Laura Bullwein
Beiträge in merz
Laura Bullwein: Mobbing im Netz – der anonyme ‚Kick‘
Cybermobbing. Eine Filmreihe (2012). Medienprojekt Wuppertal. 180 Min., freigegeben ab 12 Jahren. Kaufpreis 39 €, Ausleihe 10 €.
Cybermobbing ist im Leben junger Mädchen und Jungen oft keine Seltenheit mehr: Kinder und Jugendliche die mit dem Internet als fester Bestandteil ihres Lebens aufwachsen, erfahren immer häufiger Verunglimpfungen, Drohungen, Bloßstellungen und Demütigungen im Netz, als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Die Formen von Cybermobbing sind dabei sehr unterschiedlich: Soziale Netzwerke wie Facebook, Videoplattformen wie Youtube oder Handys mit Anwendungen wie WhatsApp stellen neben ihren Vorzügen für junge Nutzerinnen und Nutzer auch die Gefahr dar, Cybermobbing ausgesetzt zu sein. Die Kränkungen können mittels verschiedenster Methoden stattfinden, was in der vorliegenden Dokumentarfilmreihe des Medienprojekts Wuppertal deutlich wird.Die Filmreihe wurde mit betroffenen Jugendlichen im Alter von zwölf bis 18 Jahren aus verschiedenen Schulen, hauptsächlich jedoch in Wuppertal, durchgeführt. In den elf Kurzfilmen, die im Schnitt zehn Minuten dauern, werden unterschiedliche Sichtweisen, Erfahrungen und Expertenmeinungen zum Thema Cybermobbing herausgestellt. Die ersten acht Kurzfilme beschreiben Situationen von Jugendlichen, die selbst Erfahrungen mit Cybermobbing – als Täter oder als Opfer – gemacht haben. Dabei werden ihre Erlebnisse von den betroffenen Jugendlichen selbst nachgestellt und anschließend anhand von Interviews von ihnen kommentiert.
Einzelne Kurzfilme bestehen ausschließlich aus Befragungen von Schülerinnen und Schülern zu Erfahrungen mit der Thematik. Mittels der Interviews werden die Gefühle und Motivationen von Betroffenen und Tätern greifbarer. Die unterschiedlichen Facetten von Cybermobbing lassen sich durch die jeweiligen Situationen deutlich erkennen, was dabei hilft, den Begriff ‚Cybermobbing‘ in seinen unterschiedlichen Ausprägungen zu fassen. Das Augenmerk für heikle Online-Aktivitäten wird auf diese Weise geschärft, da sich Cybermobbing auf unterschiedliche Arten abspielen kann. Da die betroffenen Jugendlichen selbst mitwirken, zeichnen sich die Filme durch eine hohe Authentizität aus, wobei jedoch die Tatsache, dass die erlebten Szenen nicht von ausgebildeten Schauspielerinnen und Schauspielern nachgestellt werden, leider stellenweise zu Unglaubwürdigkeit führt. Im neunten Kurzfilm beschreibt eine Streitschlichterin an einer Schule ihre Erfahrungen mit Cybermobbing aus der Sicht der Vermittlerin und liefert so eine weitere Perspektive auf Cybermobbing im Schulalltag. Den Abschluss der Dokumentarfilmreihe bilden die zwei letzten Kurzfilme, in denen Experteninterviews über Methoden, Anreize und Prävention bei Cybermobbing aufklären.
Die Dokumentarfilmreihe ist im Allgemeinen recht informativ und gibt einen guten Einblick in den Alltag von Schülern, der von Mobbing im Netz geprägt wird, beziehungsweise wurde. Die verschieden, kurzen Sequenzen verschaffen interessierten Rezipientinnen und Rezipienten einen informativen Überblick über die Problematiken und Ausführungen von Cybermobbing. Schade ist nur, dass in den einzelnen Filmen des Öfteren die gleichen Schülerinnen und Schüler mitspielen, obwohl inhaltlich ein anderer Bereich behandelt wird, in dem Cybermobbing zum Tragen kam. Die DVD eignet sich besonders für Pädagoginnen und Pädagogen und Medieninteressierte, ist aber auch für Eltern und Schülerinnen und Schüler von großem aufklärerischem Wert und aufgrund dessen für den Einsatz im Unterricht geeignet. Die lebensnahen Berichte von Tätern und Betroffenen und deren Reflexion über das Erlebte dienen zur Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern für das Thema. So kann Cybermobbing an Schulen präventiv entgegengewirkt werden. Das Medienprojekt Wuppertal konzipiert und realisiert seit 1992 Videoprojekte mit Jugendlichen. Dabei werden Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 28 Jahren bei ihren Videoproduktionen unterstützt oder nehmen an Produktionen des Medienprojekts Wuppertal teil. Die Filme werden in ihren unterschiedlichen Formen als Bildungsmittel bundesweit vertrieben. Sie dienen der aktiven Medienerziehung sowie dem Heranführen an die Alltagsbewältigung und an die damit einhergehenden Probleme junger Menschen in Deutschland.
Laura Bullwein: Englisch lernen mit Zauberstab-Technologie
„Timpra, tempra, tumpra!“ So lautet die Zauberformel, mit der Hexe Huckla und ihre Hexenfreundin Witchy das Schulleben auf den Kopf stellen. Durch Leichtsinn geraten die beiden kleinen Hexen von der Zauberwelt in die Menschenwelt, direkt in eine deutsche Schule. Huckla ist eine deutsche Hexe, spricht aber mit großer Leidenschaft englisch – am liebsten mit ihrer besten Freundin Witchy aus England. Um wieder zurück in die Zauberwelt zu gelangen, müssen die beiden Hexen das schwierige Rätsel um den Zauberbaum lösen – wobei ihnen die Schulkinder helfen wollen. Dies geschieht natürlich nicht, ohne dass Witchy und Huckla Klamauk und Unfug in der Schule machen: Die Lehrerin lassen sie Kaninchen niesen, der Schulgarten wird verwüstet und die Brotzeit durch bunte, fliegende Eier aufgemischt. Gemeinsam mit den Kindern erleben Huckla und Witchy viele Abenteuer – alles bilingual auf Englisch und Deutsch.Huckla verzaubert die Schule ist Teil der Kinderbuchreihe, in der die lustigen und unterhaltsamen Erlebnisse von Hexe Huckla und ihrer Freundin Witchy auf Englisch und Deutsch mitverfolgt werden können.
Das Hörbuch erzählt in zehn kurzen Kapiteln die Geschichte von den beiden Hexen in der Schule. Die englischen Vokabeln sind integrativ in den Text eingebaut und lassen sich aus dem Kontext heraus leicht erschließen, sodass sich die Geschichte für Anfängerinnen und Anfänger ohne Fremdsprachenkenntnisse gut eignet. Das bilderreiche Buch dient dabei vor allem zur illustrativen Unterstützung der Hörspiel-CD und wird erst durch Kombination mit dem TING-Stift zu einem wesentlichen Teil des Spiels: Er verwandelt das Ganze in ein interaktives Vergnügen für Kinder, bei dem sie spielerisch und nebenbei die ersten englischen Wörter und Sätze lernen.Mit dem TING-Stift, auf den man zuvor schnell und unkompliziert eine Software lädt, kann man auf den Buchseiten auf nummerierte Illustrationen tippen. Die dazugehörigen Zahlen mit Vokabeln befinden sich in einem kleinen Vokabelkasten auf der jeweiligen Buchseite. Man hat verschiedene Möglichkeiten den Stift einzusetzen: Durch gezieltes Antippen der abgebildeten Personen, Gegenstände oder Tiere im Buch können einzelne Vokabeln trainiert werden, indem erst das englische und im Anschluss das deutsche Wort aus dem Lautsprecher des Stifts erklingt. Das jeweilige Kapitel des Hörspiels, das komplett auf der CD vorhanden ist, kann durch die Auswahl ‚Hörspiel anhören‘ ebenfalls auf jeder Buchseite angehört werden. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, zu jedem Kapitel ein Spiel zu spielen, indem man das „Spiel-Start“-Symbol auswählt. Nach der Spielanleitung, die noch in deutscher Sprache ist, verläuft das eigentliche Spiel dann auf Englisch.
Dabei werden dem Kind englische Anweisungen zum Lösen der Aufgabe gegeben und es wird je nachdem, gelobt oder dazu aufgemuntert, dem Ganzen „another try“ zu geben, es also noch einmal zu probieren. Die Aufgaben sind abwechslungsreich und einfallsreich gestaltet; so müssen beispielsweise Tiere ihren Lauten zugeordnet, eine Hexenflugprüfung abgelegt oder bunte Schweinchen im Klassenzimmer gezählt werden.Der sprechende Stift findet sowohl bei jüngeren, als auch bei älteren Kindern großen Anklang. Sie Der sprechende Stift findet sowohl bei jüngeren, als auch bei älteren Kindern großen Anklang. Sie finden es toll, dass er Büchern eine Stimme gibt. Gerade bei den fremdsprachigen Vokabeln bietet das Tool den Vorteil, dass die Kinder direkt die korrekte Aussprache mitbekommen. Der TING-Stift kann einzeln oder im Starter-Set mit dem Kinder Brockhaus erworben werden und ist analog zum TipToi-Stift von Ravensburger.Ohne Anwendung des Stifts verliert Huckla verzaubert die Schule allerdings deutlich an Mehrwert und bietet keinen großen Unterschied zu herkömmlichen Hörbüchern mit Schwerpunkt Fremdsprachenerwerb für Kinder. Auf den ersten Blick scheint der Stift entbehrlicher als er tatsächlich ist. Bei genauerem Durchblättern des Buchs wird aber schnell ersichtlich, dass man auf den Stift angewiesen ist, damit sein Nutzen über den eines reinen Bilderbuchs hinausgeht. Daher sollten Stift, Buch und Hörspiel-CD in Kombination angewendet werden, da nur das Gesamtpaket den gewünschten Lerneffekt ermöglicht.Am Ende des Buchs findet sich eine Vokabelliste, die dabei hilft, einzelne Wörter schnell zu finden und gezielt nachzuschlagen. Für Kinder im Vor- und Grundschulalter ist das Lernsystem sehr gut geeignet, wenn es den Eltern am Herzen liegt, ihre Kinder möglichst früh in Berührung mit einer Fremdsprache zu bringen. Das spielerische Lernen bringt Kindern Spaß an der neuen Sprache.
Darüber hinaus deckt das Lernsystem gute und grundlegende Wortfelder wie Zahlen, Farben und Tiere ab. Die Aufgaben sind verständlich und die Aussprache über den TING-Stift deutlich und klar. Das Paket stellt einen guten ersten Einstieg in eine Fremdsprache für junge Kinder dar und dient als hilfreiche Grundlage für einen späteren schulischen Fremdsprachenunterricht.In zwei Bänden ist Hexe Huckla übrigens auch noch mit ihrer französischen Freundin Sorceline in Frankreich unterwegs. Dort kommt sie dann mit der französischen Sprache in Kontakt.
Laura Bullwein: Politik für Kinder im Netz
Politik – ein scheinbar komplexes Thema für Kinder und Jugendliche, dessen Aufbau, Maschinerie und Umfang häufig noch immer zu Abschreckung und damit einhergehender Abwendung führt, welche oft auch als Desinteresse gedeutet wird. Trotz vermehrter Schulbildung in diesem Bereich, durch Fächer wie Politische Weltkunde, Sozialkunde oder Politikwissenschaft, wird dies dennoch noch als ein Phänomen unserer Zeit betrachtet. Oftmals verwendete Begrifflichkeiten wie ‚politikverdrossene Jugend‘ oder die Bemängelung einer‚ desinteressierten und unpolitischen jungen Generation‘ machen das deutlich. Um diesem Trend entgegenzuwirken und die politische Bildung und das mit ihr zusammenhängende Interesse an Politik bei Kindern zu fördern, haben politische Institutionen, Einrichtungen und Vereine in Deutschland verschiedene Angebote für Kinder im Internet bereitgestellt: Eine Vielzahl von Politik-Portalen für Kinder ist im Netz verfügbar, die Jüngere über Politik in Deutschland, EU und der Welt informiert und Staatsapparat, politisches Handeln, verschiedene Systeme und Begrifflichkeiten der Politik kindgerecht erklärt.
Eine Auswahl an derlei Politik-Seiten für Kinder soll die unterschiedlichen Angebote vorstellen und ihre jeweiligen Stärken und Mängel aufzeigen, um Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen einen Einblick beziehungsweise einen besseren Überblick zu ermöglichen.Die Bundeszentrale für politische Bildung hat mit ihrer Webseite www.hanisauland.de eine Plattform geschaffen, auf der Kinder die Grundlagen der Politik anhand verschiedener Instrumente kennenlernen können: Auf der Startseite gibt die oberer Leiste einen Überblick über die Rubriken der Homepage, wobei die erste Rubrik, ‚Comic‘ die Nutzerinnen und Nutzer unvermittelt empfängt. Der Name der Kinderseite rührt übrigens von diesem Comic, der vom Versuch der Tierbewohner handelt, in HanisauLand eine Demokratie aufzubauen. Die Comic-Geschichte wird im monatlichen Rhythmus fortgesetzt. In der Rubrik ‚Lexikon‘ können Kinder Erklärungen unter mehr als 700 Begriffen zu Politik, Wirtschaft, Umwelt, Bildung und Gesellschaft suchen. Die Sektion ‚Spezial‘ stellt einzelne Themen wie Grundrechte, die Deutsche Einheit oder die Länder der Welt ausführlich vor. Bei letzterem, dem ‚Länder-Spezial‘, lernen die Kinder Wissenswertes über die Länder der Erde, anhand des ‚Memo-Spiels‘ erhalten sie Informationen über deren Sehenswürdigkeiten und bedeutsame Orte, oder lernen typische kulinarische Spezialitäten kennen. Die ‚Akustische Weltkarte‘ bringt Kindern zusätzlich Sprache, typische Geräusche und Musik ausgewählter Länder nahe. Dabei erklingt beim Klicken auf Argentinien Tango-Musik, während bei der Auswahl von Australien ein Didgeridoo ertönt und bei Island ein wiederholtes „Mäh“ zu vernehmen ist.
Ob den jungen Nutzerinnen und Nutzern das Geräusch von Gewehrschüssen beim Irak oder das von Sirenen bei den USA eine neutrale Darstellung der typischen Akustik des jeweiligen Landes bietet, sei jedoch dahingestellt. Im ‚Kalender‘ befindet sich Informatives über verschiedene Feiertage und historische Daten, beispielsweise die Errungenschaften von Persönlichkeiten wie Martin Luther King. Darüber hinaus bietet das Portal Spiele mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, was jedoch leider auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, da keine Kennzeichnung den jungen Nutzerinnen und Nutzern diesbezüglich den Weg weist. Die Spiele machen Spaß und haben nur teilweise einen politischen Lehranspruch. In den Rubriken ‚Filme‘ und ‚Bücher‘ erhalten die Kinder ausgewählte Filmtipps und Buchrezensionen – die wenigsten jedoch mit dem Anspruch einer politischen Bildung, dafür kürzlich erschienen. Außerdem stehen ihnen ein Chat und nützliche Links zu Politik, Nachrichten, Wissenschaft, internationalen Kinderseiten, Wettbewerben, Projekten oder Ausstellungen zur Verfügung. Die Seite richtet ihr Angebot an Mädchen und Jungen zwischen acht und 14 Jahren und ist Mitglied im Netzwerk Seitenstark, der Arbeitsgemeinschaft vernetzter Kinderseiten. Die Seite ist außerdem auf Englisch verfügbar und bietet den jungen Besucherinnen und Besuchern viel zu entdecken.
Der Inhalt ist der Altersangabe angemessen, kann aufgrund seines Umfangs jüngere Kinder jedoch auch leicht überfordern. Die Seite hat eine angenehme Gestaltung und einen hohen pädagogischen Wert und verbindet Spaß und Lernen auf eine geschickte Art und Weise.Mit seiner Kinderseite www.kinder-ministerium.de hat sich das Bundeministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Ziel gesetzt, das Ministerium, die Ministerin und ihre Aufgaben aber auch eine generelle Einsicht in die Abläufe der deutschen Politik zu geben. Auf der Startseite können die Jungen und Mädchen wählen, ob sie in das Büro der Ministerin schnuppern und über ihre Person, ihren typischen Arbeitstag oder Interviews von Kindern mit ihr lesen oder letztere auch angucken wollen. Begleitet und durch alle Seiten geführt werden die jungen Besucherinnen und Besucher von den ideenreichen Sieben – eine Gruppe junger Mädchen und Jungen die sich für unterschiedliche Dinge in ihren Wohnorten stark machen. In der ‚Abteilung für Kinder‘ haben die jungen Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit, etwas über Kinderrechte zu lernen, ins Gästebuch zu schreiben oder bei einer Umfrage mitzumachen, bei der sie beispielsweise die Frage beantworten sollen, auf welches (digitale) Medium sie am ehesten verzichten könnten.
In der Rubrik ‚Information‘ wird Kindern anschaulich und mit bildlicher Unterstützung erklärt, welche Aufgaben das Ministerium hat und wie der Bundestag gewählt wird.Unter ‚Medienzimmer‘ ist unter anderem eine begrenzte Auswahl an Spielen zu finden: Verlorene Unterschriften müssen mit Tom – einer der ideenreichen Sieben – als Spielfigur gesucht werden, der diese für einen Fußballplatz gesammelt hat, Fehlersuchbilder, wie zum Beispiel im Bundestag oder beim Picknick vor dem Reichstag, gilt es unter die Lupe zu nehmen oder die richtigen Antworten beim Quiz auszuwählen. Neben den Spielen können unter ‚TV Blablaklar‘ Videos angesehen werden, in welchen Kinder zu Begriffen wie ‚Kinderrechte‘, ‚Demokratie‘ oder ‚Bundestag‘ Erklärungen abgeben. Darüber hinaus gibt es noch einige wenige Links zu anderen Seiten und in der Rubrik ‚Sicher surfen‘ Tipps zum Umgang mit persönlichen Daten und für das Herunterladen von Dateien sowie die Empfehlung der Verwendung der Kindersuchmaschinen fragFinn und Blinde Kuh. ‚Für Eltern‘ hält für jene weiterführende Informationen zur Vereinte-Nationen-Kinderrechtskonvention, als Hintergrundinformation zu Kinderrechten, bereit. Die Seite richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen acht und zwölf Jahren. Die Älteren langweilen sich jedoch möglicherweise, da das Niveau, insbesondere bei den Spielen, auf die Jüngeren dieser Zielgruppe ausgerichtet ist. Die Seite des Bundesministeriums richtet ihr Hauptaugenmerk auf die Ministerin selbst, allgemeine Aufgaben des Ministeriums kommen dadurch eventuell etwas zu kurz.
Generell ist die Seite jedoch sehr schön und ansprechend konzipiert, auf der sich junge Nutzerinnen und Nutzer gerne bewegen und gut zurechtfinden können. Der Deutsche Bundestag stellt mit seiner Seite www.kuppelkucker.de ebenfalls ein Internetangebot für Kinder bereit. Auf der Startseite stellen sich Lisa, Max und Karlchen Adler vor und erklären die verschiedenen Funktionen der Seite. Der Seiteninhalt erstreckt sich von einem Lexikon über Spiele, bis hin zu Nachrichten, Videos und einem Rundgang durch den Bundestag. Das Lexikon erklärt politische Begriffe wie ‚Fraktion‘, ‚Erststimme‘, ‚Mandat‘ oder ‚Plenarsaal‘. Die Spiele-Auswahl der Seite beinhaltet leider keine großen Herausforderungen für die jungen Besucherinnen und Besucher: Bei dem Spiel ‚Wo bist du Karlchen?‘ müssen sie den verschollenen Adler mit Max oder Lisa als Spielfiguren suchen. Das Spiel zeichnet sich weder durch Schnelligkeit, noch eine besondere Grafik aus und kann für nicht mehr ganz junge Kinder schnell langweilig werden. Auch das Spiel ‚Mein Abgeordneten- Büro‘ bietet wenig Aufregendes: Das eigene Büro kann durch eine Auswahl von Möbeln eingerichtet werden, welche ohne Registrierung sehr begrenzt ist. Eine Anmeldung ist jedoch trotzdem nicht besonders hilfreich, weil sie die Auswahl der Einrichtungsgegenstände nur minimal erweitert. In der Rubrik ‚Nachrichten‘ werden Nachrichten speziell auf Kinder zugeschnitten und auf einer für sie geeigneten Art und Weise nachgestellt.
Die Nachrichten beziehen sich auf den Bundestag und geben einen Rückblick auf den Bundestag im Jahr 2012. Diesen liest die Nachrichtensprecherin in der Erscheinung einer Eule vor, was aufgrund der schlechten Tonqualität leider keine angenehme Informationsaufnahme ausmacht. Bei der ‚Kinderkommission‘ werden die Kinderbeauftragten der größeren Parteien in Deutschland mithilfe von Videos vorgestellt. Die Videos sind kurze Ausschnitte aus Interviews, die ursprünglich nicht für Kinder geführt beziehungsweise auf diese ausgerichtet waren, sodass das Niveau vergleichsweise hoch ist – was im Zwiespalt zu den wenig anspruchsvollen Spielen der Seite steht. In der Rubrik ‚Entdecke den Bundestag‘ können die Mädchen und Jungen Interessantes rund um den Bundestag erfahren: So haben sie beispielsweise die Möglichkeit, in den Plenarsaal reinzuschauen und erfahren dort unter anderem etwas über die Aufgaben des Plenarsaaldieners. Daneben können sie auch den Sitzungssaal entdecken und etwas über Ausschüsse und Abgeordnete lernen. Unter der Kuppel des Reichstagsgebäudes können interessierte Mädchen und Jungen virtuell alles erkunden, was es dort zu entdecken gibt – ohne tatsächlich nach Berlin fahren zu müssen. Es besteht außerdem die Option, den Weg in das Abgeordnetenbüro zu wählen, wo die Kinder erfahren, wie der Alltag von Abgeordneten aussieht. Die Seite richtet ihr Angebot an Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Dies erscheint dem Niveau des Inhalts angemessen. Was die Seite auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie akustisch toll unterlegt ist. Jeder Text, der auf der Seite gelesen werden kann, ist gleichzeitig vertont. Das erhöht den Spaßfaktor bei Kindern; er kann aber optional auch ausgeschaltet werden. Insgesamt weist das Portal zwar einige Schwächen auf, ist aber dennoch ansprechend angelegt und kann Kindern so Politik näherbringen.
Auch der Deutsche Bundesrat bietet mit www.foederalion.de ein speziell auf Kinder zugeschnittenes Internetangebot. Empfangen werden die Besucherinnen und Besucher auf der Startseite mit kurzen Videos, in denen Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe zu Begriffen wie ‚Zustimmungsgesetz‘, ‚Vermittlungsausschuss‘ und ‚Länderhoheit’ befragt werden. Die Rubriken ‚Spielen‘, ‚Wissen‘ ‚Mitnehmen‘ und ‚Bundesrat‘ halten ein großes Angebot für Kinder und Jugendliche bereit. Bei den Spielen gibt es Unterschiedliches zu erkunden und auszuprobieren: Die Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Länder müssen zum Beispiel zusammengebracht und auf ihren Plätzen im Bundesrat verteilt werden. Beim Spiel ‚Gesetze durchbringen‘ gilt es, kleinen Paragraphen den Weg durch den Bürokratie- Dschungel zu bahnen oder die Möglichkeit zu nutzen, bei ‚Föderalion – Das Rätsel unter dem Eis‘ als Eisforscher im Jahr 6432 durch die Ruinen des ehemaligen Deutschen Bundesrats zu fahren. Die Spiele sind alle anspruchsvoll und eignen sich aufgrund ihres relativ hohen Schwierigkeitsgrades für Jungen und Mädchen ab etwa zwölf Jahren. Teilweise ist die Auswahl einer bestimmten Schwierigkeitsstufe möglich. In der Rubrik ‚Wissen‘ befindet sich das ‚Föderalismus-Lexikon‘, das eine illustratorische Unterstützung der Begriffe beinhaltet. So findet man beispielsweise bei der Definition von ‚Gewaltenteilung‘ eine Skizze vor, die Exekutive, Legislative und Judikative eingängig veranschaulicht.
Die ‚History-Show‘, die ebenfalls in der Wissens-Rubrik vorzufinden ist, bietet Videos zur deutschen Geschichte: Diese Nachrichten in Zeichentrick eignen sich besonders für Kinder im Grundschulalter, was jedoch mit dem Anspruchsniveau der Spiele kollidiert. Das ‚Länder-Quartett‘ bringt den Nutzerinnen und Nutzern die unterschiedlichen föderalen Strukturen in verschiedenen Ländern der Welt näher. Auch Unterrichtsmaterial und -anregungen sowie Klingeltöne, Flashcards und Bildschirmschoner können auf der Webseite heruntergeladen werden. Die letzte Rubrik bildet ‚Bundesrat entdecken‘, in der das Rollenspiel vorgestellt wird, bei dem Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse teilnehmen und im Bundesrat in die Rolle von Ministerinnen und Ministern und Ministerpräsidentinnen und –präsidenten der Länder schlüpfen können. Besonders ansprechend auf der Homepage ist der Gebäuderundgang, bei dem den Nutzenden anhand eines Videos ein kleiner Eindruck vom Inneren des Bundesrats vermittelt wird. Die Seite ist insgesamt informativ und bietet interessanten Stoff, jedoch vornehmlich für etwas ältere Jungen und Mädchen.Das Internet hält für Mädchen und Jungen zum Themenfeld Politik eine große Vielfalt an Webseiten bereit.
Sind Kinder Inhalten wie denen des Kuppelkucker entwachsen, bieten Politik-Portale für Jugendliche an den Wissensstand anknüpfende und an die Interessen der Heranwachsenden angepasste Informationen. Darüber hinaus gibt es einige Nachrichtenportale für Kinder und neben den bundesweit relevanten Seiten auch zahlreiche Kinderseiten von einzelnen Städten und den Bundesländern.Im September dieses Jahres wird eine Internetseite wieder besonders interessant und sicherlich wieder häufiger besucht werden: www.u18.org – die Wahlen für unter 18-Jährige. Auf dieser Webseite gibt es umfangreiche Informationen zum Thema Wahlen. Neun Tage vor der Bundestagswahl am 22. September können alle Politikinteressierten unter 18 ihre Stimme abgeben. Die Bedingungen sind in Bezug auf die wirklichen Wahlen nur leicht verändert. Die ausgewerteten Ergebnisse werden im Anschluss auf der Seite veröffentlicht. Dabei wird sich dann vielleicht auch zeigen, ob die heutige Jugend tatsächlich so politikverdrossen ist, wie es ihr unterstellt wird.
Laura Bullwein: Online-Start des KinderServers
Am 27. Februar 2013 stellte Kristina Schröder, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den neuen KinderServer vor. Dieser soll Kinder vor gewalthaltigen, pornografischen und anderen nicht-kindgerechten Inhalten im Web schützen und jungen Internetnutzerinnen und -nutzern eine Auswahl an Seiten bieten, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. So soll gewährleistet werden, dass die Kinder im Netz auf keine Inhalte zu stoßen, die ihnen Angst machen oder sie anderweitig beeinträchtigen könnten. Den Eltern wiederum soll damit die Kontrolle, welche Art von Informationen ihre jungen Kinder im Netz konsumieren, erleichtert und die Internetnutzung ihres Nachwuchses sicherer gemacht werden. Auch Pädagoginnen und Pädagogen ist mit dem KinderServer ein Instrument an die Hand gegeben, da der Server auch in Kitas, Kindergärten und Schulen eingesetzt werden kann. Durch einen speziellen Kinder-Proxy werden nur diejenigen Webseiten freigeschaltet, die durch eine Prüfung als kindgerecht anerkannt wurden: Die Seiten, auf die man über die Kindersuchmaschinen Blinde Kuh und fragFinn gelangt, alle Kinderseiten, die mit der Anbieterkennzeichnung bis zwölf Jahre versehen sind und all diejenigen, die auf der Internetplattform der Arbeitsgemeinschaft Seitenstark e. V. zu finden sind.
Außerdem können Eltern ihrem Kind, außerhalbn dieses Angebots, manuell weitere Seiten, die sie für geeignet halten, in der sogenannten ‚Whitelist‘ freigeben.Jedoch wird bereits argumentiert, der KinderServer sei leicht auszutricksen. So sei es ‚kinderleicht‘, den eingeschränkten Zugriff in den Einstellungen des Browsers rückgängig zu machen. Bei kleineren Kindern müssten Eltern das sicherlich nicht befürchten. Da aber die Zielgruppe bis zwölf Jahre festgelegt wurde, kann das bei etwas älteren Kindern durchaus zum Thema werden. Die Zielgruppendefinition impliziert außerdem einen weiteren Nachteil: Ist der KinderServer installiert, sind die meisten Webseiten geblockt. Das trifft dann auch auf diejenigen Seiten zu, die jugendfreie Inhalte bieten, jedoch nicht mit dem nötigen Alters-Label versehen sind. Hierfür ist die Freischaltung jeder einzelnen Seite in der ‚Whitelist‘ nötig – ein etwas müßiges Unterfangen.
Ob der neue KinderServer im Rahmen der Medienerziehung Sinn macht, ist umstritten. Fest steht, dass Kinder lernen müssen, verantwortungsbewusst mit Inhalten im Netz umzugehen. Inwieweit der KinderServer diese Aufgabe erfüllt, muss im Einzelfall je nach Alter des Kindes, Situation und Ziel der Internetnutzung entschieden werden und sollte auf keinen Fall eine gute und kritische Medienerziehung ersetzen. Der KinderServer kann kostenlos verwendet und unter www.kinderserver-info.de heruntergeladen werden und ist sowohl mit dem Windows-, als auch mit dem Mac-OS-Betriebssystemen kompatibel.