Dr. Thomas Pyhel
Beiträge in merz
Jutta Mannigel / Thomas Pyhel: Nachhaltigkeit spannend und humorvoll kommunizieren: "Graslöwen TV"
Umweltkommunikation für Kinder im Grundschulalter stellt Kommunikationsfachleute vor zwei Herausforderungen: Zum einen sind die zunächst komplexen umweltthematischen Zusammenhänge für Kinder anschaulich und ansprechend darzustellen. Zum anderen gilt es, die unterschiedlich ausgeprägte Lesekompetenz der Zielgruppe zu berücksichtigen. Wie also können sechs- bis zehnjährigen Kindern die ökologischen Kernbotschaften der Agenda 21 ansprechend und insbesondere breitenwirksam vermittelt werden? Die Initiatoren des Projekts „Graslöwen TV“ sind überzeugt, dass dies vor allem unter Einbeziehung des Mediums Fernsehen gelingen kann: Es vermag ein großes Spektrum der Zielgruppe zu unterhalten, zu informieren und zu motivieren.
„Graslöwen TV“, das ist die Medieninitiative der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die seit 1999 in Kooperation mit dem KI.KA für die Zielgruppe der Sechs- bis Zehnjährigen spannende und erlebnisorientierte Fernsehformate entwickelt, produziert und ausstrahlt. Ob Serie, Quiz oder Multimedia-Ereignis – wichtig ist, dass die Fernsehsendungen Kindern im Grundschulalter die Themen der Agenda 21 spannend und altersgerecht nahe bringen und zum eigenen Handeln motivieren, zum Beispiel im Graslöwen Club. Im Mittelpunkt der Serien und Spielfilme aus „Graslöwen TV“ stehen deshalb erzählende Formen, ungewöhnliche Protagonisten und vor allem Formate, die Spaß und gute Laune bieten. Zur Identifikation der Zielgruppe mit den Inhalten trägt das Maskottchen der Initiative bei, der Graslöwe mit der grünen Mähne. Flankierend zum Leitmedium Fernsehen werden zusätzliche Kommunikationskanäle in den Bereichen Print und audiovisuelle Medien genutzt und miteinander verknüpft. Durch die sich hieraus ergebenden Synergieeffekte werden weitere Möglichkeiten geschaffen, Kinder im Grundschulalter an das für sie komplexe Thema Nachhaltigkeit heranzuführen.
Die Einbindung neuer Medien wie etwa des Internets, trägt nicht nur dazu bei Grundschulkindern frühzeitig Medienkompetenz zu vermitteln. Vielmehr sind neben dem Informationsaspekt auch die Interaktionsmöglichkeiten auszuschöpfen. Vor diesem Hintergrund öffnet die Nutzung des Internet im Rahmen des Projekts „Graslöwen TV“ ein wichtiges Fenster: Zunächst für die Zielgruppe, die sich mit ihren Kommentaren und Fragen unmittelbar an den Graslöwen und an sein Team wenden kann. Hierdurch kann die Authentizität der Graslöwen-Botschaften in der Wahrnehmung der Kinder erheblich gesteigert werden. Gleichzeitig ermöglicht der dialogische Charakter der Kommunikation den Initiatoren von „Graslöwen TV“, wertvolle Rückmeldungen und Informationen aus der Zielgruppe zu erhalten. Auf diese Weise kann auf die spezifischen Bedürfnisse und Wünsche der Sechs- bis Zehnjährigen eingegangen und die Kommunikation entsprechend modifiziert werden. Mindestens ebenso wichtig wie die Wahl des Mediums ist in der Umweltkommunikation für Kinder jedoch die Art der Ansprache: Aufmerksamkeitsstark und anziehend muss sie sein, um komplexe Themen in der jungen Zielgruppe kurzweilig zu vermitteln.
Was für die Umwelt geradezu schädigend wirkt, ist dabei von fast existenzieller Wichtigkeit: Die Verpackung. Sie muss Interesse wecken, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu erheben, und sie muss originelle Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Aber vor allem muss sie Spaß machen, denn Spaß ist unter Kindern und Jugendlichen eine der entscheidenden Voraussetzungen für Engagement. Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, ein Thema bis in alle Tiefen zu durchleuchten, sondern es überhaupt aufzugreifen und anzusprechen – und zwar auf möglichst humorvolle Art und Weise: Im günstigen Fall werden Kinder zum Nachdenken über Umweltthemen, im besten Fall sogar zum eigenen Umwelthandeln motiviert.
(merz 2004-5, S. 29-31)