Kathrin Sachs
Beiträge in merz
Kathrin Sachs und Ulla Hannig: 25. Kinderfilmfest München
Auch in diesem Jahr bot das Münchner Kinderfilmfest eine Woche Unterhaltung für Jung und Alt. Alle großen und kleinen Filmbegeisterten waren vom 23. bis 30. Juni 2007 ins Kinderkino im Gasteig eingeladen, sich von spannenden Geschichten aus aller Welt auf der großen Leinwand bezaubern zu lassen. Aufgrund des 25-jährigen Jubiläums des Filmfests München und somit auch des Kinderfilmfestes wurde in Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum München (MZM) ein Trickfilmtrailer produziert. Die Kurzgeschichte sowie die visuelle Umsetzung wurden gemeinsam mit dem KinderHOUSE in Neuhausen erstellt. Der Trailer wurde vor jeder Vorstellung gezeigt und bot eine schöne Einleitung zu den Filmen. Der diesjährige Eröffnungsfilm war die deutsche Produktion Blöde Mütze (vgl. merz 2/07). Daneben waren noch acht weitere internationale Produktionen aus Schweden, Finnland, Israel, Belgien, Frankreich, Norwegen und Kroatien auf dem Kinderfilmfest zu sehen. Diese wurden alle in der Originalfassung gezeigt und im Kino live in deutscher Sprache eingesprochen.Die Filme waren sehr unterschiedlich besucht. In Sven und Ratte und das geheimnisvolle Ufo war das Kino bis auf den letzten Platz belegt, sogar auf den Treppen saßen noch Kinder. Das lag zum einen daran, dass viele Schulkassen sich die Neun-Uhr-Vorstellung als Ausflugsziel ausgesucht hatten und zum anderen daran, dass dies der zweite Teil des erfolgreichen Rattenfilms war.
Die kroatische Produktion Der Geist aus dem Sumpf von Branko Istvancic, der um elf Uhr gezeigt wurde, war leider nicht sehr gut besucht. Neben acht Erwachsenen saß nur ein etwa sechsjähriges Mädchen im Saal. Vermutlich war der Grund dafür die ungünstige Startzeit des Films. Der Geist aus dem Sumpf ist seit 20 Jahren der erste Kinderfilm, der in Kroatien gedreht wurde. Erzählt wird die Geschichte von Miron und Melita, die ihren Freund Liptus auf dem Land besuchen, um dort ein paar entspannende und schöne Winterferientage zu genießen. Doch Zeit für Entspannung und Ruhe bleibt nicht, denn ein Geist verwirrt und beunruhigt das Dorf. Als ihr Freund Liptus im Krankenhaus liegt und ständig das Wort „Geist“ stammelt, beschließen die Freunde, der mysteriösen Sache nachzugehen.Der Film ist spannend und unterhaltsam. Wie bei einem Krimi wartet man auch hier gespannt auf die Lösung des Rätsels und macht sich schon während des Films Gedanken über dessen Ausgang. Gerade durch die von dem Regisseur bewusst gewählten Motive (Dunkelheit, Nebel, düstere Musik) kann die Spannung zum größten Teil bis zum Ende gehalten werden. Die düstere und schaurige Stimmung wird hierdurch gut transportiert.
Der Film hat aber leider auch seine Durchhänger, da die Protagonisten teilweise sehr lange brauchen um ihrem Ziel immer wieder ein Stück näher zu kommen. Der Geist aus dem Sumpf greift Themen wie Freundschaft, Mut und Zusammenhalt auf. Themen, die Kinder interessieren und die sie spannend finden. Dennoch stellte das einzige Kind in dieser Kinovorstellung oftmals Fragen zur aktuellen Handlung und zu Details im Film an die Eltern. Die Tatsache, dass der Film in Originalsprache gezeigt wurde, ein englischer Untertitel ein-geblendet und der Text von einem Sprecher live in deutscher Sprache eingesprochen wurde, machte das Verständnis des Films für das Kind nicht einfacher. Kritisch zu betrachten ist auch der Waffeneinsatz im Film. Nicht unbedingt, weil Wilderer mit ihren Gewehren zu sehen sind, sondern eher die Art, wie die Waffen eingesetzt werden. Sie dienen vor allem dazu, das Geschehen – teilweise unnötig – zu dramatisieren. Trotz der ein oder anderen Kritik ist es ein schöner Kinderfilm. Die Akteure erleben während ihrer Suche nach dem geheimnisvollen Geist aus dem Sumpf viele Abenteuer, denen zu folgen für Jung und Alt ein unterhaltsames Vergnügen darstellt. Zudem gibt der Film einen kleinen Einblick in die kroatische Kultur und Lebensart. Wie nach jeder Vorstellung des Filmfests durften die Kinder den Film bewerten, indem sie ihre Kinokarte in eine von vier Boxen warfen. Eins bedeutet dabei „sehr gut“ und vier bedeutet „gar nicht gefallen“. Dadurch wurde der Publikumsliebling ermittelt, der zum Abschluss des Kinderfilmfests noch einmal kostenlos gezeigt wurde. Das Mädchen, das sich den Film Der Geist aus dem Sumpf anschaute, hat diesen mit der Note DREI bewertet. Der Film wurde ab acht Jahren empfohlen, was auch gerechtfertigt ist, denn wie man an den Reaktionen des Mädchens während des Films feststellen konnte, hatte die Sechsjährige Probleme, den Film zu verstehen.
Außerdem hatten Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre auch die Gelegenheit, auf der Internetseite des Filmfests Kommentare zu den gesehenen Kinderfilmen abzugeben und nahmen dadurch automatisch an der Verlosung von drei Digitalkameras teil.Somit bot das Kinderfilmfest ein abwechslungsreiches Programm, das nicht nur Kinderherzen höher schlagen ließ, sondern auch die Erwachsenen in seinen Bann zog und zahlreiche Diskussionen auslöste. Bleibt zu hoffen, das die kommenden Kinderfilmfeste ein genauso breitgefächertes und verschiedenartiges Repertoire an Filmen präsentieren, die Jung und Alt begeistern und in die Kinos strömen lassen.