. Im Sommer 2017 widmeten sich die Salzburger Hochschulwochen dem aktuellen wissenschaftlichen Diskurs über mediale und nicht-mediale „Öffentlichkeiten“, unter anderem aus theologischer, soziologischer und medienwissenschaftlicher Perspektive.
Im hieraus entstandenen Sammelband Öffentlichkeiten erläutern Expertinnen und Experten aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, wie (mediale) Öffentlichkeit die individuelle und gesellschaftliche Diskussion prägt. Sie appellieren beispielsweise an die Verantwortung der Medienakteure durch qualitätsvolle Arbeit Vertrauen zu gewinnen. Daneben werden Vorschläge für eine pflichtbewusste Kommunikation in sozialen Medien aufgezeigt. Zu den Mitautorinnen und -autoren gehören etwa die Sozialwissenschaftlerin Marianne Heimbach-Steins, der Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer oder die Soziologin Kristina Stoeckl. Die hohe Bedeutung der Themen Privatheit und Öffentlichkeit wird durch die explizite Behandlung in allen Beiträgen erkennbar. Diese zeichnen sich jeweils durch einen sehr übersichtlichen Aufbau aus. Der Publikation liegt dabei ein religiöser Schwerpunkt zugrunde.
Breite interdisziplinäre Kenntnisse sind für ihre Lektüre teilweise unerlässlich. Öffentlichkeiten ist für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Sozial- und Bildungswissenschaften sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften interessant, da sie einen vertiefenden Einblick in verschiedene Sichtweisen erhalten, die vor dem Hintergrund der digitalen Gesellschaft neue Denkanstöße liefern können. hp
Beitrag aus Heft »2018/02 Kita digital: Frühe Medienerziehung«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDF - Heinrike Paulus: Sigg, Stephan (2020). Null Empfang. Werdenberg: da bux Verlag. 60 S., 12,74 €.
Heinrike Paulus: Sigg, Stephan (2020). Null Empfang. Werdenberg: da bux Verlag. 60 S., 12,74 €.
Für Jugendliche ist das Smartphone heute weit mehr als ein kleines, rechteckiges, technisches Gerät, das einem den Alltag erleichtert. Für sie scheint es als Must-Have und Alleskönner essenzieller Bestandteil des Lebens zu sein. So empfindet es auch Gian, der Protagonist des Jugendromans von Stephan Sigg. Viel ist der Junge online, seine Mutter bringt er damit zur Verzweiflung. Als diese einen Magazin-Beitrag über ein Camp für Digital Detox liest, schicken ihn seine Eltern genau dort hin. Für gestresste und überarbeitete Manager wäre der Ort wahrscheinlich das Paradies. Doch für Jugendliche wie Gian ist es der Horror. Schließlich gibt es dort weder Mobilfunknetz noch WLAN und somit absolut nichts, was sie mit der digitalen Welt verbindet. Dort trifft Gian auf Laura, die für ihn zu einer Verbündeten wird. Bei der ersten Gelegenheit entwischen sie aus dem Camp. Allerdings bleiben ihre Smartphones weiterhin stumm. Kein einziger Balken ist auf den Displays zu sehen. Also beginnt für sie ein Abenteuer durch die Wälder der Schweiz.
Der nicht einmal 60-seitige und leicht zu lesende Roman, der auch leseschwache Jugendliche ansprechen soll, befasst sich intensiv mit der Medienrealität von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ohne erhobenen Zeigefinger baut Autor Stephan Sigg der die Schattenseiten der Smartphone Nutzung in die Handlung ein: Datensicherheit, exzessives Spielen, ständige Erreichbarkeit oder ‚Abhängigkeit‘. Jugendliche werden mithilfe des Buchs zum Reflektieren über die eigene Mediennutzung anregt. Deshalb eignet es sich insbesondere als Klassenlektüre ab der Mittelstufe. Der Verlag stellt außerdem medienpädagogische Arbeitsmaterialien mit vielfältigen Ideen auf seiner Website bereit. Die Arbeitsaufträge sind so konzipiert, dass sie von Schüler*innen auch in Zeiten von Lockdowns und Distance Learning in Teilen selbstständig oder in Partnerarbeit in einem Video-Meeting bearbeitet werden können. So können sie beispielsweise ein Programm für einen Handy-Reduktionskurs entwickeln, ein Handy-Tagebuch führen oder sich intensiv mit dem Thema Stille befassen. Grundsätzlich ist das Buch aus medienpädagogischer Sicht ein Mutmacher für junge Leser*innen, sich ab und zu smartphonefreie Zeiten zu gönnen und auch mal den Flugmodus zu aktivieren.
Beitrag aus Heft »2021/01 Flucht nach vorne. Digitale Medien in der Bildung«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDF - Heinrike Paulus: Gemeinsam einsam?
Heinrike Paulus: Gemeinsam einsam?
Goldhorn, Marius (2020). Park. Berlin: edition suhrkamp. 179 S., 14,00 €.
Arnold lebt in Berlin, ist Mitte zwanzig, Student, liest gerne Gedichte und versucht sich selbst als Dichter 2.0. Er ist der Protagonist in Marius Goldhorns nüchternem post-postmodernen Liebesroman Park. In seinem Leben verschwimmen die Sphären online und offline. Als Digital Native sowie Smartphone- und Internet-Junkie lebt er in einer Internet-Blase aus Wikipedia-Einträgen, QR-Codes, Google-Maps-Touren und Yoga-Videos. Binnen eines Tages prasselt auf ihn eine Flut an Nachrichten ein: über Terroranschläge, in Portugal wütende Waldbrände oder abgestürzte Flugzeuge, doch nichts davon scheint wirklich zu ihm vorzudringen. Zum Zeitvertreib liest er alte Chatverläufe seiner Nachrichten-App, E-Mails von Ex- und Nicht-Geliebten oder schreibt gleich welche an sich selbst. Smartphone und Laptop sind bei ihm im Dauereinsatz.
Auf einer Party trifft er Filmemacherin Odile. Um einem Date auf die Sprünge zu helfen, fotografiert er das Klingelschild des Wohnhauses und durchpflügt so lange die Suchmaschine, bis er Odile per Mail anschreiben kann. Sein Plan geht auf: „Ein halbes Jahr lang aßen sie morgens Brote. Sie aßen abends in billigen Restaurants. [...] Sie lagen mit ihren MacBooks nebeneinander, jeder schaute irgendwas. [...] Sie sahen Systeme stürzen. Sie gingen in den Park.“ Meist scheint es, als scrollten die beiden Liebenden aneinander vorbei. Dann geht Odile nach London. Ihre Beziehung wird zu einer Liaison auf Distanz – räumlich und zeitlich. Da vergehen schon einmal mehr als sechs Monate zwischen den Kontaktaufnahmen, was in gewisser Weise in ein Beinahe-Ghosting mündet. Weil Arnold trotzdem alle Hoffnung in Odile legt, reist er von Berlin über Paris nach Athen zu ihr. Selbst Gemeinsam einsam?während des lange erwarteten Wiedersehens sind Smartphone und Computer-Display allgegenwärtig. Sie sind Dingsymbol für den Normalzustand des Immer-auf-Empfang-Seins. Doch mit einem gedruckten Ausstellungskatalog ist es schließlich ein nicht-digitales Medium, das dem Roman eine spannende Wendung verleiht. Was das bei Arnold auslöst, muss jede*r Leser*in selbst für sich beantworten. Anfang der 1990er geboren, schwimmt Autor Marius Goldhorn, der selbst zur Digital-Native-Generation gehört, mit seiner einfachen Sprache sowie seinem eigenwilligen Humor gegen den literarischen Mainstream. Das macht seinen Debütroman so außergewöhnlich, der eine gelungene Charakterisierung der Mediengesellschaft ist, zu der wir alle gehören. Weil eine andersartige literarische Sichtweise darauf eröffnet wird, lohnt sich die Lektüre daher für all jene, die beruflich oder im Studium mit dem Thema (digitale) Medien befasst sind. Das Buch ist zudem für Medienpädagog*innen und Lehrer*innen ein guter Anlass, um mit Jugendlichen (etwa ab 16 Jahren / 9. Jahrgangsstufe) ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel über ihre Vorstellungen vom Leben, der Liebe, der Zukunft, was Smartphone und Social Media ihnen bedeuten oder die eigene Medienbiographie. Der 180-seitige Roman verdeutlicht mit seinen vier Kapiteln, dass unsere Welt digitaler ist, als wir weithin annehmen, vielleicht weil so manches schon Alltagsroutine ist: Sei es das Zusammenrollen der Kopfhörer-Kabel oder der Blick auf das leuchtende Display – Park ist voll davon.
- Heinrike Paulus: Medien in der Grundschule
Heinrike Paulus: Medien in der Grundschule
Kulcke, Gesine (2020). Kinder. Medien. Kontrolle. Vorstellungen von Lehramtsstudent*innen über den Umgang mit Medien in der Grundschule. Bielefeld: transcript. 332 S., 40,00 €.
Mit dem von den Kultusministerien anlässlich der Corona-Pandemie auferlegten Home-Schooling und Distance Learning wurden Schüler*innen, Lehrer*innen, Eltern und Bildungspolitiker*innen schneller ins kalte Wasser der Digitalisierung geworfen, als gedacht. Einige von ihnen reagierten darauf mit großem Engagement, andere wurden davon bisweilen nicht nur überrascht, sondern fühlten sich sogar überfordert, aus der Ferne das Unterrichtsgeschehen aufrecht erhalten zu müssen. Viele Schulen waren für ‚Distance Schooling‘ (vgl. merz 3/2020, S. 70–75) kaum gerüstet und schienen noch nicht im digitalen 21. Jahrhundert angekommen. Dabei beschlossen Bundesregierung und Bundestag bereits 2018 den ‚DigitalPakt Schule‘in einem Umfang von fünf Milliarden Euro. 2019 trat er in Kraft. Doch bis jetzt geht die digitale Ausstattung etwa mit Tablets oder Laptops für zukunftsorientiertes Lernen nur schleppend voran. Noch immer gehört es zum Alltag vieler Schulen, dass sie Schüler*innen und Lehrer*innen nicht oder nur begrenzt die notwendigen Endgeräte bereitstellen können und es zudem keinen Internetzugang in den Klassenzimmern gibt. Hätte, könnte, wäre – ist Alltag an vielen deutschen Schulen und frustriert Lehrkräfte und Schüler*innen, die sich mit solchen Arbeits- und Lernbedingungen konfrontiert sehen, gleichermaßen. Doch mit der Geräteausstattung allein ist es nicht getan. Lehrer*innen benötigen darüber hinaus fundierte Aus- und Fortbildungen, um die digitalen Endgeräte mit all ihren Möglichkeiten effektiv für die Unterrichtsgestaltung zu nutzen. Ein dringender Nachholbedarf ist bei ihnen also in Sachen Medienkompetenz zu monieren. Dabei kommen drängende Fragen mit Blick auf die Zukunft auf: Sind angehende Lehrer*innen mit den digitalen Medien gut vertraut? Welche Vorstellungen haben sie von der Mediennutzung ihrer Schüler*innen? Gesine Kulcke, derzeit akademische Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg, analysiert in ihrer elf Kapitel umfassenden empirischen Forschungsarbeit Kinder. Medien. Kontrolle. aus Gruppendiskussionen eruierte Ansichten zum ‚Lernen mit, durch und über Medien‘ von Student*innen des Lehramts an Grundschulen. Gerade in dieser Schulart gilt der Einsatz von Medien als Herausforderung. Ausgangspunkt für Kulcke ist der von Rudolf Kammerl konstatierte „Teufelskreis fehlender Medienbildung“, wonach „fehlende Medienkompetenzen bei Schüler*innen auf fehlende Medienkompetenzen und fehlende medienpädagogische Kompetenzen von Lehrer*innen zurückzuführen sind“. Weiter geht der Ansatz davon aus, dass „Lehramtsstudent*innen ihr Studium aufnehmen, ohne hierfür ausreichende Medienkompetenzen entwickelt zu haben.“ Angehende (Grundschul-)Lehrer*innen sollen sich daher in ihrem Studium technisches, gesellschaftliches, politisches und ökonomisches Wissen rund um die Digitalisierung aneignen, um so Lernprozesse initiieren sowie gestalten zu können. Kulcke beschreibt fundiert und ausführlich Methodologie, Methode und Durchführung ihrer empirischen Studie für die sie die Dokumentarische Methode gewählt hat. Daten hat sie in elf Gruppendiskussionen erhoben und mit Hilfe von formulierender und reflektierender Interpretation ausgewertet. Die 40 Student*innen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg im Alter zwischen 19 und 38 Jahren tauschten sich im Wintersemester 2014/15 sowie Sommersemester 2015 über Erfahrungen aus, die sie in Schulpraktika sammeln konnten. Kulcke geht es in ihrer Arbeit nicht darum „einzelne Positionen von Student*innen herauszuarbeiten, sondern ein Feld zu beschreiben.“ Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Student*innen das ‚Lernen mit, durch und über digitale Medien‘ vor allem auf „die Aufgabe reduzieren, die Mediennutzung von Kindern zu dosieren und zu kontrollieren [...]“. Ebenso lassen die Gruppendiskussionen eine große Abwehrhaltung der Studierenden gegenüber Medien erkennen. So betrachten sie es beispielsweise als problematisch, wenn Schüler*innen von ihren Erfahrungen und Erlebnissen mit Medien im Unterricht erzählen, da dies andere Kinder in ihrer Unschuld bedrohen könne (S. 205). Darüber hinaus gehen sie davon aus, dass die Medienkompetenz eines Kindes zu einem Kontrollverlust der Lehrkraft führe, die nicht nur befürchten müsse, weniger zu wissen und zu können, als das Kind, sondern von diesem vorgeführt werde (S. 211). Die Einordnung der empirischen Ergebnisse verdeutlicht diese Defensivhaltung: „So werden digitale Medien von den Student*innen, mit denen ich für meine Arbeit gesprochen haben, nicht nur abgewehrt, weil die Student*innen ein Problem damit haben, sich von didaktischen Prinzipien zu lösen, sondern weil sie digitale Medien insgesamt als für Schule bzw. ihre zukünftige Rolle als Lehrer*innen bedrohend wahrnehmen“ (S. 269). Diese Aussage ist aus medienpädagogischer Sicht besorgniserregend. Kulcke beschreibt in ihrem Abschlusskapitel nur vage, wie diese „Überforderungskreisläufe“ in ihren Augen durchbrochen werden könnten: „Im Studium sind digitale Medien daher nicht nur bezüglich ihrer möglichen Effekte auf Lernprozesse in den Blick zu nehmen, sondern es sind die Bildungs- und Subjektivierungsprozesse selbst aufzugreifen.“Auch wenn niemand über eine Glaskugel verfügt, kann sicherlich dennoch prophezeit werden, dass digitale und computerisierte Medien definitiv im Alltags- und Berufsleben zukünftiger Generationen eine entscheidende Rolle spielen werden. Aufgabe von Akteur*innen der Lehrer*innenbildung ist es deshalb, mehr denn je, angehende Lehrer*innen zu animieren und an sie zu appellieren, sich auf die digitalen Medien einzulassen. Nur so können sie lernen, Medien mit ihren Vorzügen und Nachteilen einzuordnen. Eine weitere Forderung, die sich aus der Lektüre ableiten lässt, ist sicherlich, dass die Curricula von Pädagogischen Hochschulen und Universitäten medienpädagogische Inhalte noch umfangreicher berücksichtigen müssen als bisher, und diese nicht nur vor allem auf freiwillige Erweiterungsstudiengänge beschränkt bleiben dürfen. Denn zum Allgemeinwissen gehört für Lehrer*innen im 21. Jahrhundert auch das Wissen über, der Umgang mit und die Reflexion über Medien – ob für Distance Learning oder den vertrauten Präsenzunterricht.
- Heinrike Paulus: Handke, Jürgen (2020). Humanoide Roboter. Showcase, Partner und Werkzeug. Baden-Baden: Tectum. 230 S., 38,00 €.
Heinrike Paulus: Handke, Jürgen (2020). Humanoide Roboter. Showcase, Partner und Werkzeug. Baden-Baden: Tectum. 230 S., 38,00 €.
Handke, Jürgen (2020). Humanoide Roboter. Showcase, Partner und Werkzeug. Baden-Baden: Tectum. 230 S., 38,00 €.
Kopfdrehende, armbewegende, laufende Roboter agieren mithilfe von Algorithmen automatisiert und selbstlernend. Inzwischen erinnern sie Supermarkt-Kund*innen in Corona-Zeiten an Hygieneregeln oder nehmen an Roboter-Fußballweltmeisterschaften teil. Doch können humanoide Roboter, die in Verhalten, Form und Emotionalität Menschen ähneln, der Bildung Beine machen, indem sie Lehren und Lernen in der digitalen Welt unterstützen?
Die Publikation 'Humanoide Roboter' liefert fundierte Einblicke in die facettenreichen Anwendungsfelder der Robotik. Als Werkzeug helfen Roboter, digitale Kompetenzen etwa im Bereich des Programmierens zu erwerben oder zu festigen. Ebenso eröffnen sie Lehrenden Freiräume, indem sie diesen wertvolle Zeit ersparen, ohne die Person jedoch selbst zu ersetzen.
Das neun Kapitel umfassende Fachbuch, welches Jürgen Handke mit seinen Co-Autor*innen verfasst hat, analysiert, welche Aufgaben Roboter übernehmen und welche Folgen dies für die Gesellschaft und die*den Einzelne*n zukünftig haben könnte. Ebenso erörtert Handke, der bis zum Sommersemester 2020 Professor am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Marburg war, Einsatzszenarien etwa bei Prüfungen an Hochschulen oder in der Schule. Deutlich wird dabei, dass die neue Technik nicht Figuren aus Science-Fiction-Filmen gleicht, denn ohne menschliche Unterstützung können die technischen Wesen derzeit weder denken noch handeln.
Jürgen Handke prognostiziert in seinem Forschungsband, dass Roboter – der Name ist abgeleitet vom tschechischen Begriff für 'künstlicher Mensch' – immer mehr begleitend im menschlichen Alltagsleben werden. Lohnenswert ist die Lektüre für all jene, die sich intensiv mit bildungs- und medienwissenschaftlichen Disziplinen befassen.
Einsteiger*innen in diesen Themenkomplex wird ein Glossar an die Hand gegeben. Wer die Inhalte über Roboter vertiefen möchte, den führen QR-Codes zu Videos über Historie und Funktionalität. Juristische und ethische Aspekte zu diskutieren, ist im Bereich der Robotik unerlässlich. Diese werden vor dem Hintergrund des fast 230-seitigen Bandes auf lediglich drei Seiten jedoch viel zu kurz angerissen. Etwas zu wenig wird deutlich, dass je mehr robotisiert wird, desto mehr ethische Maßstäbe erforderlich sind. Offen bleibt auch die Frage, ob künstliche Intelligenz nicht vielleicht doch wie gerufen kommt, um Dinge in einen Roboter hineinzuprojizieren, die wir eigentlich von Menschen erwarten?
Beitrag aus Heft »2020/04 Medien und Narrative - Die Kraft des Erzählens in mediatisierten Welten«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDF - Heinrike Paulus: Ulshöfer, Gotlind/Wilhelm, Monika (Hrsg.) (2020). Theologische Medienethik im digitalen Zeitalter. Stuttgart: Kohlhammer. 396 S., 29,00 €.
Heinrike Paulus: Ulshöfer, Gotlind/Wilhelm, Monika (Hrsg.) (2020). Theologische Medienethik im digitalen Zeitalter. Stuttgart: Kohlhammer. 396 S., 29,00 €.
Jede*r hat statistisch gesehen mindestens ein Handy oder Smartphone in Gebrauch. Aus unserem digital geprägten Leben sind die mobilen Endgeräte nicht mehr wegzudenken und verändern das Kommunikationsverhalten der Mediennutzenden: Einer breiten Öffentlichkeit lassen sich etwa über Soziale Netzwerke Bilder oder Informationen für ein bisweilen nicht mehr überschaubares Publikum zugänglich machen. Begleitet wird der mediale Wandel zugleich von negativen Phänomenen wie Cybermobbing, Hate Speech oder Fake News.
In der Publikation Theologische Medienethik im digitalen Zeitalter befassen sich über 20 Wissenschaftler*innen in deutsch- und englischsprachigen Aufsätzen mit aktuellen Fragen: Wie prägt der mediale Wandel die Gesellschaft? Vor welchen herausfordernden Aufgaben stehen Medienbereiche wie Fernsehen, Film, Journalismus oder Werbung? Die Autor*innen analysieren und diskutieren mediale und digitale Entwicklungen aus medienethischer Perspektive mit einer theologischen Konnotation. Hervorzuheben ist dabei, dass sie Erfahrungen der medialen Praxis nicht aus den Augen verlieren. Aus medienpädagogischer Sicht ist vor allem der Beitrag der Theolog*innen Ines Sura und Roland Rosenstock mit den Schwerpunkten Religions- und Medienpädagogik erwähnenswert. Computerspiele sollen ihnen zufolge auch in der religiösen Bildungsarbeit eingesetzt werden, da sie „Gewissensbildung [anregen]“ und so die Persönlichkeitsbildung fördern. Bei der Lektüre des gesamten Bandes wird deutlich, welche Bedeutung Bildungseinrichtungen bei der Vermittlung eines medienethischen Bewusstseins zukommt. Die Kirchen sind hier ein potenzieller Akteur. Doch auch (medien-)pädagogische Institutionen sollten sich von dieser Handlungsaufforderung angesprochen fühlen, denn schlussendlich ist die Entwicklung von Medienkompetenz ein lebenslanger Prozess, den es zu fördern gilt. Der Sammelband ist Interessierten der Bereiche Kommunikations- und Medienwissenschaften, Journalismus sowie Theologie zu empfehlen. Für Lehrkräfte des Unterrichtsfachs Ethik der Sekundarstufe II und Studierende ist es eine hilfreiche Publikation, die fundiert Einblicke in die Grundlagen der medienethischen Forschung und Arbeit liefert.
- Heinrike Paulus: Heusinger, Monika (2020). Lernprozesse digital unterstützen. Ein Methodenbuch für den Unterricht. Weinheim/ Basel: Beltz. 160 S., 24,95 €.
Heinrike Paulus: Heusinger, Monika (2020). Lernprozesse digital unterstützen. Ein Methodenbuch für den Unterricht. Weinheim/ Basel: Beltz. 160 S., 24,95 €.
Vor gut 100 Jahren schrieben Schüler*innen noch mit Griffel auf Schiefertafeln oder mit Federhaltern, die sie in ein in der Schulbank eingelassenes Tintenfass tunkten, in ihre Schulhefte. Gut 50 Jahre später hielten die ersten Tageslichtprojektoren Einzug in die Klassenzimmer und im Jahr 2020 gehören digitale Medien zum Schulalltag. Lehrkräfte nutzen Beamer oder Whiteboards während Schüler*innen mit mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets lernen. Doch wie lassen sich durch digitale Medien Lernprozesse effizient unterstützen und zugleich die Lernkultur weiterentwickeln?
Intensiv hat sich mit dieser Frage die Gymnasiallehrerin Monika Heusinger befasst. Sie präsentiert in ihrer Publikation Lernprozesse digital unterstützen aufgrund ihrer Praxiserfahrung ein großes Methodenrepertoire etwa für individualisierte, kooperative oder gamebasierte Lernwege.
Für die Autorin ist der Einsatz von Drohnen im Unterricht ebenso denkbar wie gängige Ideen, wie sie etwa aus der aktiven Medienarbeit bekannt sind, darunter Erklärvideos oder Hörspiele. In kurzen prägnanten Texten werden die einzelnen Methoden vorgestellt. So zeigt sich anhand der beschriebenen Möglichkeiten, wie etwa Social Reading zum gemeinsamen Leseerlebnis beiträgt. Technische Hilfestellungen für die Medienproduktion mit Schüler*innen werden dabei jedoch nicht genannt, was gerade bei medienpädagogischen Neueinsteiger*innen die Hemmschwelle für den Medieneinsatz erhöhen kann. Was Webanwendungen und mobile Apps betrifft, nennt Heusinger aus Aktualitäts- und Werbegründen keine expliziten Beispiele. Gerade deshalb wäre es wünschenswert gewesen, wenn sie ihren Leser*innen zumindest einige Kriterien an die Hand gegeben hätte, wo und wie sich qualitativ hochwertige Angebote finden lassen.
Nicht unberücksichtigt bleiben darf, dass das Buch neue Lernwege und -erfahrungen ermöglicht. Es ist deshalb ein hilfreicher Impulsgeber insbesondere für Lehrkräfte sowie Lehramtsstudierende aller Schularten der Sekundarstufe I und II. Alle Vermittelnden im Bereich der Erwachsenenbildung erhalten ebenfalls Anhaltspunkte für ihre Tätigkeit. QR-Codes-Links führen zu ergänzenden Informationen und anschaulichen Beispielen auf den Blog der Autorin: Lernen in der Postkreidezeit (www.monika-heusinger.info). Auch hier wird deutlich: Medien sollen nicht um ihrer Selbstwillen eingesetzt werden.
- Heinrike Paulus: Grimm, Petra/Keber, Tobias O./ Zöllner , Oliver (Hrsg.) (2019). Digitale Ethik. Leben in vernetzten Welten. Ditzingen: Reclam. 252 S., 8,80 €.
Heinrike Paulus: Grimm, Petra/Keber, Tobias O./ Zöllner , Oliver (Hrsg.) (2019). Digitale Ethik. Leben in vernetzten Welten. Ditzingen: Reclam. 252 S., 8,80 €.
Immer mehr digitale Phänomene bedürfen hinsichtlich ihrer Gefahren und Potenziale eines ethischen Diskurses: Angefangen bei künstlicher Intelligenz und Arbeit 4.0 über Datenschutz bis hin zu Onlinespielen. Den Alltag von Mediennutzerinnen und -nutzern bestimmen zudem vielfach Verletzungen und Übergriffe durch Online-Gewalt wie etwa Cybermobbing, Beleidigungen, Drohungen, Hate Speech oder auch Doxing, dem Veröffentlichen von privaten Daten im Netz. Ein Forschungszweig der angewandten Ethik, der all das reflektiert, ist die digitale Ethik. Sie gleicht einem Kompass, der durch die verschlungenen Wege der digitalen Welt navigiert. Dieses Wissen um ethische Herausforderungen, Regeln und Wertmaßstäbe wird gerade für Menschen aller Generationen immer notwendiger – für Heranwachsende ganz besonders. Die Publikation Digitale Ethik richtet sich an Schülerinnen bzw. Schüler sowie all jene Interessierte, die einen fundierten Einblick in dieses hochaktuelle Themenfeld erhalten möchten. Strukturiert wird ein angemessener Umgang mit den Technologien und ihren Auswirkungen diskutiert. Neben grundlegenden Theorieansätzen erklären die neun Autorinnen und Autoren sowie Mitarbeitende des Instituts für Digitale Ethik (IDE) an der Hochschule der Medien in Stuttgart schülergerecht in 13 Kapiteln zentrale Aspekte dieser Disziplin. Unerlässlich für die Lektüre ist jedoch das Glossar mit den neuesten relevanten Fachbegriffen der gegenwärtigen Forschung, wie etwa Privacy Paradox oder Quantified Self. Der Band eignet sich insbesondere für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe. Einige Kapitel, wie etwa jenes Fake News, lassen sich bereits in der Mittelstufe einsetzen. Reflexionsfragen am Ende jedes Kapitels helfen, das erlernte Wissen anzuwenden – ohne dabei das praktische Alltags- und Kommunikationshandeln aus den Augen zu verlieren. Neben Ethik und Religion ist der Band auch für weitere Unterrichtsfächer empfehlenswert, darunter Wirtschaft und Recht, Sozialkunde oder Deutsch. Die Publikation verdeutlicht, dass das Wissen um digitale Ethik gerade im schulischen Kontext mehr berücksichtigt werden muss. Es bleibt daher zu hoffen, dass dieses Know-how ebenso wie Goethes Faust oder der Satz des Pythagoras zu einem festen Bestandteil der schulischen Bildung werden. hp
- Heinrike Paulus: Weinert, Frederik (2019). Hilfe, mein Kind ist ein Smombie. Unsere Kids im digitalen Rausch. Baden-Baden: Tectum. 215 S., 20,00 €.
Heinrike Paulus: Weinert, Frederik (2019). Hilfe, mein Kind ist ein Smombie. Unsere Kids im digitalen Rausch. Baden-Baden: Tectum. 215 S., 20,00 €.
Eines ist klar: Nur weil Kinder mit digitalen Medien aufwachsen, heißt es noch lange nicht, dass sie dafür Expertinnen und Experten sind. Selbst wenn sie alle technischen Feinheiten ihres Smartphones beherrschen, müssen sie nicht unbedingt verantwortungsbewusst damit umgehen. Mobile Endgeräte verändern, wie wir kommunizieren, aber auch unser menschliches Zusammenleben. Smombies („Smartphone“ und „Zombie“) werden Mediennutzende genannt, die sich so stark ablenken lassen, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnehmen. Ein realistisches oder eher überzeichnetes Bild?
In Hilfe, mein Kind ist ein Smombie sucht Weinert Erklärungen für das Medienverhalten Heranwachsender. Dazu verknüpft er Medienpädagogik, Medien- und Kommunikationswissenschaftensowie Medienlinguistik, analysiert Soziale Netzwerke, Messenger-Dienste inklusive Streaming- Portale und interviewt Expertinnen und Experten, Influencerinnen und Influencer sowie Eltern. Dabei bedient er sich Methoden der Sprachwissenschaft und erklärt unter anderem die Gamersprache. Auch unternimmt er Selbstversuche, indem er etwa selbst in die Spielewelt eintaucht. Der Band beschreibt die Medienkindheit ebenso wie das von digitalen Medien geprägte Gefühlsleben Jugendlicher – vom Flirtverhalten bis zum Ghosting. Am Beispiel eines Bloggers und einer Influencerin arbeitet er heraus, wie heute digitale Karrieren entstehen können. Daneben nimmt er Gefahren von Spielsucht und Gewalt in den Blick.
Seine Erkenntnisse vermittelt Weinert auf eine Weise, wie man sie aus dem Boulevardjournalismus kennt, um die digitale Welt allgemeinverständlich zu erläutern. Zugleich sind humorvolle und provozierende Seitenhiebe spürbar, die der Selbstreflexion dienen sollen. Die Publikation ist Eltern und pädagogischen Fachkräften zu empfehlen, die leicht zu lesende, medienerzieherische Impulse erhalten möchten. So erfahren sie, welchen potenziellen Herausforderungen Kinder ausgesetzt sind, die von ihnen häufig unterschätzt oder sogar nicht erkannt werden. hp
- Heinrike Paulus: Rieß, Johanna (2019). Internet in Nairobi, Kenia. Medienaneignung als Konstruktion. Bielefeld: transcript. 318 S., 39,99 €.
Heinrike Paulus: Rieß, Johanna (2019). Internet in Nairobi, Kenia. Medienaneignung als Konstruktion. Bielefeld: transcript. 318 S., 39,99 €.
Rieß, Johanna (2019). Internet in Nairobi, Kenia. Medienaneignung als Konstruktion. Bielefeld: transcript. 318 S., 39,99 €.
Viele Bilder, die den Weg von Afrika nach Europa finden, beschreiben den Kontinent anhand von Stereotypen, die diesen wie eine zukunftslose Ödnis erscheinen lassen: Kriegszerstörte Häuser, korrupte Regime und Zugang zum Internet scheinen demnach keine Selbstverständlichkeit zu sein.
In ihrem Forschungsband widerlegt die Autorin Johanna Rieß am Bespiel der kenianischen Hauptstadt Nairobi diese Vorurteile im Hinblick auf die voranschreitende Digitalisierung. Die Projektmanagerin, Redakteurin und Medienanalystin verdeutlicht damit, dass die seit den 1990er-Jahren vorherrschenden Ansätze des Digital Divide – auch als digitale Kluft bekannt – inzwischen als überholt anzusehen sind.
Rieß untersucht im Rahmen einer explorativen Feldforschung Formen konstruktivistischer Internetaneignung von Nutzerinnen und Nutzern aus drei Internetcafés aus verschiedenen Stadtteilen der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Diese so herausgearbeiteten „Modi der Internetaneignung“ lassen auf ein konkretes Nutzerverhalten schließen. Zudem können auch die Einstellungen und Interpretationen der Nutzenden berücksichtigt werden. Bewusst klammert sie dabei den entwicklungspsychologischen Nutzen des Internets aus. Von zentraler Bedeutung ist in ihrer neun Kapitel umfassenden Untersuchung die Digitalisierungsgeschichte Kenias aus der Perspektive der sozialen Konstruktion von Technologie. Ausführlich beschreibt die Autorin den von ihr gewählten Forschungsstil der Grounded Theory, wonach sie die einzelnen Phasen der biographischen Aneignung von Internet- und Computertechnologie eingehend erläutert.
Durch die interdisziplinäre Herangehensweise werden differenzierte Perspektiven auf den Mediengebrauch in Kenia und somit einer anderen Weltregion eröffnet, was zugleich zur Internationalisierung der Medienwissenschaft beiträgt. Neue internationale Zusammenhänge werden in einem Themenfeld aufbereitet und eingeordnet, das von ständigen Veränderungen und rasanten Entwicklungen geprägt ist. Daher ist die Lektüre des Bands vor allem Forschenden und Studierenden der Disziplinen Kommunikationswissenschaft und Medienwissenschaft sowie Erziehungswissenschaft zu empfehlen.
- Heinrike Paulus: „Wie werden Familien „medienfit“?
Heinrike Paulus: „Wie werden Familien „medienfit“?
Österreichisches Institut für angewandte Telekom munikation | Saferinternet (2018). Medien in der Familie. Tipps für Eltern. Wien. 60 S. www.saferinternet.at/fileadmin/categorized/Materialien/Medien_in_der_ Familie.pdf, kostenfrei.
Fernsehen mit dem Tablet, Telefonieren über das Internet oder Bilderbuch-Apps für die lange Zugfahrt: Digitale Medien sind inzwischen fester Bestandteil des Alltags und somit des täglichen Familienlebens geworden. Schon von klein auf kommen Kinder mit Smartphone und Tablet in Kontakt, Wischen und Zoomen ist für sie selbstverständlich. Medienerziehung tangiert folglich nicht nur die Gesellschaft insgesamt, sondern auch Familien im Besonderen.Der familiären Medienerziehung widmet sich intensiv die Broschüre Medien in der Familie der österreichischen Initiative Saferinternet. Alltagstaugliche Hinweise sollen Eltern und Erziehungsberechtigte dabei unterstützen, die neuen Herausforderungen bewältigen zu können, die sie aufgrund der durch die Digitalisierung hervorgerufenen, sich wandelnden Mediennutzung ereilen können. Zudem ist es in der digitalen Gesellschaft unerlässlich, Heranwachsende auf ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Handeln in der Medienwelt vorzubereiten. Ebenso gilt es, Kinder vor jenen nicht altersgerechten Inhalten zu schützen, die für die jeweilige Entwicklungsphase ungeeignet sind. Medienerziehung in der Familie müsse Saferinternet zufolge die Intention verfolgen, Kinder darin zu fördern, sich selbstständig „ausreichend Kompetenzen anzueignen, um mit problematischen Situationen besser umgehen zu können“.
Um welche problematischen Situationen es sich dabei handeln kann, zeigen die behandelten Themen von In-App-Käufen über Cybermobbing und Kommerzialisierung der Kindheit bis hin zu Internet und Sexualität, mit denen sich Medien in der Familie in 17 übersichtlichen und sehr gut verständlichen Kapiteln, unter anderem anhand realitätsnaher Fallbeispiele, befasst.Bereits im Eingangskapitel weisen die Herausgebenden darauf hin, dass (Groß-)Eltern die wichtigste Anlaufstelle für Kinder darstellen, wenn diese durch die (digitale) Mediennutzung mit Fragen und Problemen konfrontiert werden. Durch einen solchen Austausch und das Darüberreden wird die Möglichkeit gegeben, dass Eltern und Kinder im Idealfall durch unterschiedliche Erfahrungen gegenseitig voneinander lernen. Ebenso kann dies von allen Familienmitgliedern zum Anlass genommen werden, gemeinsam Regeln für den Mediengebrauch im Familienalltag zu entwickeln. Denn „nur so können [die Regeln] von allen verstanden und eingehalten werden“, konstatieren die Expertinnen und Experten von Saferinternet. Eltern müssen sich hierfür jedoch zunächst selbst „medienfit“ machen, indem sie sich erforderliches Wissen aneignen. Der Ratgeber ist hierfür ein guter Impulsgeber, jedoch könnte er mehr an seine Leserinnen und Leser nahelegen, dass seine Lektüre kein kontinuierliches Engagement der Erziehungsberechtigten ersetzt, sich mit der Mediennutzung der Heranwachsenden auseinanderzusetzen. Zudem bedarf es darüber hinaus medienerzieherischer Weiterbildungsangebote etwa durch Kindertagesstätten oder Schulen, die sich speziell an den Bedürfnissen von Familien orientieren.
Die medienpädagogisch brisante Frage, wann ein Kind sein eigenes Smartphone bekommen soll, diskutieren die Autorinnen und Autoren im fünften Kapitel und appellieren dankenswerterweise auch an medienkompetentes Handeln der Eltern innerhalb des eigenen Umgangs mit den mobilen Endgeräten. So sind Mütter oder Väter im alltäglichen Leben zu sehen, die dem Smartphone mehr Aufmerksamkeit schenken als der Erziehung. Doch kleine Kinder benötigen der Broschüre zufolge direkten Kontakt und Zuwendung: „Der direkte Kontakt zu den Kindern ist wichtig, um eine Bindung mit ihnen aufzubauen. Vor allem die Jüngsten nehmen die Handys der Eltern oft als Konkurrenz wahr.“
Neben Smartphone und Computer berücksichtigt die Publikation die verschiedenen Facetten des Fernsehens im digitalen Zeitalter, darunter Videoplattformen, Mediatheken oder Apps für mobile Endgeräte, die das klassische TV-Gerät ergänzen oder gar ersetzen. Vor allem YouTube fasziniert Kinder und Jugendliche besonders, wie auch die JIM-Studie 2018 bestätigt. Dabei versuchen inzwischen viele Kinder und Jugendliche, neben der Rezeption der Videos, ihren Idolen auch nachzueifern und manche von ihnen sehen ihre eigene Zukunft im ‚Traumberuf YouTuber‘. Aus diesem Grund widmet sich das dritte Kapitel des Bandes der Frage, wie Eltern mit diesen Berufswünschen pädagogisch adäquat umgehen können. Der Schutz der Privatsphäre des Kindes selbst sowie aller Familienmitglieder müsse dabei oberste Priorität besitzen. Als Kritikpunkt ist hier anzumerken, dass die erzieherische Dimension des in (Medien-)Pädagogik und Medienethik umstrittenen Influencer-Marketings unberücksichtigt bleibt. Bisweilen erfolgt dies auch auf Initiative der Eltern, indem sie ihren Nachwuchs vor laufender Kamera etwa zum Testen von Spielzeug animieren.
Medien in der Familie ist in gedruckter Form erhältlich oder online abrufbar. Die Handreichung ist eine von vielen Angeboten rund um Medienerziehung der Initiative Saferinternet, diemit dem gleichnamigen InternetportalImpulse für die medienpädagogische Arbeit liefern. Die Expertinnen und Experten möchten darin Lehrende, Eltern, Kinder und Jugendliche, Fachkräfte in der Jugendarbeit wie auch Seniorinnen und Senioren bei einem sicheren, kompetenten, reflektierten und verantwortungsvollen Umgang mit (digitalen) Medien unterstützen.
Die neuerschienene Handreichung ist daher größtenteils am Puls des digitalen Zeitalters und zeichnet sich durch Tipps sowie konkrete Hilfestellungen für viele Alltagssituationen aus. Sie richtet sich an Familien, die Medien wie Computer, Smartphone oder Fernseher selbstverständlich in ihren Alltag integrieren. Zugleich bezieht sie jene mit ein, die diesen eher kritisch gegenüberstehen,
Zu empfehlen ist Medien in der Familie allen Erziehenden und jenen Multiplikatorinnen sowie Multiplikatoren, die mit Kindern, Jugendlichen sowie deren Familienangehörigen pädagogisch arbeiten. Darüber hinaus können Studierende der Medienpädagogik und Erziehungswissenschaften Impulse für eine praxisbezogene Medienerziehung beziehen.
- Heinrike Paulus: Stapf, Ingrid/Prinzing, Marlis (Hrsg.) (2019). Aufwachsen mit Medien. Zur Ethik mediatisierter Kindheit und Jugend. Baden-Baden: Nomos. 363 S., 69,00 €.
Heinrike Paulus: Stapf, Ingrid/Prinzing, Marlis (Hrsg.) (2019). Aufwachsen mit Medien. Zur Ethik mediatisierter Kindheit und Jugend. Baden-Baden: Nomos. 363 S., 69,00 €.
Always on and mobile: Mit diesem Prinzip lässt sich größtenteils der Alltag heutiger Kinder und Jugendlicher beschreiben. Digitale Medien sind aus vielen Situationen des täglichen Lebens nicht mehr wegzudenken und vernetztes Computerspielen, YouTube oder WhatsApp werden zu einem ständigen Lebensbegleiter. All dies steht nicht nur im Fokus der Medienpädagogik, sondern bedarf auch einer ethischen Diskussion.
Die vorliegende Publikation setzt sich deshalb intensiv mit (medien-)ethischen Fragestellungen im Hinblick auf die heranwachsende Generation auseinander. In den wissenschaftlichen Beiträgen ist erkennbar, dass Medienethik und Medienpädagogik ähnliche Intentionen verfolgen: Kinder und Jugendliche sollen dahingehend gefördert werden, dass sie sich zu verantwortungsvollen, kritikfähigen und selbstbestimmten Persönlichkeiten entwickeln können.
Aufwachsen mit Medien umfasst über zwanzig Beiträge von namhaften Expertinnen und Experten, darunter Alexander Filipović, Rüdiger Funiok, Petra Grimm und Ingrid Stapf. Zugleich werden verschiedenste medienbezogene Disziplinen, wie unter anderem Game Design, Medien- und Kommunikationsethik, Medienpädagogik, Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie Journalistik einbezogen. Das Werk verknüpft theoretische sowie praxisbezogene Zugänge mit aktuellen medialen Entwicklungen und untergliedert sich in drei Themenkomplexe. Der erste widmet sich den Grundlangen der (Medien-)Ethik.
Darauf aufbauend befasst sich der zweite Bereich mit praktischen Anwendungsbereichen wie Unterhaltungsmedien, digitalen Spielen, Onlinespielsucht (Gaming Disorder) und Identitätsbildung. Zum Abschluss werden im dritten Themenkomplex Folgen für Gesellschaft, Politik und Bildung diskutiert.
Das hochbrisante Thema der Kinderrechte wird unter Berücksichtigung des Kindeswohls im Hinblick auf die digitalisierte Kindheit und Jugend pointiert reflektiert. Beiträge wie diese verdeutlichen jedoch, dass Vorkenntnisse in den Disziplinen Kommunikations- und Medienwissenschaft, Ethik und Erziehungswissenschaft für die Lektüre jedoch unerlässlich sind.
Maßgeblich zeigt der Band, dass digitale Bildung, Ethik und digitale Verantwortung untrennbar miteinander verwoben sind, was als wegweisender Impuls der Medienpädagogik gedeutet werden kann. hp
Beitrag aus Heft »2019/03 Digitalität. Religion. Pluralismus«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDF - Heinrike Paulus: von Gehlen, Dirk (2018). Gebrauchsanweisung für das Internet. München: Piper Verlag. 217 S., 15,00 €.
Heinrike Paulus: von Gehlen, Dirk (2018). Gebrauchsanweisung für das Internet. München: Piper Verlag. 217 S., 15,00 €.
Ist Heimat da, wo sich das WLAN automatisch verbindet? Oder ist das Internet selbst schon Heimat? Wie muss man sich eigentlich dieses Internet vorstellen? All diesen Fragen und mehr geht der Journalist und Medienwandel- Experte Dirk von Gehlen nach. Sein Buch richtet sich daher an jene, die zwar Grundlegendes zur Anwendungen des Internets besitzen, aber noch mehr etwa über dessen Mediengeschichte oder physische Grundstruktur erfahren wollen. Wertvolles Hintergrundwissen wird in Gebrauchsanweisung für das Internet vermittelt, das Mediennutzerinnen und -nutzer aller Generationen in ihrer Medienkompetenz stärken kann und somit eine geeignete Quelle auch für alle Aktive im Bereich der Medienbildung darstellt. Für von Gehlen ist das Internet ein großer Kontinent und gleichsam ortloser Ort, den es zu erkunden und zugänglich zu machen gilt. Seine Leserinnen und Leser nimmt er in seinem gut recherchierten Buch mit auf eine spannende Reise – selbstbestimmt und angstfrei sollen sie davon zurückkommen. Bezüge zum Alltag machen das vermittelte Wissen anschaulich: So vergleicht er die Passwörter von E-Mail-Postfächern oder zahlreichen Benutzerkonten mit der eigenen Zahnbürste. Beide wechselt man regelmäßig und gibt sie nicht weiter. Mit unterhaltsamen Beispielen wie diesem und auch sachlich fundierten Darlegungen erläutert von Gehlen die gesellschaftlichen, politischen und technischen Mechanismen und Prinzipien des Internets. Dabei widmet er sich nicht nur dem, was auf dem Bildschirm von Tablet, Smartphone und Laptop geschieht, sondern auch der technischen Infrastruktur. In 21 Kapiteln geht der Autor etwa dem digitalen Dialekt in der Emoji- Nutzung auf den Grund, stellt eine Typologie der Nutzerinnen und Nutzer auf oder zeichnet deren Gepflogenheiten nach. Zugleich widmet er sich auch medienpädagogischen Kernthemen, Kinder als zentrale Nutzergruppe und Cybermobbing. Den Schluss seiner Ausführungen rahmt ein sehr ausführliches Glossar, das sowohl der Erläuterung der wichtigsten Begriffe und zentraler Personen des Web erläutert, als auch als themenspezifische Zusammenfassung des Bandes nutzbar ist.
Beitrag aus Heft »2019/01 Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDF - Heinrike Paulus: Toman, Hans (2018). Perspektiven der aktiven Medienarbeit im Projektunterricht. Merkmale, Methoden, Kompetenzen, Szenarien und Perspektiven. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 269 S., 24,00 €.
Heinrike Paulus: Toman, Hans (2018). Perspektiven der aktiven Medienarbeit im Projektunterricht. Merkmale, Methoden, Kompetenzen, Szenarien und Perspektiven. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 269 S., 24,00 €.
Eine der wichtigsten Methoden der Medienpädagogik ist die aktive Medienarbeit. Dadurch lässt sich individuelle Medienkompetenz nicht nur erlernen, sondern auch festigen und weiterentwickeln. Einen wichtigen Beitrag leistet dabei eine kritische und kreative Nutzung von Medien im projektbezogenen Unterricht. So lassen sich auch realitätsnahe und sozialorientierte Themen mit Hilfe von Medien bearbeiten. In seinem aktuellen Band zeigt Hans Toman, wie Schülerinnen und Schüler durch eine realitätsnahe, im Projektunterricht gestaltete aktive Medienarbeit lernen, sich medial im gesellschaftlichen Diskurs zu artikulieren und so ihre eigene Sichtweise einzubringen. Der Autor greift verschiedene Themenbereiche wie etwa Sport und Medien oder Kinder und Medien auf, die sich durchaus mittels aktiver Medienarbeit erörtern lassen. Der neun Kapitel umfassende Band widmet sich intensiv den Facetten von Projektunterricht sowie -methoden und setzt sich mit medienwissenschaftlichen Grundlagen, aber auch mit Merkmalen der aktiven Medienarbeit auseinander, die durch praxisrelevante Projekte und Szenarien ergänzt werden. In einem gesonderten Kapitel ergründet Toman ebenso das bildungspolitische Thema Inklusion und zeigt, wie diese mit aktiver Medienarbeit unterstützt werden kann. Der Band ist als eine medienpädagogische Bestandsaufnahme zu verstehen, die fundiert relevante Themen der Medienpädagogik anspricht, an manchen Stellen jedoch die aktive Medienarbeit etwas aus dem Blick verliert. Den noch gelingt es, praxisbezogene Hinweise mit den gängigen theoretischen Grundbegriffen der Medienpädagogik zu verknüpfen. Das Glossar könnte gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung allerdings einige Begriffe mehr umfassen. Dennoch ist der Band ein idealer Unterrichtsbegleiter für Lehrkräfte aller Schularten und Jahrgangsstufen, Studierende der verschiedenen Lehrämter sowie Medienpädagoginnen und -pädagogen.
Beitrag aus Heft »2019/01 Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDF - Heinrike Paulus: Schaumburg, Heike/Prasse, Doreen (2019). Medien und Schule. Theorie – Forschung – Praxis. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. 288 S., 19,99 €.
Heinrike Paulus: Schaumburg, Heike/Prasse, Doreen (2019). Medien und Schule. Theorie – Forschung – Praxis. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. 288 S., 19,99 €.
Ein Blick in die Geschichte der Medienpädagogik zeigt: Im Unterricht sind Medien seit jeher allgegenwärtig und notwendig, angefangen beim Buch über den Film bis zu den konvergierenden Medien wie Tablet oder Smartphone. Zugleich ist Medienbildung eine essenzielle Aufgabe der Schule. Unerlässlich ist es heute, Schülerinnen und Schülern auf ein selbstbestimmtes und verantwortliches Handeln in der Medienwelt vorzubereiten. Als zentralen Akteure der Medienintegration müssen Lehrkräfte daher über Innovationsbereitschaft sowie medienerzieherische und mediendidaktische Kompetenz verfügen. Heike Schaumburg und Doreen Prasse erläutern in ihrer Publikation Konzepte wie die der Medienbildung, Medienkompetenz und schulischen Medienerziehung unter Berücksichtigung internationaler Studien. Daneben stellen sie medienpädagogisches (Grundlagen-)Wissen verständlich und strukturiert dar. In sechs mehrfach untergliederten Kapiteln werden Theorien und Befunde zur Nutzung, emotionalen Wirkungsweise und zu Potenzialen und Risiken von (digitalen) Medien zusammengetragen. Dabei konzentrieren sich die Autorinnen auf die von Digitalität durchdrungene Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Neben den Nutzungsweisen Heranwachsender richten sie ihr Augenmerk auch darauf, wie digitale Medien gewinnbringend im Unterricht genutzt und zugleich medienbezogene Kompetenzen fachintegriert vermittelt werden können. Den Leserinnen und Lesern werden praxisrelevante Hinweise für einen pädagogisch angemessenen Umgang mit Medien an die Hand gegeben, etwa zur Arbeit mit iPads, Web Quests oder Entwicklung einer Handyordnung an der Schule. Besonders hilfreich je Kapitel sind die kompakten Infokästen zu relevanten Theorien, Definitionen, Studien oder Praxisbeispielen, welche ergänzt werden durch strukturierte Schaubilder oder tabellarische Übersichten. Das wissenschaftliche Studienbuch richtet sich an alle, die sich für Schule und Medien interessieren, insbesondere an Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten sowie Lehramtsstudierende, deren zukünftiger Berufsalltag mehr denn je vom digitalen Lernen geprägt ist.
Beitrag aus Heft »2019/01 Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDF - Heinrike Paulus: van Ackeren, Isabell/Kerres, Michael/Heinrich, Sandra (Hrsg.) (2018). Flexibles Lernen mit digitalen Medien ermöglichen. Strategische Verankerung und Erprobungsfelder guter Praxis an der Universität Duisburg-Essen. Münster: Waxmann Verlag
Heinrike Paulus: van Ackeren, Isabell/Kerres, Michael/Heinrich, Sandra (Hrsg.) (2018). Flexibles Lernen mit digitalen Medien ermöglichen. Strategische Verankerung und Erprobungsfelder guter Praxis an der Universität Duisburg-Essen. Münster: Waxmann Verlag
Ein Studium ohne Computer und Internet ist heute nicht mehr vorstellbar: Vielfach erfolgt etwa die Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden per Mail und Lernmaterialien sind größtenteils nur noch online verfügbar. Wie verändern sich in der Folge Lehr- und Lernprozesse an Hochschulen durch die Digitalisierung? Wie können die daraus resultierenden Chancen im alltäglichen Hochschulbetrieb genutzt werden?
Diesen Fragen geht der Sammelband Flexibles Lernen mit digitalen Medien ermöglichen nach. Grundlage hierfür bildet die seit 2010 entwickelte E-Learning-Strategie der Universität Duisburg-Essen. Im Rahmen von Pilotprojekten werden zahlreiche E-Learning-Formate getestet, darunter das Lernen mit Lernplattformen oder die Verbindung von Online- und Präsenzveranstaltungen. Erfolgreiche Projekte setzen dadurch Impulse für eine nachhaltige Prüfungsvorbereitung und die Hochschullehre an allen Fakultäten. Deutlich wird dabei, dass die Digitalisierung der Hochschulbildung alle Arbeitsbereiche der Hochschule tangiert und einen umfassenden und längeren Transformationsprozess erfordert.
Der Sammelband umfasst interdisziplinäre Beiträge und Erfahrungsberichte etwa aus den Bereichen der Soziologie, Wirtschaft, Mathematik, Naturwissenschaft, Medizin und Lehrerbildung. Die vorgestellten Beispiele einzelner E-Learning-Formate werden in Hinblick auf ihr Konzept, ihre praktische Durchführung sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse aus interdisziplinär-forschungswissenschaftlicher Perspektive vorgestellt und in ihrer jeweiligen Ausgangssituation verortet. Durchaus wünschenswert wäre es, wenn die Autorinnen und der Autor auch die Nachteile des E-Learnings in der Hochschullehre berücksichtigt hätten. All jenen, die im Bereich Mediendidaktik oder als Forschende und Dozierende an Hochschulen tätig sind, liefert der Sammelband dennoch neben wissenschaftlichen Hintergründen auch Strategien, etwa für Kursplanung und Lehrpraxis sowie onlinebasiertes wissenschaftliches Arbeiten. hp
- Heinrike Paulus: Fleischer, Jane (2018). Erwachsenwerden als Prozess mediatisierter Sozialisation. Wie junge Menschen mit Hilfe online verfügbarer Informationen eigene Entwicklungsaufgaben bearbeiten. Baden-Baden: Nomos. 356 S., 64 €.
Heinrike Paulus: Fleischer, Jane (2018). Erwachsenwerden als Prozess mediatisierter Sozialisation. Wie junge Menschen mit Hilfe online verfügbarer Informationen eigene Entwicklungsaufgaben bearbeiten. Baden-Baden: Nomos. 356 S., 64 €.
Jugendliche und junge Erwachsene eignen sich aktiv Informationen aus dem Netz an, um Entwicklungsaufgaben wie etwa die Loslösung vom Elternhaus zu bewältigen. Im Verhältnis zu früheren Generationen hat sich der Verlauf dieser Lebensphase gewandelt: Mehr denn je müssen sie ihr Leben selbstverantwortlich planen, sei es etwa im Hinblick auf das Berufsleben oder die Gründung einer eigenen Familie. Zugleich kommt aufgrund fehlender Medienkompetenz bei den jungen Menschen die kritische Reflexion des eigenen Medienhandelns zu kurz.
Zu diesen Ergebnissen kommt Jane Fleischer in ihrer Forschungsarbeit Erwachsenwerden als Prozess mediatisierter Sozialisation. Ihr Hauptaugenmerk legt sie dabei auf die Omnipräsenz digitaler Medien und inwieweit diese jungen Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter Orientierung bieten und Informationen liefern. Ausgehend vom Konzept der mediatisierten Sozialisation untersucht sie dies mit Hilfe eines explorativen, multi-methodischen Ansatzes. Durch die Kombination von Beobachtungs- und Befragungsdaten bietet Fleischer unter anderem einen Einblick in Prozesse der Informationsaufnahme, -selektion und -bedürfnisse Jugendlicher und junger Erwachsener.
Vor diesem Hintergrund richtet sich der Band vor allem an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Medien- und Kommunikationsforschung, Medienpädagogik, Soziologie und Erziehungswissenschaft. Mit ihrer Arbeitet leistet Fleischer, die schon an der Universität Augsburg und der Technischen Hochschule Nürnberg lehrte und forschte, einen wertvollen Beitrag zur gegenwärtigen wissenschaftlichen Reflexion der Mediensozialisation und -pädagogik. Für all jene, deren berufliche Aufgabe es ist, mit Heranwachsenden zu arbeiten, ist ihre Forschungsarbeit ein notwendiger Appell, zu überlegen, wie diese auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden unterstützt werden können. Allerdings bleibt in dieser Studie offen, wie dies nachhaltig in der pädagogischen Praxis umgesetzt werden kann. hp
- Heinrike Paulus: Lepold, Marion/Ullmann, Monika (2018). Digitale Medien in der Kita. Alltagsorientierte Medienbildung in der pädagogischen Praxis. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder. 160 S., 20,00 €.
Heinrike Paulus: Lepold, Marion/Ullmann, Monika (2018). Digitale Medien in der Kita. Alltagsorientierte Medienbildung in der pädagogischen Praxis. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder. 160 S., 20,00 €.
Die Digitalisierung prägt die heutige Erfahrungs- und Lebenswelt von Kindern bereits in den ersten Lebensjahren. Allein schon über die intuitiv bedienbare Oberfläche eines Tablets erobern sie sich mühelos ihre digitale Welt. Gleichzeitig gab es noch nie so viele verschiedene Möglichkeiten zur Information, Kommunikation oder Unterhaltung. Deshalb müssen Kinder früh auf die Medienwelt vorbereitet werden. Intensiv und teilweise emotional wird derweil der Einsatz digitaler Medien in Kindertageseinrichtungen von pädagogischen Fachkräften und Experten, Eltern sowie Erziehenden diskutiert.
Mit Blick auf die gegenwärtige medienpädagogische Forschung widmen sich die Sozialpädagogin Marion Lepold und die Montessori-Pädagogin Monika Ullmann intensiv den Themenbereichen Medienumgang, Medienaneignung sowie Medienkompetenz im Kindesalter. Schwerpunkt ist zudem, inwieweit Kindertagesstätten auf die digitale Gesellschaft und digitale Medien reagieren müssen, um diese altersgerecht in ihrer pädagogischen Arbeit einsetzen zu können.
Für eine aktive Medienarbeit mit Kindern werden dabei beispielhaft Projekte wie unter anderem Videodreharbeiten oder Foto-Memorys vorgestellt. Der Band zeichnet sich durch seine hochaktuelle Praxisorientierung aus und intendiert gleichzeitig die Ausbildung und Förderung von Medienkompetenz bei Kindern und deren Eltern sowie pädagogischen Fachkräften. Dies spiegelt sich auch im von Marion Lepold und Monika Ullmann aufgezeigten pädagogischen Beispielkonzept wider, das für Neueinsteigerinnen und -einsteiger im Bereich Medienbildung besonders gewinnbringend ist. In einem solchen Konzept kann jede Einrichtung ihr medienerzieherisches Profil und die damit verbundenen Ziele verankern. Fundiert erläutern die Autorinnen in diesem Zusammenhang, wie sich etwa digitale Medien in der Kindertageseinrichtung implementieren oder Medienleitlinien entwickeln lassen. Ihr Band ist deshalb als geeignete Starthilfe in die medienpädagogische Arbeit allen pädagogischen Fachkräften sowie all jenen zu empfehlen, die sich mit dem Medieneinsatz und den dafür erforderlichen Rahmenbedingungen in Kindertageseinrichtungen befassen möchten.
hp
- Heinrike Paulus: Der Mensch und seine Medien (Verfügbar ab 15.06.2021)