Daniela Hilkert
Beiträge in merz
Daniela Hilkert: Rechtsextremismus bekämpfen
Am 14. April 2011 traf sich im BayernForum München ein kleines Grüppchen politisch Interessierter, um sich beim 49. Münchner Mediengespräch zum Thema Rechtsextremismus in Bayern auszutauschen. Die Münchner Mediengespräche werden seit 1999 regelmäßigen vom BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Münchner Journalistenakademie veranstaltet. Auch in Bayern gibt es rechtsextreme Parteien, Nazis und Skinheads.
Die ist nicht jedem klar: Zu häufig wird dieses Thema auch medial nur dem Osten des Landes zugeordnet. Doch Namen wie Martin Wiese, der im April 2011 aus dem Gefängnis Schlagzeilen machte oder Vorkommnisse wie die Bürgerinitiative Ausländerstopp, die 2008 1,4 Prozent der Wählerstimmen und damit den Einzug des NPD-Mannes Karl Richter in den Münchner Stadtrat erreichte, zeigen, dass das Thema auch in Bayern nicht unterschätzt werden darf. Beim Mediengespräch diskutierten dazu Max Hägler, Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Natascha Kohnen, SPD-Landtagsabgeordnete und Dr. Miriam Heigl von der Fachstelle gegen Rechtsextremismus der Landeshauptstadt München. Die Moderation übernahm Dr. Gabriele Hooffacker der Stiftung Journalistenakademie.
Thematisiert wurden nicht nur die Strukturen in Bayern, sondern auch der Umgang der Medien mit dem Streben des Rechtsextremismus nach politischer Macht. Dazu gibt es in der heutigen Zeit viele Mittel und Wege – auch das Internet. Denn soziale Netzwerke, Homepages, Blogs oder Videoportale eignen sich hervorragend zur Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts. Das Web 2.0 ist ein Kommunikationsstil, der bei Heranwachsenden gut ankommt. Doch was kann man gegen derlei Inhalte tun? Es ist bekannt, dass rechtsextreme Seiten verboten sind und indiziert werden. Doch in diesem Bereich kämpfen jugendschutz.net, die KJM und BPjM gegen Windmühlen. Werden Kinder und Jugendliche nicht online mit rechtsextremem Gedankengut konfrontiert, geschieht dies in der Jugendszene oder auf dem Schulhof. Im Vordergrund steht daher Aufklärung. Der Bereich der Prävention muss gestärkt werden. Dies muss, so die einstimmige Meinung, nicht nur in der Schule geschehen, sondern auch im Elternhaus. Und zwar durch Vermittlung von Medienkompetenz – die praktische Umsetzung allerdings ließen die Diskutanten und gesprächsfreudigen und engagierten Gäste des Mediengesprächs offen.
Es gilt also mit kleinen Schritten voran zu gehen und das Thema altersgerecht immer wieder in die Köpfe der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zu tragen. Einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung leistet hierzu beispielsweise die Ausstellung ‚Rechtsradikalismus in Bayern‘ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie informiert über Strukturen, Strategien und Wertvorstellungen des Rechtsradikalismus in Bayern und wurde seit Februar 2006 in 350 Orten Bayerns gezeigt. Im Mittelpunkt steht die Jugendszene. Neben der Vorstellung einschlägiger Codes, Symbole und Moden rechter Jugendkulturen, werden auch Aktionen und Initiativen vorgestellt, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Auch online sind zahlreiche Initiativen vertreten. Neben Angeboten der Friedrich-Ebert-Stiftung findet man überregionale Projekte wie Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. oder Gesicht Zeigen! e. V. und zahlreiche interessante Publikationen. Es lässt sich also das Resümee ziehen: Ein Blick ins World Wide Web lohnt sich, denn auch zur Bekanntmachung von Initiativen gegen Rechts und zur Informationsgewinnung eignet sich das Internet als Kommunikationsmittel hervorragend.
www.fes-gegen-rechtsextremismus.de
www.endstation-rechts-bayern.de
www.gegen-vergessen.dewww.gesichtzeigen.de
Daniela Hilkert: Gefangen im virtuellen Raster
Das Science-Fiction-Abenteuer Tron: Legacy ist eine Fortsetzung des Films Tron aus dem Jahre 1982 und läuft seit Ende Januar in den deutschen Kinosälen. Doch nur wenigen Kinogängern und -gängerinnen wird bekannt sein, dass es sich bei dem Film um die Fortsetzung eines Klassikers handelt. Denn die Fortführung der Geschichte schafft es, einen unabhängigen Film zu erschaffen. Der Spieleentwickler Kevin Flynn, der wie auch im ersten Teil von Jeff Bridges gespielt wird, ist seit 20 Jahren gefangen in seiner selbst geschaffenen, virtuellen Welt. Sein Sohn Sam (Garrett Hedlund) bekommt über Alan Bradley (Bruce Boxleitner) eine Nachricht von seinem Vater übermittelt. In der alten Spielhalle seines Vaters stößt Sam auf ein Labor und wird in das virtuelle Raster gezogen. Nun beginnt ein spannender Kampf, denn in der Welt von Tron haben sich die Programme weiterentwickelt und Clu, das Abbild von Kevin Flynn, möchte die Weltherrschaft an sich reißen. Gemeinsam mit Quorra (Olivia Wilde) begibt sich Sam auf eine gefährliche Reise, in der es wie in der realen Welt plötzlich um Leben und Tod geht.
Viele Filmfans freuten sich auf den Kinostart des heiß ersehnten 3D-Kinohighlights des Winters. Freuten sich auf nie gesehene Computereffekte, Animationen, Musik, geschrieben von Daft Punk, und eine in den Bann ziehende Handlung. Doch beim Verlassen des Kinos sind bei den Zuschauerinnen und Zuschauern nur vereinzelt strahlende Augen zu sehen. Denn die Fortsetzung erreicht lange nicht das, was Tron im Jahre 1982 schaffte. Ein Film, der damals mit seinen Special-Effects alles andere übertraf. Die Möglichkeiten der Filmbranche haben sich weiterentwickelt und so sind die Erwartungen des Kinopublikums nicht leicht zufriedenzustellen. Trotzdem sind die Effekte der digitalen Welt, der Lichträder und atemraubenden Kämpfe mit Identitätsdiskursen auf hohem Niveau, ansprechend und actionreich computeranimiert und durch die Musik vom Elektro-Duo Daft Punk bestens untermalt.
Gute Effekte alleine reichen leider jedoch nicht aus und so ist die ‚belanglose’ Story ein großer Schwachpunkt des Filmes. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Vater-Kind-Beziehung zwischen Sam und Flynn. Allerdings ist diese nicht mitreißend und tritt so leider neben den Effekten eher in den Hintergrund, anstatt die Emotionen der Zuschauenden zu wecken. Der Film bekam eine FSK 12-Freigabe, die durchaus gerechtfertigt ist, da jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer aufgrund der undurchsichtigen Handlung dem Film nicht folgen könnten und auch durch die gewalthaltigen Kämpfe, in denen es für die Protagonisten um Leben und Tod geht, verängstigt werden. Das Game Over in der digitalen Welt ist das Aus für den Spieler oder die Spielerin in der Realität. Die Schwierigkeit ist es, Realität und Computerspiel auseinanderzuhalten. Die Grenzen verschwimmen, was auch eindeutig von Regisseur Joseph Kosinski gewollt ist.
Für Heranwachsende besonders interessant sind natürlich die dazugehörenden Computerspiele wie beispielsweise Tron: Evolution, ein Actionspiel für die Play Station 3 oder die Xbox360, in dem man sich in einem digitalen Universum unterwegs auf Lichträdern durchkämpfen muss. Auch mit dieser Ergänzung scheint Disney kein Trumpf gelungen zu sein, doch davon sollte sich jeder selbst sein eigenes Bild machen und dem rasanten Abenteuer die Chance geben, sich in das virtuelle Raster der digitalen Welt ziehen zu lassen.
Daniela Hilkert
Tron: Legacy (2010)
Regisseur: Joseph Kosinski
Schauspieler: Jeff Bridges, Garrett Hedlund, Olivia Wilde, Bruce Boxleitner, James Frain und Beau Garrett
FSK 12
Daniela Hilkert: Sicher in sozialen Netzwerken
Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in sozialen Netzwerken. Dieser selbstverständliche Umgang in der alltäglichen Kommunikation kann jedoch auch mit Schwierigkeiten und Gefahren verbunden sein. Denn die meisten Userinnen und User gehen sehr offen und sorglos mit ihren privaten Daten und Fotos um. Einstellungen, welche die Selbstdarstellung im Netz einschränken, werden oft nicht genutzt, da sie unbekannt sind.
Um Heranwachsende hinsichtlich dieser Problematik zu stärken, entwickelte Schulen ans Netz e. V. das Lernangebot Soziale Netzwerke – Sei sicher dabei! für junge Erwachsene. Das Angebot befindet sich auf qualiboXX, dem Portal für Berufs- und Ausbildungsvorbereitung von Schulen ans Netz e. V. unter www.qualiboxx.de und soll Heranwachsende in berufsvorbereitenden Maßnahmen für die Themen „Positive Darstellung in sozialen Netzwerken“, „Gezielter Schutz eigener Daten“ und „Rechte anderer Userinnen und User“ sensibilisieren und somit eine reflektierte Nutzung von sozialen Netzwerken ermöglichen.
Die Userinnen und User begleiten in dem Lernangebot die beiden Jugendlichen Sabrina und Kemal beim Anmelden bei einem sozialen Netzwerk. Dabei erklärt Kemal Sabrina und den Lernenden verständlich den Einstieg in eine Online-Community – hier am Beispiel des Netzwerkes schülerVZ. Das Angebot ist in die drei Kapitel Einstieg, Profil und Verantwortung mit je sechs Inhaltsseiten und sechs bis acht Übungen in Form eines Wissenstestes untergliedert. Zu den vermittelten Inhalten gehört der Anmeldevorgang mit der Wahl eines Passwortes und der Erläuterung von Begriffen wie AGBs und Datenschutzerklärung. Die Erstellung eines Profils mit der Thematisierung der Problematiken des Profilbildes, dem Anlegen eines Fotoalbums und der Nutzung der Pinnwand. Ebenso werden verantwortliches Handeln und die Spielregeln im Netz mit den Bereichen Datenschutz, Netiquette und Urheberrecht vermittelt.
In dem zur Verfügung gestellten Wissenstest werden die Lernenden aktiv angesprochen, denn auch Freunde wie Elena und Andrej möchten Mitglied bei schülerVZ werden und brauchen wertvolle Tipps. Jeder Block endet mit Wissensfragen in Form von Multiple-Choice-Fragen oder Satzergänzungen, die sich streng an den Stoff des Kapitels halten. Die Auswertung erfolgt direkt im Anschluss an die Beantwortung der Frage und gibt eine kurze Erklärung. Durch die gleichzeitige direkte Anwendung des Gelernten und die ansprechende und realistische Aufmachung beispielsweise durch Screenshots verspricht das Angebot einen hohen Lernerfolg. Zusätzliche kleine Infoboxen, die weitere Hintergrundinformationen bereitstellen und ein ausführliches Glossar ergänzen das Lernangebot. Auf dem Portal befinden sich ebenfalls weiterführende Informationen und Links für Pädagoginnen und Pädagogen sowie Lehrkräfte. Leider ist das Angebot nicht offen zugänglich. Die Durchführung des Lernangebotes setzt eine Anmeldung auf dem Portal voraus. Diese Hürde ist ein Manko, da interessierte Schülerinnen und Schüler das Angebot nicht eigenständig ohne Freischaltung nutzen können.
Auch verschiedene soziale Netzwerke haben die Wichtigkeit der Aufklärung ihrer Nutzerinnen und Nutzer verstanden und bieten hier Hilfestellung an. Beispielsweise veröffentlichte das soziale Netzwerk wer-kennt-wen zum diesjährigen Safer Internet Day am 8. Februar 2011 den Leitfaden „Tipps zur Sicherheit auf wer-kennt-wen“.Der ansprechende im Comic-Stil gehaltene Leitfaden richtet sich vor allem an junge Nutzerinnen und Nutzer und veranschaulicht in einfachen Worten mögliche Gefahren.
Daniela Hilkert: Medienpakete zum Thema Gewalt
Programm polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. (2009). Abseits. Medienpaket. Stuttgart. Institut für Friedenspädagogik Tübingen e. V.
Günther Gugel. (2011). Medien und Gewalt. Problemfelder und Handlungsmöglichkeiten. Praxisbox. Tübingen.
Playstation, Internetzugang, Handy – so sieht der heutige Alltag der meisten Kinder und Jugendlichen aus. Besitzen sie kein eigenes Gerät, so zumindest oft die Möglichkeit, sich Zugang zu verschaffen. Neben den vielen Vorzügen der sogenannten neuen Medien und positiven Inhalten bieten diese auch Zugang zu gewalthaltigen Darstellungen, denen Kinder oft schutzlos ausgesetzt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass mittlerweile nicht mehr nur Eltern die Vermittlung von Medienkompetenz als wichtiges Erziehungsziel ansehen, sondern auch die Schule ihre wichtige Aufgabe erkannt hat. Es finden sich zahlreiche Medienpakete und Arbeitsmaterialien zu den Themen Medien und Gewalt, sei es direkt zu in den Medien vermittelte Gewalt oder zur Gewaltprävention, die medial vermittelt wird. Nachfolgend sollen zwei Materialien vorgestellt werden, die sich nicht nur für den Einsatz im Unterricht eignen, sondern auch in der offenen Jugendarbeit eingesetzt werden können.
Abseits ist ein Gewaltpräventionspaket für Schülerinnen und Schüler ab neun Jahren. Das Medienpaket bestehend aus einer DVD mit sechs Filmsequenzen zu erschiedenen Formen der Gewalt und einem Filmbegleitheft, legt den Schwerpunkt auf Aufklärung und Opferschutz. Es sollen Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, sowie das Helfer- und Zeugenverhalten bei Opfern aktiviert und die Empathie gefördert werden. Die einzelnen Filmsequenzen dauern je drei bzw. fünf Minuten und behandeln die Themenschwerpunkte verbale Aggression, Mobbing, körperliche Aggression, Sachbeschädigung – Graffiti und Erpressung – Abzocken.
Im Jahre 2009 wurde das Medienpaket aktualisiert, das heißt angeglichen „an aktuelle Entwicklungen jugendtypischer Gewaltphänomene“ (Filmbegleitheft, S. 5) und um eine neue Filmepisode zumThema Handygewalt, dem sogenannten „Happy-Slapping“ erweitert. Die Filmsequenzen können als Film im Ganzen oder einzeln präsentiert werden. Die Kurzfilme sind sehr realitätsnah aus dem Schulalltag von Kindern und Jugendlichen gegriffen, dementsprechend regen sie die Betrachterinnen und Betrachter an, sich mit dem Geschehen intensiv auseinanderzusetzen. Die jugendaffine Aufmachung mit der Verwendung altersentsprechender Sprache, ‚cooler‘ Hintergrundmusik und den spannenden Schnitten unterstützt diese Wirkung. Verantwortlich ist das Programm polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Die ergänzte Episode zum Thema Handygewalt wurde mit Unterstützung des Informationszentrums Mobilfunk produziert. Das praktische, eher kurz gehaltene Begleitheft richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer und bietet zu jedem Themenschwerpunkt allgemeine Zielsetzungen, Konzepte, Lernziele und stellt eine mögliche Unterrichtsumsetzung vor. Das Begleitheft rät, bei einer eher kognitiven Auseinandersetzung mit den Themenkomplexen circa zwei Stunden zur Bearbeitung der Inhalte einzuplanen. Allerdings können die Unterrichtseinheiten erweitert werden, wenn „die Umsetzung der Konzepte (Kommunikationstraining, Selbstbehauptungstraining et cetera) intensiv und unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung von Handlungs- und sozialen Kompetenzen und deren Umsetzung in zukünftigen relevanten Situationen geschieht“ (Filmbegleitheft, S. 6).
Das Paket bietet somit eine gelungene Orientierung für Lehrerinnen und Lehrer, da zwar ein Rahmen für die Verwendung der Materialien vorgeschlagen wird, dieser aber nicht zwingend eingehalten werden muss und so Freiraum für den Einsatz bietet. Zusätzlich enthält das 18-seitige Programmheft, welches der DVD beigefügt ist und auch im Internet frei zur Verfügung steht, Tipps für Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Handygewalt mit wertvollen Links und vorgedruckte Elternbriefe in deutscher, türkischer und russischer Sprache. Die Elternbriefe sollen das Thema weiter in die Öffentlichkeit bringen, Informationen über das Projekt geben und gleichzeitig die Eltern bestärken. Interessant ist auch die Bastelanregung, ein Würfel zum Ausschneiden, der zentrale Botschaften vermittelt wie „Was Gewalt ist, entscheidet das Opfer“ (Filmbegleitheft, S. 29) und eine freie Seite für persönliche Statements bereithält. Die ‚kleine Basteleinheit‘ kann gut in den Unterricht integriert werden. Der Hintergedanke ist klar ersichtlich, allerdings bleibt offen, ob man die Zielgruppe, die das Paket erreichen möchte, von der ‚Auflockerung‘ begeistern kann.
Für Pädagoginnen und Pädagogen sehr hilfreich ist das für das eher dünne Begleitheft ausführliche Literaturverzeichnis. Hier finden sich zahlreiche, gut gegliederte Literaturangaben, die ergänzend bearbeitet werden können und eine weitere Vertiefung in das Thema Gewaltprävention erlauben. Heutzutage dürfen auch wertvolle Internetseiten nicht fehlen, entsprechende Links finden sich am Ende des Heftes. Die Praxisbox Medien und Gewalt des Instituts für Friedenspädagogik Tübingen e. V. beschäftigt sich im Gegensatz zum Medienpaket Abseits nicht mit realer Gewalt auf den Schulhöfen, sondern mit den Problemfeldern und Handlungsmöglichkeiten von Medien, speziell Fernsehen, Video, Internet und Computerspiele. Die Praxisbox möchte jedoch einen Bezug der medialen Gewalt zur realen Gewalt, welcher Kinder und Jugendliche im Alltag ausgesetzt sind, herstellen. Bereitgestellt werden ausgewählte Materialien und didaktische Zugänge für verschiedene Bildungsinstitutionen. Im Vordergrund steht der eigene produktive Umgang mit den verschiedenen Medien. Neben einem Booklet mit wichtigen Hintergrundinformationen über Gewalt in Bildschirmmedien, bieten klar gegliederte Materialien unter anderem zu den Themen Mediennutzung, Gewalt in Medien, Computerspiele, Darstellungsformen, Probleme und Risiken im Internet oder Umgang mit Gewalt in Medien Tipps und Möglichkeiten für den direkten Praxiseinsatz. Die Jugendlichen werden beispielsweise aufgefordert, ein eigenes Medienprotokoll zu erstellen oder sie werden mit einem Facebookprofil konfrontiert, welches die Gefahren der Onlinepräsentation zeigen soll. Zusätzlich enthält die Praxisbox 30 Bildkarten, die Werbeplakate aus den Bereichen Film, Computerspiele und Fernsehen seit den 1950er Jahren zeigen. Gewalt in den Medien ist also kein neues Thema. Bei der Diskussion über Merkmale und Unterschiede sind hitzige Debatten vorprogrammiert. Auf der Rückseite der Bildkarten finden sich Texte, die konkrete Situationen des Umgangs mit Medien schildern und eine eigene Stellungnahme fordern.
Der Einsatz der Karten ist erst in höheren Klassen empfehlenswert, allerdings eignen sich diese sehr gut, um Diskussionen anzuregen und den eigenen Standpunkt beispielsweise zu den Themen Privatsphäre im Internet oder Computersucht zu ergründen. Das Booklet beschreibt eine mögliche Umsetzung in der Praxis. Eine CD-ROM bietet ultimediale Zugänge und Quellenmaterialien, Filmbeispiele oder Interviews für die Praxis und den Filmkatalog von Cinema of Peace, der Filme für den Schulunterricht einstuft und beschreibt. Auch für die Arbeit mit der CD-ROM gibt es im Booklet Vorschläge. Die Vorteile der Praxisbox liegen eindeutig in den umfangreichen didaktischen Zugängen und Möglichkeiten für den Einsatz in der Praxis. Beide kostenlosen Materialien sind empfehlenswert, um im Unterricht oder in der offenen Jugendarbeit das Thema „Medien und Gewalt“ zu thematisieren. Wichtig ist, dass man sich als Pädagogin oder Pädagoge über seine genaue Zielsetzung aber auch seine eigenen Vorkenntnisse bewusst wird. Die Praxisbox Medien und Gewalt bietet zwar einen guten Einstieg mit wichtigen und ausführlichen Informationen zum Thema, lässt allerdings in der didaktischen Umsetzung viel Spielraum. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Materialien ist Voraussetzung. Im Gegensatz zu dem eher vorstrukturierten Medienpaket Abseits, welches neben klaren Zielsetzungen, Konzepten und Lernzielen sich sehr gut auch für ‚Neulinge‘ im Bereich der Medienarbeit eignet.