Martin Noweck
Zur Person
(Jahrgang 1974)Freier technischer Mitarbeiter beim Jugendfernsehen maTz TV.Beiträge in merz
Ilona Herbert und Martin Noweck: LiFE is HEART – ein Werkstattbericht
Die LiFE-Jugendmedienredaktion ist ein neues Format, das sich aus den Jugendredaktionen matzTV (Fernsehen) sowie Störfunk und Junge Talente (Radio) entwickelt hat. Jugendliche haben die Möglichkeit, sich als Redakteurinnen und Redakteure von Beiträgen für unterschiedliche Medien zu erproben und sich dabei mit ihren Themen auseinanderzusetzen. Die LiFE-Redaktion nahm im Januar 2018 ihre Arbeit auf, das Format LiFE startet voraussichtlich im Juni 2018.
Martin Nowek: CNN lies
Der Sieg über die arabischen Staaten im Sechstagekrieg 1967 schuf in Israel eine Atmosphäre der nationalen Arroganz und das Gefühl, dass militärische Stärke die Lösung aller politischen Probleme darstellen könnte. Dies hatte zur Folge, dass der Sechstagekrieg und die israelischen Streitkräfte selbst zu Objekten der populären und damit auch medialen Faszination wurden. Das nahezu humanistische Bildungsideal der Filme der vorangegangen Epoche zwischen Staatsgründung und Sechstagekrieg wich einer detaillierten Darstellung von Militäroperationen, so dass Krieg zu einem virtuellen Protagonisten wurde. Anders als vor 1967 konzentrierte sich - nach einer kurzen Exposition der Problematik - die gesamte narrative Energie auf die Frage, ob die israelischen Streitkräfte siegen werden: die Annahme, dass sie keine bösen Absichten haben, wurde vorausgesetzt.Einer der ersten Filme dieses neuen Genres war "The Great Escape" von Regisseur Menahem Golan, der die erfolgreiche Rettung israelischer Kriegsgefangener aus einem syrischen Gefängnis zeigt.
Die Präzision militärischer Details erreichte Golan mit der Unterstützung der israelischen Armee, welche erbeutete syrische Waffen und Transportmittel an den Filmemacher verlieh. Golans filmische Phantasie in "The Great Escape" wurde mit "Operation Thunderbolt" um den realen Bezug erweitert. Dieser Film basiert auf der Flugzeugentführung einer Air France Maschine nach Entebbe in Uganda und hat damit einen historischen und zum Zeitpunkt der Entstehung sehr aktuellen Bezug: am 26. Juni 1976 bringen pro-palästinensische Terroristen einen Airbus der Air France mit 258 Menschen an Bord in ihre Gewalt. Etwa 150 nicht-jüdische Passagiere werden bis zum 1. Juli 1976 freigelassen und die restlichen 100 Geiseln von einer israelischen Kommandoeinheit in einer spektakulären Rettungsaktion befreit.
Die israelische Filmversion "Mivtza Yonathan" ("Operation Thunderbolt") unter der Regie von Golan übertraf zwei Hollywood-Adaptionen dieses Stoffes: ein Dutzend der echten Geiseln, mehrere Mitglieder des Kommandos sowie Premierminister Rabin und Verteidigungsminister Perez spielten sich selbst, Klaus Kinski die Rolle eines Terroristen. Golan begriff das Ereignis nicht als Spannungs- oder Abenteuerfilm, sondern als Tragödie und implizierte ein Szenario, welches weit über das Bild der "guten" Kommandoeinheiten hinausging, die über "böse" Terroristen triumphieren. Für ihn stellt Entebbe die Wiederholung des Zustandes dar, welcher den Holocaust erst ermöglicht hat..
( merz 2002/06, S. 366 - 369 )