Petra Buck
Beiträge in merz
Petra Buck: "Happy Birthday Amadeus"
Das Jahr 2006 steht ganz im Zeichen eines der begabtesten Komponisten und Musiker aller Zeiten: Wolfgang Amadeus Mozart. Am 27. Januar 2005 jährte sich sein Geburtstag zum 250. Mal. Anlässlich des feierlichen Jubiläums entwickelten Vertreter aus dem Medien- und Musikbereich ein umfassendes Konzept, um das Interesse der heranwachsenden Generation für das musikalische Genre der klassischen Musik (wieder) zu erwecken, das im Zeitalter von Casting-Shows und Boygroup-Hysterie immer mehr in Vergessenheit geraten ist. Vertrautes Genre als Brücke
Doch welche zeit- und altersgemäßen Möglichkeiten gibt es, Kindern in der heutigen Zeit den Zugang zu diesem „antiquierten“ musikalischen Terrain attraktiv zu machen? Der Kinderkanal (KI.KA) von ARD und ZDF, sowie die dritten Programmen SWR, HR und NDR haben sich gemeinsam mit den Produktionsgesellschaften GATEWAY4M und „Penta TV“ (die unter anderem bereits für Beiträge der deutschen Sesamstraße verantwortlich zeichnet), dieser Herausforderung gestellt und ein entsprechendes TV-Format für die Zielgruppe der Sechs- bis Zehnjährigen entwickelt. Hauptcharakter der zunächst 26-teiligen Zeichentrickserie „Little Amadeus“ ist niemand Geringeres als das musikalische Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart. Wer wäre schließlich besser als Botschafter klassischer Musik und Identifikationsfigur für Kinder geeignet, als der kleine Amadeus, der bereits im zarten Alter von vier Jahren sein erstes Klavierkonzert komponierte? Die Wahl des Genre „Zeichentrick“ verspricht durch Anknüpfung an die kindlichen Rezeptionsgewohnheiten und -vorlieben ebenfalls Neugier und Gefallen des jungen Publikums zu wecken und ihnen eine spielerische Annährung an das Thema zu ermöglichen.
Wie beim Inhalt wurde auch bei der graphischen Gestaltung der jeweils 24-minütigen Episoden großer Wert auf die Verknüpfung historischer Fakten und unterhaltungsfördernder Stilmittel gelegt. Während die agierenden Figuren dabei einer stark comicartigen Stilisierung unterzogen wurden, orientierte man sich bei der aufwendigen Hintergrundgestaltung im Besonderen an historisch überlieferten Abbildungen. Auch inhaltlich bewegen sich Charaktere und Handlung zwischen Fiktion und belegten Tatsachen. So lassen sich zahlreiche faktische Begebenheiten, wie die Konzertreisen der Familie Mozart in die verschiedenen europäischen Metropolen, bekannte Weggefährten und historische Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts in der Serie wiederfinden. Anderes wurde dagegen neu erdacht. Die Figur des intriganten Hofdieners Devilius zum Beispiel, der zusammen mit seiner Ratte Monty unermüdlich Pläne schmiedet, um Amadeus das Leben schwer zu machen. Er steht stellvertretend für die zahlreichen Neider der Familie Mozart. Natürlich dreht sich aber auch im Leben des 8-Jährigen Mozarts nicht alles ausschließlich um Musik. Wie seine Altergenossen heckt sein freches Zeichentrick-Pendant den ein oder anderen Streich aus und erlebt mit seinen Freunden und Hund Pumperl verschiedene Abenteuer. Dies ist ein weiterer Aspekt, der den potentiellen Unterhaltungswert der Serie für eine junge Zielgruppe ausmacht. Der hohe Stellenwert der musikalischen Gestaltung der Produktion versteht sich indes von selbst. Weitgehend originalbelassene Themen Mozarts werden hier durch moderne Variationen seiner bekannten Werke, eingespielt von namenhaften Solokünstlern und Combos, wie dem portugiesischem Nationalorchester, angereichert. In jeder Episode bildet zudem eine spezielle Komposition des Titelhelden den thematischen Schwerpunkt.„Little Amadeus – Die Abenteuer des Jungen Mozart“ eröffnet Kindern auf diese Weise die Option einer primär unbewussten Annährung und erlebnisorientierten Anneigung klassischer Musik. Mozart im internationalen VermarktungsdschungelDabei ist die zeitgleiche Erstausstrahlung der Serie im deutschen Kinderkanal, dem österreichischen ORF und schweizerischen SFDRS ab Mitte Januar erst die Spitze des internationalen Eroberungsfeldzuges. Weitere europäische, asiatische und afrikanische Länder haben bereits die Lizenzrechte der Sendung erworben. So lässt sich wohl auch die anfänglich befremdlich wirkende Wahl eines englischen Serientitels, für einen Gegenstand der traditionell mit dem deutsprachigen Raum verwurzelt ist, erklären. Flankiert wird der weltweite Export des edukativen Zeichentrickspektakels außerdem durch eine umfangreiche Merchandisingmaschinerie, die in Begleitangeboten wie einem mehrsprachigem Internetauftritt und anderen konvergenten Medienangeboten, von der CD über das Buch bis hin zum in Planung stehenden Kinofilm, mündet. Vom Rezipienten zum AkteurÜber den bloßen Akt der Rezeption hinaus bot der erste „Little Amadeus & Friends Aktionstag“, unter der Schirmherrschaft der deutschen Mozart-Gesellschaft, am 27. Januar Schülerinnen und Schülern sprichwörtlich „Klassik zum anfassen“. Unter dem Motto „Happy Birthday Amadeus“ wurden Musiker verschiedenster Institutionen aufgerufen, ihre Instrumente, ihr musikalisches Wissen und ihre Begeisterung für klassische Musik in deutsche Grundschulen zu tragen. Begleitend standen den Pädagogen Lehr- und Informationsmaterialien zur weiteren Vertiefung der Thematik mit ihren Schülern in unterschiedlichen Unterrichtsfächern zur Verfügung.