Dr. Christoph Bieber
Beiträge in merz
Christoph Bieber: Der Körper als Kapitalanalge
Der Begriff des "Körpers" lässt sich in vielen Kombinationen mit dem Bereich der Politik zusammen bringen. Über en Begriff des "politischen Körpers" im Sinne eines "Gemeinwesens" haben sich bereits zahlreiche politische Theoretikes ihre Köpfe zerbrochen, die "Körperpolitik" als Politikfeld erlebt zum Beispiel entlang der Debatte um Stammzellen eine Renaissance und über die ästhetischen und stilistischen Reize von "Politiker-Körpern" in alten und neuen Medienumgebungen. Hier werde ich mich auf einen Ausschnitt konzentrieren, nämlich die "alten Medien", repräsentiert durch das World Wide Web.Die vielen aufdringlichen Körpereinsätze von Politkerinnen und Politikern sind beinahe omnipräsent. Fast unweigerlich denkt man an den bildschirmfüllenden Körper eines Helmut Kohl, n den Fallschirm springenden Jürgen W.Möllemann, den durch den Rhein schwimmenden Klaus Töpfer, den im regelmässigen Wechsel abnehmenden Joschka Fischer, an Angela Merkels Hairstyling oder an die Wasserspiele des Verteidigungsministers.
All dies sind populäre Kurz-Schlüsse zum Thema "Körper und Politik(er)". Auch international wird dieser Kategorie eniges geboten, stellvertretend seien zwei US-Präsidenten genannt: während Bill Clinton einen ganz eigenen Begriff des "politischen Körpereinsatzes" etabliert hat, hielt der Amtskörper von George W. Bush nicht der Auseinandersetzung mit einer ganz profanen Salzbrezel Stand.Diese Beispiele sind bekannt, und sie werden in der wissenschaftlichen Diskussion auch immer wieder verwendet - meist allerdings in einem anderen Zusammenhang: nämlich wenn es darum geht, die Verwachsungen zwischen Politik und Medien zu beschreiben. Die folgenden Ausführungen beleuchten die Rolle der Medien als Bühne für politische Körperinszenierungen und zeigen, dass der Körper ein besonders wichtiges "Werkzeug" für Politiker ist...
( merz 2002/02, S.83 - 88)