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Swenja Wütscher: Das Internet vergisst nichts

  • Internet

Zur Person

Schon zu Kreidezeiten gab es Mobbing unter Schülerinnen und Schülern und auch der Einzug des Whiteboards konnte das nicht eliminieren. Im Gegenteil. Dennnoch war vor einigen Jahren mit dem letzten Pausenklingeln quasi Feierabend mit den Hänseleien. Heute bietet das Internet aber zahlreiche Möglichkeiten, ‚immer‘ sozial zu interagieren, sich mit Freundinnen und Freunden zu verknüpfen und Kontakte zu pflegen. Jeder kann die weltweite Plattform nutzen, um seine Meinung zu äußern – und damit können Jugendliche heute auch zeitlich unbegrenzt und für nahezu jeden sichtbar am virtuellen Pranger stehen. Jeder Internetnutzer, jede Internetnutzerin kann grundsätzlich zum Opfer und auch (sogar teilweise unbewusst) zur Täterin bzw. zum Täter werden. Während der Alltag von Heranwachsenden sich dabei längst zu einem großen Teil online abspielt, sind die damit verbundenen Risiken ihnen häufig weniger präsent.„Tarek engagiert sich für Hilfsbedürftige und arbeitet freiwillig in der Kleiderkammer für Obdachlose und du hast nicht Besseres zu tun als ihn dafür im Internet schlecht zu machen? Ich bin wirklich enttäuscht von dir! […] Ist dir nicht klar, was du mit deinem Kommentar zu Tareks Foto angerichtet hast? Das ist kein Spaß, Mia. Deine Bemerkung war beleidigend, schlimm genug. Aber es war zu erwarten, dass sich andere da dranhängen. […] Mobbing hat an unserer Schule keinen Platz. Das wird Konsequenzen haben.“Erschwerend kommt hinzu, dass Kinder und Jugendliche sich oft in einer Grauzone zwischen legal und illegal bewegen, indem sie die unendlichen Weiten des Internets (aus-)nutzen – und die Erziehungsberechtigten fühlen sich oftmals ohnmächtig.„Ich weiß gar nicht, was ich noch machen soll. Ich hab das Gefühl, ich krieg gar nicht mehr mit, was eigentlich läuft bei meinem Sohn.“Die Polizei hat es sich in der Präventionsarbeit daher zur Aufgabe gemacht, die Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen und ihren erwachsenen Bezugsanderepersonen zu verbessern. Nicht nur angesichts der vielfältigen Formen von Internetkriminalität ist das eine wichtige Aufgabe, sondern auch aufgrund der Auswirkungen digitaler Abenteuer auf die reale Entwicklung und das reale Verhalten von Heranwachsenden: Alles, was im Netz passiert, bleibt nämlich nicht nur im Netz, sondern alles, was in der Realität passiert, findet sich mit modernen Aufnahmetechniken und -möglichkeiten auch schnell in der unbegrenzten virtuellen Öffentlichkeit. Der Grund dafür ist jedoch nicht immer technischer Natur, vielmehr ist es Unkenntnis, Leichtsinn und manchmal auch Fahrlässigkeit, die gerade jüngeren Internetnutzerinnen und -nutzern zu schaffen macht.

Das Medienpaket Verklickt! Sicherheit im Medienalltag setzt genau an dieser Stelle an. Es vermittelt Jugendlichen ab der siebten Jahrgangsstufe sicherheitsbewusstes Verhalten in ihrer digitalen Alltagswelt, indem es Probleme und Gefahren in Alltagssituationen aufzeigt, die ihnen im Netz begegnen können; und das, ohne Extreme widerzuspiegeln. Dadurch können die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer die Inhalte in ihre eigene Lebenswelt transportieren und ihren persönlichen Umgang mit Medien kritisch prüfen. Im Schwerpunkt geht es bei dem Materialpaket um Cybermobbing, Passwortsicherheit, Persönlichkeits- und Urheberrechte sowie Kostenfallen und illegale Downloads. Die Herausgeber Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes wollen – in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) – damit Heranwachsende aber nicht nur auf Gefahren und Straftaten der virtuellen Welt aufmerksam machen, sondern ihnen auch entsprechende Schutzmöglichkeiten an die Hand geben.„Hey Robin, du bist der erste auf meinem neuen Smartphone“ […] „Toll, aber ganz ehrlich, die Kohle für dein Smartphone hätten wir auch für was anderes gebrauchen können“ „Wofür?“ „Mann, du hast letztens an meinem PC dieses Formular ausgefüllt, von diesem Videoportal. Wir haben gesagt 4,99 Euro nicht 89,99 Euro, du Penner. […] Du hast die falsche Flat angeklickt. Ich habe gestern die Rechnung bekommen […], die wollen 89,99 Euro und zwar sofort.“ „Was, ey, das ist doch voll die Abzocke, die machen das mit Absicht. Ich klicke auf 4,99 Euro und dann kostet das viel mehr.“Konkret besteht Verklickt! aus drei Teilen: einem Film, einem Filmbegleitheft in analoger und digitaler Form und Arbeitsmaterialen.

Der knapp einstündige Film ist dabei ebenso in drei Teile zerlegt, die allerdings alle nahtlos ineinander übergehen, so dass die Themen Geteiltes Leid, Geklautes Ich und Verspieltes Vertrauen einzeln aber auch am Stück geschaut werden können – ein gelungener roter Faden! Die moderne Aufbereitung aktueller Inhalte sowie realistischnachvollziehbare (Kumpel-)Dialoge stechen dabei besonders heraus. Auch sind die stereotypen Handlungsstränge – auf manche hätte dennoch verzichtet werden können – nicht außer Acht zu lassen, denn auch diese Verhaltensweisen kommen ja nicht von ungefähr. Außerdem birgt Material, von dem sich die Heranwachsenden im ‚Gespräch danach‘ gerne distanzieren, darüber lästern und abgrenzen wollen – Stereotype geben dazu eine perfekte Vorlage –, einen weiteren starken pädagogischen Wert: Identitätsarbeit! Auch variiert der Einzugskreis um die Stammprotagonistinnen und -protagonisten in den drei Sequenzen, so dass die drei differenzierten, bunten Charakter-Konstellationen für einen größeren Identifikationsfaktor seitens der Zuschauerinnen und Zuschauer sorgen … und damit quasi alle mit ins Boot holen; das Youth- Panel von Klicksafe, welches das Treatment, also die Grundlage für das Drehbuch, fachlich begutachtet hat, hat also ganze Arbeit geleistet.

Alle drei Filmteile haben mit ihren 16 bzw. 18 Minuten übrigens eine adäquate Länge, um diese in einer Schulstunde zu sichten und anschließend besprechen zu können.Unterstützung bietet ein 59-seitiges pädagogisches Begleitheft, das vorrangig für den Einsatz im Schulunterricht konzipiert worden ist – was außerschulische pädagogische Fachkräfte hoffentlich nicht davon abhält, sich davon ebenfalls inspirieren zu lassen. Inhaltlich richtet sich das Heft an der Filmhandlung aus, schwerpunktmäßig aufbereitet in den Kategorien Problemdarstellungen, rechtliche Aspekte, Tipp- Empfehlungen zur Weitergabe an Schülerinnen und Schüler oder auch Eltern, Hinweise für Fachkräfte selbst sowie Impulsfragen. Genügend Ansatzpunkte also, um im Rahmen von Diskussionen oder Projektarbeiten die unterschiedlichen Problematiken bei der Nutzung digitaler Medien vertiefend zu behandeln.Die 30 Seiten Verklickt!-Arbeitsmaterialen – dreiteilig aufbereitet an den drei unterschiedlichen Filmsequenz-Themen – zielen darauf ab, mit den Heranwachsenden Verhaltensregeln und -strategien im Umgang mit (Cyber-)Mobbing innerhalb der Schulklasse zu erarbeiten und orientieren sich in ihrer zeitlichen Konzeption daher auch an Schulstunden.

Das Medienpaket Verklickt! Sicherheit im Medienalltag ist eine reichhaltige Sammlung aktueller ‚virtueller‘ Brennpunktthemen der siebten bis neunten Jahrgangsstufe und damit ein sehr gutes Equipment, um in der Präventionsarbeit die Sicherheit im Umgang mit elektronischen Medien bei diesen Heranwachsenden zu fördern, sie über strafbare Handlungen im Internet sowie Schutzmöglichkeiten aufzuklären und für ihre Veröffentlichungen im Internet von sich selbst oder anderen Personen zu sensibilisieren. Mehr Informationen finden sich unter www.polizei-beratung.de/verklickt – dort kann das Medienpaket bestellt und das Begleitheft runtergeladen werden; das Paket gibt es auch bundesweit an (Kriminal-)Polizeilichen Beratungsstellen.

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merz | medien + erziehung ist die unabhängige medienpädagogische Fachzeitschrift in Deutschland, in der Themen der Medienpädagogik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Beschäftigen auch Sie sich mit diesem Themenbereich und möchten gerne selbst in merz veröffentlichen? Wir freuen uns immer über Einsendungen über Projekte aus Forschung und Praxis, über Rezensionen, Veranstaltungshinweise und natürlich Anregungen. 

 

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Herausgeber*in

Kathrin Demmler | Prof. Dr. Bernd Schorb
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Rechtsträger

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