Sabine Handschuck
Beiträge in merz
Sabine Handschuck, Hubertus Schröer: Tanz der Kulturen
GlokalisierungGlobalisierung sei das „Buzzword“ der 90er Jahre, stellten die Autorinnen Breidenbach und Zukrigl (2000) in ‚Tanz der Kulturen’ fest. Während in führenden Lexika bis in die 90er Jahre der Begriff nicht zu finden war, waren die neuen Medien schneller. Die Internetsuchmaschine AltaVista führte 1997 bereits über dreitausend Einträge unter dem Suchbegriff an. Vierzehn Monate später hatten sie sich verdreißigfacht. Inzwischen sind es bei Google ca. 287 000.Die in deutschen Medien geführte Globalisierungsdiskussion konzentriert sich auf wirtschaftliche Entwicklungen und daraus resultierende internationale Wanderungsbewegungen.
Lokal werden Szenarien konstruiert von gewalttätigen Migrantenjugendlichen, die einen inneren Kulturkonflikt nicht angemessen verarbeiten, Kindern, die, zwischen den Kulturen hin und her gerissen, Sprachdefizite haben und vielleicht doch für die miesen Ergebnisse der Pisa-Studie verantwortlich sind und jungen Mädchen, die aus Angst vor den Eltern zu Hause ein Kopftuch tragen und sich auf der Schultoilette in nabelfreie Tops und enge Jeans zwängen, um dann doch gegen ihren Willen verheiratet zu werden. Wenn man sie aber befragt, diese Jugendlichen, als was sie sich sehen, dann antworten sie: als Münchnerin, als Berliner usw., beschreiben also zunächst eine lokale Identität und erst viel später, wenn überhaupt, eine nationale.
Dieses komplexe Miteinander von globalen und lokalen, von transkulturellen und ethnisch-kulturellen Einflussfaktoren kann vielleicht am besten mit dem Begriff „Glokalisierung“ umschrieben werden.Im Alltag begegnen sie uns, die Kinder der Glokalisierung, und wenn nicht, erfahren wir aus der Presse von ihnen. Wir glauben sie zu kennen. Nicht nur sie, sondern auch ihre Probleme und kulturellen Eigenheiten. Wie zum Beispiel den netten jungen Schwarzen, der in der überfüllten Straßenbahn seinen Platz anbietet.
Nicht mir, der Frau, sondern meinem Partner, dessen weißer Bart die Achtung gegenüber dem Alter herausfordert. Bei diesen Kulturen wird mit Alter noch Weisheit verknüpft. So ganz freut meinen Partner die höfliche Geste nicht, denn hier ist sie eher denen vorbehalten, die zum alten Eisen gehören und nicht mehr so ganz rüstig sind. Doch interkulturelle Verständigungskompetenz ist inzwischen ein Muss. Es wird sich höflich bedankt. „Passt scho“ ist die Antwort und im breiten Bayerisch hinten an: „Hoabs eh glei“. Vielleicht doch ein schwarzer Deutscher, der noch nie in Afrika war...
(merz 2002/05, S. 275 - 281 )
Handschuck, Sabine/Klawe, Willy: Interkulturelle Verständigung in der Sozialen Arbeit. Ein Erfahrungs-, Lern- und Übungsprogramm zum Erwerb interkultureller Kompetenz.
Handschuck, Sabine; Klawe, Willy (2004). Interkulturelle Verständigung in der Sozialen Arbeit. Ein Erfahrungs-, Lern- und Übungsprogramm zum Erwerb interkultureller Kompetenz. Weinheim und München: Juventa Verlag, 400 S., 68,00 Euro
Schon 2004 ist Sabine Handschucks und Willy Klawes „Erfahrungs-, Lern- und Übungsprogramm zum Erwerb interkultureller Kompetenz“ in der Reihe ‚Pädagogisches Training‘ erschienen und ist heute aktueller denn je. Der Band besteht aus vier Teilen. Im ersten, theoretischen Teil setzen sich Handschuck und Klawe mit der Notwendigkeit interkultureller Verständigung auseinander. Sie begründen diese mit Faktoren wie dem sozialen Wandel in unserer Gesellschaft, Globalisierung sowie Flucht und Migration; interkulturelle Kompetenz wird vor diesem Hintergrund zu einer sozialen Schlüsselkompetenz. In dem anschließenden umfangreichen Praxisteil werden 13 Bausteine zum Erlernen von interkultureller Kompetenz vorgestellt. Jeder Baustein beginnt mit einer kurzen theoretischen Einführung, die den Gegenstand umreißt, der bearbeitet werden soll. Anschließend folgen Übungen, die zunächst in einem Steckbrief vorgestellt und dann Schritt für Schritt beschrieben werden. Schließlich gibt es für jeden Baustein eine ‚Leseecke‘ mit Literaturhinweisen sowie Kopiervorlagen, die für die Vervielfältigung im Rahmen von Kursen gedacht sind. Der dritte Teil macht deutlich, welche strukturellen Bedingungen gegeben sein oder auch erst geschaffen werden müssen, um eine erfolgreiche Umsetzung in die institutionelle Praxis zu ermöglichen. Sehr hilfreich ist der Überblick über die Bausteine im vierten Teil des Bandes. Hier wird jeder Baustein noch einmal tabellarisch kurz zusammengefasst: Welche Übung ist für den Baustein geeignet? Stichworte zur Beschreibung dessen, was in der Übung be- bzw. erarbeitet werden soll, der Zeitrahmen, der einzuplanen ist, die ideale Gruppengröße sowie eventuelle Besonderheiten. Dies alles ist in einem DIN A 4-Ordner zusammengefasst, der in sozialen Institutionen zur Standardausstattung gehören sollte.