Natascha Könches
Beiträge in merz
Natascha Könches: stichwort: Teenwashing
Begriffe wie ‚Greenwashing‘ und ‚Fairwashing‘ werden schon seit Jahren benutzt. Sie drücken aus, dass Firmen oder Verantwortliche vorgeben, ökologisch oder fair zu handeln, es aber gar nicht tun. Dazu wird zum Beispiel mit irreführenden Siegeln gearbeitet, die Verbraucher*innen das Gefühl geben, dass sie streng kontrollierte Produkte kaufen, was wiederum den Produzent*innen nutzen soll. Im letzten Jahr tauchte auf der TINCON, dem Festival für digitale Jugendkultur, der Begriff ‚Teenwashing‘ auf.
TINCON-Projektleiterin Sheherazade Becker formuliert es im Interview mit ‚Gutes Aufwachsen mit Medien‘ so: „Wir nennen es ‚Teenwashing‘, wenn junge Menschen nur belächelt und ihre Kritik nicht ernst genommen wird: Namen, Gesichter und Anliegen von jungen Leuten werden genutzt, um das eigene Image aufzuwerten, ohne dass für die zugrundeliegenden Werte eingestanden wird.“
Im TINCON-Talk ‚Stop Teenwashing‘ erzählen die Fridays for Future-Aktivist*innen Clara Mayer und Quang Paasch im Mai 2020 von ihren Erfahrungen mit ‚Teenwashing‘ (verfügbar unter: https://tincon.org/session/stop-teenwashing/). Ob Politik, Journalismus oder Wirtschaft: Sie alle haben sich in der Vergangenheit schon mit jungen Aktivist*innen geschmückt, ohne sich inhaltlich mit ihren Forderungen auseinanderzusetzen. Clara Mayer schreibt auf Instagram: „Wir sind viel zu häufig das grüne I-Tüpfelchen auf jeder Konferenz. Der Inhalt zählt nicht, die Kritik wird nicht aufgenommen. Das wichtigste ist, das man am Ende sagen kann, man hätte mit uns geredet.“
‚Teenwashing‘ betrifft aber nicht nur die Fridays for Future-Aktivist*innen, sondern viele Jugendliche, die sich zu politischen oder gesellschaftlichen Fragen äußern und einsetzen. Es wäre daher auch konsequenter gewesen, diesen Text von Jugendlichen, statt von einer Erwachsenen schreiben zu lassen.