Yuliya Romanyuk
Beiträge in merz
Christian Finger, Hans-Ulrich Grunder, Patric Raemy, Yuliya Romanyuk, Tim Sommer: Der Lernstick als Lerninstrument in der Schule: Ergebnisse einer empirischen Studie
Die Wirkung des Arbeitens mit dem Lernstick, ein von der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickeltes mobiles Lernmedium zur Integration Neuer Medien in der Schule, ist bisher völlig unklar. Das zentrale Ziel dieser Studie bestand folglich darin, den Einfluss der Nutzung des Lernsticks im schulischen und ausserschulischen Umfeld auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler zu prüfen und zu klären, ob der Lernstick als Lernmedium geeignet sei.
Literatur:
Grunder, Hans-Ulrich/Bohl, Thorsten (2004). Neue Formen der Leistungsbeurteilung in den Sekundarstufen I und II. Baltmannsweiler: Schneider.
Grunder, Hans-Ulrich/Rohrer, Walter/Schwab, Stanley/ Widmer Märki, Isabelle (2009). Masterplan. Bericht zuhanden der Hasler Stiftung. Solothurn: PH FHNW.
Grunder, Hans-Ulrich/Finger, Christian/Romanyuk, Yuliya/Sommer, Tim/Raemy, Patrick (2013). Der Lernstick in der Schule: Empirische Studien zu Akzeptanz und Wirkungen eines Lerninstruments im Unterricht. Bad Heilbrunn: Klinkhardt (in Druck).
Jürgens, Eiko/Sacher, Werner (2008). Leistungserziehung und pädagogische Diagnostik in der Schule. Grundlagen und Anregungen für die Praxis. Stuttgart: Kohlhammer.Moser, Heinz (2005). Wege aus der Technikfalle. eLearning und eTeaching. Zürich: Pestalozzianum.
Moser, Heinz (2008). Einführung in die Netzdidaktik. Lernen und Lehren in der Wissensgesellschaft. Zürich/Baltmannsweiler: Schneider.
SFIB (2006). Didaktik – Computer im Unterricht – Didaktik und Methodik. Onlinedokument guides.educa.ch/sites/default/files/didaktik_d_lang.pdf [Zugriff: 12.03.2013].
Weinert, Franz E. (2001). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In: Weinert, Franz E. (Hrsg.), Leistungsmessungen in Schulen. Weinheim/Basel: Beltz. S. 17-31.
Zlatkin-Troitschanskaia, Olga (2011). Kompetenz und ihre Erfassung – das neue ‚Theorie-Empirie-Problem‘ der empirischen Bildungsforschung? In: Zlatkin-Troitschanskaia, Olga (Hrsg.), Stationen empirischer Bildungsforschung. Traditionslinien und Perspektiven. Wiesbaden: VS Verlag, S. 218 - 233.
Christian Finger, Yuliya Romanyuk, Tim Sommer, Patric Raemy und Hans-Ulrich Grunder: INTED 2012 – Ein Rückblick
Vom 5. bis zum 7. März 2012 fand die dreitägige Konferenz INTED ‘6th International Technology, Education and Development Conference’ in Valencia (Spanien) statt, die von der International Association for Technology, Education and Development (IATED) organisiert wurde. Die IATED ist eine Non-Profit-Organisation, die sich zum Ziel setzt, über Landesgrenzen hinweg Institutionen und Organisationen, welche sich im Bildungsbereich mit Technologien und der Wissenschaft auseinandersetzen, zusammenzuführen und zu einem Dialog zu bewegen. Um dieses Ziel zu erreichen, organisiert die IATED jährlich mehrere Tagungen. Eine dieser Konferenzen ist die INTED, an der es heuer um das Verhältnis von Technologie, Erziehung und Entwicklung ging. Weil im Forschungsprojekt ‘m-Learning in der Schule – der Lernstick als Lerninstrument (mLS)‘ dieser Zusammenhang ebenfalls zur Diskussion steht, insbesondere die Frage der Wirksamkeit des Lernstickeinsatzes in der Schule, nahmen Mitglieder des Forschungsteams an der Tagung teil. Das internationale Forum bot den über 600 Partizipierenden aus 67 Ländern eine Plattform für Präsentationen und Erfahrungsaustausch in den Bereichen Technologie, Bildung, Entwicklung und internationale Zusammenarbeit. Der inhaltliche Schwerpunkt der zahlreichen, parallel geführten Vorträge, Poster und virtuellen Sitzungen lag in den Themen mLearning, eLearning und blended Learning. eLearning steht für electronic learning, also das elektronisch unterstützte Lernen. mLearning baut auf dem eLearning auf, fokussiert jedoch auf die Mobilität. Es bezeichnet jenes Lernen, welches mittels elektronischer Medien erfolgt und orts- und zeitunabhängig ist. Die Kombination von unterschiedlichen Lernformen wie etwa eLearning, buchgestütztes Lernen oder Frontalunterricht wird als blended Learning bezeichnet, wobei mindestens eine dieser Lernformen mit Hilfe elektronischer Medien stattfinden muss.
Bildungsinstitutionen stehen in diesem Zusammenhang vor großen Herausforderungen: Einerseits sollen sie Schülerinnen und Schüler zu medienkompetenten, mündigen Bürgerinnen und Bürgern ausbilden, welche den Umgang mit neuen Medien beherrschen und die immer größer werdende Menge an Informationen kompetent, produktiv und eigenständig zu verarbeiten imstande sind. Andererseits stehen viele Schulen gegenwärtig unter erheblichem Spardruck, so dass sie sich die Anschaffung beziehungsweise den Unterhalt von neuen Medien nicht leisten können. Daraus resultiert, wie mehrere Studien belegen (JIM 2011; JAMES 2012), ein Ungleichgewicht zwischen der privaten und der schulischen Nutzung von neuen Medien. Um dieses Problem zu lösen und neue Medien stärker in Schule und Bildung zu verankern, sind Wissenschaft und Forschung gefragt. Einerseits geht es darum, technische Lösungen zu entwickeln, damit neue Medien großflächig und kostengünstig in den Unterricht integriert werden können. Andererseits gilt es, forschungsgestützt effiziente Unterrichtsszenarien zu entwerfen und zu erproben, die e- und mLearing zu initiieren vermögen. In unzähligen Ländern sind inzwischen unterschiedliche Strategien und technische Lösungen mit dem Ziel erarbeitet worden, neue Medien stärker in den Unterricht einzubinden. Zahlreiche dieser Lösungen und Strategien wurden auf der INTED vorgestellt. Bereits die mit großer audiovisueller Unterstützung präsentierte Eröffnungsrede (Keynote-Speaker: Dr. Tracey Wilen Daugmenty) ließ vermuten, dass bei der Konferenz vor allem eines erwartet werden durfte: viel progressive und technik-optimistische Stimmung. Bezeichnungen mit einer Versionennummer 2.0 oder sogar 3.0 waren keine Seltenheit. Dem Web 2.0 mit seinem ‚User Generated Content‘ wurde großes Potenzial für die Bildung zugesprochen. Eine Ausnahme bildete der polnische Wissenschaftler Nalaskowski mit seiner kritischen Meinung zum Einsatz des Internets in der Schule.
In seiner Präsentation mit dem Titel ‘How the idiot conquered the internet – middle europe example‘ formulierte er die These, das Internet transformiere sich von einer Plattform für hochgebildete Akademiker hin zu einem Unterhaltungsmedium mit irrelevanten Inhalten und Nutzenden aus unterklassigen Bevölkerungsschichten. Die große Mehrheit der Vortragenden vertrat jedoch eine optimistischere Position: Erfahrungen aus Schulklassen, welche mittels Social Network-Plattformen international vernetzt sind, seien bislang vielversprechend ausgefallen. Die sozialen Netzwerke (Facebook und Co.) werden insbesondere für die Fremdsprachenbildung von vielen Seiten als positives Lerninstrument eingestuft. Die zahlreichen positiven Erfahrungen der Vortragenden lassen die Vermutung zu, dass sich in dem oft beschriebenen ‚globalen Dorf Erde‘ eine ‚globale Schule‘ zu entwickeln scheint. Nicht zufällig lobten wohl auch deshalb etliche Vortragende das Internet als ‚motivierend, kulturvermittelnd und lernfördernd‘. Die Diskussionen während der Konferenz stützten die Meinung, dass Neue Medien beziehungsweise die Entwicklung und der großflächige Einsatz neuer Technologien – vor allem im Kommunikationssektor – zu einer grundlegenden Veränderung unserer Gesellschaft führen werden. Will die Schule ihre Rolle als Sozialisationsinstanz einer digitalen Gesellschaft wahrnehmen, muss sie mit den gesellschaftlichen Veränderungen Schritt halten und die Informationstechnologien (ICT) in den Unterricht integrieren. Diese Entwicklung könnte allerdings die Entstehung oder Vergrößerung eines ‚digitalen Grabens‘ begünstigen, da finanzielle Ressourcen innerhalb der Gesellschaft ungleich verteilt sind.
Der Umgang mit teurer ICT, welcher im Schulunterricht zu vermitteln wäre, kann unter Umständen privat aufgrund fehlender Ressourcen nicht angewendet und vertieft werden. Das Gleiche gilt für die Schulen, die es sich, besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern, nicht leisten können, neue Medien anzuschaffen. Da die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer mehrheitlich aus Schwellen- oder Entwicklungsländern kamen, wurden dieser der Sachverhalt und die in diesem Zusammenhang thematisierte Zugangskluft zum Internet intensiv diskutiert. Im Zentrum stand die Frage, wie die Chancenungleichheit, die aufgrund unterschiedlicher finanzieller sowie materieller Ressourcen entsteht, im Kontext des Umgangs mit Neuen Medien in Schulen und anderen Bildungsinstitutionen bekämpft werden könne. Das Potenzial des mLS-Forschungsprojekts, mittels eines ‘Lernsticks‘ eine Brücke über den digitalen Graben zu errichten, wurde mit Interesse verfolgt. Der Lernstick, von der Beratungsstelle für digitale Medien in Schule und Unterricht (imedias) an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt, soll unter anderem der Vergrößerung des digitalen Grabens entgegentreten. Der Lernstick ist eine auf die Schule ausgerichtete technische Lösung, mit dem sich allen Schülerinnen und Schülern ein kostengünstiges Lerninstrument zur Verfügung stellen lässt, das sie in der Schule, aber auch privat nutzen können. Die bis zu diesem Zeitpunkt ausgewerteten Ergebnisse der empirisch erhobenen Daten zeigen, dass Lehrkräfte, Schulleiterinnen -leiter und ICT-Verantwortliche glauben, der Lernstick sei ein wirkungsvolles und effektives Lernwerkzeug.
Der Einsatz dieses Mediums ermöglicht es Schule mit beschränkten Mitteln, mLearning zu implementieren. Die Vorteile des Lernsticks als mLearning-Werkzeug, also das Kosten-Nutzen Verhältnis, der einfache Support, die Flexibilität, die benutzerfreundliche Nutzeroberfläche, die Akzeptanz des Mediums bei den Schülerinnen und Schülern sowie die damit verbundene Konstruktion eines ‚Personal Learning Environments‘ fanden beim Publikum Anklang, was zu regen Diskussionen führte.Die Teilnahme und die Diskussionen an der INTED 2012 verstärken unsere Ansicht, der Einsatz des Lernsticks und die Erforschung seiner Wirksamkeit finde nicht nur nationale, sondern auch internationale Beachtung. Zudem lassen sich – wie immer bei einer solchen Tagung – thematisch fokussierte Kontakte zu anderen Bildungsforscherinnen und -forschern und Bildungsinstitutionen knüpfen. Überdies lernten wir andere Möglichkeiten und Unterrichtsszenarien kennen, die sich dem e- und mLearning verschrieben haben. Der große Andrang sowie die vielen Teilnehmenden lassen darauf schließen, dass Lernen mit neuen Medien weltweit ein zentrales Thema darstellt, mit welchem sich Medien- und Bildungsforschende sowie Medien- und Erziehungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler intensiv beschäftigen.
Dies veranschaulicht die Notwendigkeit, Bildung zeitgerecht zu vermitteln, weshalb neue Medien im Unterricht zum Einsatz gelangen müssen. Die Vorträge, Posterdarbietungen und Diskussionen an der INTED 2012 legen trotz der zuvor angeführten Skepsis den Gedanken nahe, dass sich Bildung, Schule und Unterricht weiterentwickeln und dass man in diesen Bereichen nicht sparen kann – oder wie es Dr. Wilen Daugmenty, einer der Hauptreferenten der INTED 2012, ausdrückt: “Education pays off, because it is the best way to create tomorrow’s future today.”
Literatur:
JAMES-Studie (2010). Jugend, Aktivität, Medien – Erhebung Schweiz. www.psychologie.zhaw.ch/de/psychologie/forschung-und-entwicklung/medien psychologie/forschungsprojekteaktuell/james/james.html (Zugriff: 23.03.2012)
JIM-Studie (2010). Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf10/JIM2010.pdf (Zugriff: 27.3.2012)
www.imedias.ch/lernstickwww.fhnw.ch/ph/zse/index_SoeE www.iated.org/inted2010/