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Theresa Jordan: Perspektivenwechsel – Facebook als Herausforderung für die Pädagogik

    Zur Person

    Alfert, Nicole (2015). Facebook in der Sozialen Arbeit. Aktuelle Herausforderungen und Unterstützungsbedarfe für eine professionelle Nutzung. Wiesbaden: Springer VS. 394 S., 49,99 €.

    Die berufliche Nutzung von Facebook in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit hat in den letzten Jahren stark zugenommen. In der Folge gab es eine Vielzahl an Debatten um Datenschutz und Nutzungsverhalten. Nicole Alfert vollzieht in ihrer Dissertation einen Perspektivenwechsel von der Facebook-Nutzung der Heranwachsenden hin zu den Herausforderungen und Unterstützungsbedarfen pädagogischer Fachkräfte. Sie arbeitet heraus, inwiefern bei pädagogischen Fachkräften ein erheblicher Handlungs- und Nachholbedarf besteht. Alfert arbeitet nach einer allgemeinen Einführung zu einzelnen Grundbegriffen und Facebook selbst die Bedeutung sozialer Netzwerke für Heranwachsende und für die Disziplin der Sozialen Arbeit heraus. Sie schlussfolgert aus ihren Ausführungen, dass das Verstehen des Medienhandelns von Kindern und Jugendlichen Grundvoraussetzung für die sinnvolle Gestaltung der Medienerziehung ist und dass dies eine zentrale Herausforderung für die Soziale Arbeit darstellt.

    Sie geht dabei der Frage nach, ob bzw. inwiefern pädagogisches Handeln von Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit mithilfe von Facebook professionell funktionieren kann. Alfert resümiert schließlich, dass die zahlreichen Potenziale (z. B. Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit) dafür sprechen, Facebook beruflich zu nutzen.In der Studie wurde der Status Quo der Facebook- Nutzung in beruflichen Kontexten der Sozialen Arbeit empirisch erhoben. Dazu zählt, welche Herausforderungen, Unterstützungsformen und -bedarfe bei den pädagogischen Fachkräften festzustellen sind. Während der im Herbst 2012 durchgeführten Querschnittstudie beantworteten 68 Vertreterinnen und Vertreter aus Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit in Nordrhein-Westfalen 31 Fragen aus fünf Fragenkomplexen. Erfragt wurden der allgemeine Stellenwert und die derzeitige berufliche Nutzung von Facebook in der eigenen Einrichtung sowie Unterstützungsformen und -bedarfe wie auch Angaben zur Person und der Einrichtung. Die Ergebnisse des empirischen Teils der Studie zeigen, dass über 70 Prozent der Befragten angeben, dass Facebook bereits jetzt einen (sehr) großen Stellenwert in ihrer Einrichtung einnimmt und dass mehr als die Hälfte Facebook täglich oder mehrmals täglich für berufliche Zwecke nutzt.

    Des Weiteren ergab die Studie, dass Fachkräfte die Plattform eher intuitiv nutzen und das Wissen über die Funktionen und Strukturen von Facebook unter den Nutzenden stark differiert. Daraus schlussfolgert die Autorin, dass es konkreter Handlungsempfehlungen und Richtlinien zur Professionalisierung der Facebook-Nutzung in Einrichtungen bedarf.Solche Richtlinien findet die Leserin bzw. der Leser am Ende der Publikation in Form eines Leitfadens: Darin wird beispielsweise darauf hingewiesen, dass beim Umgang mit Facebook neben allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer Einrichtung auch die Kinder und Jugendlichen selbst von Anfang an involviert sein sollten. Auch sollten Ziele, Verantwortlichkeiten sowie Verhaltensregeln definiert werden. Außerdem spricht Alfert die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben an, beispielsweise Persönlichkeits- und Bildrechte.Durch die Beschäftigung mit den Herausforderungen und Unterstützungsbedarfen der pädagogischen Fachkräfte bei der professionellen Nutzung von Facebook unternimmt Alfert erste Schritte, das Forschungsdesiderat professioneller Facebook-Nutzung zu beheben, da in der Vergangenheit lediglich Themen wie Nutzungsverhalten und Datenschutz debattiert wurden. Trotz der in solchen Themenbereichen aufkommenden Frage nach der Aktualität und der Beständigkeit wird gezeigt, dass es sehr wichtig ist, die weiteren (ungewissen) Entwicklungen zu beobachten und auf diese einzugehen. Die Arbeit selbst ist durch die klare Struktur und das gut begründete methodische Vorgehen angenehm zu lesen. Die Einführung stellt dabei eine gute Wissensbasis dar und auch die empirische Studie selbst ist klar aufgebaut.

    Um die Daten zu erheben, wurden allerdings keine erprobten, standardisierten und validierten Erhebungsinstrumente entwickelt oder genutzt. Durch die Befragung der Teilnehmenden einer Tagung zu Social Media und Soziale Arbeit konnte Alfert sehr gut ihre Zielgruppe, also pädagogische Fachkräfte erreichen, bei der Auswertung wurde jedoch keine Unterscheidung zwischen Offener Kinder- und Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit vorgenommen. Bedauerlicherweise setzt sich die Autorin auch nicht mit den Argumenten der Gegenpositionen auseinander, die die professionelle berufliche Nutzung von Facebook ablehnen. Durch den an ihre Arbeit anschließenden Leitfaden für die berufliche Nutzung von Facebook stellt Alfert einen sehr guten, wenn auch kurzen Bezug zur Praxis her und bietet so sicherlich vielen Einrichtungen einen ergänzbaren Orientierungsrahmen für ihren Internetauftritt. Allerdings erscheinen viele Punkte des Leitfadens wie beispielsweise die Verhaltensregeln eher selbstverständlich.

    Doch hinsichtlich der Ergebnisse des empirischen Teils scheint eine Zusammenstellung der einfachsten Grundlagen notwendig zu sein, damit ein professionelles pädagogisches Handeln auf Facebook gelingen kann.Summa summarum beinhaltet die allgemeine Einführung wenig Neues, die Studie ist nicht repräsentativ und die eigentlich gute Idee des Leitfadens ist sehr kurz gehalten und im Anhang leicht zu übersehen. Gleichwohl ist die Studie sowohl für Studierende der Medienpädagogik und der Sozialen Arbeit, als auch für unerfahrene Praktikerinnen und Praktiker geeignet, da sie Grundwissen kompakt vermittelt, Begrifflichkeiten gelungen klärt, wichtige Erkenntnisse didaktisch sinnvoll wiederholt und komplexe Zusammenhänge mit bildlichen Darstellungen verständlich macht.

    Theresa Jordan studiert Sonderpädagogik und Evangelische Theologie an der Julius-Maximilians- Universität in Würzburg.

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