Horst Dichanz
Zur Person
Dr. Horst Dichanz ist Professor an der Fernuniversität - Gesamthochschule in Hagen, Arbeitsschwerpunkte Schulpädagogik, Medienpädagogik, Medienkompetenz.Beiträge in merz
Horst Dichanz: Aufgaben des Bildungsfernsehens in einem neu vermessenen Bildungsmarkt
Zwei Vorbemerkungen zum Thema sind erforderlich:- Der Begriff Bildungsfernsehen ist auch nach über dreissigjähriger Diskussion in Deutschland nicht klarer geworden. In meinen Überlegungen beziehe ich ihn auf Programmangebote öffentlich-rechtlicher und privater Fernsehanbieter, in denen der intentionale Lerncharakter andere Programmziele wie z.B. Information oder Unterhaltung deutlich überwiegt.- Im Unterschied zu einer Bildungsszene, auf der über Jahrzehnte ein öffentliches und nur zum geringen Teil ein privates Bildungsangebot den Bildungssektor prägte, hat sich im Gefolge der Vermehrung der Frequenzen und der Einbeziehung neuer Medien ein offener Bildungsmarkt entwickelt, der von der betriebsinternen Weiterbildung bis zu weltweit angebotenen Bildungsprogrammen kaum noch überschaubare multimediale Lehr-Lern-Angebote anbietet, die realtiv unabhängig von Zeit und Ort von Individuen, Lerngruppen oder Institutionen gegen Gebühren abgerufen undgenutzt werden können.
Bildungsprogramme der verschiedensten Art sind zu einer Ware geworden, dren Charakter und Preis sich immer mehr nach Angebot und Nachfrage richtet. Zahlreiche Indizien (s.u.) belegen die Existenz eines Bildungsmarktes, der nach ähnlichen Gesetzen funktioniert wie andere Warenmärkte.Zur Entwicklung des BildungsfernsehensFragen nach der Bedeutung des Fernsehens für den Bildungssektor und Möglichkeiten der Entwicklung von fernsehgestützten Bildungsprogrammen oder gar eines Bildungsfernsehens (im folgenden: BFS ) begleiten das Fernsehn seit seinem massenhaften Einsatz. Schulfunk- und Schulfernsehsendungen waren wichtige Vorläufer für regelmäßige Bildungsprogramme. Funkkollegs und Telekollegs stehen für langfristige erfolgreiche Modelle rundfunkgestützer Bildungsprogramme, öffentliche und private Teleakademien wurden und werden im In- und Ausland erprobt. Die Idee von Teleuniversitäten geistert in regelmäßigen Abständen durch die bildungspolitischen Diskussionen, die Open University (Groß Britanien) und die Fernuniversität sind nur zwei Beispiele, in denen die Neuen Technologien für unterschiedlichste Bildungszwecke genutzt werden und z.T. grosse Publika erreichen...
( merz 2001/06, S. 364 - 370 )
Banu Beyer und Horst Dichanz: "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?"
Der Begriff Virtualität suggeriert, dass es noch etwas anderes gibt – etwas nicht Virtuelles, etwas Wirkliches. Doch beides ist schwer zu bestimmen.
Während in vielen Wissenschaftsdisziplinen die Beziehungen zwischen Realem und Virtuellem kaum Probleme verursachen und häufig als ein Kontinuum gesehen werden, tut sich die Pädagogik, besonders die Medienpädagogik damit schwer.
Dort wird das Gegenüber von „Wirklichkeit“ und „Schein“ als ein Grundproblem diskutiert, das immer wieder Anlass zu besorgtem Kopfschütteln und zum Entwurf umfangreicher Präventiv-Programme gibt.
(merz 2004-03, S. 44-49)