Isabelle Schlecht
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online-exklusiv: Isabelle Schlecht: Studienerfahrungen während der Corona-Krise 2020
Unser Leben wurde im Jahr 2020 durch die Pandemie auf den Kopf gestellt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Bereich ist dabei verschont geblieben, auch nicht die Bildung. Ich studiere im Master Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz. Bisher kannte ich nur den Studienalltag mit Präsenzunterricht an der Bauhaus-Universität Weimar, an der ich meinen Bachelor absolvierte. Nun ist plötzlich alles anders.
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Isabelle Schlecht: Ratz Fatz durch die Mauer
Scala Z Media GmbH (2019). Ratz Fatz. Appstore/ Playstore, 3,49 €.
Das Adventure Game ‚Ratz Fatz durch die Mauer‘ beinhaltet verschiedene Rätsel und erzählt die Geschichte des Mauerfalls sowie der Wiedervereinigung Berlins aus der Perspektive eines Raben namens Ratz Fatz. Abwechselnd schlüpft die bzw. der Spieler*in in die Rolle des Mauerhasen Viktor und der Zirkusschimpansin Miss Magic. Dabei lernt sie bzw. er, dass die Grenze im Spiel nur überwunden werden kann, wenn sich die beiden Figuren gegenseitig unterstützen. Zu Beginn des Spiels flüchtet jeder Charakter allein, im späteren Verlauf müssen sie sich helfen, um ihr Ziel zu erreichen. Die beiden Spielfiguren verfügen über besondere Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen über die Mauer zu fliehen. Miss Magic wendet mit ihrem Zauberstab Magie an und hangelt sich an Seilen entlang, während Viktor dazu fähig ist besonders weit zu springen und sich durch verschiedene Tunnel hindurchzubewegen. Im ersten Level gibt der Rabe der bzw. dem Spieler*in den Rat, in den Westen zu ziehen und sich auf die Flucht zu begeben. Im zweiten Level wird die Zirkusschimpansin gesucht. Sollte die bzw. der Spieler*in von einem Suchscheinwerfer ertappt werden, landet sie bzw. er im Gefängnis. Doch das ist noch nicht alles. Als Spieler*in muss man einige Gegner*innen bezwingen, beispielsweise das Schreddermonster, welches die Grenzanlage symbolisiert oder die Wachhunde entlang der Mauer. Die Entwickler*innen des Spiels ließen sich von einem Dokumentarfilm namens ‚Mauerhase‘ (Polen 2009) von Bartek Konopka inspirieren, der die Geschichte der im Todesstreifen lebenden Hasen erzählt.
Die App richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 13 Jahren. Ziel des Spiels ist es, den Mauerhasen Viktor und die Zirkusschimpansin Miss Magic sicher von Ost- nach Westberlin zu bringen. Der Rabe Ratz Fatz gibt den Spielenden dabei hilfreiche Tipps. Spielerisch können in der App die Probleme kennengelernt werden, die sich damals durch die Teilung Berlins entwickelten. Doch nicht nur die Geschichte Berlins kann so vermittelt werden. Der bzw. dem Spieler*in wird auch bewusst, dass Freiheit immer wieder erkämpft werden muss. Die Rätsel sind sehr einfach gestaltet und relativ leicht zu lösen, damit auch die Jüngsten nicht den Spaß verlieren. So gelingt es der App, eine Verbindung zwischen pädagogischem Ansatz und Spaßfaktor herzustellen.
Die unterschiedlichen Kulissen sind äußerst kreativ gestaltet. Die bzw. der Nutzer*in kann einige bekannte Orte Berlins im Spiel erkennen, zum Beispiel verschiedene Sehenswürdigkeiten, den Görlitzer Bahnhof, die Abwasserkanäle unter der Stadt oder den berühmten Checkpoint Charlie. Der bzw. die Spieler*in findet sich in einer interaktiven Umgebung wieder, in der sie bzw. er durch verschiedene Bewegungen Kisten verschieben oder Schalter betätigen muss. Durch einen Algorithmus erhöht sich die Schwierigkeit der einzelnen Level innerhalb der fünf Kapitel. In Bezug auf die Grafik des Spiels lässt sich feststellen, dass diese sehr detailreich gestaltet wurde. Besonders beeindruckend sind beispielsweise die Plakate im Bahnhof, die authentische Werbung aus der damaligen Zeit zeigen. Der grafische Stil bleibt in den einzelnen Leveln stets optisch ansprechend. Das Sounddesign von ‚Ratzfatz durch die Mauer‘ ist durch eine angenehme Hintergrundmusik geprägt. Auch die Synchronsprecher*innen haben ihre Aufgabe sehr gut gemeistert. Sie verleihen den Figuren erst ihren individuellen Charakter. Störend sind hingegen die Bewegungsgeräusche der Charaktere, zum Beispiel beim Laufen, Schwimmen oder Klettern. Sie sind zu laut und wiederholen sich ständig.
Besonders gelungen sind die animierten und vertonten Cutscenes, welche die spannende Geschichte stets zu Beginn eines Kapitels weitererzählen. Eine interessante Besonderheit stellt zudem ein sogenannter Train-Driving-Modus dar, bei dem man als Spieler*in selbst eine schwarze Fluchtlokomotive navigiert. Ergänzt wird das Spiel durch eine multimediale und interaktive Website mit gleichem Namen, die das Wissen der Spieler*innen aus der App weiter vertieft und somit einen Mehrwert für das Spiel bietet.
In Bezug zum Repertoire der Rätsel lässt sich feststellen, dass es dem Spiel ein wenig an Abwechslung und Ideenreichtum fehlt. Geschicklichkeit und Geschwindigkeit sind leider nicht gefragt, da sich die Figuren stets im gleichen Tempo weiterbewegen und das Spiel nicht auf Zeit läuft. Ein Kritikpunkt ist auch die mangelnde technische Umsetzung bei den Bewegungen der Spielfiguren. Die Sprungbewegungen der Charaktere sind an manchen Stationen des Spiels kaum oder erst nach einigen Versuchen umsetzbar. Die Steuerung der Bewegungen über den Touchscreen des Smartphones hängt oft, die Figur bewegt sich dann nicht weiter, sondern bleibt an Ort und Stelle verhaftet oder führt andere, in diesem Moment unerwünschte, Aktionen durch. Dies führt während des Spielverlaufs oft zu Frust. Wenn dieses Problem in Zukunft behoben werden könnte, kann die App als ein lehrreiches und zufriedenstellendes Spiel deklariert werden.
Zusammenfassend handelt es sich bei der Spiele-App ‚Ratz Fatz durch die Mauer‘ um ein sehr gelungenes Adventure Game, welches jedoch durch technische Verbesserungen perfektioniert werden könnte. Die Idee der App, Kindern auf spielerische Art und Weise die Teilung Deutschlands näher zu bringen, ist großartig. Leider hapert es ein wenig an der Umsetzung. Der pädagogische Hintergedanke konnte aber erfolgreich umgesetzt werden. Es lohnt sich, zusätzlich die Website zu ‚Ratzfatz durch die Mauer‘ zu besuchen und die Informationen rund um die Historie und den Fall der Mauer weiter zu vertiefen. So kann vor allem bei Kindern und Jugendlichen ein Interesse für das Thema geweckt werden.