Eric Müller
Zur Person
Eric Müller promoviert als Mitglied im Forschungsschwerpunkt DIALOG der HAWK Holzminden und an der Universität Erfurt zur Medienaneignung von Jugendlichen in ländlichen Räumen.Beiträge in merz
Eric Müller: Jugendliche, Smartphones und ländliche Räume
Dieser Artikel fokussiert die Frage, wie sich traditionelle Orientierungen und digitale Medien in den Alltag Jugendlicher in ländlichen Räumen integrieren. Es werden drei Fälle gegenübergestellt, die sich hinsichtlich der alltäglichen Bezüge zum Sozialraum unterscheiden. Diese räumlichen Bezüge verweisen direkt auf Deutungshorizonte des Medienhandelns von Jugendlichen mit ihren Smartphones.
Literatur:
Becker, Heinrich/Moser, Andrea (2013). Jugend in ländlichen Räumen zwischen Bleiben und Abwandern. Lebenssituation und Zukunftspläne von Jugendlichen in sechs Regionen in Deutschland. Braunschweig
Johann Heinrich von Thünen-Institut.Bohl, Karl Friedrich (2005). Sozialstruktur. In: Beetz, Stephan/Brauer, Kai/Neu, Claudia (Hrsg.), Handwörterbuch zur ländlichen Gesellschaft in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 225–233.
Böhnisch, Lothar/Funk, Heide (1989). Jugend im Abseits? Zur Lebenslage Jugendlicher im ländlichen Raum. München: DJI Verlag Deutsches Jugendinstitut.Bohnsack, Ralf (2003). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden. Opladen: Leske + Budrich.
Deinet, Ulrich (2004). Zur Lage der Kinder- und Jugendarbeit in ländlichen Regionen. Werkstattgespräch „Kinder- und Jugendarbeit auf dem Land“. www.eundc.de/pdf/30008.pdf [Zugriff: 11.12.2017]
Deinet, Ulrich (2009). „Aneignung“ und „Raum“ – zentrale Begriffe des sozialräumlichen Konzepts. In: Deinet, Ulrich (Hrsg.), Sozialräumliche Jugendarbeit. Grundlagen, Methoden und Praxiskonzepte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 27–58.
Ferchhoff, Wilfried (2007). Jugend und Jugendkulturen im 21. Jahrhundert. Lebensformen und Lebensstile. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Initiative D21 e.V./TNS Infratest (2014). D21 - Digital - Index 2014. Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft in Deutschland. initiatived21.de/app/uploads/2017/02/d21-digital-index-2014.pdf [Zugriff: 11.12.2017]
Kaschlik, Anke/Engel, Alexandra/Harteisen, Ulrich (Hrsg.) (2017). Potenziale in der Peripherie. Diversität und Veränderungsprozesse in ländlichen Regionen gestalten. Lemgo: Verlag Dorothea Rohn.Kessl, Fabian/Reutlinger, Christian/Deinet, Ulrich (2010). Sozialraum. Eine Einführung. Wiesbaden: VS VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Knop, Karin/Hefner, Dorothée/Schmitt, Stefanie/Vorderer, Peter (2015). Mediatisierung mobil. Handy- und mobile Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen. Leipzig: VISTAS.
Lanzke, Stephan (2010). Digitale Spaltung und Regionalentwicklung in ländlichen Räumen. Dissertation, Philipps-Universität.
Löw, Martina (2015). Raumsoziologie. Frankfurt am Main.
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JIM-Studie 2017. Jugend, Information, (Multi-) Media. Stuttgart. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2017/JIM_2017.pdf [Zugriff: 11.12.2017]
Müller, Eric (2017). Die mediale Vermessung von Lebenswelten: Wie Jugendliche Smartphones in ihren Alltag in peripheren ländlichen Räumen integrieren. In: Kaschlik, Anke/Engel, Alexandra/Harteisen, Ulrich (Hrsg.), Potenziale in der Peripherie. Diversität und Veränderungsprozesse in ländlichen Regionen gestalten. Lemgo: Verlag Dorothea Rohn, S. 91–114.
Penke, Swantje (2012). Ländliche Räume und Strukturen - mehr als eine "Restkategorie" mit Defiziten. In: Debiel, Stefanie/Engel, Alexandra/Hermann-Stietz, Ina/Litges, Gerhard/Penke, Swantje/Wagner, Leonie (Hrsg.), Soziale Arbeit in ländlichen Räumen. Wiesbaden: Springer VS, S. 17–28.
Schorb, Bernd (2017). Medienaneignung. In: Schorb, Bernd/Hartung-Griemberg, Anja/Dallmann, Christine (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik. München: kopaed, S. 215–221.Stein, Margit (2013). Jugend in ländlichen Räumen. Die Landjugendstudie 2010. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Strauss, Anselm/Corbin, Juliet (2010). Grounded theory. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz.TÜV Rheinland Consulting GmbH (2017). Bericht zum Breitbandatlas Mitte 2017 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Teil 1: Ergebnisse. Berlin. www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/Digitales/bericht-zum-breitbandatlas-mitte-2017-ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile [Zugriff: 11.12.2017]
Eric Müller: Von der Schulbank an die Wahlurne …
Schreiter, Annika (2018). Von der Schulbank an die Wahlurne… Politische Kommunikation Jugendlicher im Wandel der Lebenskontexte nach dem Schulabschluss. München: kopaed, 261 S., 22,80 €.
Der Abschluss der Schule stellt in der Biografie von Jugendlichen einen besonderen Übergang dar. In dieser Phase wird ein wichtiger Schritt in das Erwachsenenleben unternommen, indem durch Heranwachsende Verantwortung als Bürgerinnen und Bürger einer demokratischen Gesellschaft übernommen wird. Außerdem ist der Abschluss der Schule mit einer Reihe von Unsicherheiten verbunden, die die individuelle Lebensführung betreffen. Mit dem Aufgreifen einer Berufsausbildung oder eines Studiums beginnen Jugendliche, ihre Berufsbiografie aktiv zu gestalten. Je nach eingeschlagenem Weg verändern sich auch die Lebenswelten, weshalb mit der Wahl eines Berufs und eines Studiums eine Reihe von Unsicherheiten verbunden ist. Wichtige Orientierungsinstanzen wie Eltern oder Lehrerinnen und Lehrer und Freunde verändern sich, während sie sich in der Berufsausbildung, im Studium, im freiwilligen sozialen Jahr oder im Auslandsjahr neue soziale Beziehungen und Orientierungen eröffnen.
Annika Schreiter stellt die Frage, wie sich die Entscheidungen im Übergangsprozess auf die politische Kommunikation und Partizipation in den Lebenskontexten von Jugendlichen auswirken. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag, um das Moratorium der Jugend aus der Perspektive der Medienpädagogik und der politischen Sozialisation von Jugendlichen zu entschlüsseln.
Die politische Entwicklung Jugendlicher beschreibt die Autorin mithilfe einer umfassenden Darstellung von Sozialisationstheorien in medialen und politischen Kontexten (Kapitel zwei) und dem aktuellen Forschungsstand der Mediensozialisationsforschung und politischen Sozialisation (Kapitel drei). Politische Identität sieht Schreiter in einem Spannungsfeld aus den Lebenskontexten Schule, Familie und Freundeskreis, in denen Jugendliche aufwachsen einerseits und den persönlichen Entwicklungsbedingungen und Ressourcen, wie Alter, Geschlecht, Entwicklungsaufgaben, kognitiver Entwicklungsstand und Medienrepertoire andererseits (Kapitel vier). Für die empirische Untersuchung hat Schreiter neben zwölf Jugendlichen, die jeweils in drei Interviewwellen vor und nach dem Ende der Schule befragt wurden, zusätzlich deren Lebenskontexte mithilfe einer ebenfalls qualitativen Befragung von Eltern und Lehrerinnen sowie Lehrern erfasst (Kapitel fünf).
Mithilfe dieser gründlichen und umfassenden Datenbasis zur politischen Kommunikation Jugendlicher kann Schreiter einen tiefen Einblick in die Veränderungsprozesse nach der Schule geben. Den Schwerpunkt der Studie legt die Autorin deshalb auf die Darstellung ihrer Ergebnisse und deren Einordnung in den fachlichen Diskurs (Kapitel sechs, sieben und acht). Schreiter arbeitet eine Typologie heraus, mit deren Hilfe die Jugendlichen systematisch hinsichtlich ihrer politischen Identität miteinander in Beziehung gesetzt werden. Während der Typ politikdistanzierter Jugendlicher politische Kommunikation in medialen und interpersonalen Kontexten nicht intendiert und ohne starken eigenen Antrieb betreibt, haben interessierte Beobachter Medienroutinen entwickelt, mit denen es ihnen gelingt, das aktuelle politische Geschehen systematisch zu verfolgen, sich dazu zu positionieren und mit vertrauten Personen darüber zu diskutieren. Gesellschaftlich engagierte Jugendliche zeichnen sich wiederum dadurch aus, dass sie in interpersonalen Kontexten in einem interessierten und engagierten Umfeld über politische Themen diskutieren und eine ausgeprägte Bereitschaft an den Tag legen, sich für ihre politischen Interessen zu engagieren.
Mit Abschluss der Schule verändern sich die Beziehungskonstellationen, die Alltagsroutinen und die räumlichen Bezüge der Jugendlichen, was sich nach Einschätzung der Autorin im sechsten Kapitel als eine räumliche und soziale Verinselung der Lebenskontexte zusammenfassen lässt. Einzig für die Gruppe der politikdistanzierten Jugendlichen bleiben die Lebenskontexte und damit die politische Kommunikation trotz des Übergangs relativ stabil. Für die Gruppe der interessierten Beobachter verändern sich die Lebenskontexte durch den Übergang in das duale Studium. Die räumliche Distanz zum Herkunftsort, neue Beziehungen im Studium und im Beruf und die neuen Zeitstrukturen im Alltag gehen mit einer Veränderung von medialen Rezeptionsroutinen und seltenen Gelegenheiten für politische Diskussionen einher. Für gesellschaftlich engagierte Jugendliche bleiben in der Übergangsphase Onlinemedien wichtige Bezugspunkte um sich zu informieren und zu kommunizieren. In dieser Gruppe entstehen durch das Studium und den Beruf neue politische Interessen. Die Autorin schließt die Arbeit mit zehn pointiert argumentierten Thesen zur politischen Kommunikation Jugendlicher.
Schreiter gelingt es im Rahmen ihrer Dissertationsarbeit, die Bedeutung der Lebenskontexte von Jugendlichen für die politische Kommunikation und alltägliche Medienroutinen von Jugendlichen herauszuarbeiten. Die Stärken der Darstellungen liegen in der umfangreichen Datenbasis sowie in der, durch den Rückgriff auf Originalzitate nachvollziehbaren und validen Darstellungen der Ergebnisse. Besonders hervorzuheben ist die Leistung, die politische Identitätsbildung Jugendlicher über mediale Bezüge hinaus in den soziokulturellen Lebenskontexten einzubetten und eine prozessuale Perspektive auf die Identitätsentwicklung zu Bürgerinnen und Bürgern einer demokratischen Gesellschaft zu eröffnen. Die Darstellungen bleiben weitgehend beschreibend, an den Aussagen der Jugendlichen interessiert und dadurch nicht theoretisch überdehnt. Hierdurch eröffnet sich für die medienpädagogische Forschung ein integratives Verständnis von Sozialisation, in dem Medien als Teil der politischen Sozialisation von Jugendlichen verortet werden. Eine in der Medienpädagogik eingehend untersuchte Gruppe von routinierten und engagierten Jugendlichen wird damit um neue Erkenntnisse ergänzt. Die Frage, wie sozial benachteiligte Jugendliche aus prekären Milieus mit geringen Teilhabechancen am Arbeitsmarkt und hohen Exklusionsrisiken politisch kommunizieren, bleibt hingegen offen.
Insgesamt leistet Schreiters Arbeit einen wichtigen Beitrag für die medienpädagogische und die politische Partizipationsforschung. Mit dem Baustein der politischen Kommunikation in der Übergangsphase nach der Schule schließt die Autorin eine Lücke im wissenschaftlichen Diskurs und bietet durch die klaren und detailreichen Darstellungen auch für die Praxis der Medienpädagogik und der politischen Bildung wichtige Impulse.
Eric Müller: Hintz, Arne/Dencik, Lina/Wahl-Jorgensen, Karin (2018). Digital citizenship in a datafied society. Cambridge: Polity. 180 S., 65,90 €
Hintz, Arne/Dencik, Lina/Wahl-Jorgensen, Karin (2018). Digital citizenship in a datafied society. Cambridge: Polity. 180 S., 65,90 €.
Digitale Technologien sind integraler Bestandteil unseres Alltags geworden. Indem wir mit WhatsApp kommunizieren, über Amazon unsere Konsumwünsche befriedigen, uns mit Google-Maps durch den Alltag manövrieren, über Health-Apps unseren Körper überwachen und über Facebook in politischen (Teil-)Öffentlichkeiten agieren, werden digitale Technologien für uns zu einem Werkzeug zur gesellschaftlichen Teilhabe. Gleichzeitig produzieren wir riesige Datenmengen, die durch kommerzielle Unternehmen und staatliche Institutionen gesammelt, analysiert und nutzbar gemacht werden.
In diesem Spannungsfeld gehen Hintz, Dencik und Wahl-Jorgensen der Frage nach, wie aus überwachten Subjekten, Konsumentinnen und Konsumenten emanzipierte Bürgerinnen und Bürger einer digitalisierten Welt werden können. Am Beispiel Großbritanniens zeigen sie, dass die Zivilgesellschaft weitgehend aus der politischen Debatte ausgeschlossen wird. Denn indem die Auseinandersetzung über die Regulierung von Überwachungstechnologien auf die Frage der öffentlichen Sicherheit enggeführt wird, kann eine Ausweitung der Datenüberwachung politisch legitimiert werden. Dabei wurden das Recht auf Privatsphäre und die Kontrolle über die eigenen Daten beschnitten und eine öffentliche Debatte weitgehend erstickt. Erst die Snowden-Leaks haben eine öffentliche Debatte zum Umgang mit Daten eröffnet.
In Digital Citizenship in a Datafied Society argumentieren die Autorinnen und Autoren pointiert, wie sich das Machtverhältnis zwischen Staat und Zivilgesellschaft durch das Sammeln von Daten verfestigt. Bürgerinnen und Bürger einer digitalisierten Welt müssen wissen, welche Informationen über sie zu welchem Zweck gesammelt werden, um einen bewussten Umgang mit digitalen Technologien zu entwickeln und eine kritische Öffentlichkeit zu mobilisieren.
Hier ergeben sich direkte Ansatzpunkte für die handlungsorientierte Medienpädagogik. Kinder und Jugendliche brauchen eine Auseinandersetzung darüber, welche Daten über sie gesammelt werden und welchen Zweck sie verfolgen. Mit den vielfältigen Mitteln der Artikulation in digitalen Medien eröffnet sich ein Weg, wie sie sich an der Debatte beteiligen können.
Nicole Lohfink, Eric Müller: Exkursion in die EU: Digitale Jugendarbeit in Finnland und Estland
Unter dem Stichwort Digital Youth Work findet sich im europäischen Vergleich eine große Bandbreite von Strategien, wie digitale Medien in der Jugendarbeit nutzbar gemacht werden. Daher entwickelt die EU-Expertengruppe für Chancen, Risiken und Auswirkungen der Digitalisierung auf Jugendliche, Jugendarbeit und Jugendpolitik eine gemeinsame offene Definition für digitale Jugendarbeit in Europa (vgl. European Commission 2018).
Diese Bandbreite der Ansätze digitaler Jugendarbeit zu erkunden und Ideen mit den europäischen Partnerinnen und Partnern auszutauschen war Ziel eines durch den Bayerischen Jugendring initiierten Fachkräfteaustauschs im Mai 2019. Der Weg der 19 Teilnehmenden, die sich haupt- und ehrenamtlich in der Jugendarbeit engagieren, führte zunächst nach Helsinki und infolge nach Tallinn.
Jugendarbeit in Finnland: Digitale Kommunikation und europäischer Vergleich
In der Jugendarbeit in Finnland haben sich schon früh online Jugendaktivitäten etabliert. In den 1980er-Jahren wurden Computerspiele und Videotex, eine frühe Version eines Messenger- und Informationssystems, angeboten, um Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu digitalen Technologien zu eröffnen. Die digitale Kommunikation ist in Finnland bis heute ein Werkzeug in der Jugendarbeit, wie eine aktuelle Studie von Verke zeigt. Die Organisation untersucht und entwickelt im Auftrag der finnischen Regierung Strategien für die Digitalisierung der Jugendarbeit und ist unterstützender Ansprechpartner für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Verke waren es auch, die der Delegation die verschiedenen Zusammenhänge von gewachsenen Strukturen und aktuellen Vorgängen in Finnland erläuterten. In der Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen und Verbänden ist Verke bemüht, diese Strukturen zu pflegen und die vergleichsweise noch relativ junge aktive Medienarbeit zu fördern. So wird beispielsweise die ehrenamtliche Jugendarbeit im Pfadfinderverband im dünn besiedelten Finnland durch eine digitale Kommunikations- und Organisationsplattform koordiniert, während die mitgliederstärkste Kirche in Finnland in ihrer Jugendarbeit jährlich Konfirmations- und Freizeitcamps organisiert, in denen die digitalen Themen der Jugendlichen aktiv aufgegriffen und begleitet werden.
Ein finnisches Projekt stellt der Ausbau der Bibliotheken als kommunalen Ort dar, der gleichermaßen Gemeinde-Dienstleistungen und Jugendlichen einen Freizeitort bietet. Mit Iso Omena existiert bereits ein funktionierendes Beispiel der Kooperation von Bücherei, öffentlicher Elternberatung, Amt für Soziales, Maker-Space, Jugendraum und Musikstudio.
Finnland hat mit 16,7 Prozent eine relativ hohe Jugendarbeitslosigkeit. Das Projekt Digitalents eröffnet deshalb im Auftrag der finnischen Regierung Jugendlichen einen Zugang zur digitalen Arbeitswelt. Für durchschnittlich etwa acht Monate werden Jugendliche hier individuell betreut und arbeiten an Projekten zu Augmented Reality, Open-Source-Spaces und Social-Robotics. Ziel ist es, eine starke und sichere Umgebung zu kreieren und Orientierung für die berufliche Zukunft zu bieten. Daneben veranstaltet Digitalents E-Sports-Tourniere und Hacker-Workshops, in denen Jugendliche eigene Spiele programmieren, eine sichere Umgebung in der Spiele-Kultur vermittelt bekommen und regelmäßig an der Global Game Jam-Session teilnehmen, die jährlich im Januar veranstaltet wird.
In Helsinki ist deutlich geworden, dass digitale Jugendarbeit in der Europäischen Union unterschiedliche Ansätze verfolgt. Neben der Ausrichtung auf digitale Kommunikation profitiert die Jugendarbeit in Finnland von der Orientierung an der britischen Maker-Bewegung und der eher deutschen Perspektive der aktiven Medienarbeit. Auch in Finnland sind die Herausforderungen von Einrichtungen wie Verke und Digitalents dabei gekennzeichnet durch bürokratische Hürden und die Sicherung der Finanzierung für eine kontinuierliche Arbeit.
Jugendarbeit in Estland: Digitalisierung der Verwaltung
Eine weitere Perspektive auf digitale Jugendarbeit in der EU erhielt die Delegation anschließend in Tallinn, wo das estnische Zentrum für Jugendarbeit die Verwaltung weitgehend digitalisiert hat. Digitale
Jugendarbeit in Estland bedeutet die Bündelung von allen mit der Jugendarbeit verbundenen Verwaltungsvorgängen in einer landesweit vernetzten Onlineumgebung. Auf der Plattform stellen Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter Förderanträge für Aktivitäten in ihren Einrichtungen, geben Sachberichte ein und kommunizieren mit dem Zentrum für Jugendarbeit. Gleichzeitig werden auf der Plattform Anträge begutachtet und evaluiert, sodass auch hier die Kommunikation zur Jugendarbeit auf dem Portal zentralisiert ist. Über das digitale Verwaltungstool werden alle Teilnehmenden an den Aktivitäten erfasst und laufen im estnischen Zentrum für Jugendarbeit zusammen, um die Qualitätskontrolle über die landesweit verteilten Jugendeinrichtungen sicherzustellen.Hieran zeigt sich, dass digitale Jugendarbeit für die Kolleginnen und Kollegen in Finnland wie in Estland nur der erste Schritt ist, um danach in die ‚smart youth work‘ überzugehen. Es geht dort also um die Frage, wie Technologie in der Entwicklung genutzt werden und Big Data dazu verhelfen kann, die Bedingungen in der Jugendarbeit zu verbessern. Es geht weniger um reine Praxis, als vielmehr um politische Betrachtungen, um im Gesamtbild lösungsorientiert zu arbeiten. Diese umfassende Vernetzung und Organisation der Aktivitäten der Jugendarbeit ist in Estland im Kontext einer umfassenden Digitalisierung nahezu aller Verwaltungsaktivitäten zu sehen.
Im e-Estonian Show-Room führt ein aus Hamburg nach Tallinn emmigrierter Mitarbeiter das estnische Bürgerportal vor. Um Zugang zu erhalten, führt er seinen elektronischen Personalausweis in seinen Laptop ein und bestätigt seine Identität mit einem persönlichen Passwort. Im Bürgerportal sieht man die digitalen Äquivalente zum Einwohnermeldeamt, dem Wahlamt, der KFZ-Zulassungsstelle und dem Finanzamt. Der hohe Verschlüsselungsstandard und das dezentral organisierte Datenbanksystem sollen vor unberechtigten Zugriffen schützen. Jeder Zugriff der estnischen Behörden auf den eigenen Datensatz wird zudem protokolliert und die Architektur der Open-Access-Software ist für die Nutzenden einsehbar. Um den Bürgerinnen und Bürgern in dem Flächenland den Zugang zum estnischen Bürgerportal zu eröffnen, waren landesweit Busse unterwegs, die digitale Aufklärung zum Bürgerportal betrieben haben.
Mitglieder des estonischen Jugendrings erklären der deutschen Delegation, dass in der Arbeit mit der russischen Minderheit sprachliche Herausforderungen bei der Bildung und Teilhabe von Heranwachsenden liegen. Durch die Übersetzung der Plattform ins Russische und Englische konnten auch Minderheiten im Land an den Plattformdiensten teilhaben. Die kulturelle Spaltung der estnischen Bevölkerung können sie dennoch nicht überbrücken.
Aktive Medienarbeit als Entwicklungspfad digitaler Jugendarbeit in Deutschland
In der kontrastierenden Betrachtung digitaler Jugendarbeit in Finnland und Estland zeichnen sich nationale Entwicklungspfade ab, die in die geografischen und historischen Bedingungen verankert sind. Im dünn besiedelten Finnland wurden die ersten Online-Technologien schon in den 1980er-Jahren in der Jugendarbeit eingesetzt, um landesweit Informationen zu Aktivitäten der Jugendarbeit zu bekommen. Diese Entwicklung zeigt sich noch heute, wo Jugendarbeiterinnen und -arbeiter unter anderem über Messenger-Dienste Beratungsangebote zur Verfügung stellen. Die Entwicklung der digitalen Jugendarbeit in Estland ist wesentlich durch die weitgehende Digitalisierung der Staatsverwaltung gekennzeichnet, die seit den späten 1990er-Jahren vorangetrieben wird. Diese Bemühungen wurden durch landesweite Medienbildungsprogramme orchestriert, um den Menschen die Teilhabe an diesen Verwaltungssystemen zu eröffnen.
Digitale Jugendarbeit in Deutschland scheint im Vergleich zu Finnland und Estland häufig rückständig und im Kontext der kommunalen Organisation der Jugendarbeit keine übergreifenden Ziele zu verfolgen. Um die Entwicklung der digitalen Jugendarbeit hierzulande besser zu verstehen, hilft auch hier der Blick auf die nationalen Pfade: Digitale Jugendarbeit entwickelte sich in Deutschland im Kontext der aktiven Medienarbeit, in der Jugendliche medienvermittelte Inhalte selbst erstellen. Diese ist in der Entwicklung der Medienpädagogik der 1970er- und 1980er-Jahre mit einem bildnerisch-emanzipatorischen Anspruch verortet, die im Bürgerfunk über die Herstellung von Radio- und Fernsehbeiträgen eine Gegenöffentlichkeit zum politischen Mainstream herstellt und in der Gegenwart in digitalen Artikulationskanälen eine Fortsetzung dieser Tradition erlebt. Damit einher geht eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen von Medientechnologien für das gesellschaftliche Leben, die in der digitalen Jugendarbeit über eine Sensibilität für Themen wie Datenschutz, Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre transportiert werden. Die Zukunft digitaler Jugendarbeit kann in Deutschland angesichts dieser Tradition darin liegen, sich über die Produktion von Algorithmen das emanzipatorische und partizipative Potenzial der aktiven Medienarbeit anzueignen. Zusätzlich können die Erfahrungen aus Finnland und Estland eine Orientierung bieten, um Jugendarbeit aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Hier können insbesondere die über mehrere Jahre entwickelten Digitalisierungsstrategien eine Ressource sein, von der die digitale Jugendarbeit in Deutschland profitieren kann.
Marcus Müller: Spies, Thomas, Kurt, Şeyda & Pötzsch, Holger (Hrsg.) (2024). Spiel*Kritik. Kritische Perspektiven auf Videospiele im Kapitalismus. Bielefeld: transcript. 332 S., 40,00 € (und kostenlos als Download verfügbar).
Der Sammelband Spiel*Kritik von Spies, Kurt und Pötzsch führt mit den Kapiteln Erinnern, Arbeiten, Ermächtigen und Agitieren durch die Welt der Videospiele im Kapitalismus und beleuchtet die virtuellen Welten im Wechsel-
spiel mit den realen Umständen, unter denen sie produziert, gespielt und erlebt werden. Der Spannungsbogen führt von einer historischen Betrachtung der Computerspiele, über die Darstellung von Arbeit in Computerspielen und den Arbeitsbedingungen der Spielentwickler*innen, über die Repräsentation von Minderheiten, bis hin zur Betrachtung von Handlungen inner- und außerhalb von Spielen.In den Beiträgen soll Kritik im Anschluss an die Frankfurter Schule als ein Projekt verstanden werden, in dem Ideologien der Herrschenden analysiert und entschleiert werden, um alternative – beispielsweise feministische – Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Den Herausgeber*innen geht es dabei darum „[…] Medienproduktion und -konsum in weiteren gesellschaftlichen Kontexten zu verorten und damit deren komplexe politische Rolle greifbar zu machen.“. Hierbei wird vorausgesetzt, dass Videospiele grundsätzlich dazu geeignet sind, politische Werte zu vermitteln und politische Themen zu verhandeln.
Viele Beiträge gehen von normativen Ansätzen aus und beanspruchen, Theorie und Praxis zu verbinden. In manchen Beiträgen ist eine Positionierung der Autor*innen erkennbar, welche mit Anregungen zu aktivem Handeln verbunden wird. So schreibt etwa Astrid Ensslin, dass sich aus ihrem Beitrag neue Analyse-
ansätze und Gestaltungsoptionen ergäben, die „[…] sowohl dem Edutainment als auch dem politischen Aktivismus dienen.“ Thomas Spies schlägt vor, dass polizeiliche Gewalt bewusst sichtbar gemacht werden solle, um gegen ihre Unsichtbarkeit entgegenzuwirken.Die Lektüre des Sammelbandes setzt ein gewisses Grundwissen über Videospiele voraus und ist für alle interessant, die mehr über die noch junge Disziplin der Game Studies erfahren wollen.
Marcus Müller: Maurer, Björn; Rieckmann, Marco & Schluchter, Jan-René (Hrsg.) (2024). Medien – Bildung – Nachhaltige Entwicklung. Inter- und transdisziplinäre Diskurse. Weinheim, Basel: Beltz Juventa. 350 S., 78,00 €
Daten werden nicht aufgesammelt, sondern erhoben. Sie sind keine naturgegebene Ressource; vielmehr werden sie auf spezifische Art und Weise erstellt. So der rote Faden, welcher den Sammelband Medien – Bildung –
Nachhaltige Entwicklung durchzieht. Ebenso gestaltbar wie Datensätze ist eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Vor allem Bildung wird in diesem Buch als zentrales Mittel zu einer solchen Entwicklung gehandelt.Schon die drei Kernbegriffe – Medien, Bildung, Nachhaltige Entwicklung – bilden eine komplexe Gemengelage. Unser Wissen über Umweltverschmutzung erhalten wir maßgeblich durch mediengestützte Bildungsprozesse. So wird im Sammelband entsprechend eine Projektidee vorgestellt, bei der Kinder mithilfe von digitalen Lerngeräten die Verschmutzung in ihrer Stadt bewerten und erfassen können, um so eine Aufräumaktion zu starten. Gleichzeitig verursachen die digitalen Endgeräte - also die Medien, mit denen wir von der Verschmutzung erfahren – selbst Datenmüll. Ein Prozess, der sich in einem handfesten Ressourcenverbrauch und Emissionsausstoß manifestiert. In den Beiträgen entwickeln die Autor*innen Bildungsangebote, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen sollen und dabei Machtverhältnisse sowie strukturelle und analytische Gesichtspunkte berücksichtigen. Dabei unternehmen sie den Versuch digital- und mediengestützte Lernangebote nicht bloß als Teil der Lösung, sondern stets auch als Teil des Problems zu erkennen.
Insgesamt entsteht so eine differenzierte und kritische Betrachtung dreier Megathemen des 21. Jahrhunderts. Der Band richtet sich vor allem an Akteur*innen aus Bildungskontexten, doch im Grunde gehören diese Themen zu keiner festen Zielgruppe, denn Bildung, Medien und die Transformation zu einer nachhaltigen Lebensweise gehen uns alle etwas an.
Marcus Müller: Hartong, S. & Renz A. (2024). Digitale Lerntechnologien. Von der Mystifizierung zur reflektierten Gestaltung von EdTech. Bielefeld: transcript, 260 S., 30,00 €.
Hartong, S. & Renz A. (2024). Digitale Lerntechnologien. Von der Mystifizierung zur reflektierten Gestaltung von EdTech. Bielefeld: transcript, 260 S., 30,00 €.
Folgt eine neue Lernsoftware in der Schule den Logiken der Pädagogik oder denen der Technikunternehmen, die die Software entwickelt haben? Das Geschäftsmodell der Hersteller von Lernsoftware besteht in Datenerhebun-
gen und der Schaltung von Werbeanzeigen.nSprechen wir dann noch von Lernsoftware (EdTech) oder besser von Werbesoftware (Ad-Tech)? Im Sammelband Digitale Lerntechnologien, herausgegeben von Hartong und Renz,
konfrontieren die Autor*innen digitale Lerntechnologien mit solchen kritischen Überlegungen. Eine Besonderheit an diesem Sammelband sind kurze Interviews, welche die Herausgeber*innen mit Menschen aus der Praxis geführt haben. In diesen Zwischenspielen soll Stimmen Gehör geschenkt werden, die mit der praktischen Umsetzung von digitalgestützten Lernangeboten befasst sind, um eine möglichst lebensnahe Diskussion zu gewährleisten. Das Feld EdTech beschreiben die Herausgeber*innen als ein Werkzeug, dass primär Lehr- und Lerninhalte zugänglich machen und somit eine Erleichterung oder Unterstützung von Lernprozessen ermöglichen soll. Außerdem stellen sie fest, dass im Bereich EdTech unterschiedliche Schwerpunktsetzungen auf Pädagogik oder Technik vorliegen, was zu unterschiedlichen Zielvorstellungen und entgegengesetzten
Interessen führen kann. Wie so oft wird hier wieder deutlich: Selten können mehrere Themenbereiche berührt werden, ohne dass hierbei Reibung entsteht. Der digitale Raum steht mit all den Möglichkeiten und Gefahren dem geschützten Raum der Schule gegenüber.Die Herausgerber*innen beklagen eine Mystifizierung der Debatten um EdTech, bei der mit großen Begriffen wie Digitalisierung und globaler Gestaltung gearbeitet und so undeutlich wird, wovon eigentlich die Rede ist. Diesem Trend soll mit engem Praxisbezug und ausgewogenen Analysen entgegengestanden werden. Daher wird in diesem Buch anhand von konkreten Beispielen, wie Antolin, Lernmanagementsystem Hamburg (LMS-HH) oder Sofatutor eine Software- bzw. Plattformkritik vollzogen.
Auf der Leseplattform Antolin werden für analog gelesene Bücher Quiz für Kinder angeboten, die das Leseverständnis abfragen sowie die Lesemotivation steigern sollen. Anhand von Befragungen und Untersuchungen zur Nutzung der Plattform stellte sich heraus, dass vor allem die Punktebewertung durch die Plattform einen Einfluss auf das Lernen hat. So ist einigen Kindern das Punktesammeln bei den Quiz besonders wichtig; das Gelesene rückt dabei in den Hintergrund. Der Einsatz solcher Quantifizierungsmethoden, die manchmal sogar in die Benotung einfließen, beeinflusst die pädagogische Zielsetzung.
Zum Lernmanagementsystem Hamburg merkt Brandau an, dass „im initialen Softwaredesign von LMS-HH […] durch technische und auch politisch-strategische Entscheidungen“ bestimmte Annahmen über Bildung und Schule stecken, die es bei einer kritischen Auseinandersetzung zu identifizieren und zu diskutieren gilt.
Nach diesen Fallbeispielen folgt ein Analysewerkzeug von Deny und Weich, mit dem Praktiker*innen selbst eine Lernsoftware analysieren können sollen. Hierfür schlagen sie die Medienkonstellationsanalyse nach Weich vor, bei der vier Bereiche zu berücksichtigen sind. Neben der Materialität des Mediums sollen das Wissen und die Praktiken, die für die Benutzung des Mediums notwendig sind, betrachtet werden; zudem der Inhalt bzw. der konkrete Text und die grafischen Elemente oder Töne. Zuletzt geht es um die Subjektposition, also die spezifischen Anforderungen und Handlungsmöglichkeiten, die ein Medium von den beteiligten Personen verlangt. Diese Elementgruppen kann man durchgehen, wenn man ein bestimmtes Medium analysiert. Hierbei wird man zur Spezifizierung angehalten und soll so eine konkrete App statt pauschal digitale Technologien insgesamt analysieren. Die Autor*innen gestehen zu, dass dies „auf der einen Seite anstrengend, komplexitätssteigernd und auch niemals abgeschlossen“ ist, jedoch klarer definiert wird, „was überhaupt Gegenstand der Reflexion ist“. Insgesamt gelingt es in den Beiträgen häufig, ein Für und Wider der digitalen Technologien darzustellen, ohne sich voreilig einem der beiden Lager anzuschließen. Somit ist der Sammelband für Praktiker*innen interessant, die ihre eigene Position überdenken wollen oder mit einem Team in einer Bildungseinrichtung arbeiten, in der die Fronten der Befürworter*innen und Gegner*innen von Digitalisie-
rung verhärtet sind und eine Analyse etwa mithilfe der Medienkonstellationsanalyse für eine Versachlichung sorgen kann. Ungeachtet, ob man noch am Anfang der Einbindung von digitalen Geräten steht oder schon mittendrin ist – dieses Buch kann helfen, in die kritische Distanz zu treten, damit klarer wird, in welche Richtung es gehen soll.Marcus Müller: EduFunk: Ein Podcast über digitalen Unterricht
Weghuber, Anna & Löhlein, Christian (2024). EduFunk. Podcast, kostenlos, verfügbar auf diversen Podcast-Plattformen.
Nach einem prägnanten Einleitungszitat ist bei EduFunk ein kurzes Musikriff im Funk-Stil zu hören und los geht der Einblick in die Praxis der digitalgestützten Pädagogik. Ziel von EduFunk ist es, Lehrkräfte zu inspirieren und ihnen Mut zu machen, mit Neugier die Möglichkeiten digitaler Medien im Unterricht zu entdecken. Die beiden Lehrkräfte Anna Weghuber und Christian Löhlein sind bereits seit fünf Staffeln die Hosts des Podcasts. Anna Weghuber unterrichtet in Linz und gibt dort auch Seminare an der Pädagogischen Hochschule. Christian Löhlein unterrichtet am Internat Villa Wewersbusch – der ersten Apple Distinguished School in Deutschland. Gemeinsam interviewen sie Menschen, die digitale Medien praktisch und ambitioniert zu Lernzwecken einsetzen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf digitalen Anwendungen und es geht manchmal sehr kleinteilig, aber dadurch sehr praxisnah darum, wie man beispielsweise Schriftarten am iPad geschickt installieren kann oder auch um bestimmte Apps wie Goodnotes, Numbers oder GarageBand. Zuweilen sind auch bekannte Gesichter aus der digitalen Bildungsszene zu Gast, wie etwa Mirko Drotschmann, der den YouTube-Kanal Mr. Wissen2Go gegründet hat oder der bekannte Mathematikdidaktiker Prof. Dr. Christian Spannagel. Darüber hinaus gibt es auch Folgen zur inhaltlichen Ausgestaltung von Unterricht, zum Beispiel in Form von Barcamps oder mit Hilfe der Methoden des Digital Storytellings.
Insgesamt ist es in den jeweils circa 30-minütigen Folgen angenehm, dass das Moderator*innenteam seinen Gästen viel Raum bietet, ihre Methoden, Produkte und Sichtweisen darzustellen. Allerdings wären manchmal mehr kritische Distanz bzw. kritisches Nachfragen zu den vorgestellten Produkten wünschenswert. Kritik an und Distanz zu einem Produkt würden dieses nicht gleich in Frage stellen, sondern für ein tieferes Verstehen seiner Charakteristiken, Vor- Und Nachteile sorgen. Wenn man als Zuhörende*r diese kritische Distanz selbst herstellt, kann man viel Wissenswertes und auch Inspiration aus den Folgen ziehen.