Prof. Dr. Michael Niehaus
Beiträge in merz
Michael Niehaus: Von Abenteuerromanzen und Zockerdramen
Solche Einteilungen haben Tradition. In der schönen Literatur wird bekanntlich von Alters her die Einteilung in Gattungen und Untergattungen vorgenommen: Drama, Lyrik, Epik, Roman, Erzählung, Novelle. Über den Status solcher Einteilungen herrscht, seit es keine Gattungsvorschriften mehr, aber dafür die Literaturwissenschaft gibt, keine Einigkeit. Handelt es sich um trennscharfe Klassifikationen anhand von Merkmalen, die letzlich in einem platonischen Ideenhimmel beheimatet sind? oder handelt es sich doch eher um veränderliche Institutionen, die uns ermöglichen, Ähnlichkeiten von Texten oder Filmen wahrzunehmen und sie in Gruppen zusammenzufassen?
Wie dem auch sei - unbestritten ist der Nutzen solcher Gattungsbegriffe. Sie sind, wie man gesagt hat, "soziokulturelle Verständigundbegriffe" und leisten das, wovon jeder Gebrauch macht, wenn die Programmzeitschrift aufschlägt: Reduktion von Komplexität.Damit ist allerdings noch wenig über das Funktionieren solcher Genre-Zuweisungen gesagt, wie sie uns in den Programmzeitschriften entgegentreten.
Wer einmal aufmerksam auf diese Genrebezeichnung geworden ist, dem können sie einiges zu denken geben. Die folgenden Ausführungen basieren auf einer empirischen Untersuchung: ein halbes Jahr lang wurden alle vorkommenden Genrebezeichnungen in TV-Spielfilm gesammelt...( merz 04/2003, S. 58 - 65 )