Sonja Berger
- Staatsexaminierte Lehrerin für Englisch, Französisch und Medienpädagogik, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Beiträge in merz
Sonja Berger: Datenschutz für eine enorme Zielgruppe
Digitale Gesellschaft e.V. (2018). Deine Daten. Deine Rechte. Ein Informationsportal für Verbraucher*innen zum Thema Datenschutz. deinedatendeinerechte.de, kostenfrei.
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist seit dem 25. Mai 2018 gültig – dennoch kennen sich nur die wenigsten Internetnutzerinnen und -nutzer mit ihren neuen Rechten zum Datenschutz aus. Nicht zuletzt, weil die Flut an Ratgeber-Seiten, Forendiskussionen und Blogeinträgen, die dazu im Internet kursieren, kaum zu überblicken ist. Das neue Infoportal Deine Daten. Deine Rechte. schafft Abhilfe. Der Verein Digitale Gesellschaft e. V. hat sich der Herausforderung gestellt und die wichtigsten Informationen zur DSGVO aufbereitet.
Das vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz geförderte Portal stellt Informationen rund um das Thema Datenschutz zur Verfügung und will damit eine möglichst große Zielgruppe erreichen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist das Portal in vier Bereiche gegliedert, die definieren, in welchem Modus die neun Subthemen erschlossen werden können: durch Schauen, Lesen, Machen und Spielen.
Der Bereich Schauen enthält Erklärvideos zu den jeweiligen Subthemen des Datenschutzes. Deutschsprachige 3D-Animationen, unterlegt mit einer professionellen OFF-Stimme, erklären anschaulich, wie unsere personenbezogenen Daten unhinterfragt in die Firmen wandern. Eine Waage stellt das Macht-Ungleichgewicht dar, durch welches wir als Einzelne gegen die große Firma nicht bestehen können. Hier wird vermittelt: Die DSGVO verleiht uns buchstäblich mehr Gewicht und hilft uns, einen Teil der Kontrolle über die Verarbeitung unserer personenbezogenen Daten wiederzuerlangen, indem wir unsere Rechte kennen und einfordern. Die etwa zweiminütigen Erklärvideos können unabhängig voneinander betrachtet werden, um Schritt für Schritt Thema für Thema zu erschließen. Die Wiederholung der symbolhaften Waage in jedem Video macht das Schauen mehrerer Videos hintereinander ein wenig repetitiv, ist aus mediendidaktischer Sicht angesichts der vernetzten Struktur der Inhalte jedoch legitim. Die Rezeption der Videos erfordert nur bedingt Vorwissen, da sie anhand von alltagsnahen Beispielen in die Problematiken einführen und Tipps für die Praxis, die aus der Gesetzeslage hervorgehen, prägnant formulieren. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, welche mit Tutorial-Formaten vertraut sind, werden hier angesprochen. Beispielsweise erfahren wir, wie unsere Daten „umziehen“. Dabei sind die auf YouTube gehosteten Videos mit einem Erklärtext versehen, der die Nutzerinnen und Nutzer darüber aufklärt, dass trotz des erweiterten Datenschutzmodus beim Ansehen Daten an YouTube gesendet werden. Ein didaktischer Doppeldecker. Der Bereich Lesen beinhaltet ein großes Repertoire an Info-Texten zu verschiedenen Subthemen und der Bereich Machen stellt Musterschreiben bereit, die genutzt werden können, wenn beispielsweise bei einem Anbieter Auskünfte zu den dort gespeicherten Daten eingeholt werden möchten. Die Subthemen behandeln unterschiedliche Fragestellungen. Welche Datenschutzeinstellungen kann ich vornehmen, um meine Daten präventiv zu schützen? Welche Informationspflichten haben die Firmen? Wie kann ich als Nutzerin bzw. Nutzer meine Rechte einfordern? Wie kann ich mich beschweren? Wie kann man seine Daten berichtigen oder löschen lassen?
Jede Textseite ist so gestaltet, dass sie einen Überblick über das Thema liefert und zusätzlich detaillierte Infos eingeblendet werden können. Das verleiht der Seite Übersichtlichkeit und Tiefgang zugleich. Die Texte sind kurz, dafür aber mit anschaulichen Beispielen versehen und richten sich in Du-Form an die Leserschaft. Eine vernetzte Benutzerführung sorgt zudem dafür, dass von den Textseiten in die anderen Bereiche gesprungen werden kann.
Weniger übersichtlich ist hingegen die Navigation im Bereich Lesen, wo der Spagat zwischen Überblick und Fokussierung deutlich wird: Die etwas groß geratenen Überschriften sind teilweise zweizeilig und überladen das Menü, was die Themenbereiche sehr komplex wirken lässt. Klickt man auf Spielen, gelangt man zu einem niedlich gestalteten Tower-Defense-Browserspiel namens Data Clash. Es richtet sich vorwiegend an Nutzerinnen und Nutzer mit wenig Vorwissen, wie Kinder und jüngere Jugendliche. Data Clash ist eine spielerische Darbietung der Idee, seine Daten vor Diebstahl zu schützen und sie sich zurückzuholen, wenn sie doch einmal abhanden kommen. Die in Wellen angreifenden Gegnerinnen und Gegner sind Anbieter aus dem Netz und sehen erst einmal harmlos aus: Beispielsweise werden die Mailanbieter von niedlichen blauen Brieftauben verkörpert. Die Mission: Türme errichten, um diese Fieslinge abzuhalten. Für jede erfolgreiche Verteidigung gibt es eine Währung: Wissen. Wer genügend davon gesammelt hat, kann seine Verteidigungsanlagen aufwerten.
Zur Einführung jedes neuen Gegners oder Items liefert das Spiel schriftliche Kurzerläuterungen. Diese seien, so erklärt das Entwicklerteam, „absichtlich sehr grob gehalten“. Es gehe „vor allem darum, mit dem Spiel für die Bedeutung von Datenschutz allgemein und den Datenschutzrechten zu sensibilisieren, ohne detaillierte juristische Kenntnisse zu benötigen (oder zu erlernen)“. Die Botschaft: Anbieter im Internet mögen zwar auf den ersten Blick harmlos erscheinen, sind aber bei näherer Betrachtung eine potenzielle Gefahr für den eigenen Datenschutz. Bei den letzten Leveln kommen Hilfswerkzeuge wie Anwälte hinzu, welche die gestohlenen Daten wieder zurückbringen können. Sehr junge Kinder können diese „Waffen“ zur Verteidigung der eigenen Daten noch nicht verstehen und sollten beim Spielen begleitet werden. Großer Pluspunkt: Es wird eine Textseite angeboten, die in leichter Sprache wesentliche Inhalte des Info-Portals wiedergibt und dabei die EU-Standards für Inklusion einhält. Außerdem ist ein Lexikon zu finden, das die grundlegenden Begriffe verständlich definiert. Ebenfalls mit dabei: eine englischsprachige Übersetzung des Info-Portals. Dabei werden die Textseiten auf englischer Sprache angezeigt und die Erklärvideos mit englischen Untertiteln abgespielt. Mit diesen Features ist die Seite für eine extrem große Zielgruppe zugänglich. Wenn auch diese Grätsche große Herausforderungen birgt: die Lösung, verschiedene Modi mit unterschiedlichen inhaltlichen Ansprüchen anzubieten, ist ein guter Anfang. Sicherlich könnte die Seite noch weiter differenzieren. Trotzdem: ob erfahren oder weniger erfahren, deutsch- oder englischsprachig, jung oder alt, mit oder ohne Beeinträchtigung – alle können in diesem Info-Portal etwas Neues zum Thema Datenschutz dazulernen.
Sonja Berger: Big Data – Unsere digitalen Spuren
FWU – Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. FWU-Mediathek. Zugang erhältlich als Einzellizenz für Lehrkräfte ab 32,70 €. https://fwu.de
Große Datenmengen, die von unseren mobilen Geräten an Firmen gesendet werden, damit diese mit ihnen arbeiten und uns personalisierte Werbung anbieten – so definieren viele Menschen den Begriff Big Data. Doch wie arbeiten die Firmen damit und in welchen Bereichen sind diese Daten relevant? Die FWU – Medieninstitut der Länder der BRD veröffentlichte 2018 eine kompakte Produktion hierüber, welche einen spannenden Einblick in die Verarbeitung und Auswertung von Daten liefert.
Das FWU bietet seit 2011 eine Online-Mediathek an, in der Filme und Begleitmaterialien zum Streamen und Herunterladen bereitgestellt werden. Bisher konnte man die Medien als Lehrkraft nur über die Schule oder ein Medienzentrum beziehen. Seit 2018 gibt es ebenso Einzellizenzen für Lehrkräfte. Das macht es diesen einfacher, unabhängig von der Bildungseinrichtung, eine ganze Woche lang FWU-Medien mit den eigenen Schülerinnen und Schülern zu teilen.
Eine FWU-Produktion besteht typischerweise aus einem ganzen Paket: Filmsequenzen, Arbeitsblätter, Grafiken und Filmtexte. Die Produktion kann in zwei unterschiedlichen Modi abspielen werden: klassisch oder interaktiv. Während im klassischen Modus lediglich das Video dargeboten wird, erscheinen im interaktiven Modus an einigen Stellen kleine Buttons am linken Bildrand, welche bei Anklicken zu den Zusatzmaterialien des Pakets führen.
Die einzelnen Sequenzen von Big Data dauern maximal fünfeinhalb Minuten und behandeln je einen Teilbereich. Sie lassen sich im Unterricht daher auch unabhängig vom Gesamtpaket als kleine Impulsgeber nutzen.
Im ersten Clip „Big Data und der Sport" erklären Prof. Dr. Tilman Rabl und Jonas Traub der TU Berlin beispielsweise wie Daten aus Fußballspielen mithilfe von Sensoren an Ball und Beinen erfasst und ausgewertet werden. Darin wird ebenfalls erläutert, was Big Data bedeutet, woher die Datenmengen stammen, was ein Algorithmus ist und wie komplexe Datenanalysen den Sport verändern. Zu diesem Film liefert das Paket, neben einem Link zum Berlin Big Data Center, zwei Arbeitsblätter, die als PDF-Dateien heruntergeladen werden können. Zu den Aufgaben der Schülerinnen und Schüler zählen unter anderem das Notieren von Vor- und Nachteilen von Big Data oder im Profi-Sport, das Vertiefen des Begriffs Algorithmus und Erstellen eines eigenen Sport-Algorithmus, welcher mit anderen Mitschülerinnen und -schülern ausprobiert werden kann.
Wie viele Daten im Gesundheitssystem jeden Tag erzeugt und für welche Zwecke sie genutzt werden, zeigt der Film „Gesundheitsdaten". Prof. Dr. Tim Konrad definiert darin auf lockere Weise den Begriff Korrelation und thematisiert am Beispiel der Versicherung und des Online-Shoppings das Schreckensbild, dass unsere Daten in die falschen Hände geraten. Das dazugehörige Arbeitsblatt regt dazu an, über problematische Interpretationen von Daten nachzudenken.
Welche Spuren wir mit unserem Handy hinterlassen während wir uns bewegen und was Datenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus diesen Daten herauslesen können verrät Robert Mirbaha, von der Firma Motionlogic, in der Sequenz Verkehrsdaten. Hier wird auch dargestellt, wie wir mit unseren personenbezogenen Daten für kostenlose Apps bezahlen. Als Aufgabe denken sich die Schülerinnen und Schüler eigene Beispiele für Korrelationen aus und können per Link die englischsprachige Webseite der Forschungsgruppe Medical Bioinformatics Group der Freien Universität Berlin erkunden.
Datenjournalist Michael Hörz berichtet im fünften Clip „Datenjournalismus" anhand zweier Beispiele, wie gefühlte, aber doch unwahre „Wahrheiten“ mithilfe von Big Data korrigiert werden können. Eine kreative und spannende Produktionsaufgabe findet sich auf dem zugehörigen Arbeitsblatt: Die Schülerinnen und Schüler versuchen sich als Pitcher ihrer eigenen Geschäftsidee. Dort überlegen sie gemeinsam, wie man mit Verkehrsdaten aus mobilen Geräten gleichzeitig ethisch und gewinnorientiert arbeiten kann. Ein Link-Button führt zum Lernbereich „Big Data“ auf der Webpräsenz der Bundeszentrale für politische Bildung.
Die Lernmaterialien bieten über die Anknüpfung an die Videos hinaus ein druckbares Arbeitsblatt zur Reflexion und Selbsteinschätzung des eigenen Nutzungsverhaltens im Hinblick auf die neuen Medien und Schutz der eigenen Daten an. Eine Tagebuch-Vorlage regt dazu an, sich eine Woche lang selbst zu beobachten, zu notieren und zu diskutieren, welche Daten bei welchen Aktivitäten im Internet hinterlegt werden und wie sie von Dritten genutzt werden könnten.
Aus mediendidaktischer Sicht ist die Idee der vernetzten, cross-medialen Darbietung im interaktiven Video effizient umgesetzt. Für erfahrene Schülerinnen und Schüler im Bereich Big Data ist exploratives Lernen möglich. Ansätze einer Vernetzung auf institutionaler Ebene sind durch die Verlinkungen zu erkennen.
Die Arbeitsaufträge sind insgesamt aktivierend, interaktiv und abwechslungsreich. An manchen Stellen könnten sie allerdings durch größer angelegte, konstruktiv-interaktive Aufgabensammlungen ergänzt werden. Kreative, fachübergreifende und ganzheitliche Methodenideen oder auch web-basierte Aufgaben (idealerweise in mebis zum Import für den eigenen Gebrauch bereitgestellt) würden das Angebot noch um einiges aufwerten. Es wäre aus Sicht der Lehrkräfte zudem hilfreich, Webquest-Ideen zu den bereitgestellten Links zu erhalten. Diese Art von Lernmaterialien sind aus mediendidaktischer Sicht vor allem dann wertvoll, wenn sie im Unterrichtskontext als Lerngegenstand genutzt und gemeinsam mit den Peers bearbeitet werden.
Festzuhalten ist, dass die Produktion sowohl für weniger Erfahrene als auch für Expertinnen und Experten geeignet ist. Für erstere ist das linear dargebotene klassische Video eher geeignet, während letztere im interaktiven Modus selbst erkunden können. Das FWU-Paket knüpft an Inhalte aus den Bereichen Biologie, Mathematik, Informatik, Deutsch, Wirtschaft, Politische Bildung, Physik, Erdkunde und Sport an. Es richtet sich an die Oberstufe allgemeinbildender Schulen (10. bis 13. Klasse), aber auch an Berufsschulen und Bildungseinrichtungen der Erwachsenenbildung.
Sonja Berger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, an dem sie zu didaktischen Methoden zur Förderung digitaler Kompetenzen forscht. Ehrenamtlich unterstützt sie die Jugendredaktion Dein LiFE des Medienzentrums München des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis.
Sonja Berger: Die Eroberung unbekannten Terrains in einer nicht mehr so neuen Welt
Hasso-Plattner-Institut (2019). Neuland. Podcast, abrufbar unter www.hpi.de/medien/podcast sowie iTunes und Spotify, kostenfrei.
Dass das Internet kein echtes „Neuland“ mehr ist, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel inzwischen begriffen, obwohl sie 2013 bekanntlich noch von einem eben solchen gesprochen hat. Ganz Unrecht hat sie hingegen nicht, wenn gemeint ist, dass einige Gebiete dieses Neulands noch nicht bis ins letzte Detail erforscht sind. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) widmet sich diesen leeren Stellen auf der Landkarte des Internets in einem Podcast. Wissbegierige finden hier Interviews mit Expertinnen und Experten des Instituts, die sich schon seit vielen Jahren mit Big Data und verwandten Themen beschäftigen.Seit Anfang des Jahres erscheint alle zwei Wochen der Wissenspodcast Neuland, der über die zugehörige Website und über gängige Podcast-Streaming-Anbieter wie iTunes oder Spotify gehört werden kann. Neuland verfolgt ein hoch gestecktes Ziel: Aufklärung über Chancen und Risiken der Digitalisierung, verständlich und auf den Punkt gebracht.
Die Podcast-Folgen variieren in ihrer Länge zwischen 25 und gut 30 Minuten. Zu hören sind Interviews, geführt von Leon Stebe, der sonst dem Nachrichtensender Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) seine Stimme leiht. Er spricht mit Lehrstuhlinhabern des HPI, das gemeinsam mit der Universität Potsdam die Fakultät für Digital Engineering gegründet hat.
In den ersten vier Folgen spricht Stebe mit Führungskräften des HPI – über Digitale Welten, Big Data, Digital Health und Blockchain.
Dass unter den Gesprächsteilnehmenden nur sehr wenige Frauen sind, verwundert nicht in Anbetracht des hauptsächlich aus männlichen Vertretern bestehenden Führungskaders.1Abgesehen von der Gender-Problematik, die bekanntlich unter Institutionen der Informationstechnologie auch viele andere betrifft, besteht Aufklärungsbedarf der Öffentlichkeit in puncto Aufklärung und Sensibilisierung im Internet. Die erste halbstündige Podcast-Folge mit Christoph Meinel, Geschäftsführer und Direktor des HPI, leuchtet die dunklen Bereiche des Neulands aus und liefert eine Brainstorm-artige Übersicht: Virtuelle Realität, IT-Sicherheit, Funktionsweise von technischen Systemen, Selbstbestimmung, Fake News, Datenschutz.
Die zweite Folge dreht sich um Datenschutz. Moderator Stebe befragt Felix Naumann, Professor für Informationssysteme, zum Berufsbild eines Data Scientists. Naumann erklärt hierbei, was zum Beruf des Data Scientist gehört, wie man diesen Beruf ergreifen kann und wie er sich von anderen Berufsbezeichnungen abgrenzt. Dabei problematisiert er eindringlich, warum die Sensibilität für den Schutz der eigenen privaten Daten in der Gesellschaft im Vergleich zu jener der 1970er-Jahre so stark abgenommen hat und warum anonymisierte Daten nicht zwangsläufig auch anonym sind.
Eine Vision davon, was vielleicht in Zukunft mit unseren Gesundheitsdaten möglich ist, teilt uns Erwin Böttinger, Leiter des Digital Health Center, in der dritten Folge mit. Statt tagelang auf Laborergebnisse zu warten, könnten Patientinnen und Patienten ihre Blutwerte mithilfe digitaler Mini Labore, die sie bei sich tragen, selbst messen und im Falle von Beschwerden die Anamnese mit Hilfe einer Software veranlassen. Digitale Innovation zur Prävention von Krankheiten nutzen – statt Dauerüberwachung – ist seine Devise.
Auf so manch komplexen Fachbegriff stoßen die Zuhörerinnen und Zuhörer beim Thema Blockchain in der Episode zu IT-Sicherheit. Bei Themen wie Hash-Funktion, Public Key und Konsensalgorithmen sollte – wer Christoph Meinel hier folgen können möchte – schon ein wenig Vorwissen mitbringen. Meinel bemüht sich jedoch sehr, die Konzepte anschaulich mit Beispielen zu unterfüttern. Zuhörerinnen und Zuhörer, die allerdings keinerlei Bezüge zum Programmieren, zu Kryptowährungen oder zumindest zu Buchhaltungssystemen besitzen, sind an manchen Stellen vermutlich überfordert. Co-Direktorin Claudia Nicolai und Programmmanager Holger Rhinow der School of Design Thinking stellen das Konzept des Design Thinking vor, eine Methode, wie Teams in Unternehmen effektiv an Problemlösungen – auch im Bereich der Digitalisierung – arbeiten können. Diese Episode bietet einen spannenden Einblick in das, was Führungskräfte in den Design Thinking Workshops des HPI erwartet: analoge Räume, Perspektivenwechsel und spielerisches Kennenlernen auf einer zwischenmenschlichen Ebene. Die weiteren Folgen beschäftigen sich unter anderem mit Hass im Netz, Algorithmen, Wearables und dem Wert unserer Daten.
Der Podcast wirkt professionell. Er überzeugt nicht nur mit eigener Website im einheitlichen Look, sondern auch mit exzellenter Tonqualität. Inhaltlich ist er um Kompaktheit bemüht, was dank des Experteninterview-Formats auch gelingt. Stebe folgt dem Prinzip eines kurzen Einstiegs, um zügig mit den Expertinnen und Experten ins Thema einzusteigen. Andere Podcasts, wie der 45- bis 60-minütige Podcast zu Digital kompakt oder Wege der Digitalisierung, tauchen dagegen tiefer in die Materie ein. Dort wird weiter ausgeholt und die Sprecherinnen und Sprecher befinden sich in einer entspannten Atmosphäre auf Augenhöhe, wie es eher für Unterhaltungspodcasts üblich ist.
Alles in allem ist Neuland deshalb für eine Zielgruppe interessant, die mehr Wert auf Wissenszuwachs als auf Unterhaltung legt und zugleich über ein gewisses Maß an Vorwissen im IT-, Management- und Finanzbereich verfügt, um bei abstrakteren Konzepten nicht auszusteigen. Zu empfehlen ist der Podcast für pädagogische Fachkräfte der Medienbildung, die auf ihre Vorkenntnisse aufbauen und sich einen Überblick über die komplexeren Bereiche der Digitalisierung verschaffen möchten.