Prof. Dr. Heinz Bonfadelli
Beiträge in merz
Heinz Bonfadelli/Priska Bucher: Lesen im Medienensemble von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Schweiz
Der Medienumgang von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und speziell deren Leseverhalten ist in der Schweiz bislang kaum erforscht. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 52 wurden im Sommer 2004 in der Region Zürich mit einer schriftlichen Befragung bei 1.468 zwölf- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schülern aus gemischten Klassen Daten zum Medienumgang und zum Leseverhalten, aber ebenso zur personalen Identität und zum soziokulturellen Selbstverständnis von Heranwachsenden mit Migrationshintergrund und von Schweizer Jugendlichen erhoben. Im Vordergrund des vorliegenden Beitrags steht die Frage, ob es tatsächlich der ethnische Migrationshintergrund oder nicht vielmehr der niedrige sozioökonomische Status und die Bildungsferne in vielen Migrationsfamilien sind, welche für den geringen Stellenwert des Buchlesens bei Migrationsjugendlichen verantwortlich gemacht werden müssen.
There is still not a gerat deal of research on media use in general and reading behaviour in particular of adolescents with migration background in Switzerland. Empirical data are presented and discussed based on a quantitative survey at schools with written questionnaires, carried out in summer 2004 in the greater area of Zurich among 1.468 adolescents aged twelve to 16 with migrant and Swiss background. A special emphasis is given in the comparative study to ethnic versus social dimensions as underlying explanatory factors. The main research question in this contribution is if it is really the ethnic background or not rather the low social and educational status of many migrant families that are responsible for the minor role of books and reading behaviour of young migrants.
Literatur
ARD/ZDF-Medienkommission (2007). Migranten und Medien 2007. Ergebnisse einer repräsentativen Studie der ARD/ZDF-Medienkommission. Mainz
Bachmair, Ben (2007). Migrantenkinder, ihr Leserisiko und ihre Medienumgebung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 28, S. 32-38
Banaszewski. Thomas M. (2005). Digital Storytelling: Supporting Digital Literacy in Grades 4 – 12. MA Thesis. Georgia Institute of Technology
Bertschi-Kaufmann, Andrea/Kassis, Wassilis/Sieber, Peter (Hg.) (2004). Mediennutzung und Schriftlernen. München: Juventa
Boeck, Margit (2008). Gender & Literacy. Ein theoretischer Bezugsrahmen für die geschlechtssensible Förderung von Lesemotivation. In: Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben (Hg.), Checkpoint Literacy. Tagungsband 2 zum 15. Europäischen Lesekongress 2007 in Berlin. Berlin, S. 215-235
Bonfadelli, Heinz (2004). Medienwirkungsforschung I: Grundlagen und theoretische Perspektiven. Konstanz: UVK
Bonfadelli, Heinz/Bucher, Priska/Hanetseder, Christa/Hermann, Thomas/Ideli, Mustafa/Moser, Heinz (2008). Jugend, Medien und Migration. Wiesbaden: VS-Verlag
Bonfadelli, Heinz/Saxer, Ulrich (1986). Lesen, Fernsehen und Lernen. Wie Jugendliche die Medien nutzen und die Folgen für die Medienpädagogik. Zug: Klett&Balmer
Bucher, Priska/Bonfadelli, Heinz (2007). Mediennutzung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Schweiz. In: Bonfadelli, Heinz/Moser, Heinz (Hg.), Medien und Migration Europa als multikultureller Raum? Wiesbaden: VS-Verlag, S. 119-145
Ehlers, Swantje (2002). Lesesozialisation zugewanderter Sprachminderheiten. In: Hug, Michael/Richter, Sigrun (Hg.), Ergebnisse soziologischer und psychologischer Forschung. Impulse für den Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, S. 44-61
Hurrelmann, Bettina (2006). Familiale Lesesozialisation im historischen Wandel. In: Hurrelmann, Bettina/Becker, Susanne/Nickel-Bacon, Irmgard, Lesekindheiten. Familie und Lesesozialisation im historischen Wandel. Weinheim/München: Juventa
Jeuk, Stefan (2003). Erste Schritte in der Zweitsprache Deutsch. Eine empirische Untersuchung zum Zweitspracherwerb von türkischer Migrantenkinder in Kindertageseinrichtungen. Freiburg im Breisgau: Fillibach
OECD (Hg.) (2006). Where immigrant students succeed – A comparative reviews of performance and engagement in PISA 2003. Paris: OECD Publications
Pieper, Irene/Rosebrock, Cornelia/Wirthwein, Heike/Volz, Steffen (2004). Lesesozialisation in schriftfernen Lebenswelten. Lektüre und Mediengebrauch von Hauptschülern. Weinheim/München: Juventa
Pöttker, Horst (2005). Soziale Integration. Ein Schlüsselbergriff für die Forschung über Medien und ethnische Minderheiten. In: Geißler, Rainer/Pöttker, Horst (Hg.), Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland. Problemaufriss, Forschungsstand, Bibliographie. Bielefeld: transcript, S. 25-43
Rydin, Ingegerd/Sjöberg, Ulrika (2007). Identität, Staatsbürgerschaft, kultureller Wandel und das Generationenverhältnis. In: Bonfadelli, Heinz/Moser, Heinz (Hg.), Medien und Migration Europa als multikultureller Raum? Wiesbaden: VS-Verlag, S. 273-302
Schulte, Joachim/Weiß, Hans-Jürgen (2002). Medienghetto – Nutzen türkische Migranten hauptsächlich türkische Medien? Pro/Contra. In: Tendenz, 1, S. 10-12
Süss, Daniel (2004). Mediensozialisation von Heranwachsenden. Dimensionen – Konstanten – Wandel. Wiesbaden: VS-Verlag
Weiß, Hans-Jürgen/Trebbe, Joachim (2001). Mediennutzung und Integration der türkischen Bevölkerung in Deutschland. Ergebnisse einer Umfrage des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Potsdam: GöfaK
Wieler, Petra (2007). Medienrezeption, Sprachförderung und kulturelle Identität bei Migrantenkindern. In: Bonfadelli, Heinz/Moser, Heinz (Hg.), Medien und Migration Europa als multikultureller Raum? Wiesbaden: VS-Verlag, S. 303-325
(merz 2008-06, S. 10-23)
Heinz Bonfadelli: Die Rolle digital-interaktiver Medien für gesellschaftliche Teilhabe
Vor dem Hintergrund des Strukturwandels der klassischen Medien skizziert der Beitrag die Spannbreite von Leistungserwartungen, aber auch Befürchtungen und Risiken, die mit den digital-interaktiven Medien hinsichtlich gesellschaftlicher Teilhabe verknüpft werden. Skizziert wird, dass gerade optimistische Argumentationen sich meist einseitig nur auf die technologischen Potenziale des Internets abstützen und Zugang für alle fordern, während die soziale Einbettung des Umgangs ausgeblendet wird. Gerade hier besteht aber die Gefahr, dass bestehende soziale Privilegierungen und bildungsmäßige Ungleichheiten durch das Internet verfestigt werden und sich als Folge Kommunikations-, Wissens- und Partizipationsklüfte weiter verstärken könnten. Unter dem Stichwort „Medienkompetenz“ sind darum bildungspolitische Anstrengungen zur aktiven Befähigung der Nutzer notwendig.
Considering the structural change of classic media this article outlines both the expectations as well as fears and risks about digital and interactive media concerning their potential for social participation. Optimistic argumentations demanding internet access for everybody mainly concentrate on technological potentials of the internet and disregard its social embedding. At this point there is a risk that already existing social privileges and educational differences become even more severe and result in communication-, knowledge- and participation-gaps. Regarding “media literacy” as a key word more educational policy actions are necessary to develop an active and competent internet usage.