Prof. Dr. Jan Keilhauer
Beiträge in merz
Bernd Schorb, Anna Zoellner, Jan Keilhauer: Editorial
Der Begriff der Partizipation war in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein zentralerBegriff der sozialpolitischen wie sozialwissenschaftlichen Auseinandersetzung. Neben dem Begriff der Emanzipation, der die Notwendigkeit der politischen Subjekte kennzeichnen sollte, sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien, stellte Partizipation das Recht und die Notwendigkeit der Subjekte heraus, gleichberechtigt und ohne Zugangsbeschränkungen an gesellschaftlichen Entscheidungen beteiligt zu werden. Partizipation beinhaltete die Einforderung der basalen demokratischen Norm nach Einbezug aller Gesellschaftsmitglieder in alle gesellschaftlichenHandlungsbereiche. In Bezug auf Medien wurden unter Partizipation zwei Forderungen erhoben. Zum einen sollten alle veröffentlichten Medien einer öffentlichen Kontrolle unterzogen werden, die es ermöglichen sollte, dass nicht die Ideologie der Medieneigentümerinnen und -eigentümer, sondern die authentischen Erfahrungen aller Menschen die Grundlage inhaltlicher medialer Produktion bildet. Zum anderen sollte der freie und öffentliche Zugang aller Menschen zu allen Medien gewährleisten, dass diese selbst sich mittels Medien artikulieren und konstitutiv am öffentlichen Diskurs beteiligen können, was sich in der Konstruktion alternativer Medien bishin zu offenen Kanälen niederschlug.
Vierzig Jahre später ist der Begriff der Partizipation wieder in die öffentliche wie die sozialpolitische Debatte zurückgekehrt. Nunmehr stellt er sich dar als Forderung bzw. Aufforderung insbesondere an die jungen Mitglieder der Gesellschaft, die Institutionen der verfassten Gesellschaft anzunehmen, sich an ihnen zu beteiligen und so ihre Aufgabe als‚ demokratische Bürgerinnen und Bürger‘ wahrzunehmen. Den gesellschaftlichen Institutionen ist aufgetragen, Partizipationsmöglichkeiten bereitzustellen und die Menschen zu bewegen, diese zu nutzen. Zugleich ist Partizipation im Sinne selbständiger und selbsttätiger Einbindung in die vorgegebenen gesellschaftlichen Strukturen im Zeichen des Beschäftigungsmangels Voraussetzung, um eine berufliche Position zu erreichen. Partizipation scheint vom einzufordernden Recht zur eingeforderten Pflicht geworden zu sein. Im Bereich der Medien ist Partizipation als Akklamation konstitutiver Bestandteil der kommerzialisierten Medienlandschaft. Die Massenmedien richten weite Teile ihres Programmes so ein, dass jede und jeder (so die Lüge, die von Agenturen davor geschützt wird, Wahrheit zu werden) am Programm aktiv teilnehmen und zugleich eine gesellschaftlich extraordinäre Position erlangen kann, als Superstar welcher Couleur auch immer. In den Netzmedien bieten die dort herrschenden Oligopole Plattformen zur Teilnahme am globalen Diskurs an, dies führt häufig zu einer Vereinheitlichungder Persönlichkeit wie ihrer Daten.
Daneben wird in der Praxis der Jugendarbeit Partizipation zum überall auffindbaren Schlagwort.Kaum eines der im Netz vorfindlichen, öffentlich geförderten Projekte, schreibt sich nicht als Zielauf die Fahne, die Partizipation Jugendlicher zu fördern. Damit ist in der Regel die Absicht verbunden, die Medien als Forum zu nutzen, innerhalb dessen Jugendliche aktiv an der gesellschaftlichen Entwicklung teilhaben. Allerdings ist bei vielen dieser Projekte nicht erkennbar, inwieweit die Absicht auch angegangen oder gar erfüllt wird. Es besteht vielmehr der Verdacht, dass sich unter dem Schlagwort die gängige Praxis verbirgt. Diese Praxis aber ist dadurch gekennzeichnet, dass die technischen und gestalterischen Möglichkeiten der Medien – und diese sind ja im Netz von einer bislang unbekannten Vielfalt – den inhaltlichen Zielen und Überlegungen übergeordnet werden. Partizipation heißt da oft nicht mehr als Mitmachen bei dem, was schon immer gemacht wurde. Der Begriff bleibt Hülse.
Zugleich werden, ebenfalls öffentlich ‚gefördert‘, gewachsene Projekte der Partizipation, die unterdem Begriff der Bürgermedien zusammengefasst sind, ins Abseits gedrängt (in das sie sich zugegeben oft auch selbst bewegt haben). Die offenen Kanäle beispielsweise werden zugeschüttet oder zu sogenannten Medienkompetenzzentren umgestaltet, in denen das Erlernen der technischen Fertigkeiten, der Berufsqualifizierung et cetera in den Vordergrund gestellt werden und bürgerliches Engagement darüber aus dem Fokus gerät. Aber es existieren im Netz die Nischen, in denen jenseits der verfassten politischen Gegebenheiten und fast geschützt von den kommerziellen Strukturen, Gleichgesinnte in einen gleichberechtigten Austausch treten können. Dieser Austausch unterliegt zwar keinen ideologisch-ethischen Prinzipien mehr und kann sich jeden Inhalts bedienen, aber er wird vom Diskurs und der gemeinsamen Zielsetzung seiner Teilnehmerinnen und Teilnehmer getragen. In diesem Heft soll anhand theoretischer Überlegungen, empirischer Erkundungen und praktischer Beispiele nachvollzogen werden, wie undals was sich Partizipation heute darstellt und wie sie den Subjekten begegnet, als Möglichkeitoder als Notwendigkeit oder als beides. Insbesondere soll der mediale Raum befragt werden,inwieweit hier Partizipation und besonders welche Art derselben möglich ist. Eine Besonderheitist in dem Blick über die deutschen Grenzen zu sehen. Der Anspruch, Jugendliche anzuregen,am politischen Leben ihrer Gesellschaft zu partizipieren, ist nicht auf Deutschland beschränkt,sondern findet sich als Postulat in den meisten kapitalistisch-demokratischen Staaten. Nebeneiner Auseinandersetzung mit medialer Partizipation in Australien verweisen die ausgewähltenBeispiele aus Großbritannien darauf, dass es hier eine lange Tradition staatlich geförderter undselbstorganisierter Projekte gibt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo öffentliche Partizipationsförderung eine neue Erscheinung ist, wird in Großbritannien unter dem Begriff der „Citizenship Education“ vor allem an den Schulen, aber auch in Projekten der außerschulischen Jugendarbeit die Beteiligung an der Demokratie als verpflichtende Aufgabe gesehen. Ziel ist der Erwerb von Einstellungen, Fähigkeiten und Wissen, welche die Schülerinnen und Schüler befähigen, sich aktiv in Staat und Zivilgesellschaft zu engagieren. Citizenship soll für Jugendliche durch Partizipation und reale Erfahrung erlebbar werden. Dabei wird sogar die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an Partizipationsprojekten im öffentlichen Bereich von den Schulen zertifiziert.Da in der gegenwärtigen pluralistischen Gesellschaft eine klare Begriffsbestimmung nicht möglichist, was in besonderem Maße für den Begriff Partizipation gilt, soll das Heft Partizipation und Medien Diskussionshilfen geben bzw. eine Annäherung an den Begriff der medialen Partizipationversuchen. Dabei eröffnen kürzere Beschreibungen und Verweise auf konkrete Partizipationsprojekte die Möglichkeit, selbst die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Partizipationsprojekten einzuschätzen und im Vergleich von britischen und deutschen Projekten Anregungen für die Praxis zu gewinnen. Grundgelegt werden die vorgestellten Modelle aus drei Blickrichtungen, der Auseinandersetzung mit dem Begriff Partizipation, der Darstellung, wie Partizipation in der themenzentrierten Medienarbeit verwirklicht werden kann und wie die Auseinandersetzung über politische Partizipation in einem anderen Kulturkreis geführt wird.
Ulrike Wagner entwickelt Kriterien für Partizipation, die es einerseits erlauben, den heutigenbeliebigen Gebrauch dieses Begriffes zu präzisieren und die andererseits die Möglichkeitschaffen, konkrete Vorhaben und Modelle der Partizipationsförderung zu bewerten. Sie selbstkonkretisiert an Beispielen medialen Handelns Jugendlicher fruchtbares partizipatives Medienhandeln, aber auch ‚Fehlformen von Partizipation‘ in denen vermeintliche partizipativeAngebote in das Gegenteil, nämlich eine unreflektierte Bindung an das Medium, verkehrt werden. Partizipatives Medienhandeln braucht darüber hinaus Angebote und Räume, in denen es den Jugendlichen möglich wird, ihre entsprechenden Fähigkeiten zu entwickeln. Die Räume, in denen gewinnbringendes mediales Handeln erlernt wird, welches gesellschaftliche Teilnahme ermöglicht, benötigen eine pädagogisch sorgfältige Gestaltung basierend auf das Wissen um das Medienhandeln Jugendlicher.Themenzentrierte Medienarbeit kennzeichnet einen medienpädagogischen Ansatz, der aufbauendauf den Erfahrungen und dem Handeln Jugendlicher in ihrer Medienwelt versucht, die Möglichkeiten praktischer handlungsorientierter Medienpädagogik für die selbständige undkritische Erarbeitung gesellschaftlich relevanter Inhalte nutzbar zu machen. Partizipation steht imMittelpunkt dieser Arbeit, aber nicht als verfügtes Handlungsrepertoire sondern als Ziel, das dieJugendlichen eigenständig erreichen. Am Beispiel des Themas Gentechnik, das nicht in die alltäglichen Erfahrungen Jugendlicher eingebettet ist, stellt Jan Keilhauer dar, wie es gelingen kann, Jugendliche zu motivieren und ihnen Räume zu eröffnen, damit sie sich selbstbestimmt das Thema aneignen und via Medien diesen Prozess und seine Ergebnisse öffentlich machen.Australien, das sich nicht erst seit den jüngsten Wahlen in einem politischen und ökonomischenWandlungsprozess bef indet, hat in Bezug auf Partizipation durch die Bürgerinnen und Bürgereine lange Tradition des freiwilligen sozialen Engagements einerseits und der wohlfahrtlichenFürsorge des Staates auf der anderen Seite. Mary Griffiths gibt in ihrem Artikel einen Einblick, wiesich die Wandlungsprozesse entlang der Medien und speziell des Internets vollziehen. In diesenWandlungsprozessen zeigen sich Parallelen zur Entwicklung in Deutschland. Der Staat entlässtdie Medien einerseits aus seiner Kontrolle und überträgt diese seinen Bürgerinnen und Bürgern,andererseits stärkt er die Kontrollen dort, wo er seine eigene Machtbasis gefährdet sieht. Die Nutzung der Medien zur politischen Partizipation durch unabhängige Gruppen ebenso wie durch die politische Elite selbst schafft eine Situation voller Widersprüche. Das Internet ist, so zeigt dieser Einblick in die Gesellschafteines anderen Kontinentes, überall auf der Welt janusköpfig, eröffnet Horizonte und schließt solche zugleich und der Umgang mit dem Netz bereitet jeder Gesellschaft noch immer Schwierigkeiten.
Susanne Eggert, Jan Keilhauer und Elke Stolzenburg: Editorial
Rechte Einstellungen sind ein stabiler Bestandteil westlicher Gesellschaften. Das Phänomen wird vertreten durch die bekannten Rechtsaußen-Parteien, über eine durchaus vielschichtige und schwer durchschaubare rechte Szene, die mal neonazistisch, mal antiislamisch, antisemitisch, nationalistisch oder antidemokratisch daher kommt, bis hin zu Formen rechter Jugendkulturen, die heute äußerlich nur noch schwer von nicht-rechten Jugendkulturen zu unterscheiden sind. Die Problematik lässt sich aber nicht auf bekennende Rechte oder sogenannte Rechtsextreme reduzieren. In einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert werden stets rechte Gewalttäterinnen und -täter.
In diesem Jahr ist uns allen noch das Attentat in Norwegen präsent, bei dem ein „neuer Rechter“ den vielfachen Mord politisch begründet hat. Auch die (leider) gewöhnliche rassistisch motivierte Gewalt auf Straßen und Schulhöfen ist nur der besser sichtbare Teil des gesellschaftlichen Phänomens. Alltägliche Formen von Ausgrenzung in Schule, Beruf und nachbarschaftlichem Zusammenleben finden weniger Beachtung, werden nicht als Problem erkannt oder sogar als legitim erachtet. Dahinter steht die Verbreitung von rassistischen, demokratiefeindlichen und chauvinistischen Einstellungen in breiteren Teilen der Bevölkerung, und zwar übergreifend über alle Alters- und sozialen Gruppen. Es ist die Entstehung dieser alten und neuen Vorurteile gegenüber Minderheiten oder des Strebens nach einer autoritären Ordnung, an denen pädagogisches Handeln im Allgemeinen und Medienpädagogik im Besonderen ansetzen muss. Diese Einstellungen müssen als Ergebnis der Aneignung gesellschaftlicher Bedingungen und Einflüsse verstanden werden. Sie sind häufig einfache Antworten auf die Fragen, die sich insbesondere Heranwachsende auf ihrer Suche nach Orientierung stellen. Sie finden diese Antworten im sozialen Umfeld und in vielfältigen medialen Räumen. Heranwachsende, die rechte Einstellungen übernehmen, sind dabei nie einfach nur Opfer von rechten ‚Rattenfängern‘. Sie stimmen diesen vor ihrem Erfahrungshintergrund mehr oder weniger bewusst zu. Ihnen muss eine rationale Analyse der rechten Angebote zugänglich gemacht und es müssen ihnen alternative, humanistische Orientierungen angeboten werden. In pädagogischen Prozessen gegen Rechts kommt man an der Auseinandersetzung mit rechten Medienangeboten und dem eigenen Medienhandeln der Adressaten nicht vorbei.
Heranwachsende gehen heute selbstverständlich mit einem breiten Medienensemble um. Sie verfolgen ihre Interessen insbesondere im Netz, treffen ihre Freundinnen und Freunde und neue Leute in Online Communitys et cetera. Dass auch rechte Aktivistinnen und Aktivisten ihre Weltbilder über Medien verbreiten, ist nicht neu. Sie nutzen alle erdenklichen Kommunikationsformen und Tools des Netzes. Für die Medienpädagogik heißt das, aktuelle Entwicklungen zu beobachten. Neu ist insbesondere eines: Mit dem Social Web sind rechte Offerten nicht mehr nur auf eindeutig rechte Seiten oder Kommunikationsnetze beschränkt, die sich gezielt ansteuern lassen. Vielmehr begegnen den Nutzenden heute rechte Sprüche und Symboliken auch auf den populären Plattformen wie facebook.com und anderen. Im Netz finden sich aber genauso auch Widerspruch und vielfältige Initiativen gegen Rechts. In diesem Feld sind nun auch Jugendliche immer häufiger selbst aktiv Kommunizierende, indem sie Inhalte in verschiedensten Formen einstellen. Ein kleiner Teil der Jugendlichen kommuniziert hier rechte Einstellungsmuster und platziert diese somit an den Orten, an denen sich viele andere Jugendliche täglich aufhalten. Umso wichtiger ist es, Jugendliche zu verantwortungsvollem Handeln zu befähigen. Der Jugendmedienschutz steht hier noch am Anfang. Jugendliche müssen nicht mehr nur vor Offerten „der Nazis“ geschützt werden, sondern auch ihr eigenes, aktives Handeln im Netz unter ethischen Gesichtpunkten reflektieren und positive Handlungsmöglichkeiten entwickeln können. Dazu braucht Medienpädagogik sowohl die Kenntnis der medialen Entwicklungen von Rechts und gegen Rechts als auch immer wieder eine eigene inhaltliche Auseinandersetzung und Standortbestimmung. Wie sich die Bedeutung des Internets für die Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts in den vergangenen zwei Jahrzehnten gewandelt hat, stellt Stefan Glaser von jugendschutz.net dar. Gerade für Jugendliche wird heute einiges geboten, angefangen bei Musik bis hin zu „rechtsextremen Erlebniswelten“, die über das Netz verstreut angeboten werden. Mittlerweile hat die rechte Szene auch das Web 2.0 für sich entdeckt. Dieser Entwicklung kann nur dann entgegengewirkt werden, wenn alle – Provider, Plattformbetreiber, die Justiz, aber auch die Internetcommunity – zusammenarbeiten. Im Zentrum des zweiten Beitrags steht das Web 2.0. Simone Rafael (Amadeu Antonio Stiftung) beschreibt die Präsenz von Vertreterinnen und Vertretern rechtsextremen Gedankenguts in den sozialen Netzwerken, ihre Vorgehensweise, wie sie zu erkennen sind, und welche Möglichkeiten es gibt, sich gegen Rechtsextremismus im Netz zu wehren. Abschließend stellt sie das Modellprojekt no-nazi.net der Amadeu Antonio Stiftung vor.
Für Klaus Farin vom Archiv der Jugendkulturen e. V. wird die Bedeutung des Internets überschätzt, wenn es darum geht, Jugendliche für rechtsextremes Gedankengut zu gewinnen. Er plädiert dafür, Jugendliche nicht zu unterschätzen (in einem positiven Sinn), sondern ihnen zuzutrauen, dass sie rechte Einstellungen im Netz erkennen und sich dagegen zu wehren wissen. Worin die Arbeit des antifaschistischen Pressearchivs und Bildungszentrums Berlin e. V. besteht, beschreiben die apabiz-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter Ulli Jentsch, Eike Sanders und Frank Metzger. Hier wird nicht nur neonazistisches Material gesammelt und verwaltet, Ziel des Vereins ist es, Wissen darüber bereitzustellen und zu schaffen, wie die Ausbreitung neonazistischer Ideologie verhindert und zurückgedrängt werden kann. In der darauffolgenden Zusammenstellung erläutert Jan Keilhauer, mit welchen Einstellungen eine rechtsextreme Überzeugung in der Regel einhergeht und wodurch diese begründet sein können. Außerdem zeigt er auf, an welchen Merkmalen Anhängerinnen und Anhänger der rechten Szene zu erkennen sind. Abgerundet wird das Thema durch die Empfehlung aktueller Medienprodukte. Elisabeth Jäcklein-Kreis hat sich für merz vorab den Film Kriegerin von David Wnendt angeschaut, der im Januar 2012 im Kino zu sehen ist. Kriegerin beschreibt die Geschichte einer jungen Frau, die zu einer rechten Clique gehört. Ein tragischer Unfall, den sie selbst verschuldet hat, bringt sie dazu, über ihre Einstellung nachzudenken. Elke Stolzenburg (JFF – Institut für Medienpädagogik) schließlich empfiehlt allen, die ihre eigene Einstellung einerseits und ihre Kenntnis der rechten Ideologie andererseits überprüfen wollen, das Online-Spiel Brauner Peter. Für die eher sachliche Auseinandersetzung mit Neonazismus und Rechtsextremismus verweist sie auf die Internetseite www.hass-im-netz. info von jugendschutz.net. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Heft einige Informationen und Hintergründe zu einem schwierigen Thema liefern können und wünschen Ihnen nun eine anregende Lektüre.
Jan Keilhauer: Alles nur Sprüche? – Wie Nazis denken
„Ausländer raus“, „Frei – Sozial – National“ „Alle Muslime sind Fundamentalisten“, „Völker zur Freiheit“ Sprüche und Parolen wie diese kann man im Netz und außerhalb des Netzes lesen. Aber welche Ideologie steht eigentlich dahinter? Eine einheitliche rechte Ideologie gibt es so nicht. Jan Keilhauer hat zusammengestellt, welche Einstellungen in der Regel zum rechten Meinungsbild gehören, wie rechte Einstellungen entstehen können und woran die rechte Szene zu erkennen ist.
Literatur
Staud, Toralf/Kulick, Holger (2009). Das Buch gegen Nazis. Rechtsextremismus – Was man wissen muss und wie man sich wehren kann. Bonn.
Winkler, Jürgen(2000). Rechtsextremismus. Gegenstand – Erklärungsansätze – Grundprobleme. In: Schubarth, Wilfried/Stöss, Richard (Hrsg.), Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Bonn.
Brähler, Elmar/Decker, Oliver/Geißler, Norman/Rothe Katharina/Weißmann, Marliese (2008). Ein Blick in die Mitte. Zur Entstehung rechtsextremer und demokratischer Einstellungen, Berlin. www.fes.de/rechtsextremismus
Forum für kritische Rechtsextremismusforschung (Hrsg.) (2011). Ordnung. Macht. Extremismus. Effekte und Alternativen des Extremismus-Modells. Wiesbaden: VS Verlag.
asp – Agentur für soziale Perspektiven e. V. (Hrsg.) (2007). Versteckspiel. Lifestyle, Symbole und Codes von neonazistischen und extrem rechten Gruppen. Berlin. www.dasversteckspiel.de
Jan Keilhauer: Gesellschaftliche Partizipation
Eigene Sichtweisen einbringen. Mitmischen. Mitbestimmen. Viele Medienprojekte verfolgen das Ziel Partizipation. Aber wie wird es realisiert? Was liegt im Interesse der Jugendlichen? Statt der Hoffnung anzuhängen, Jugendliche würden beim praktischen Medienumgang von selbst gesellschaftliche Handlungsfähigkeit entwickeln, sollten partizipatorische Interessen und Fähigkeiten gezielt gefördert werden.
Literatur
Alt, Christian/Teubner, Markus/Winklhofer, Ursula (2005). Partizipation in Familie und Schule. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 41, S. 24-32.
Baacke, Dieter (1973). Kommunikation und Kompetenz. Grundlegung einer Didaktik der Kommunikation und ihrer Medien. München: Juventa.
Böhnisch, Lothar/Schröer, Wolfgang (2007). Politische Pädagogik. Eine problemorientierte Einführung. Juventa: Weinheim, München.
Burdwick, Ingrid (2003). Jugend – Politik – Anerkennung. Eine qualitative empirische Studie zur politischen Partizipation 11- bis 18-Jähriger. Bonn.DRZE (Deutschen Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften) (2010). Präimplantationsdiagnostik. www.drze.de/im-blickpunkt/pid [Zugriff: 10.07.2010]
Keilhauer, Jan (2009). Themenzentrierte Medienarbeit. Ein Modellprojekt zur Präimplantationsdiagnostik. In: merz 4/2009, kopaed: München. S. 56-62.
Keilhauer, Jan/Schorb, Bernd (Hrsg.). Themenzentrierte Medienarbeit mit Jugendlichen. München: kopaed. (im Erscheinen)
Kersting, Norbert (2008). Innovative Partizipation: Legitimation, Machtkontrolle und Transformation. In: Kersting, Norbert (Hrsg.), Politische Beteiligung. Wiesbaden: VS Verlag, S. 11-39.
Paus-Hasebrink, Ingrid (2008). Zur politischen Partizipation von Jugendlichen im Kontext neuer Medien – Aktuelle Ansätze der Jugend(medien)forschung. In: Moser, Heinz/Sesink, Werner/Meister, Dorothee M./Hipf l, Brigitte/Hug, Theo (Hrsg.), Medien. Pädagogik. Politik. Jahrbuch Medienpädagogik 7. Wiesbaden: VS Verlag, S. 133-150.
Reinhardt, Sibylle (2005). Politik-Didaktik: Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II: Cornelsen Scriptor.
Schell, Fred (2003). Aktive Medienarbeit mit Jugendlichen. Theorie und Praxis. München: kopaed.
Schorb, Bernd (2005). Medienalltag und Handeln. München: kopaed.
Schorb, Bernd/von Holten, Susanne/Würfel, Maren/Keilhauer, Jan (2006). Modelle & pädagogische Hinweise für themenzentrierte aktive Medienarbeit zum Thema Gentests. Online verfügbar unter: www.gen-diskussion.de [Zugriff: 03.09.2010]
Wagner, Ulrike/Brüggen, Niels/Gebel, Christa (2009). Web 2.0 als Rahmen für Selbstdarstellung und Vernetzung Jugendlicher. Analyse von jugendnahen Internetplattformen und ausgewählten Selbstdarstellungen von 14- bis 20-Jährigen. München: JFF – Institut für Medienpädagogik.
Jan Keilhauer/Maren Würfel: Jugendliche und Konvergenz 2.0
Wenn sich Jugendliche heute einen Medieninhalt aneignen, stehen ihnen dazu nicht nur verschiedene Rezeptionsmöglichkeiten zur Verfügung, sie können sich auch mit Medien kommunikativ mit anderen austauschen und selbst gestaltend tätig werden. Der Beitrag fokussiertdie Bedeutung des Social Web im Rahmen der medienübergreifenden Aneignung von Inhalten und stellt empirische Ergebnisse aus einer Untersuchung mit zwölf- bis 19-jährigen Jugendlichen vor.Today adolescents appropriate media content not only by using media devices for reception, but also by using media for interpersonal communication and creative production. The article focuses the relevance of social web in context of cross media content appropriation and presents empirical data, based on a study with twelve to 19 year-olds.
Literatur
Bruns, Axel (2007). ‚Anyone can edit’: Vom Nutzer zum Produtzer. In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 10, Beitrag 3. nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0228-200910033[Zugriff: 21.07. 2009]
Fisch, Martin/Gescheidle, Christoph (2008). Mitmachnetz Web 2.0: Rege Beteiligung nur in Communitys. In: Media Perspektiven, Heft 7/2008, S. 356-364.
Hasebrink, Uwe (2004). Konvergenz aus Nutzerperspektive: Das Konzept der Kommunikationsmodi. In: Hasebrink, Uwe/Mikos, Lothar/Prommer, Elisabeth (Hrsg.), Mediennutzung in konvergierenden Medienumgebungen. München: Verlag Reinhard Fischer, S. 67-85.
Krotz, Friedrich (2007). Mediatisierung. Fallstudien zum Wandel von Kommunikation. Wiesbaden: VS Verlag.
O’Reilly, Tim (2005). What is Web 2.0? Design Patterns and Business Models for the Next Generation. www.oreilly.de/artikel/web20.html [Zugriff: 31.05.2009]
Schmidt, Jan (2008). Was ist neu am Social Web? Soziologische und kommunikationswissenschaftliche Grundlagen. In: Zerfaß, Ansgar/Welker, Martin/Schmidt, Jan(Hrsg.), Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Köln: von Halem, S. 18-40.
Schorb, Bernd (2006). Identitätsbildung in der konvergenten Medienwelt. In: Wagner, Ulrike/Theunert, Helga (Hrsg.), Neue Wege durch die konvergente Medienwelt.München: Verlag Reinhard Fischer, S. 149-160.
Schorb, Bernd (2007). Medienaneignung und kontextuelles Verstehen. Welche Implikate ergeben sich aus dem Konstrukt der Medienaneignung für die Medienforschung. In: Wirth, Werner (Hrsg.), Dynamisch-transaktional denken: Theorie und Empirie der Kommunikationswissenschaft. Köln: von Halem, S. 254-263.
Schorb, Bernd/Würfel, Maren/Kießling, Matthias/Keilhauer, Jan (2008). MeMo_08. Medienkonvergenz Monitoring Report 2008. Jugendliche in konvergierenden Medienwelten.www.uni-leipzig.de/~umfmed/Medienkonvergenz_Monitoring_Report08.pdf [Zugriff: 31.06.2009]
Schorb, Bernd/Würfel, Maren/Kießling, Matthias/Keilhauer, Jan (2009). MeMo_VP09: YouTube und Co. – neue Medienräume Jugendlicher. www.uni-leipzig.de/~umfmed/MeMo_VP09.pdf [Zugriff:31.06.2009]
Theunert, Helga (2005). Medienkonvergenz – eine Herausforderung für die medienpädagogische Forschung. In: Kleber, Hubert (Hrsg.), Perspektiven der Medienpädagogik in Wissenschaft und Bildungspraxis. München: kopaed, S. 11-124.
Theunert, Helga (2006). Konvergenzbezogene Medienaneignung und Eckpunkte medienpädagogischen Handelns. In: Wagner, Ulrike/Theunert, Helga (Hrsg.), Neue Wege durch die konvergente Medienwelt. München: Verlag Reinhard Fischer, S. 161-210.
Wagner, Ulrike (2006). Medienkonvergenz aus der Perspektive Heranwachsender. In: Wagner, Ulrike/Theunert, Helga (Hrsg.), Neue Wege durch die konvergente Medienwelt. München: Verlag Reinhard Fischer, S. 13-34.
Wagner, Ulrike/Brüggen, Niels/Gebel, Christa (2009). Web 2.0 als Rahmen für Selbstdarstellung und Vernetzung Jugendlicher. www.jff.de/dateien/Bericht_Web_2.0_ Selbstdarstellungen_JFF_2009.pdf [Zugriff: 26.09.2009]
Würfel, Maren/Keilhauer, Jan (2009). Die konvergente Medienwelt: Materiallieferant und sozialer Raum für die Identitätsarbeit Jugendlicher. In: Theunert, Helga (Hrsg.), Jugend – Medien – Identität. Identitätsarbeit Jugendlicher mit und in Medien. München: kopaed, S. 95-113.
Jan Keilhauer: Themenzentrierte Medienarbeit
Themenzentrierte Medienarbeit unterstützt Jugendliche dabei, Medien als Mittel zur analytisch-reflexiven Durchdringung eines gesellschaftlich relevanten Themas, zur Erarbeitung und medialen Artikulation eigener Sichtweisen und Positionen sowie zur Partizipation an gesellschaftlichen Diskursen einzusetzen. Ausgehend vom Potenzial themenzentrierter Medienarbeit werden praktische methodische Erfahrungen am Beispiel eines Modellprojektes mit Jugendlichen zur Thematik der Präimplantationsdiagnostik vorgestellt.
Literatur
Anfang, Günther/Bloech, Michael/Hültner, Robert (2006). Vom Plot zur Premiere. München: kopaed.
Reinhardt, Sibylle (2005). Politik-Didaktik. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor.
Schell, Fred (2003). Aktive Medienarbeit mit Jugendlichen. Theorie und Praxis. München: kopaed.Schell, Fred/Schorb, Bernd (1987). Medien zum Ermitteln,Erforschen und Darstellen. Der Stellenwert aktiver Medienarbeit im pädagogischen Prozess. In: merz 5/1987, S. 285-292.
Schorb, Bernd (2005). Medienkompetenz. In: Hüther,Jürgen/Schorb, Bernd (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik. München: kopaed, S. 257-262.
Schorb, Bernd/von Holten, Susanne/Würfel, Maren/Keilhauer, Jan (2006). Modelle & pädagogische Hinweise für themenzentrierte aktive Medienarbeit zum Thema Gentests. www.gen-diskussion.de [Zugriff: 23.06.2009]
Schorb, Bernd/Keilhauer, Jan (in Bearbeitung). Themenzentrierte Medienarbeit mit Jugendlichen. Ein Modellprojekt mit deutschen und tschechischen Jugendlichen zum Thema Präimplantationsdiagnostik. München: kopaed.
Maren Würfel, Matthias Kießling, Jan Keilhauer: You(th)Tube – Die Rezeption von Onlinevideos durch Jugendliche
Videoplattformen wie YouTube oder MyVideo bieten Jugendlichen eine inhaltliche Vielfalt und den Zugang zu Musik und Funvideos. Sie schätzen die scheinbar unbegrenzten Nutzungsoptionen der Online-Angebote. Sowohl mit der Rezeption von Onlinevideos als auch mit dem Einstellen eigener Videos ins Netz sind aus medienpädagogischer Sicht problematische Aspekte verbunden.
Literatur
van Eimeren, Birgit/Frees, Beate (2007). Internetnutzung zwischen Pragmatismus und YouTube-Euphorie. Media Perspektiven, 08/2007, S. 362-378
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2007). JIM-Studie 2007. Jugend, Information, (Multi-) Media. Stuttgart
Schorb, Bernd/Keilhauer, Jan/Würfel, Maren/Kießling, Matthias (2008). Medienkonvergenz Monitoring Report 2008. Jugendliche in konvergierenden Medienwelten. Online-Dokument: www.uni-leipzig.de/~umfmed/Medienkonvergenz_Monitoring_Report08.pdf [Zugriff: 30.06.2008]
Schulz, Iren (2007). Jugend im Hosentaschenformat. Die Bedeutung des Mobiltelefons für Identität, Alltag und Beziehungen im Jugendalter. Computer + Unterricht, 68, S. 16-19
(merz 2008-4, S. 54-60)