Susanne Roboom
Beiträge in merz
Susanne Roboom: Gibt‘s dafür ‘ne App?
Medieneinsatz im Elementarbereich ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Die medienpädagogische Kompetenz des Erziehungspersonals wie auch die technische Ausstattung der Kitas ist ausbaufähig und Medien nehmen in der Ausbildung von Erziehenden noch immer einen geringen Stellenwert ein. Und da taucht auch schon wieder ein ‚neues‘ Medium auf und verlangt eine Stellungnahme und pädagogische Haltung! Tablets im Kindergarten? Auch hier gibt es konträre Lager. Aber es kommt auf das Wie an, wenn man diese ‚digitalen Alleskönner‘ in Kinderhände gibt. Wie kann das aussehen? Worauf muss man achten? Welche Erfahrungen gibt es bereits? Was können pädagogische Fachkräfte anbieten?
Literatur:
Feierabend, Sabine/Mohr, Inge (2004). Mediennutzung von Klein- und Vorschulkindern. In: Media Perspektiven Nr. 9, S. 453-461.
MPFS (2012). FIM 2011. Familie, Interaktion & Medien. Untersuchung zur Kommunikation und Mediennutzung in Familien. www.mpfs.de/fileadmin/FIM/FIM2011.pdf [Zugriff: 29.01.2013].
Neuß, Norbert (2012). Kinder & Medien. Was Erwachsenen wissen sollten. Hannover: Friedrich Verlag.
Orde, Heike vom (2013). Grunddaten Kinder und Medien 2012. Zusammengestellt aus verschiedenen Befragungen und Studien. www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/Grunddaten_Kinder_u_Medien_2012_de.pdf [Zugriff: 29.01.2013].
Rösch, Eike/Demmler, Kathrin/Jäcklein-Kreis, Elisabeth/ Albers-Heinemann, Tobias (Hrsg.) (2012). Medienpädagogik Praxis. Handbuch. Grundlagen, Anregungen und Konzepte für Aktive Medienarbeit. München: kopaed.
Sächsische Staatsministerium für Kultus & Stiftung Lesen (Hrsg.) (2012). Mediale Welten. Medienbildung bei Kindern im Alter von 5 bis 8 Jahren in Kindertageseinrichtung und Grundschule. www.stiftunglesen.de/mediale_welten [Zugriff: 29.01.2013].
Sander, Uwe/Gross, Friederike von/Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.) (2008). Handbuch Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag.
Schneider, Beate/Scherer, Helmut/Gonser, Nicole/Tiele, Annekaryn (2010). Medienpädagogische Kompetenz in Kinderschuhen. Eine empirische Studie zur Medienkompetenz von Erzieherinnen und Erziehern in Kindergärten. Schriftenreihe der NLM, Band 27.
Six, Ulrike/Gimmler, Roland (2007). Förderung von Medienkompetenz im Kindergarten. Eine empirische Studie zu Bedingung und Handlungsformen der Medienerziehung 2007. Schriftenreihe Medienforschung der LfM, Band 57.
Stiftung Lesen (2012). Vorlesestudie 2012: Vorlesen mit Bilder- und Kinderbuch-Apps. Repräsentative Befragungvon 250 Vätern und 250 Müttern. www.stiftunglesen.de/vorlesestudie-2012 [Zugriff: 29.01.2013].
Stiftung Lesen (2011). Vorlese-Studie 2011: Die Bedeutung des Vorlesens für die Entwicklung von Kindern.Repräsentative Befragung von 10- bis 19-Jährigen. www.stiftunglesen.de/vorlesestudie-2011 [Zugriff: 29.01.2013].
Linkswww.ipad-agogik.de/?p=188 [Zugriff: 30.01.2013]www.ipad-mag.de/2012/04/10/ipad-kindergarten/ [Zugriff: 28.01.2013].
www.my-pad.ch/das-projekt/ [Zugriff: 30.01.2013]
ONLINE EXKLUSIV: Susanne Roboom. Kindgerechte Medienbildung im Elementarbereich - Modellprojekte in Niedersachsen
Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche und damit einhergehende Transformationsprozesse sind seit Jahren relevante gesellschaftliche Themen, die auch die Lebenswelten von Kindern und somit die Anforderungen an die frühkindliche Bildung betreffen. Die Vision vom Kindergarten als medienfreier Schonraum, als Ort, der ‚reale Erfahrungen‘ ermöglicht und vor digitalen Gefahren schützt, rückt zunehmend in den Hintergrund. Gerade der Kindergarten als erstes Glied der Bildungskette kann wesentliche Grundlagen schaffen, um Kindern einen chancengleichen, kritischen und kreativen Umgang mit Medien zu ermöglichen und Eltern in der Wahrnehmung ihrer medienerzieherischen Aufgaben zu unterstützen (Eder et. al., 2017).
In vielen Kindertageseinrichtungen spielt Medienbildung allerdings im Vergleich zu anderen Bildungsbereichen noch immer eine eher untergeordnete Rolle. Studien (unter anderem Nieding & Klaudy, 2020; Schubert et al., 2018; Meister et al., 2012; Six & Gimmler, 2007) zur Situation der Medienerziehung in KiTas und zur medienpädagogischen Ausbildung von Erzieher*innen zeigen seit Jahren dringenden Handlungsbedarf auf: Die medienpädagogische Kompetenz der Fachkräfte wie auch die technische Ausstattung der KiTas ist ausbaufähig und Medien nehmen in der Ausbildung von Erzieher*innen mehrheitlich noch immer einen geringen Stellenwert ein. Und selbst wenn Handlungsbedarf erkannt wird, fühlen sich viele Fachkräfte hinsichtlich der Anforderungen einer frühkindlichen Medienerziehung orientierungslos und überfordert. In zentralen Fragen rund um die frühkindliche Medienbildung benötigen KiTa Teams daher Qualifizierungsangebote und prozesshaft fachliche Unterstützung.
QUALIFIZIERUNGSINITIATIVE KINDGERECHTE MEDIENBILDUNG (KIM)
An dieser Stelle setzt die Qualifizierungsinitiative Kindgerechte Medienbildung (KIM) an. In ihrem Rahmen ist 2022 zunächst in einer interdisziplinären Expert*innen Gruppe eine Handreichung inklusive eines Kompetenzprofils für die Medienbildung in KiTas entwickelt worden: das Rahmencurriculum KiMElementar (https:// kitamedien.bipnds.de). Im Frühjahr 2023 startete dann die landesweite KIM Qualifizierungsinitiative, die vom Niedersächsischen Kultusministerium finanziert und von Blickwechsel e. V. in Kooperation mit dem Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung e. V. (nifbe) durchgeführt wird.
Wesentliches Ziel der Qualifizierungsinitiative ist es, ein medienpädagogisches Schulungs und Beratungsnetzwerk zu schaffen und bei den Fachkräften eine ‚medienpädagogische Konstante‘ für die pädagogische Praxis zu verankern, um damit die nachhaltige Implementierung von Medienbildung in der frühkindlichen Bildung zu realisieren.
Mit fünf Auftaktveranstaltungen wurde die Initiative im Frühjahr 2023 landesweit bekannt gemacht, um im Feld insgesamt für das Thema Medien-bildung zu sensibilisieren und Multiplikator*innen für eine Qualifizierung zu sogenannten KIM Coaches zu gewinnen. 40 KIM Coaches führen seit September 2023 bis Ende 2024 insgesamt 80 sogenannte KIMPakete in den Kindertageseinrichtungen durch. Ein KIM Paket besteht aus einer dreitägigen Inhouse Qualifizierung für KiTa Teams sowie einer Prozessbegleitung im Umfang von circa zehn Stunden. Die Prozessbegleitung soll insbesondere dazu dienen, das in der Qualifizierung Reflektierte, Erfahrene und Erlernte in die KiTa Praxis umzusetzen sowie bei der Erarbeitung von Medienkonzepten zu unterstützen.
MEDIENBILDUNG IN WOLFSBURGER KITAS
Ein weiteres Modellprojekt hat die Stadt Wolfsburg gestartet, um Medienbildung nachhaltig und mit Konzept in der Wolfsburger frühkindlichen Bildungslandschaft zu thematisieren, zu verankern und zu einem anerkannten Lernbereich und Erfahrungsfeld zu machen. Dazu hat die Abteilung Frühkindliche Bildung der Stadt Wolfsburg – begleitet und beraten durch den Blickwechsel e. V. – eine Rahmenkonzeption erarbeitet, die den Trägern von Kindertageseinrichtungen und den frühkindlichen Bildungsorten eine solide Grundlage für das pädagogische Handeln liefert. Wolfsburg nimmt durch die Initiierung des Modellprojekts ein Stück weit eine Pionierinnenrolle ein. Es gibt zwar bereits einige Träger und natürlich auch viele Kitas, die sich medienpädagogisch auf den Weg gemacht haben, aber mit der Erarbeitung einer Rahmenkonzeption nimmt Wolfsburg seine Verantwortung als Kommune ernst und schafft einen klaren Orientierungsrahmen, an dem alle Akteur*innen im Bereich der früh-kindlichen Bildung ihr pädagogisches Handeln ausrichten können. Der Transfer in Praxis wird durch InhouseSchulungen mit Prozessbegleitung sowie die Schulung von Multiplikator*innen gewährleistet, die vom Blickwechsel e. V. realisiert werden. Die Rahmenkonzeption und Praxiserfahrungen werden im Mai 2024 auf einem großen Fachtag zur Medienbildung vorgestellt.
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Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.Zitiervorschlag
Roboom, Susanne (2024). Kindgerechte Medienbildung im Elementarbereich. Modellprojekte in Niedersachsen. In: merz | medien + erziehung, 68(1), S. 113–115. https://www.merz-zeitschrift.de/fileadmin/user_upload/merz/merz_24_1_ONLINE_EXKLUSIV_Roboom_Kindgerechte_Medienbildung_im_Elementarbereich.pdf
Literatur
Eder, S., Brüggemann, M., & Kratzsch, J. (2017). Kinder im Mittelpunkt: Frühe Bildung und Medien gehören zusammen. Positionspapier der GMK- Fachgruppe Kita.https://gmknet.de/fileadmin/pdf/gmk_medienbildung_kita_positionspapier.pdf
Meister, D.M., Friedrichs, H., Keller, K., Pielsticker, A., & Temps, T. (2012). Chancen und Potenziale digitaler Medien zur Umsetzung des Bildungsauftrags in Kindertageseinrichtungen in NRW: Forschungsbericht der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) und der Universität Paderborn. https://kw.unipaderborn.de/fileadminkw/fakultaet/Institute/medienwissenschaften/Medienpaedagogik_und_empirische_Medienforschung/Archiv/Kitas_NRW_bericht_2012.pdf
Nieding, I., & Klaudy, K. (2020). Digitalisierung in der frühen Bildung. Der Umgang mit digitalen Medien im Spannungsfeld zwischen Schutzraum und Schlüsselkompetenz. In A. Wilmers, C. Anda & C. Keller (Hrsg.), Bildung im digitalen Wandel. Die Bedeutung für das pädagogische Personal und für die Aus- und Fortbildung (S. 31–56). Waxmann.
Roboom, S. (2022). Auf ein ausgewogenes Maß kommt es an … Bedeutung und Potenzial von digitalen Medien in der Kita. KiTa aktuell spezial, 13(3).
Schubert, G., Brüggen, N., Oberlinner, A., Eggert, S., & Jochim, V. (2018). Haltungen von pädagogischem Personal zu mobilen Medien, Internet und digitalen Spielen in Kindertageseinrichtungen. Bericht der Teilstudie „Mobile Medien und Internet im Kindesalter – Fokus Kindertageseinrichtungen“. JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis.
Six, U., & Gimmler, R. (Hrsg.) (2007). Die Förderung von Medienkompetenz im Kindergarten. Eine empirische Studie zu Bedingungen und Handlungsformen der Medienerziehung. Vistas.