Karl-Heinz Behr
Beiträge in merz
Karl-Heinz Behr: Verführung zum Vorlesen
„Es waren einmal zwei grimmige Räuber mit großen …“ „Lies richtig!“ „Es waren einmal drei grimmige Räuber mit kleinen roten Hüten und engen roten Mänteln …“ Der Dreijährige schlägt mit den Händen auf die Bettdecke: „Lies endlich richtig!“ „Es waren einmal …“ und natürlich hatten die Räuber große Hüte und weite Mäntel und beides war schwarz. Und der Kleine weiß das. Die drei Räuber (Ungerer 2007) ist sein Lieblingsbuch und er kann es auswendig. Und wenn er nicht immer aufpassen müsste, dass Papa nicht falsch vorliest, absichtlich, dann könnte er auch ruhig und müde und schläfrig werden.
Neuankömmlinge in der Welt und in der Sprache müssen darauf bestehen, dass Mond auch morgen noch Mond und schwarz weiterhin schwarz heißt. Das eben begonnene Verstehen der Welt mit Händen und Begriffen braucht eine gesicherte Basis. Schon dem anderthalbjährigen Kind „wird klar, dass einzelnen Reihen von Sprachlauten einzelne Bedeutungen zugeordnet sind; und bald auch, dass diese Bedeutung tragenden Laute nicht an bestimmte Situationen geknüpft sind, sondern allen gleichartigen Situationen angemessen sind“ (Zimmer 1986). Lewis Carroll sagt das so: „Aber ‚Glocke’ heißt doch gar nicht ein einmalig schlagender Beweis“, wandte Alice ein. „Wenn ich ein Wort gebrauche“, sagte Goggelmoggel in recht hochmütigem Ton, „dann heißt es genau, was ich für richtig halte – nicht mehr und nicht weniger.“ „Es fragt sich nur“, sagte Alice, „ob man die Wörter einfach etwas anderes heißen lassen kann.“ (Carroll 1963) Kleine Kinder ärgert das. Die Freude an Variationen, am Spiel mit Wörtern und Bedeutungen kommt später.Vorlesen ist eine Veranstaltung von Erwachsenen für Kinder, von Anfang an. Erwachsene erfinden die Geschichten und Bilder, Erwachsene wählen die Geschichten aus, die zu Büchern werden, Erwachsene suchen die Bücher aus und kaufen sie. Erwachsene lesen vor. Möglichst oft, möglichst täglich. Was bewegt Väter, Mütter, Onkels oder Omas Kindern vorzulesen? Die Gute-Nacht-Geschichte aus der eigenen Kinderzeit ist vielleicht noch in guter Erinnerung. Vielleicht soll am Ende des Tages Ruhe einkehren, Besinnlichkeit gar. Wo regelmäßig vorgelesen wird, gibt es dafür einen bestimmten Platz in der Wohnung, einen kuscheligen am besten. Alle sitzen so, dass während des Lesens die Bilder im Buch betrachtet werden können. Und Vorlesen hat seine bestimmte Zeit im Tagesverlauf, gehört zum Mittagsschlaf, zum Warten aufs Essen, zum abendlichen Einschlafen, je nachdem. Kinder mögen solche Rituale. Sie bieten Orientierung und bestärken Gemeinschaft. Vorlesen braucht Nähe. Ärger muss erst ausgeräumt sein, bevor wieder vorgelesen werden kann.
Der Tag geht zu Ende. Die Kinder liegen im Bett, erwartungsvoll, die Katze streckt sich auf der Bettdecke aus. Vorlesezeit: Wo die Wilden Kerle wohnen, Oh, wie schön ist Panama, Krokodil, Krokodil, Der glückliche Prinz, Die Regenbogenkobolde, Die kleine Hexe – der Geschichtenhunger der Kinder wird mit den Jahren nicht weniger. Immer wieder auf der Suche nach neuem Vorlesestoff geraten auch mal die Bücher aus der Kindheit des Vorlesers dazwischen: Peterchens Mondfahrt, Die dicke Dora oder Die Schule im Walde, die man nun beim besten Willen – also wirklich – nicht mehr vorlesen kann. Warum eigentlich nicht? Was ist ein gutes Vorlesebuch, was ist ein passendes? Monika Osberghaus legt ihre Auswahlkriterien für gute Bilderbücher dar. „Bei der Vorstellung des einzelnen Buches habe ich mich dann vor allem an seinen Wirkungsmöglichkeiten orientiert und an der Frage, was ein Kind wohl gerade umtreiben mag, das auf dieses spezielle Bilderbuch besonders stark reagiert.“ (Osberghaus 2006, S. 6) Warum also nicht Die Schule im Walde, wo der Große im nächsten Herbst in die erste Klasse kommt und der Kleine sich an Reimen begeistert? Was wirkt in Bilderbüchern und wie wirken sie? Wie immer in der Medienpädagogik kann mit Sicherheit nur festgestellt werden: Sie wirken. Die Medienpsychologen Michael Charlton und Klaus Neumann „wiesen nach, dass kindliche Bedeutungszuweisung an Figuren, Handlungsverläufe und Bildangebote in Bilderbüchern in entscheidendem Maße von den (auch medial geprägten) Sozialisationsbedingungen eines Kindes abhängen und dass Wirkungen von Bilderbüchern nicht direkt von Produktanalysen abgeleitet werden können“ (Thiele 2007, S. 9). Übersetzt heißt das: Ein Bilderbuch wie Königin Gisela von Nikolaus Heidelbach kann trotz Jugendbuchpreis und Empfehlung des Buchhändlers gähnende Langeweile auslösen, wenn das Thema, ‚Wer ist Be-stimmer im Kinderzimmer?’ gerade nicht aktuell ist. „Welche Fragen stellt dieses Buch, welche Antworten gibt es, welchen Trost und welche Art von Belebung? Welche Imaginationen entstehen durch die Bilder und Worte, und zu welchen Träumen liefern sie die Eingangsszenen?“ (Osberghaus 2006) Wie würden Kinder ihre Bücher auswählen, wenn sie es selbst und ganz alleine dürften? Man sollte das ausprobieren, wann immer es möglich ist, vielleicht durch gemeinsames Stöbern in Buchhandlungen und öffentlichen Büchereien. Ansonsten bleibt den Kindern nur die Wahl aus der Vorauswahl der Erwachsenen. „Das Bilderbuch entdeckt die Erwachsenen und vergisst die Kinder“, sagt Jens Thiele dazu. Würden Kinder in der Buchhandlung zu Wolf Erlbruchs Ente, Tod und Tulpe greifen oder zu Schwester von Jon Fosse/Aljoscha Blau, auch wenn das von der Jugendbuchjury 2007 empfohlen wurde? Wahrscheinlich nicht. Dennoch, solche Bücher stehen zu Recht im kindlichen Bücherschrank – Bücher, die über die aktuellen Fragen hinausweisen, die auch mal ablagern dürfen, bis die Zeit reif für sie ist und die den Dialog zwischen Kind und Erwachsenem brauchen, auch wenn das Ergebnis der Beschäftigung nur ist: Ach, so was gibt’s auch – solche Bilder, solche Geschichten.
Am Anfang waren Geschichten. „Die mündlich komponierten Dichtungen der Atoin Meto in Westtimor sind eine epische Literatur, die Themen der regionalen Geschichte tradiert. … Im rituellen Kontext entstehen mündliche Dichtungen als spontane Schöpfungen der Dichter-Sprecher aus dem Stegreif, als deren kreative Improvisation …“1 Oral Poetry – Mündliche Dichtung wird bis heute noch in manchen Kulturkreisen gepflegt. Erzählte Geschichten sind der Rohstoff für das Vorlesen „‚Erzähl uns doch eine Geschichte!’ bitten wir Papa. ‚Ja. Aber ihr müsst alles aufessen. Welche Geschichte wollt Ihr heute hören?’ ‚Die von der Prinzessin’, sage ich. Oder ich wünsche mir eine von den Arnold-Geschichten. Ronny will natürlich lieber die von den FBI-Agenten hören, die im underground arbeiten und sich mit „Unheil Hitler!“ grüßen. Es sind die vierziger Jahre und auch der Zweite Weltkrieg kommt in Vaters Geschichten vor. Ich liebe die Arnold-Geschichten.“ Der Komponist Arnold Schönberg erfand zum Mittagessen Geschichten, berichtet seine Tochter Nuria. „... Nur solange man aß, ging die Geschichte weiter. Hörte man auf zu essen, war auch mit dem Erzählen Schluss ... ‚Fertig? Aufgegessen? Die Milch ausgetrunken? So, dann geht die Geschichte morgen weiter. Bringt eure Teller in die Küche!’“ (Schoenberg Nono 2006, S. 36 ff.) Wer Geschichten erfindet, teilt mit, was ihn bewegt, was ihn interessiert, was er weitergeben möchte. Geschichten sind Informationen über die Welt ‚draußen’, die Kultur, in der sie leben. Und nebenbei erfahren Kinder, was Geschichten überhaupt sind, wie Geschichten erzählt werden, bei uns zu Hause, in dieser Kultur, erleben die unterhaltsame Seite der Sprache. „Der Papa fon Moni möchte in di Dinowelt, um Dinos zu erforschen. Er hat dafür ein Zauberor. Wen er dorschkukt, sit er di Dinos über al … Dabei ist er (in die) Geheimfalle der Dinos (gefallen). Monis Fater schtekt im Fangnez des feurigen Dinos. Der feurige Dino frist gar zu gern krose Menschen …“ „Kinder lieben Geschichten – denken sich welche aus – und vergessen sie irgendwann …“ (Haußner 2005). Johannes Haußner war sieben Jahre, als er die Dinogeschichte erfunden hat. Zum Vorlesen braucht es Geschichtenerfinder. Die bedeutendste Erfindung des letzten Jahrhunderts ist die elektronische Geschichtenerfindungsmaschine, das Fernsehen. Fantastische Abenteuer, Reisen und Berichte und unvorstellbare Bilder – mit offenen Augen und Mündern sitzen die Kleinen vor dem Apparat. Und die Freiheit steigert die Faszination: Kinder sind nicht mehr darauf angewiesen, dass Erwachsene Zeit und Lust haben, ihnen zu erzählen oder vorzulesen. Sie können sich innerhalb des Programms aussuchen, was sie interessiert. Unser kleiner Tomi-Ungerer-Drei-Räuber-Liebhaber suchte sich später in der Grundschulzeit Johann Lafers Kochsendungen aus, wenn niemand schaute. Der große Bruder verarbeitete in zig Wiederholungen American Werewolf – auf Video aufgenommen wird die Verfügbarkeit noch deutlich besser. Wie Geschichten erzählt werden, was spannend ist, welche Bildwelten vorstellbar und erwartbar sind – Kinder erfahren eine Menge über sich und die Welt von dieser Geschichtenerfindungsmaschine. Wenn sie Glück haben und sich ein bisschen auskennen, finden sie, was sie gerade umtreibt, Antworten, Trost, Belebung, Träume. Geschichten erzählen kann der Apparat wunderbar – nur, das ist nicht Vorlesen. Aber Vorlesen ist doch Kinderkram. Sobald die Kinder selbst lesen können, sind wir Erwachsenen ‚zum Glück’ dabei nicht mehr nötig, können nach dem Gute-Nacht-Kuss die Kinder auf ihre Bücher verweisen und in Ruhe Tagesschau und Tatort gucken. Vorlesezeit wird nicht mehr reserviert. Schwierig, wenn es nicht so klappt mit dem selber Lesen. Die Schule, die Lehrerinnen und Lehrer bemühen sich, aber wie das so ist mit dem Bemühen – manchmal reicht das nicht. Manche Kinder lesen trotzdem nicht. „Die Eltern sind schuld!“ „Zu Hause wurde nicht gelesen, vorgelesen schon gar nicht!“ Lehrer zählen diese Kinder zur eigenen Entlastung zu den „bildungsfernen Schichten“, aber die Aufgabe bleibt: Unsere Gesellschaft braucht kompetente Leserinnen und Leser, Betriebe brauchen lesekundige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ohne ausreichende Kenntnis der Schriftsprache ist halt auch kein Staat zu machen. Panische Berichte bezüglich mangelnder Lesefähigkeit kommen auch aus anderen Ländern. Eine US-Studie des National Endowment for the Arts study (NEA) stellt fest, dass das Lesen dramatisch abnimmt: „The NEA makes a convincing case that both children and adults are reading fewer books. ‘Non-required’ reading – i. e., picking up a book for the fun of it – is down 7 % since 1992 for all adults, and 12 % for 18-24 year olds.“ (Johnson 2008, S. 31) Und die schlimmsten sind die Jungen: „Aus dem Jahr 1999 datiert die interessanteste Studie zum Leseverhalten von Jungs, durchgeführt vom Institut für angewandte Kindermedienforschung IfaK. Danach lesen rund 55 Prozent aller Jungen im Alter zwischen zehn und 16 Jahren keine erzählende Literatur. Rund acht Jahre später sind die Zahlen noch niedriger.“ (Sommer 2007)
Die Forschungen von Michaela Ulich am Münchner Institut für Frühpädagogik zur Literacy-Erziehung scheinen die Perspektive der Lehrkräfte zu stützen: „Es ist eindeutig erwiesen, dass Leseförderung in den ersten Lebensjahren für den Spracherwerb und die Lesekompetenz sehr wichtig sind. Schon Drei- bis Sechsjährige entwickeln ihre Sprache ganz anders, wenn sie eine entsprechende Leseförderung erhalten. Leseförderung sollte man allerdings im weiteren Sinne verstehen. Ich benutze dafür den Begriff der Literacy-Erziehung. … Erzählkompetenz, Textverständnis, Abstraktionsvermögen. Schon in der frühen Kindheit gibt es lernende Literacy, kindliche Erfahrungen rund ums Buch, um Erzähl-, Reim- und Schriftkultur.“ (Ulich 2007) Michaela Ulich verweist darauf, dass allein schon das mehrmalige Vorlesen eines Bilderbuches den sprachlichen Lerneffekt bei sprachlich weniger kompetenten Kindern deutlich steigert. (Schraml 2007) Da man die Kinder, die nicht lesen können, nicht einfach vergessen kann, gibt es eine Fülle von Initiativen und Programmen zur Leseförderung. Es gibt in Baden-Württemberg im Oktober einen Frederick-Tag, bundesweit lesen Promis jährlich im November auf Initiative der Wochenzeitung Die Zeit und der Stiftung Lesen in Schulen und Kindergärten vor, der UNESCO-Welttag des Buches ist im Jahr 2008 am 23. April und die Stiftung Lesen will alle jungen Nicht- und Wenig-Leser mit dem Geschichten-Erfinder-Bastelwettbewerb, der Türkischen Bibliothek und dem Projekt Vorlesepaten oder mit der Initiative Lesestart zum Lesen verführen. Vom Frühsommer 2008 an will die Lesestart-Initiative über Kinderarztpraxen Lesesets an Eltern verteilen, die mit ihren Kindern zu den Vorsorgeuntersuchungen kommen (vgl. Bonewitz in diesem Heft). Und die Idee der Vorlesepaten scheint in Schulen anzukommen. Mitunter entstehen aber auch Panikprodukte wie die folgende Wettbewerbsausschreibung vom Februar 2008: kicken & lesen – das innovative Leseförderprojekt für Jungen: „Jungen sind unruhig, trotzig und unmotiviert. Und lesen ist ‚uncool’. Gängige Vorurteile, mit denen die Landesstiftung Baden-Württemberg und der VfB Stuttgart 1893 e. V. aufräumen wollen: … Jungen aus bildungsfernen Elternhäusern mit erschwertem Zugang zum Bildungssystem sollen durch Fußball zum Lesen motiviert werden.“2 Vielleicht haben aber gerade solche Umwege hin und wieder eine Chance: Wenn es gilt, die Gebrauchsanweisung des mp3-Players richtig zu verstehen, sich im Internet zurecht zu finden oder einen sinnvollen und witzigen Eintrag in einem Forum zu machen, wird mancher und manchem klar, lesen und schreiben können hilft. Verführung zum Lesen eben. Vielleicht sollte auch die Schule die Verführung zum Lesen ebenso wichtig nehmen wie das Lesetraining, vielleicht durch regelmäßiges Vorlesen.Erwachsene können sich ihre Vorleser kaufen. Das erste bestverkaufte deutsche Hörbuch war Sofies Welt von 1995. Der HörVerlag kam auf knapp 100.000 Exemplare. 7.000 bis 8.000 Hörbuch-Titel sind in Deutschland lieferbar und jährlich kommen etwa 800 Neuerscheinungen hinzu. Inzwischen werden jährlich fast 50 Millionen Euro Umsatz mit Hörbüchern in Deutschland erzielt, und der Anteil der Hörbücher am Gesamtumsatz des Buchhandels beträgt damit etwa zwei Prozent.3 Und dies sind lediglich die offiziellen Zahlen. Was an Kopien und Mitschnitten weitergegeben und angehört wird, ist sicherlich ein Vielfaches. Ein Novum in der deutschen Literatur: Peter Kurzeck hat im Herbst 2007 sein autobiografisches Werk Der Sommer, der bleibt lediglich erzählt. Es ist nicht in gedruckter Form erhältlich.
Im Auto das Hörspiel Der Schwarm anhören, sich beim Bügeln, Geschirr spülen oder einem Glas Wein Das Herz der Finsternis oder Tannöd von der vielstimmigen Monika Bleibtreu vorlesen lassen – Hörbücher scheinen Erwachsene ebenso zu faszinieren wie Kinder, die Nachmittage lang mit dem Ohr auf dem Kassettenrekorder Räuber Hotzenplotz, Benjamin Blümchen oder TKKG-Geschichten lauschen. Wir sind aufs Zuhören eingestellt: Im Radio, selbst im Fernsehen werden die Nachrichten vorgelesen, Ansprachen werden verlesen. Tief bewegt waren die Zuhörerinnen und Zuhörer einer Rede im Oktober 2007 in der Frankfurter Paulskirche. Vorgelesen wurden letzte Briefe von in Auschwitz ermordeten Deutschen: „Madame, … ich schreibe Ihnen dies aus dem Zug, der uns nach Deutschland bringt. Im letzten Moment habe ich einem Vertreter der Quäker 6.000 Francs und ein Armband mit Anhängern und ein Briefmarkenalbum zum Weitersenden an Sie übergeben. Heben Sie alles auf für den Kleinen und nehmen Sie zum letzten Mal unseren unendlichen Dank und die herzlichsten Wünsche für Sie und Ihre ganze Familie entgegen. Verlassen Sie nicht den Kleinen!“ Der ‚Kleine’ war Saul Friedländer, der bei seiner Dankesrede für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels die letzten Briefe seiner Eltern vorlas.Wer gerne liest, genießt es, Geschichten zu hören, glaube ich. Kindern sollte man diesen Genuss nicht vorenthalten. Faszinierend sind Kinder, die zuhören können: Aufmerksam, ganz aufs Hören konzentriert, mit großen Augen ins Leere schauend, inneren Bildern nachsinnend. Der Weg ins Herz ist weit geöffnet. Vorlesen braucht einen besonderen Raum, braucht Nähe, vielleicht gar Intimität. Vorlesen hat, ganz abgesehen von der Bedeutung für den Spracherwerb und die Lesekompetenz einen ganz eigenen Wert.Wir haben unseren Kindern vorgelesen, fast von Anfang an, fast täglich. Vom Maulwurf Grabowski, über Krabat, Grimms Märchen, Die Brüder Löwenherz, Schwabs Odyssee für Kinder bis zu Jan Graf Potockis Abenteuer in der Sierra Morena, bis weit ins Teenie-Alter. Bis wir nicht mehr abends vor dem Einschlafen am Bett saßen, die Tagesprogramme immer mehr ausein-ander liefen und wir keine gemeinsame Lese-Zeit mehr gefunden haben. Seitdem liest jeder in der Familie für sich. Schade eigentlich.
Anmerkungen
1 de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCndliche_Dich-tung_der_Atoin_Meto [Zugriff: 06.07.2007]
2 Wer Genaueres erfahren möchte, auch über den Fortgang des Wettbewerbs, kann unter www.kickenundle-sen.de oder bei Dr. Margrit Wienholz, Landesinstitut für Schulentwicklung Baden-Württemberg, Tel: 0711/ 6642107 vielleicht fündig werden
3 vgl. www.hoerjuwel.de/ [Zugriff: 02.03.2008]